JUST A LITTLE BIT DANGEROUS FEST IX mit LINKE SPIESZER, CULT VALUES, GLOOM SLEEPER, SCAB EATER, THE CELETOIDS, EKE BUBA / 14.10.2016 – Kiel, Hansastr. 48

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Auch das mittlerweile neunte (!) JALBDF bietet wieder eine geschmackvoll zusammengestellte Bandauswahl aus Punk, Hardcore, Postgedöns und Garage. Nicht dass mir die Bands alle bekannt wären, tatsächlich habe ich bisher lediglich CULT VALUES gesehen und bei LINKE SPIESZER ist die Sache aufgrund der Beteiligung diverser Bekannter und der Ansage D-Punk-Cover-Spektakel ziemlich klar. Aber das find ich gerade spannend, denn was gibt es Schöneres als neue Musik zu entdecken?

LINKE SPIESZER

Fotos von Lara


 
Ich hatte allerdings mit deutlich mehr Leuten gerechnet, da das JALBDF doch mittlerweile eine ziemliche Bank ist und es heute keine nennenswerten „Konkurrenzveranstaltungen“ gibt. Möglicherweise ist der gesamte Monat einfach zu vollgestopft. Aber leer wird es auch nicht, sondern schlicht angenehm gefüllt.

 
Anner Kasse


EKE BUBA aus Kroatien lassen gleich mal die STOOGES Auf Speed und mit Meth im Schädel durch die Garage sausen. Die Becken scheppern, Bass und Gitarre prötteln herrlich durch die von Bocky mit Mühe gebändigte Anlage und der Gesang klingt wie das Gestammel eines Fieberkranken. Titel wie „Phone Book Killer“ oder „Braindead“ lassen keine Doktorarbeiten als Inspiration vermuten. Muss ja auch nicht.
 

EKE BUBAEKE BUBA


Die folgende Band stammt aus derselben Stadt, Zagreb, und schlägt stilistisch in eben jene Kerbe. Angekündigt sind THE CELETOIDS als die noch schnelleren Garagepunker, wobei mir eher ein etwas melodiöserer Gesang und mehr Rotz auffallen. Wer weiß aber auch, ob ich die Bands nicht verwechsle? Die Hütte füllt sich, sogar ollen Bernd hockt oben auffer Treppe und hält ‘nen kleinen Powernap, während die Punker vorn erste Tänze aufs Parkett legen.
 

Fight


Das war ja beides ganz geil, aber die erste Band, die mich richtig abholt, sind die Australier SCAB EATER. Die Bandmitglieder kommen auf eine positive Weise aggressiv rüber. Besonders der glatzköpfige Gitarrist geht hart ab und erinnert mich etwas an den jungen Harley Flanagan. Wütend und zähnefletschend kloppen sie auf ihre Instrumente ein – dat ist nix für Ironiepunks. Vielmehr erinnern SCAB EATER an SS DECONTROL oder JERRY’S KIDS – kurze Zweiminüter werden runtergewittert, sodass ich während einer kurzen Entschlackung ein Drittel des Auftritts verpasse. Verkackt sozusagen. Aber die Hansatoilette ist ja nah am Zockraum gelegen, sodass ich immerhin mit den Lauschern an der Wand gut höre. Andi Fies verpasst den gesamten Auftritt, obwohl ich ihm zweimal sage, dass er reingehen solle, weil er die sicher mögen würde. Leider haben SCAB EATER gerade nur noch eine 7“ dabei, es gibt aber mehr Tonträger von ihnen.
 

Einen starken Kontrast setzen dann GLOOM SLEEPER aus Bielefeld. Nach dem energiereichen Auftritt der Australier packen tiefenentspannte Bielefelder den JALBD-Staffelstab und frönen einer Art Dark Wave mit Post Punk-Tupfern. Beim letzten Mal gingen ja TRANSYLVANIA grob in diese Richtung und hatten mir sehr gut gefallen. GLOOM SLEEPER sind im Vergleich tanzbarer und eingängiger, was sich auch gleich auf den Bereich vor der Bühne auswirkt. Der Sänger packt gekonnt Gothic-Melancholie in die Songs, sodass mir einige Refrains jetzt noch im Kopf herumschwirren („Revelations! Revelations!“).


GLOOM SLEEPERGLOOM SLEEPER 


CULT VALUES waren als Support von HAMMERHEAD im Hafenklang von Teilen der Besucher*innen schlicht ignoriert worden. Ich fand die da schon super und fand es etwas schade, dass viele Leute draußen nicht vom Street Boozing abzubringen waren. Da macht der heutige Auftritt vor aufmerksamerem Publikum doch gleich mehr Laune! Der Sänger schiebt seine Visage schnell in die ersten Reihen und frönt der Floorshow. CULT VALUES haben keinen Bock auf gute Laune und verdeutlichen das gleich mal in Songtiteln wie „Prepare For Cold“, „Nothing Here But Ghosts“ oder „Rat Music“. Aber selbst hinter einem neutraleren Titel wie „Spazieren“ verbergen sich Aussagen wie „Just another face in the crowd alone in this rainy nicht“. Find ich gut, denn mir macht die schlechte Laune anderer gleich gute Laune, wenn ihr wisst was ich meine… Die Gitarren treiben unermüdlich nach vorne, jeder Song hat einprägsame Gesangslinien, zu denen sich die Fäuste ballen und Phantomtexte mitschmettern lassen (jetzt hab ich allerdings die LP, die übrigens sehr zu empfehlen ist). Mein Highlight des Abends.


CULT VALUESCULT VALUES 


LINKE SPIESZER-Sänger Marvin (?) schafft es, sich während des Soundchecks derart die Birne an der Wand zu stoßen, dass er sich einen Cut holt und direkt ins Krankenhaus muss! Knockout in der nullten Runde! Ist halt wirklich ein klein bisschen gefährlich hier. Das klingt jetzt, als würde ich mir das ausdenken, ist aber echt so passiert. Ich habe diesen Anblick verpasst, aber offenbar ist der Pechvogel einfach gestolpert -> head meets wall. Warum passiert das eigentlich Bruce Dickinson nie? Aber LINKE SPIESZER haben zwei Sänger und so kann der Auftritt dennoch stattfinden. Bei Deutschpunkkrachern wie „Nacht im Ghetto“, „Wir sind die Ratten“ oder „Filmriss“ sind die Bierfontänen vorprogrammiert, zumal die SPIESZER ‘ne Palette Dosenbier in den Mob pfeffern. Gastsänger Bocky grölt den erwähnten RAZZIA-Song, irgendwann wird auch Herb unter Gejohle auf die Bühne geholt und darf dort abhassen (zu welchem Stück fällt mir grad nicht mehr ein – wer hilft?). Leider fehlen aber doch einige Brecher, die sich von der Band, die (fast) nie probt, nicht so ohne Weiteres improvisieren lassen. Nächstes Mal! Gute Besserung an das Deutschpunkopfer!


LINKE SPIESZERLINKE SPIESZER

 
Ein weiteres tolles DANGEROUS-Fest! Vielleicht sollte die Konzertgruppe das Ding nicht zweimal im Jahr machen, um die Besucher gieriger zu halten. Aber egal, ich wird immer hingehen, sofern ich Zeit hab. Bilder folgen, wurde mir versprochen!


LINKE SPIESZER

Kommentare   

+2 #2 Philipp 2016-10-17 07:33
Bei dir sieht alles nach Abhassen aus, auch luftgitarrespielen...
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+5 #1 HeavyHerb 2016-10-16 21:03
Ich hab nicht abgehasst, sondern Luftgitarre zu "Filmriss" von Knochenfabrik gespielt....
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