DON AIREY & FRIENDS / 19.03.2016 – Hamburg, Downtown Bluesclub

0 Dislike0

Philipp: Wer auf melodischen Hardrock / Heavy Metal steht, wird mit ziemlicher Sicherheit Alben in seiner Sammlung stehen haben, auf denen DON AIREY georgelt hat. Denn der Kerl hat auf über unfasslichen 200 Platten die Hammond Orgel wabern lassen! Darunter auf Überklassikern wie „Blizzard Of Ozz", „Painkiller", „Back On The Streets", „Down To Earth" oder "Difficult To Cure". Seit 2002 ist er bei DEEP PURPLE und hat mich bei den letzten Konzerten sowie auf der „Now What!?" nachhaltig geflasht. Da elektrisiert mich doch die Nachricht, dass Mister Airey eine Clubtour mit befreundeten Musikern macht! Zumal die Namen sich gut lesen: Carl Sentance (PERSIAN RISK, seit einiger Zeit auch bei NAZARETH) weilt am Mikro, Simon Mc Bride (SWEET SAVAGE) bedient die Gitarre, Jon Finnegan (GANG OF FOUR) sitzt am Schlagzeug und Laurance Cottle hat neben diversen Jazz-Geschichten u.a. bei ALAN PARSONS PROJECT und auf der „Headless Cross"-LP von BLACK SABBATH Bass gezockt. Klingt schon gierig, aber als wie fit sich diese Musiker und diese Band dann erweisen sollen, das hätte ich dann doch nicht erwartet!

MetalSon: Natürlich habe auch ich ein paar Alben auf denen Don Airey mitgewirkt hat in der Sammlung. Doch sind das noch längst nicht alle, die mensch gern mal hört (die entsprechenden Rainbow-Alben fehlen mir zum Beispiel). Wie schon bei Jon Lord ist auch die musikalische Ausrichtung des Spiels von Don Airey auf Grund der (Hard) Rock- und Klassikanteile sehr abwechslungsreich. Don Airey alleine wäre sicher schon ein Konzert wert, wenn ihn dann aber noch solche Freunde begleiten, dann ist ein Besuch einfach Pflicht.




Philipp: Wir trudeln per Bahn und Bus rechtzeitig ein und harren der Dinge, die da kommen. Betreiber Uwe kündigt bei seinem obligatorischen Programmausblick an, demnächst direkt im Downtown Bluesclub einen VVK anzubieten: „Da kommt soviel on the top auf die Karten, das braucht doch kein Mensch." Außerdem: Er habe heute bereits den Soundcheck genießen können und garantiere uns einen tollen Abend.

MetalSon: Die Anfahrt verläuft wieder sehr entspannt. Es ist schon fast angenehm, nicht direkt im Zentrum zu sein. Der Bluesclub besitzt einen sehr angenehmen Charme, der die passende Atmosphäre für die älteren Bands und Musikschaffenden bietet. Vor dem Beginn meinen wir, dass Konzerte von aktuellen „Retrorock"-Bands ebenso gut funktionieren könnten.          


Philipp: Dass wir den bekommen, macht gleich der Opener „Spotlight Kid" klar! Viele Bands grooven sich ja erst mal mit einem gemütlichen Midtempotrack ein. Die Recken um Don Airey fahren den Boliden aber gleich mit 200 mph auf die Startbahn! Holy smokes, da fliegen aber die Funken! Und es wird nicht eine Note unsauber gespielt. Aber auch nicht etwa ohne Leidenschaft, wie mensch ja denken könnte, wenn von technischer Perfektion gesprochen wird. Der RAINBOW-Kracher erstrahlt in einer Topversion und im Mittelteil drehen Airey und Mc Bride vollständig am Rad, wirbeln sich die Parts gegenseitig um die Lauscher. Simon Mc Bride zockt unfassbar nah an den Originalen und versetzt sich im Laufe des Abends in Gitarreros wie eben Ritchie Blackmore, Gary Moore oder Randy Rhoads. Wobei die Darbietung aller fünf Musiker begeistert, die es übrigens nicht nötig haben, großartige Solo-Spotlights zu bekommen. Ist ja nicht selbstverständlich, denn bei den bisher genannten Bands war (und ist) das durchaus der Fall. Auch verschont uns der King der Hammondorgel mit irgendwelchen klassischen Stücken (im Sinne von Bach, Beethoven oder so, ne). Rock meets Classic ist ja so gar nicht mein Ding, wobei DEEP PURPLE und RAINBOW das noch am ehesten dürfen... Stattdessen gibt es einen Kracher nach dem anderen, wobei neben den ganz offensichtlichen Hits („Mr Crowley" mit Aireys wohl berühmtesten Part, dem legendären Intro; „Back On The Streets" von GARY MOORE...) auch weniger bekannte Songs gespielt werden. „Weiss Heim" war zum Beispiel lediglich die B-Seite der „All Night Long"-Single. Unfassbar eigentlich, was für ein genialer Song! „Sorry for the bad grammar. Of course it should be called „Weißes Heim", entschuldigt sich Don Airey mit immer wieder aufblitzendem britischen Humor („Ich mag sowas ja auch sehr." – MetalSon). Auch klasse der DEEP-PURPLE-Groover „Rapture Of The Deep". Oder das Prog-Inferno „The Inquisition" von COLOSSEUM II, bei dem Bassist Laurance Cottle mit verschachtelter Rhythmik seine Jazz-Wurzeln zeigt. Ansonsten find ich es zu geil, die ganzen RAINBOW-Classics der späteren Phase mal live zu hören. Viel zu häufig werden RAINBOW auf die DIO-Jahre reduziert. Klar, die sind top, aber Alben wie „Down To Earth" und „Difficult To Cure" verbinden für mich auf sehr schöne Weise Pop-Appeal mit spielerischem Anspruch. Und hab ich überhaupt schon hinreichend von Carl Sentance geschwärmt? Der hatte mich schon auffem HOA zwei mal mit PERSIAN RISK umgehauen, der Typ ist krass gut in Form und singt wie ein junger Ian Gillan. Von DEEP PURPLE sind indes gar nicht so viele Titel dabei. Wozu auch, schließlich ist Don Airey mit denen ausgiebig unterwegs. Statt „Black Night" (dem einzigen Stück auf der Setlist, welches gar nicht unter Mitwirkung von DA entstanden ist) (MetalSon: Bei Since You Been Gone" (Russ Ballard) bin ich mir auch nicht sicher) hätte ich allerdings doch lieber ein neueres PURPLE-Stück gehört. Mit „Since You Been Gone" versetzt mir die Band kurz davor noch einen Ohrwurm, der sich noch Tage später durch mein Hirn wühlt. „Your poison letter, your telegram / Just goes to show you don't give a damn!" - herrlich.

MetalSon: Kein Herantasten an das Tempo der Songs. Das Tempo der dargebotenen Songs ist überwiegend im Up- und Midtempo angesiedelt. Angekündigt wurde das Konzert als „Don Airey & Friends - Playing the Music of Rainbow, Colosseum 2, Stravinsky,Bach.The Nice plus the usual hits." Im Vorfeld erwartete ich eine Dominanz von Rainbow und Deep Purple Songs, da diese einen höheren Bekanntheitsgrad und zum Teil auch „poppigeren" Charakter besitzen. Zum größten Teil beschreibe ich die Setlist als sehr gelungen. Klar, zu kurz wie eigentlich immer. Aber was will mensch bei so viel Material machen? Und auch ich hätte lieber einen Song des aktuellen Deep Purple Albums gehört statt „Black Night". Ansonsten vielleicht lieber noch einen Song von Persian Risk statt eines Rainbow Songs und ein längeres Solo von Don Airey mit mehr klassischen Elementen. Ich kann die Setlist allerdings auch gut nachvollziehen und finde sie nicht schlecht. Das ganze „ich hätte gerne noch Song X und Y gehört" wirkt halt schnell sehr meckerig. Dazu gab es aber keinen echten Grund. Die Band ist sehr fit und strahlt viel Spielfreude aus. Am beeindrucktesten bin ich von Simon McBride, der die Originalinstrumentalisten mit viel Leidenschaft und Power würdig vertritt. Doch auch die anderen sind bestens aufgelegt.

Insgesamt ist der Sound wieder extrem gut, da sehr klar und kraftvoll. Weiter hinten dürfte der Gesang auch nicht (ab und zu) im Soundgewand der Instrumente untergegangen sein.

Nachdem Konzert gibt es doch tatsächlich wieder welche, die sich mitgebrachte Cover signieren lassen. „Unfasslich! Wer macht denn sowas?" :D Die Musiker sind nach dem Konzert jedenfalls entspannt und mischen sich unter die Besucher*innen. Immer wieder sympathisch. Gern mal wieder!    

Nach dem sehr gelungenen Abend muss ich erstmal los und noch ein paar Alben von Colloseum II, Rainbow und Co. „abernten".

Setlist:

(Intro: Prokofiev - Montagues And Capulets)
Spotlight Kid
3 O' Clock In The Morning
Rapture Of The Deep
No Release
Endless Night
Rocket To The Moon
Lift Off
Love You Too Much
The Inquisition
Weiss Heim
Fire
Back On The Streets
Mr. Crowley
All Night Long
Lost In Hollywood
Bad Girl
Since You Been Gone
Black Night


Mehr Bilder von JanML

Kommentare   

0 #1 Philipp 2016-05-19 17:07
Geil! Jetzt mit Bildern von Jan ML.
Zitieren

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv