MANILLA ROAD, MASTERS OF DISGUISE / 11.05.2016 – Hamburg, Rock Café St. Pauli

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Soweit ich weiß, spielen MANILLA ROAD heute zum ersten Mal in Hamburg, sind in Norddeutschland bisher lediglich mit ihren Auftritten in Itzehoe 2013 (legendär) und auf dem HOA 2009 (hab ich aufgrund eigener Bandaktivitäten leider verpasst) vertreten gewesen. Und das bei einer fast vierzigjährigen Bandgeschichte, denn die Epic Metaller haben sich immerhin 1977 gegründet! Erfreulich aber, dass der Kult um die Band in den letzten Jahren größer geworden ist, die Jungs regelmäßig touren und immerhin Läden von der Größe des Rock Cafés ausverkauft melden können, und das an einem Mittwoch. Noch wichtiger: Der altersmäßig bunt durchmischte Mob dreht wirklich richtig am Rad und erzeugt nach jedem Song ein Jubelgeschrei von imposanter Lautstärke.


MASTERS OF DISGUISE sind bekanntlich aus den 2009/2010 neugegründeten SAVAGE GRACE hervorgegangen. Im Grunde handelte es sich um einige ROXXCALIBUR-Musiker mit Chris Logue, und es sollte eigentlich auch ein neues SAVAGE GRACE-Album geben. Vor dessen Fertigstellung verschwand der SAVAGE GRACE-Mastermind jedoch mal wieder spurlos von der Bildfläche. Das fertiggeschriebene Material wollten die Jungs dann aber offenbar nicht in die Tonne kloppen und veröffentlichten es unter dem Namen MASTERS OF DISGUISE mit Alexx Stahl am Mikro. Mittlerweile sind ein weiteres Album, ‘ne EP und weitere Umbesetzungen erfolgt. Alles klar? Nein? Dann ganz kurz: MASTERS OF DISGUISE = geil schneller US/Speed Metal zwischen SAVAGE GRACE (ach was), AGENT STEEL, HEATHEN oder OMEN. Herrliche Gitarren, alles sehr kraftvoll gespielt. Das kommt auch beim Hamburger Metalmob hervorragend an – die Reihen sind bereits bis zur Bühne dicht geschlossen, Fäuste werden gereckt, Bierbecher und Haupthaar geschwungen. Zunächst fehlt mir die zweite Gitarre doch sehr – Gitarrist Wolle Buchinger ist aufgrund der diese Tage erfolgenden Niederkunft seiner Frau verständlicherweise zu Hause geblieben - , aber nach ein paar Songs hat der Mischer das Ding gut im Griff und Riffmeister Kalli Coldsmith schrubbt eh für zwei. Die sympathische und spielfreudige Band hat den Bogen raus, Melodien zu schreiben, die wirklich fast so einprägsam sind wie die der oben angeführten Referenzen. Dazu mit Herrn Stahl einen Wahnsinnssänger, dem allein nach all den ROXXCALIBUR-Coversongs mittlerweile vor lauter auswendig gelernter Lyrics der Kopf explodieren müsste. Macht richtig Laune. Seltsam nur, dass die neue EP mehrfach angepriesen wird, aber kein Stück davon gezockt wird (den METAL-CHURCH-Song „Battalions“ hätte ich gern gehört). Immerhin gibt es mit „Bound To Be Free“ noch einen SAVAGE-GRACE-Classic. Geil!


Ich hab zwar schon eingangs auf die Reaktionen der Besucher_innen hingewiesen, muss aber einfach nochmal betonen, wie heftig laut und euphorisch der Mob abgeht. Nach jedem Song ein Aufschrei, der die Ohren bimmeln lässt! Und ich mach hemmungslos mit. Wie lässt sich diese Begeisterung erklären, welche an einem Konzerttermin unter der Woche die Amateurfeierclowns einer Samstagnacht blass aussehen lässt? Ich sehe mehrere Faktoren: Erst mal natürlich die Songs, die zum Teil über Jahrzehnte an Wert gewonnen haben. Heutzutage vergeht kein HOA-Wochenende, an dem nicht irgendwo „Necropolis“ über den Zeltplatz donnert. Dann natürlich das Charisma von Mark "The Shark" Shelton (g, v), Bryan "Hellroadie" Patrick (v), Joshua Castillo (b), und Neudi (d), welche die Stücke souverän und unaufgeregt, aber mit viel Bock und Herzblut vortragen. Vor allem Shelton wirkt mit seiner gegerbten Physiognomie wie ein Hippieurgestein, das in sich selbst ruht. Wie schon 2013 ist die Band hervorragend eingespielt, was durch den transparenten Mix deutlich wird. Ein sehr angenehmes Klangbild, wie ich finde. In Itzehoe gab es ein Zweieinhalb-Stunden-Set. So lange wird heute nicht ganz gespielt, aber zwei Stunden MANILLA ROAD werden es ungefähr gewesen sein. Zwei Stunden ohne einen langweiligen Moment, aber mit Karrierehighlights wie „Hammer Of The Witches“, „Witches Brew“, „Cage Of Mirrors“, „The Ram“, „Crystal Logic“ oder natürlich „Necropolis“. Epischer Wahnsinn!

Übrigens habe ich fürs Review mal den Schlagzeuger Neudi wegen der Setlist angeschrieben. Tatsächlich schreibe die Band sich auf Tour gar keine Setlisten, sondern agiere einfach nach Lust und Laune. Ziemlich beeindruckend angesichts des Repertoires! O-Ton Neudi: "Wir machen einfach. Ich erinnere mich an:

Road of kings
Divine victim
Open the gates
Reign of Dreams
Truth in the ash
Cage of mirrors
Necropolis
Crystal logic
The ram
Up from the crypt"


Kommentare   

+2 #2 Philipp 2016-05-17 10:11
Danke, Titus. Jetzt wo du es sagst, dämmert es mir langsam wieder. Der Song ist auch tatsächlich auf der EP.
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+3 #1 SaintTitus 2016-05-16 20:32
Masters of Disguise haben "Torture Me" gecovert, das, sowiet ich weiß, auf der aktuellen EP ist.

Ich würde meinen bei MR waren noch dabei:

Mystification
Death by the Hammer
Heavy Metal to the World
Witches Brew
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