BLACK TRIP, REDS’COOL / 19.09.2015 – Hamburg, Knust

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Wie zur Hölle schaffen es die ENFORCER-Typen Joseph Toll (Gitarrist bei ENFORCER und Sänger bei BLACK TRIP) und Jonas Wikstrand (Drums in beiden Bands) bloß, in zwei derart geilen Combos gleichzeitig zu spielen? Nach dem letzten ENFORCER-Killer „From Beyond“ kloppen nun BLACK TRIP ihr zweites Album „Shadowline“ raus – und trotz der momentanen Veröffentlichungsflut setzt sich das Ding derart gut durch, dass die Erstauflage des Vinyls bereits vergriffen ist (psst, Mailorder wie Underground-Power haben das Album noch in stock). Wobei die Qualität der Songs sicher nicht nur auf die beiden erwähnten Bandmitglieder zurückzuführen ist – einen zentralen Songschreiber stellt Peter Stjänvind (g, ENTOMBED, NIFELHEIM, MERCILESS, KRUX usw.) dar und auch Sebastian Ramstedt (g, NECROPHOBIC, NIFELHEIM, EXHUMED…) sowie Johan Bergebäck (b, DISMEMBER, NECROPHOBIC, NIFELHEIM, EXHUMED…) dürften mit ihrer Erfahrung zum Gelingen der Songs beigetragen haben, dazu kommt ja noch Nicke Andersson als Produzent mit einer seiner stärksten Leistungen. „Going Under“ hat sich mit seinen THIN LIZZY- und early MAIDEN-Vibes mit der Zeit immer stärker in mein Bewusstsein geschoben und das neue Biest pustet gleich bei Erstkontakt aus dem Sessel. Also ab ins Knust, um diese Freaks auf ihrer ersten Deutschlandtour brennen zu sehen!

BLACK TRIP 


Fotos von Petrunella Rübensüß und Niels Andersen




Vor dem Knust treiben sich erfreulich viele Headbanger herum. Ich war ja doch gespannt, wie viele Nasen sich an diesem mit Terminen proppevollen Wochenende einfinden werden. Aber auf die Hamburger „Szene“ ist Verlass, und auch aus Kiel sind mehrere Grüppchen eingetrudelt.


REDS’COOL stammen aus Russland, was den Bandnamen gleich viel witziger erscheinen lässt. Sie waren wohl auch Vorband auf der letzten ACCEPT-Tour. Bei verdammt gutem Sound ertönt leicht sleaziger Hardrock, der schon mal gute Laune erzeugt. Der agile Sänger wirft sich in herrliche Posen und hat den Hüftschwung so gut drauf wie der junge Coverdale. Einige Refrains sind schon hart cheesy und insgesamt wär mir die Mucke etwas zu seicht, um mir ein Album der Band zu holen. Aber jetzt und hier hab ich durchaus Spaß und spendiere der spielfreudigen Band und der übertrieben sexualisierten Show des Sängers so einige Grinser. Slava Sparks Stimme muss ganz ohne Ironie als ziemlich großartig bezeichnet werden – rau, melodiös, bluesig! Und einige Refrains bleiben auch hängen, z.B. der von „Bad Story“. Kann man mal haben.


BLACK TRIP



Wow, das ist mal 'ne kurze Umbaupause! Ich hab wirklich gerade ein Drittel meines direkt nach REDS'COOL akquirierten Bieres getrunken, da ertönt bereits das Intro. Und los geht’s mit dem Opener des neuen Albums, „Die With Me“. Alter, was für ein Killersong! Geilste Riffs, die sowas von mitreißend sind, und ein genialer Refrain. Das vordere Drittel des gut gefüllten Knusts geht sofort steil und hört bis zum Ende des Auftritts auch nicht mehr auf, zu zappeln und zu tanzen. Joseph Toll ist es überhaupt nicht anzumerken, dass er sonst mit Gitarre auf der Bühne steht (in manchen Fällen wissen plötzlich zum Leadsänger avancierte Ex-Gitarristen ja nicht, wohin sie mit den Armen sollen). Er hat den Mob im Griff und geht gut auf der Bühne ab, von den rauen, leicht heiseren und eher in mittlerer bis tiefer Stimmlage angesiedelten Vocals gar nicht zu reden. Geil! Auch der Rest hat das bei oben erwähnten Bands von der Pike auf eingeübte Posing drauf. Wobei BLACK TRIP die Sache in der Hinsicht nicht übertreiben – man merkt schon, dass für alle Beteiligten die Musik an zentraler Stelle hat. Wie viel Bock jedes einzelne BLACK-TRIP-Mitglied hat, merkt man allein daran, dass alle mal zum Mikro gehen und mit dem Mob kommunizieren. Übrigens ist Jonas Wikstrand entweder durch das stetige Touren mit ENFORCER total abgerockt und um ca. 20 Jahre gealtert oder wird auf dieser Reise von einem (ziemlich fitten!) Kollegen vertreten. Herrlich sind immer wieder die Twingitarren, die mit der Power ganz früher IRON MAIDEN und – na logo – THIN LIZZY alle Frisuren nach hinten fönen. Überhaupt – THIN LIZZY! Es ist schon auffällig, dass diese Band gerade als Inspiration derart massiv wiederentdeckt wird. Dennoch kann man erfreulicherweise nicht sagen, dass z.B. DEAD LORD und BLACK TRIP deshalb nun zum Verwechseln ähnlich klingen. Ich könnte mich kaum entscheiden, wen ich besser finde. DEAD LORD klingen insgesamt melancholischer, BLACK TRIP eher metallischer und trotz vielfältiger Einflüsse (ich höre neben MAIDEN und THIN LIZZY auch MSG, NWoBHM, SAXON und ACCEPT heraus) kompakter im Songwriting. Beiden Bands gelingen dabei aber richtig feiste Hits, bessere sogar als dem eigentlichen THIN-LIZZY-Nachfolger BLACK STAR RIDERS, das muss man bei aller Liebe ganz klar sagen. „Goin' Under“, „Subvisual Sleep“, „Putting Out The Fire“, „Voodoo Queen“, „Radar“, „Berlin Model 32“ oder das schlicht genial komponierte „Shadowline“ seien hier mal nur genannt. Das Publikum rast dementsprechend durchgehend und brüllt die Schweden zurück auf die Bühne. Mit einer furiosen RIOT-Coverversion von „Outlaw“ (auch auf der aktuellen Split-7“ mit DEAD LORD druff) endet das Set – besser geht’s eigentlich nicht!


BLACK TRIP



Wer es verpasst hat, möge sich aufs HELL OVER HAMMABURG IV freuen, bei welchem BLACK TRIP ihr nächstes Hamburg-Gastspiel zelebrieren werden.

Kommentare   

#1 Guest 2015-09-24 08:56
Kommentar wurde vom Administrator gelöscht

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