AUDREY HORNE, DEAD LORD, DEAD CITY RUINS / 02.09.2015 – Hamburg, Headcrash

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Die alte Garde schlägt noch einmal zu. Vielleicht zum letzten Mal. Wer hätte 1985 gedacht, dass Bands wie MOTÖRHEAD, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, SLAYER, BLACK SABBATH, KISS oder DEEP PURPLE 30 Jahre später immer noch am Start sein werden? So gut deren Alben und Konzerte jedoch zum Teil auch sein mögen – der wirklich heiße Scheiß spielt sich doch im Untergrund ab. Das mag eine Binsenweisheit sein (einmal zurückbeamen ins Jahr 1981 und MAIDEN im Ruskin Arms genießen bitte!), ist aber wohl schon länger nicht mehr so deutlich hervorgetreten wie derzeit. Also ab ins gemütlich verschwitzte Headcrash und sich mit DEAD LORD sowie AUDREY HORNE zwei DER Bands der Stunde gönnen!


 AUDREY HORNE

Bilder von Evelyn Steinweg - http://www.steinweg-photographie.de/



Während wir noch unsere mitgebrachten Humpen leeren, spielen DEAD CITY RUINS aus Melbourne bereits. Da erhöhen wir doch mal die Schluckgeschwindigkeit, denn was die Treppen runterdröhnt, klingt vielversprechend. Der Eindruck bestätigt sich dann auch bei Sichtkontakt: 70ies-Größen wie BLACK SABBATH oder LED ZEPPELIN sind offenbar ebenso ein Einfluss wie die NwoBHM. Leider klingt der Sound noch irgendwie unvollständig, zwischen Musikern und Besucher_innen scheint irgendwo etwas auf der Strecke zu bleiben. Was aber definitiv durchdringt, ist der Gesang von Jake Wiffen, der mit langen Screams überzeugt – gern auch mal vom just erkletterten Tresen aus. Das sorgt für gute Laune, auch wenn man dem Songwriting hier und da noch Schwächen anhört. Nicht wenige Leute ernten später das selbstbetitelte Album der Band ab.


DEAD LORDDEAD LORD


„Der Sänger von Dead Lord klingt oftmals so, als wenn er seinen rumpeligen Bollo-Hardrock selbst nicht ernst nimmt...“, urteilte unlängst ein sonst recht geschmackssicherer Kollege. Nun, wäre letzterer heute anwesend, er hätte den Grad seiner kapitablen Fehleinschätzung sicher selbst erkannt. Denn DEAD LORD brennen! Mit der ihnen typischen Leidenschaft zünden die Schweden ein Classic Hardrock-Feuerwerk, dessen Leidenschaft jederzeit spürbar ist. Vom ersten Song an begeistert der voluminöse und warme Sound. Besonders akzentuiert treten die Single-Note Twin-Leads hervor, welche DEAD LORD natürlich immer den Vergleich mit THIN LIZZY einbringen werden. Aber auch Hakim Krim (v, g) prägt die Band mit seiner melancholischen Stimme, die man irgendwo zwischen Phil Lynott und Gary Moore verorten könnte. Ich persönlich kann mich noch nicht entscheiden, ob ich das neue Album „Heads Held High“ tatsächlich noch besser als das „Goodbye Repentance“-Debut finde, aber Fakt ist, dass live wirklich JEDER Song reinknallt und abgefeiert wird. Ohne jetzt besonders schnell oder aggressiv zu sein, rockt die Band auf entspannteste Art wie Hölle. Egal, ob nu „Hammer To The Heart“, „No Prayers Can Help You Now“, „Onkalo“ oder „Farewell“, „Mindless“ bzw. „No Regrets“ gezockt werden – zu jedem Stück begleiten hochgereckte Fäuste die Jeansrocker.


DEAD LORDDEAD LORD


AUDREY HORNEAUDREY HORNE


Kurze Irritation zu Beginn von AUDREY HORNE: Es geht mit „Blaze Of Ashes“ los, welches sonst ja normalerweise als Zugabe genutzt wird. Offenbar haben Toschie und Co. Bock, mal was Neues zu probieren. Das ist von der Dramaturgie nicht ganz gelungen, denn ich hatte mich schon so darauf gefreut, mir gleich vom „Redemption Blues“ oder „Wolf In My Heart“ die Frisur durchpusten zu lassen, sodass ich mich am Anfang schon frage, ob AUDREY HORNE heute etwa schwächeln. Aber die Band bekommt die Kurve und letztendlich fängt der Auftritt zwar verhaltener als sonst an, steigert sich aber von Song zu Song in einen regelrechten Rausch. Über „There Goes A Lady“, „Bridges And Anchors“, „Volcano Girl“, „Gravity“, „Cards With The Devil“, „Straight Into Your Grave“, „Firehouse“, „Out Of The City“, „Pretty Little Sunshine“, „Waiting For The Night“ bis hin zum finalen Doppel „Redemption Blues“ sowie „This Ends Here“ spielen sich die Norweger durch die beiden letzten Alben. Immer wieder springen Ice Dale, Thomas Tofthagen und Espen Lien auf die Monitorboxen, von denen Toschie rechtzeitig flüchten muss, um nicht umgerannt zu werden. Das Posing mit hochgereckten Gitarren beherrscht die Band wie keine zweite. Ich seh AUDREY HORNE heute zum fünften Mal und bin wie immer völlig angesteckt von der guten Laune, welche die Typen und ihre Musik ausstrahlen. Nicht jede Band hat vier Frontleute, welche den ganzen Gig über Alarm machen... Wobei der Punch von Kjetil Greve nicht unerwähnt bleiben soll. Die Fotos stammen von unserer furchtlos vorne hin- und herwieselnden Evelyn, die so schnell hin und herrennt, dass das bloße Auge sie kaum zu fassen mag. Das fällt auch Toschie auf, der die Gute mitten im Song zu sich auf die Box zerrt und ihr zu einem Moment unerwünschter Aufmerksamkeit verhilft. Eine weitere High-Energy-Hardrock-Show von AUDREY HORNE mit allen Trademarks von den hymnenhaften Melodien über die perfekten Backgroundgesänge bis hin zu den Doppel-Leads und den markigen Riffs!

Und wenn in zehn Jahren die oben erwähnten Bands tatsächlich aufgelöst sein sollten? Zocken AUDREY HORNE und DEAD LORD hoffentlich noch 30 Jahre weiter!


AUDREY HORNEAUDREY HORNE


Noch mehr Pics in der Galerie: http://www.dremufuestias.de/index.php?view=category&catid=437&option=com_joomgallery&Itemid=191

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