THE VINTAGE CARAVAN, DEAD LORD, TIEBREAKER / 07.02.2016 – Kiel, Pumpe

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Kennt ihr das Gefühl ungläubigen Staunens, wenn ‘ne Band, für die ihr quasi schon durch ganz Deutschland gebrettert seid, plötzlich in eurer Hometown zockt? Im verfickten Kiel-Loch, wie ein gewisser Kollege sagen würde! Freude. Aber auch Skepsis, was Kiel an einem Sonntag so zu bieten hat… Eins kann aber schon mal gesagt werden: Der Vorverkauf läuft so gut, dass die Veranstaltung vom Roten Salon in den Saal der Pumpe verlegt wird. Man sperrt zwar den vorderen Bereich ab, dort ist es dann aber wirklich gut gefüllt.

DEAD LORD


Fotos von Evelyn Steinweg, https://www.facebook.com/evelyn-steinweg-photographie-497391343665184/?fref=ts




TIEBREAKERTIEBREAKER


Zunächst fühle ich mich noch nicht ganz so nach Rock’n’Roll-Action. Anderen geht es auch so. Wir denken uns daher, die Sache erst mal ruhig angehen zu lassen, die erste Band noch chillig vom Sofa aus zu genießen und dabei unser Schlafdefizit zu bekämpfen. Doch was ist das? TIEBREAKER reißen uns beim ersten Stück von der Couch. Die uns noch unbekannte Band hat nämlich einen Hammersänger am Start. Espeland Karlsen heißt der Gute und besitzt ein rauchig-melodisches und ungemein voluminöses Organ. Unter zuckenden Bewegungen erweckt Karlsen den Eindruck, hier gerade voll bei der Sache zu sein und einer echten Motivation zu folgen, etwa den Teufel um die Rückgabe seiner leichtfertig vergebenen Seele anzusingen. Aber auch der Rest der norwegischen Classicrocker hat es drauf: Die tolle Gitarrenarbeit erinnert bisweilen an LED ZEPPELIN, das souveräne Zusammenspiel kann sich lässig swingende Parts erlauben oder einen groovenden Punch erzielen. Angenehme Überraschung!


DEAD LORDDEAD LORD


Yeah, an DEAD LORD hab ich mich bisher noch nicht sattsehen können. Und obwohl mein letztes Konzi der Schweden erst fünf Monate her ist, hab ich richtig Bock. Die Jungs versprühen einfach immer sauviel Spielfreude. Der Spaß, den die auf der Bühne ganz augenscheinlich haben, überträgt sich direkt auf den Mob. Wenn Gitarrist Hakim Krim seinen Kollegen Olle Hedenström zum „Rock Off“ auffordert, glühen nicht nur die Gitarren. Die beiden schießen sich an dieser Stelle des Sets so lange Riffs und Schweinereien zu, bis Hakim schließlich auf Knien zockend vor seinem Amp zusammenbricht, der mit einer kleinen Rauchsäule signalisiert, wer das Duell gewonnen hat. Herrlich. Derartige kleine Showeinlagen können aber nicht davon ablenken, dass DEAD LORD brutal gutes Songwriting am Start haben – meine Faves sind heute u.a. „Hammer To The Heart“, „Onkalo“, „Because Of Spite“ und „Hank“. Ich finde mich mal wieder bestätigt, dass Begriffe wie „retro“ oder „vintage“ im Grunde nicht passen. Das ist einfach zeitlos geile Scheiße, die es IMMER geben wird und die man nicht auf eine bestimmte Dekade reduzieren darf. Im Vergleich zu den anderen bisher von mir gesehenen DEAD-LORD-Auftritten dreht das Publikum weniger am Rad, aber hey, es ist Kiel, es ist Sonntag – unter diesen Umständen können die Stockholmer zufrieden sein. (Und wie sich später zeigen soll, sind sie es auch durchaus. Im Mob ist zum Beispiel ein Typ mit DEAD-LORD-Logo-Tattoo, was man als Band sicher nicht auf jeder Show erlebt.)


DEAD LORDDEAD LORD


Auf THE VINTAGE CARAVAN war ich im Vorfeld gar nicht so fixiert, was wohl an meiner Begeisterung für DEAD LORD lag. Doch auch die Isländer holen mich dann vollständig ab. Erst glotze ich nur so von der Seite, um wenig später headbangend in der ersten Reihe zu stehen. Das Trio macht sehr viel Dampf – Oskar Logi (g, v) und Alexander Örn (b) rennen eigentlich ständig von einer Bühnenseite zur anderen und rempeln sich wohl eher nur durch Glück nicht über den Haufen. Mir fällt auf, wie dynamisch die Band spielt: Da sind Passagen, in denen VC regelrecht lospeitschen, um dann auch wieder ganz entspannte blueslastige Parts zu zocken. Da vergisst man leicht, wie jung die Bandmitglieder noch sind. Dafür haben sie jetzt schon einiges vorzuweisen und feiern heute zu Recht ihre erste Headlinertour. Ich kenne nicht alle Stücke, aber „Craving“, „Cocaine Sally“ und „Carousel“ notiere ich mir als besonders mitreißend auf den mentalen Schmierzettel.



THE VINTAGE CARAVANTHE VINTAGE CARAVAN



Am nächsten Tag hat der Tourtross einen Day-Off. Das bedeutet: Party in der Pumpe. Und ich wollte doch eigentlich früh zu Bett…


THE VINTAGE CARAVANDEAD LORD in der Pumpe

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