GOLGI COMPLEX - "Panspermia" (CD, 2015)

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Wunderschöne Melodien gepaart mit schwungvollen Riffs aus der Prog-, Djent-, Metalschublade packen und nehmen dich mit auf eine musikalische Achterbahnfahrt. So fiel mir nichts wirklich Vergleichbares ein, um die Musik zu beschreiben, die uns die Kieler Combo 'GOLGI COMPLEX' sprichwörtlich um die Ohren haut! Anders definiert könnte man auch sagen, dass dich deren eiserne Disziplin einfach wegballert. 'Drown' lässt sofort das Djentfanherz pulsieren. Doch gehen die Herren und eine Dame wesentlich feinfühliger zur Werke. Du kannst dich dem nicht entziehen und gehst nach ca. 2 1/2 min. auf einen musikalischen Trip von mehr als nur einem Spektrum bezogener Varianten in Bereich Metal, Djent, experimentelle Bombastpassagen und was es da noch so gibt in nur diesem einem Song. Konzeptionell kommt hier erstmal eine minütige Denkpause in Form experimenteller Instrumentale, wo man in seinen Hirnwindungen die Antwort auf die Frage, ob man den eben gehörten Knaller nochmal hören sollte, suchen kann. 'Algebra' kommt schön lässig und groovy daher. Und fett ohne Ende. Mein lieber Herr Gesangsverein. Mir fallen beim Hören immer Worte wie Präzision, Flexibilität, Professionalität und eben schon erwähnte Diziplin ein. Die 4 Eckpfeiler der Macht?

GOLGI COMPLEX




Hier wird gezielt auf schöne entspannte Atmosphäre gesetzt. Für die melodieverwöhnten Zuhörer ist hier gleichermassen gesorgt und die Nackenbrecherfraktion kommt hier durchaus auch das ein oder andere Mal zum abgehen. Aber... generell werden hier einfach alle Schubladen geöffnet. Der Gesang von Matze besticht durch glasklaren Klang, der wenn er böse wird, sich tatsächlich auch so anhört, als wenn er wirklich böse ist. Ist er aber nicht. Der Klampfer Oleg futtert am liebsten Meshuggah-Platten zum Frühstück, zum Mittag gibts Jazz, Blues und Rocksauce und abends holt er dann die ganzen Effekte raus und experimentiert freudig, um seinen Nachbarn auf die Nüsse zu gehn. Gleiches gilt für die Synthies. Am Keyboard wird den 'härteren' Passagen die notwendige Tiefgründigkeit verliehen. Dunkel und schön. Daher galt 'Fed Daily' als einer der Favouriten des Albums, da er alle Klangbilder des Schaffens von 'Golgi Complex' vereint.

Inhaltlich habe ich Matze um ein kleines Statement gebeten. In Kurzform gesagt: "Panspermia bedeutet grob sowas wie All-Saat. Es besagt, dass sich einfache Lebensformen über große Distanzen durch das Universum bewegen und so die Anfänge des Lebens auf die Erde brachten. Im übertragenden Sinne steht der Titel auch für die Tatsache, dass es sich dabei um unser erstes Album handelt und vielleicht weitere Entwicklungen zu erwarten sind. Von der Selbstfindung, ausgelöst durch zwischenmenschliche Konflikte seien im allgemeinen die Inhalte der Texte und die verschiedenen Perspektiven einer Antwort auf die Frage 'Was ist Realität und wie definiere ich sie?' DROWN reisst den Protagonisten zuerst in ein emotionales Loch, lässt dann aber Hoffnung aufkeimen. ALGEBRA ist die musikalische Umsetzung des Gedichts 'Love and Tensor Algebra' von Stanislaw Lem. SAGA OF NAKI handelt von dem Erkennen der Unfreiheit des Menschen und fordert dazu auf, sich gegen diese zu stellen."

Soweit die kurze Interpretation des stets gut gelaunten Sängers. Mit so 'nem Album im Gepäck hätte aber jeder ein sattes Grinsen im Gesicht. Es ist eine abenteuerliche Platte, die mich auch eigentlich wie erwartet mit voller Wucht erwischt hat. Schließlich hab ich nicht nur einen Gig von denen gesehen. 'Sartori pt.1' lässt teils poppige Attitüden duchsickern. Man könnte jetzt doch glatt mal mit dem Zurücklehnen anfangen. Der Song lässt jedenfalls das entspannte Lauschen durchaus zu. Die können auch anders. Und gesangstechnisch wurde brav geübt. Bei 'Sartori pt.2' ist mit dem Geschmuse Schluss. Das Schmusesofa wurde gegen ein Moshpit eingetauscht und deine Herzallerliebste drischt mit dem Teppichklopfer auf dich ein. Hier ist wieder die geballte Metalattacke mit fettester Gitarrenarbeit in Sachen Djent oder Metal. Sagen wir wie's iss!!! Dazu düstere misanthropische Synthies, vor denen jeder Fan der schwarzen Front sabbernd niederkniet. Zum Ende aber wird der Song wieder schön. Hm.... das einzige Mal, dass ich Kritik anmelde. Hier hätte das Geballer noch n paar Minuten weitergehen dürfen. Als Letztes dürfte 'Zaunkoenig' noch erwähnenswert sein, um hier jetzt auch abzuschliessen. Es wird schwer sein, dort anzuknüpfen, wo GOLGI COMPLEX aufhören. Sei es seitens ihrer selbst oder anderer Bands, die ähnlich agieren. Sicherlich sollte erwähnt werden, dass hier den Hörer 76 Minuten experimentelle Spielfreude und Kreativität auf hohem Niveau erwarten, was für zusätzlich Zufriedenheit sorgen dürfte. N Hidden Track, der für 'Überaschungen' sorgt, haben die da auch noch drauf gemacht. Aber dazu sag ich nüschte. Das müsst ihr euch schon selber antun!


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