JEX THOTH, KÄNGUIN / 16.09.2015 – Kiel, Schaubude
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Freitag, 18. September 2015 12:45
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Pics von Pål Bellis - http://pbellis.no - vom Auftritt in Oslo ein paar Tage zuvor.
Die zitternden Hände werden erst mal mit ein, zwei Bierchen bei Murat beruhigt. Auch bei Kollege Jan ML scheinen die Nerven zu flattern, verzählt er sich doch bei der Bier/Kopf-Relation (und es geht hier um zwei Köpfe, für die er drei Bier mitbringt...). KÄNGUIN tragen mit ihren gechillten Klängen ebenfalls zum Runterfahren bei. Die Wahl als Vorband ist gar nicht so schlecht, denn wie JEX THOTH haben die Kieler was Experimentelles und Psychedelisches. Zu den rein instrumentalen Songs werden Filme an die Wand gebeamt. Szenen und Bilder von Landschaften, Tieren und so. Erinnert mich in der Hinsicht etwas an NORDIC GIANTS, die Vorband von SOLSTAFIR letztes Jahr im Uebel & Gefährlich, allerdings in nett. Witzig erscheint der Umstand, dass der Tastenmensch sein Instrument aus Platzmangel vor die Bühne stellt und somit mit dem Rücken zum Mob orgelt. Da ich aber doch wieder aufgeregt werde, kann ich mich mit der Zeit nicht mehr richtig auf die Mucke konzentrieren. Auch ist das Gesabbel mancher Leute in den ruhigen Passagen lauter als die Band, sodass ich am Ende etwas ungeduldig werde und nur noch JEX THOTH entgegenfiebere. Nicht schlecht, aber ein, zwei Songs weniger hätten es auch getan.
Licht aus! JEX THOTH lassen nur ein paar rötlich flackernde Lämpgen an und beginnen mit “To Bury” entsprechend düster. Zu der in langsamen Intervallen gekickten Bassdrum kommt Jex herself auf die Bühne geschlichen. Schon jetzt dräut eine intensive Atmosphäre in der leicht nach Urin duftenden Bude herauf. Diese steigert sich im Verlauf des Sets noch, wenn Jex ständig irgendwelche Dinge anzündet und sich mit dem entzündeten Rauchwerk durch das Publikum schlängelt. Die Band agiert konzentriert und vollständig wortlos, was die geradezu msytische Aura noch erhöht. Unheilvolle Orgelklänge treffen auf Jex' manischen Gesang, flirrend psychedelische Gitarren auf schleppende Beats. Einige sprechen danach vom besten Sound, den sie je in der Schaubude gehört hätten. Mit Songs von beiden Alben und den Eps “Totem” sowie “Witness” entführen die Doom-Hohepriester aus Madison/Wisconsin uns in eine völlig eigene Welt. Wer das einfach in die Retro-/Okkult-Kiste steckt, sollte sich mal den Bernstein aus den Lauschern pulen lassen. Die mesmerisierende Kraft von Songs wie “Ehjä” oder “Keep Your Weeds” besitzt Krautrock-Einflüsse, klingt bisweilen gespenstisch und jenseitig. Dazu passen Jex' skurrile Bewegungen – mal robbt sie über den Boden, mal wirft sie irre Blicke in den Raum, räkelt sich lasziv oder hält einem Besucher mit ernster Miene ein brennendes Utensil vor die Nase. Einmal quetscht sie eine schwarze, klebrige Masse vor dem Mikro zusammen, was ganz seltsam schmatzende Geräusche erzeugt. Oder hab ich mir das nur eingebildet? Verzaubert schwebe ich jedenfalls danach aus der Bude und bin der Band wieder ein Stück mehr verfallen.
Setlist:
To Bury
Kagemni
The Divide
Separated At Birth
The Watchers
Raven Nor The Spirit
Into A Sleep
And The River Ran Dry
Keep Your Weeds
Ehjä
Son Of Yule
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