SUICIDAL ANGELS, SKULL FIST, EVIL INVADERS, CRISIX / 04.10.2016 - Hamburg, Bambi Galore

0 Dislike0

S_K: SKULL FIST im Bambi Galore - verdammt, endlich sehe ich die mal. Dazu noch CRISIX, EVIL INVADERS und SUICIDAL ANGELS. Sehr gut! Im Großen und Ganzen ist heute alles dabei, um einen herrlichen Abend zu erleben. Im Auto hocken Anna am Steuer, daneben die männliche Hälfte der berühmt-berüchtigten Lobeck-Sisters und hinten Philipp sowie meine Wenigkeit. Auf dem Hinweg labern wir über Festivals, Politik, den leider häufig schlechten Presszustand von heutigen Neu- und Wiederveröffentlichungen auf Vinyl und über etliche andere Themen.

Philipp: Seit Monaten freue ich mich auf dieses Konzert, denn wie unfassbar GIERIG ist dieses Billing bitte? Als ich das Plakat vor Ewigkeiten im Bambi hängen sah, musste ich sofort euphorische SMS-Attacken durchs All schicken und meiner Begeisterung Ausdruck verleihen. Die angeschriebenen Aliens sagen zwar alle kurzfristig ab, doch wir vier irdische Headbanger*innen sind eine tolle Reisegruppe und die Zeit vergeht wie im Fluge bzw als säße Siggi Sick am Steuer.




S_K: Im Bambi angekommen geht es schnell in die Merchecke. Ich habe große Hoffnungen die "Chasing the Dream" abzugrasen und zu meiner Riesenfreude liegt das Teil direkt vor mir. Sänger Zach macht den Verkäufer und rät mir die CD zu kaufen. Klingt besser, meint er. Obwohl der Mensch aus Kanada kommt, hat er einen Akzent wie ein Schotte und haut mir noch superschnell einen anderen Ratschlag um die Ohren. Ich verstehe leider nix und denke mir ... Alter, Du hast noch nicht meine Anlage gehört! Mit einem Phonovorverstärker zwischen Plattenspieler und Vollverstärker, pustet man nämlich so manche CD endgültig ins digitale Jenseits. Und dabei höre ich mit einem gefühlt uralten TECHNICS-Dreher/Tonabnehmer. Mal abgesehen davon, dass auch diese LP wieder mal schlecht gepresst ist bzw. einfach nicht plan aufliegt, klingt das Teil zu Hause in meiner Höhle einfach nur hammerfett. Also lieber Zach - nix mit CDs, Vinyl ist angesagt und zwar verdammt hart!

Philipp: Auch ich ernte bereits vor dem Konzert ab, denn EVIL INVADERS haben zur Tour eine neue EP namens „In For The Kill“ am Start, die mit „As Life Slowly Fades“ und „Raising Hell“ ihre meiner Meinung nach bisher stärksten Songs enthält. Ich wähle das giftgrüne Vinyl, denn das passt zum evil Echsenauge auffem Cover am besten. Und auch die neue SUICIDAL ANGELS wandert in meinen Jutebeutel – allein schon das Ed-Repka-Cover-Meisterwerk lässt Metallerknie weich werden.


S_K: CRISIX: Verpassen wir leider. Die Band spielt schon und da der Mob noch Bier austrinken muss und ich meine LP ins Auto bringen möchte, bekommen wir die spanischen Thrasher nicht mit. Das Bambi ist aber gut gefüllt und am Eingang bildet sich bereits eine längere Schlange.

Philipp: Ja, schade. CRISIX verpasse ich somit zum zweiten Mal, denn die waren tatsächlich bereits einmal 2015 in der Alten Meierei in Kiel als Support von NERVOSA zu Gast und da war ich auch schon viel zu späääät.


S_K: EVIL INVADERS: Die Belgier mit dem hysterisch kreischenden Sänger spielen als zweite Band. Ja, das klingt schon beim Soundcheck ganz schön geil. Technische Probleme gibt es aber dennoch, denn der Gesang ist zu leise und das wird auch später noch bei SKULL FIST so sein. Nichtsdestotrotz lassen sich die vier Invasoren aus dem Bier und Pommes Land nicht weiter davon beeinflussen. Räudiger Speed Metal ballert aus den Boxen und die Haare des Sängers Joe, fliegen ganz wunderschön. Dessen Friese wird nämlich von den Ventilatoren rundherum angehoben, was ihm ein besonders wahnsinniges Aussehen beschert. Irgendwo in den Tiefen des Internets habe ich letztens übrigens gelesen, dass es so manchen Menschen gibt, der mit dem Gesang von Joe nicht klar kommt. Nun ja, ich mag sein Gekreische und Geknurre. Gefühlt endet bei dem Kerl jede dritte Zeile mit einem spitzen, expressiven Schrei der in Falsett-Manier aus seiner Kehle kommt. Dazu eine zackige Mischung aus Speed/Thrash Metal, die spielfreudig ohne Ende ist. Alles in allem schon sehr geil, aber dennoch bleibt bei mir das Gefühl, dass ich EVIL INVADERS gerne mal auf einer etwas größeren Bühne mit besserem Sound sehen möchte. Das Fazit lautet aber dennoch, dass die Belgier amtlich abgeliefert haben!

Philipp: Ich weiß echt nicht mehr, mein wievieltes EVIL-INVADERS-Konzert das heute ist. Aber ich habe hemmungslosen Spaß und finde die Jungs heute irgendwie besser denn je. Und das obwohl die Umstände eigentlich nicht perfekt sind. Der Sound war bei allen anderen von mir besuchten Auftritten der Belgier besser, dazu fällt Joes Gitarre gleich am Anfang aus und weitere technische Fuck-Ups gehen der Band auf den Sack. Aber gerade das stachelt die EVIL INVADERS so richtig an! Joe wirkt mit jedem Song aggressiver und auch seine Mitstreiter versprühen eine kompromisslose Jetzt-erst-Recht-Attitüde. Die Band bangt ja immer, als könne man aus der dadurch freigesetzten Energie irgendwann den Atomstrom ersetzen. Die verzerrten Fratzen und irrwitzig runtergeballerten Songs sind einfach nur der reine Heavy-Metal-Wahnsinn. Mit dem schön roh gespielten VENOM-Cover „Witching Hour“ haben EVIL INVADERS das ausverkaufte Bambi Galore (an einem Dienstag!) endgültig im Sack. Dafür ist jetzt allerdings das EXCITER-Cover aus der Setlist geflogen – beim nächsten Mal gerne beide zocken, haha!


S_K: SKULL FIST: Vor der Bambi-Bühne füllt es sich mehr und mehr und ich erinnere mich daran, dass Jan mir vor kurzem was von dem Skateboard-Unfall des Sängers Zach erzählt hat. Keine Ahnung was dem Burschen genau passiert ist, aber die Verletzungen sind äußerst krass gewesen, siehe hier (http://www.metal-hammer.de/skull-fist-gitarrist-schwer-verletzt-ins-krankenhaus-eingeliefert-30756/). Unter anderem hat er sich einen Halsbruch zugezogen und kann nun nicht singen. Dafür haben die Kanadier einen anderen Sänger mitgebracht und der schlägt sich ganz wacker. Ich muss aber schon jetzt sagen, dass das für mich persönlich nur ok ist und mehr nicht. SKULL FIST leben schon sehr von Zachs Gesangsqualitäten, der einfach eine großartige Stimme besitzt. Und die fehlt mir heute Abend. Genau davon lassen sich SKULL FIST aber nicht beeindrucken und der Bambi-Mob, wie Philipp es gerne sagt, auch nicht. Der Keller ist voll, das Publikum dreht durch, schreit die Texte mit und der gute Zach schreddert seine Gitarre und da er nicht singen kann, spricht er die Texte einfach mit. Und das mit einem großen Lächeln quer über die Fresse. Der Mensch hat Spaß, das Publikum auch und zwar maximal. Zwischendurch springt auch noch ein Held aus dem Publikum auf die Bühne und liefert sich mit dem Ersatzsänger ein Duett. Ein Hit folgt dem anderen und ich vermisse keinen meiner Lieblingssongs. Es bleibt der Umstand mit dem Gesang (zu wenig Volumen/zu leise) und das generelle Soundproblem (eine Gitarre geht immer wieder unter). Alles in allem aber ein großartiger Auftritt von einer der besten derzeitigen Heavy/Speed Metal Bands!

Philipp: Obwohl ich viel Zeit mit sinnlosem Herumhängen im Internet verbringe, ist es völlig an mir vorbeigegangen, dass SKULL FIST mittlerweile einen zusätzlichen Sänger integriert haben. Das lässt jetzt im Nachhinein klarer werden, warum Zach damals erst ausgestiegen ist: Der Freak kann oder darf nach seiner OP nicht mehr wie gewohnt singen, zumindest die höheren Töne werden ohne weitere Operationen nicht mehr abrufbar sein. Ohne Vorbereitung muss also erst mal verdaut werden, dass die sehr charismatische Stimme von Zach fehlt! Aber das neue SKULL-FIST-Mitglied, Brian Stephenson heißt er, wird von der Meute sofort akzeptiert. Sein Gesang klingt dem von Zach generell schon recht ähnlich – es wäre ja auch Irrsinn, hier keinen High-Pitch-Screamer einzusetzen. Ganz dasselbe ist es so natürlich nicht, denn Stephenson singt im Vergleich etwas moderater, aber die Band hat halt mit ihrer wilden Power weiterhin alle Sympathien auf ihrer Seite. Alle Bandmitglieder gehen steil, wetzen, bangen, posen, was der begrenzte Bühnenplatz nur hergibt. Und vor allem der neue Mann hängt sich mit meterhohen Sprüngen und Ganzkörpereinsatz derart rein, dass SKULL FIST heute sogar die besten Reaktionen einfahren. Songs wie „Mean Street Rider“, „Ride The Beast“ oder „Chasing The Dream“ sind aber auch Killerstoff, den nicht mal ein suboptimaler Sound in seiner Durchschlagskraft schmälern kann. Schöner Moment: Mitten im Lied wirft Stephenson das Mikro irgendeinem Freak zu, der es fängt, zwei Zeilen singt und sofort wieder in die Pranken des Sängers zurücklenzt. Am Ende grinsen wirklich alle und natürlich nimmt Zach seinen Gitarrensidekick Jonny auf die Schultern und lässt sich seinen finalen Stagedive nicht nehmen. Ich bin mal gespannt, wie es bei den Kanadiern weitergeht. In jedem Falle: Get Fisted!


S_K: SUICIDAL ANGELS: Die Griechen bauen einfach nur ihr größeres Schlagzeug auf, ballern da ein bisschen drauf herum und das war's. Den großen Soundcheck haben sie wohl schon im Vorfeld erledigt und dadurch erklärt sich auch, dass der Sound bei EVIL INVADERS und SKULL FIST verbesserungsbedürftig war. Letztlich haben die anderen Combos wohl nur einen Linecheck bekommen. SUICIDAL ANGELS, von denen ich nichts auf Vinyl besitze, machen per Intro ordentlich Stimmung. Schwer machen es die Griechen einem nicht - als amtlich anerkannter Horrorfilmexperte ist mir schnell klar, dass da die legendäre Titelmusik von JAWS/DER WEIßE HAI aus den Boxen kommt. Sehr gut, dass ist eh einer der besten Filme ever und passend dazu, ist der Sound jetzt auch nahezu perfekt. Das Publikum (die Reihen haben sich doch etwas gelichtet), wird gnadenlos von den Griechen umgenietet. Es gibt fettesten Thrash ala KREATOR und SLAYER. Und zwar auf einem sehr beeindruckendem Niveau. Jedes Riff sitzt da wo es hin soll. Die Gitarren knarzen fies, die überwiegende Anzahl der Songs ist schnell und brutal komponiert. In einem kurzen Moment bauen die Griechen in irgendeinem Song eine BOLT THROWER artige Walze ein. Das Publikum dreht völligst ab und die Haare fliegen. Mal wieder eine Beweis dafür, wie geil dieser rollende, stampfende Death ist und wie schade es doch ist, dass sich BOLT THROWER aufgelöst haben. Zum Ende hin muss der Sänger dann auch noch ne wall of death initieren. Die jüngeren Mosher bedanken sich, alte Säcke wie ich ziehen sich lieber zurück. Alles in allem klappt das aber ganz gut und das Konzert endet mit zufriedenen Gesichtern. Auf der Rücktour hat Philipp noch leichte Probleme ins Auto zu komme, aber das soll er mal besser selbst erzählen.

Philipp: Als vierte Band mitten unter der Woche und dann noch nach zwei derartigen Granatenbands auf die Bühne zu müssen, ist nun wahrlich kein leichtes Unterfangen. Aber die Griechen punkten durch den besten Sound des Abends und den zwingenden Groove ihrer Thrasher. Natürlich hat es sich mittlerweile leicht geleert, aber es bleiben mehr Leute, als ich gedacht hätte. Ein paar Songs dauert es, bis man sich auf den anderen Stil umgestellt hat – dann heißt es bangen! Wie schon neulich auf dem PSOA wird überdeutlich, dass SUICIDAL ANGELS mittlerweile einen Sack vollgepackt mit starken Songs öffnen können. Die Refrains von „Bloodbath“, „Seed Of Evil“, „Reborn In Violence“ oder „Moshing Crew” bekommt man nicht mehr aus dem Schädel, selbst wenn man sie nur ein einziges Mal gehört haben sollte. Dazu Stakkato-Riffs, pumpende Drum-Rolls und der kehlige Aggrogesang, das punktet einfach, auch wenn SUICIDAL ANGELS ein weniger wildes Stageacting als die beiden vorhergehenden Bands vorweisen können. Von den neuen Songs gefällt mir besonders „Fires To The Front Gate“, ein viehischer Walzer mit durchgeknalltem Solo. Wir torkeln schwanger vor Euphorie zum Auto, mit welchem Anna dann bereits losfährt, während ich erst ein Bein durch die Tür gestreckt habe…


Fotos von Jan ML folgen...

Kommentare   

+1 #2 Philipp 2016-10-10 14:42
Super, Danke für den Link!
Zitieren
+2 #1 Schleicher777 2016-10-10 13:48
Moin Moin allerseits. - Ich habe das Skull Fist Konzert mit meiner Action Cam eingefangen. Hier könnt Ihr es nochmal aus allererster Reihe genießen: https://www.youtube.com/playlist?list=PL1LwSun1OtQbXhFK1BPQVarzZ4EXcf_UN

8)
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv