BLACK SABBATH, RIVAL SONS / 08.06.2016 – Berlin, Waldbühne

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Und dann gab es da die Band, deren als “The End” betitelte Abschiedstour keine Promo-Methode war. Die alle Jahre wiederkehrende „Letzte-Tour“-Masche ziehen in den letzten Jahren ja so einige durch. Von dieser Sorte sind wohl JUDAS PRIEST noch am sympathischsten, die angesichts einer Album-/Tour-Ankündigung kritisch gefragt wurden, ob sie sich daran erinnerten, dass doch die vorherige Platte und die vorherige Tour bereits jeweils die „Auf Nimmerwiedersehen“-Veranstaltung gewesen sein solle, und antworteten: „Ach so, das, ja, das war gelogen.“ BLACK SABBATH lügen leider nicht. Toni Iommi hat Krebs. Die Behandlung verlaufe zwar gut, aber das stetige Reisen verbessere seine Werte nicht gerade. Also wirklich das Ende. Was die Band nicht davon abhält, noch mal grandios abzucashen: An den Merch-Ständen gibt es eine neue CD zu erwerben, welche vier neue, unveröffentlichte Stücke enthält (Studio, Rick Rubin) sowie vier Liveaufnahmen. Kein Booklet, lediglich so’n Pappklappdingsie mit ein paar warmen Worten drinne. Preis: 30,- Euro. Mit Autogrammen: 90,- Euro. Ich Suchti ernte natürlich immerhin die Version ohne Autogramme ab und bin trotz des stolzen Preises später froh, denn es dauert nicht lange, bis der Tonträger ausverkauft ist. In beiden Varianten.

BLACK SABBATH


Fotos von Jan ML




Dem prallvollen Amphitheater werden zunächst RIVAL SONS vorgesetzt. Die hatten mir bereits im Vorprogramm von DEEP PURPLE im November 2015 gefallen. Allemal besser als so ein All-Star-Kollektiv und ein paar Ex-Beta-Guns+Roses-Arschlöcher wie THE DEAD DAISIES (Zitat Steffen Frahm), die man im Vorprogramm von KISS ertragen musste! Jay Buchanan klingt wirklich wie ein junger Robert Plant und die Kalifornier wuchten schwere Orgelklänge ins Rund, welche auf sabbatheske Riffs treffen. Das Manko stellen allerdings wie so oft fehlende große Refrains und Hooklines dar. Das plätschert insgesamt bei aller musikalischen Qualität dann doch zu sehr vor sich hin. Außerdem wird man bei zunehmender Spieldauer irgendwann nervös. Schließlich geben BLACK SABBATH in wenigen Momenten ihr wohl letztes Deutschlandkonzert!


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Und da sind sie! Ozzy! Toni Iommi! Geezer Butler! Und ein Schlagzeuger, den sicher nicht alle Anwesenden beim Namen nennen können. Dabei hat Tommy Clufetos sich in den letzten Jahren als verdammt guter Drummer bei BLACK SABBATH (und in OZZYs Soloband) gezeigt. Auch wenn es schade darum ist, dass Bill Ward nicht dabei ist, muss man sich schon fragen, ob die Chose mit dem Originalschlagzeuger so tight und heavy geklungen hätte. Denn HEAVY sind BLACK SABBATH heute! Glockenschäge, Unwetter – der Opener und Gänsehauterreger heißt „Black Sabbath“. Ozzy jault beschwörend die imaginäre Gestalt an, die vor ihm stehe: „Big black shape with eyes of fire / Telling people their desire / Satan's sitting there, he's smiling / Watches those flames get higher and higher / Oh no, no, please God help me!” Wen das nicht packt, der kann hier nur falsch sein und hat offenbar das falsche Ticket gekauft. Die wichtige Frage: Wie singt Ozzy, wie fit ist er? Er singt definitiv durchgehend okay bis gut, wenngleich nicht ganz auf der Höhe des Dortmund-Auftritts im November 2013. Auch scheint er etwas fahriger zu agieren und sein Bewegungsradius wirkt heute geringer. Geschenkt. Wenigstens merkt man, dass BLACK SABBATH nicht irgendwie rumtricksen und gerade dadurch Tonnen an Magie durch die Boxen drücken. Eine Bekannte spürt diese Magie derart stark, dass sie die ganze Zeit Gänsehautattacken durchlebt - und das sogar an ungewöhnluchen Körperstellen: "Ich wusste gar nicht, dass man die am Arsch auch haben kann!"


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Die nächsten Stationen heißen „Fairies Wear Boots“, „After Forever“, „Into The Void“ (Argh! Ohrwurm für Wochen!) „Snowblind“ und „War Pigs“ – gespielt werden auf dieser Tour ausschließlich Klassiker. Und das ist mein einziger Kritikpunkt an dem Konzert, denn gerne hätte ich wenigstens einen oder zwei Songs von der überragenden „13“ gehört. Aber gut, „Behind The Wall Of Sleep“, „N.I.B.“, „Hand Of Doom“, „Rat Salad“, “Iron Man”, “Dirty Women”, “Children Of The Grave” und “Paranoid” sind ‘ne Gönnung und doomen diese leichte Kritik zielsicher ins Unterbewusstsein. Der Sound ist wie letzte Woche bei IRON MAIDEN richtig gut, die Sichtverhältnisse ebenfalls optimal. Bühnenaufbauten und Licht werden eher schlicht gehalten, größere Showeffekte würden auch nicht zu der Band passen, finde ich. Die Songs von BLACK SABBATH mit Ozzy am Mikro live zu hören, ist grandios genug. Noch vor fünf Jahren hätte ich nicht zu hoffen gewagt, mal in diesen Genuss zu kommen und nun konnte ich dem gar zwei Mal beiwohnen. Auf der Rückfahrt sinnieren wir schon, ob man sich nicht das allerletzte BLACK-SABBATH-Konzert angucken sollte, welches die Band unlängst angekündigt hat: 04.02.2017 in Birmingham…


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