NEUROSIS, TESA / 16.08.2016 - Hamburg, Gruenspan

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Lange ist es her, dass die Ambiente-Doom-Legende NEUROSIS in der Hansestadt zum Tanz eingeladen hat. So ist dieser Dienstag ein Pflichttermin im Gruenspan auf Hamburgs Kiez. Nicht nur weil NEUROSIS ein neues Album im Gepäck haben, sondern vor allen auch weil das Sextett ohne Mulitmedia-Show aufspielt. Beim letzten Termin an selbigem Ort gab es noch stimmungsvolle Bilder, heute nur einen massiven Sturm von der Bühne.



In sich gekehrt, auf der rechten Seite der Bühne positioniert, machen die drei Litauer von TESA den Auftakt. Ohne Ansagen, ohne Stageacting verlieren sie sich in immer in wiederkehrenden manischen Melodien, die mal sanft, mal aufbrausend eine weitgreifende Stimmung erzeugen. Nur wenig Licht untermalt die vielschichtigen Tonkaskaden, sodass man sich treiben lassen, von einem Gedanken zum anderen springen kann bis man ganz weit weg ist. TESA kommen nur mit ihren drei Instrumenten aus und schaffen es trotzdem, ein umfangreiches Klangerlebnis zu schaffen, das einen immer wieder zu fesseln weiß.

TESA

In der gut 20minütigen Pause wird der NEUROSIS-Merchandise-Stand massiv belagert, alle Einkäufe werden vor dem ersten Ton der sehnsüchtig erwarteten Hauptband getätigt, schließlich möchte man keinen einzigen Saitenanschlag verpassen. So steigen die die Mannen um Frontmann Scott Kelly und Megatrommler Jason Roeder mit „Times Of Grace“ in einem fulminanten Set ein. Mit „Given To The Rising“ kommt schon an zweiter Stelle das erste Highlight, das von seinen gequälten Vocals und seinen manischen Riffs getragen wird. Schon jetzt wird deutlich, dass NEUROSIS bestens ohne Bilder – stille und bewegte – auskommen. Das Augenmerk legt sich mehr auf die Songs, was der Intensität zu Gute der Show kommt. Inzwischen beginnt die Gänsehaut regelrecht zu schmerzen. Nur wenig Licht setzen die Drone-Berserker ein und dann auch nur weißes, was extrem für Stimmung sorgt. Mit „Bending Light“ folgt der erste neue Songs, der sich nahtlos in die superbe Setlist einfügt. Er braucht zwar lange bis er anfängt, steigt dann aber mit einer Urkraft, die die Songs von „Through Silver And Blood“ mal ausmachten. „Lost“ zerrt noch mehr an der Gänsehaut, während „Distill (Watching The Swarm)“ wie ein kalter Sturm durch das Gruenspan zieht. Nur selten stören tumbe Hobbyfilmer den Auftritt einer Band, die sich den Arsch abspielt. Bevor einer der Band-Klassiker schlechthin das Publikum in Ehrfurcht erstarren lässt, geben NEUROSIS noch einen weiteren neuen Song preis, der die Vorfreude auf das kommende Album weiter anheizt: „Broken Gound“. Bei „Takeahnase“ und dem folgenden „At The Well“ fahren NEUROSIS ganz schwere Geschütze auf. Die Atmosphäre ist dermaßen intensiv, wie sie seit langem nicht mehr auf einem Konzert der Kalifornier zu erleben war. Alle sechs Bandmitglieder gehen vollends in ihrer Musik auf. Dave Edwardson und Steve Von Till gehen dermaßen im Takt mit, dass man Angst um ihre Rücken haben muss, ebenso wie um die Tasteninstrumente von Noah Landis. Als wenn das alles nicht genug ist, lassen NEUROSIS einen grandiosen Auftritt mit einer monströsen Version von „Through Silver In Blood“ und einer intensiven Trommelorgie ausklingen.



Auch nach 30 Jahren sind NEUROSIS-Konzerte noch immer ein Erlebnis der Extraklasse. Als die Band sich von Josh Graham und ihrer multimedialen Unterstützung verabschiedeten, hat sie sich wieder neu erfunden. Schließlich haben sie als eine der ersten Bands mit Diaprojektoren und Super-8-Filmen herumexperimentiert. Die Kapitel ist nun geschlossen, das aktuelle ist weit offen und wird noch für viel Spannung in Zukunft sorgen.



Fotos by Christian Zimmermann


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