BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE / 09.04.2015 – Kiel, Schaubude

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Rick: Auch wenn es mit Donnerstag mitten in der Woche ist, könnte man meinen, es herrschen in Kiel australische Verhältnisse: Wenn es Konzerte gibt, dann nur an bestimmten Tagen (in Australien samstags) und man hat die Qual der Wahl, weil sich alles überschneidet. Erst vor kurzem hieß es Apokalyptische Reiter oder Kissin‘ Dynamite, heute muss die Entscheidung zwischen Tito & Tarantula in der Pumpe oder eben den Bloodsucking Zombies From Outer Space (im weiteren Verlauf als BZFOS bezeichnet um es juristisch kurz zu fassen) fallen. Für Film- und Serienjunkies kann man auch sagen: Entweder „From Dusk Till Dawn“ oder „The Walking Dead“ oder noch besser „Firefly“ (wenn sich jemand noch an diese geniale Serie und den dazugehörigen Film „Serenity“ erinnert!).


Rick: Eigentlich hätte ich gerne die mexikanischen Taranteln wiedergesehen, aber eine Bekannte hatte uns die BZFOS derart ans Herzgelegt, dass wir nun doch vor der Schaubude stehen, ziemlich zu früh, da wir beim letzten Mal fast zu spät gekommen waren. Die Zeit lässt sich gut nutzen, um die Mode des Publikums zu betrachten und zu bedauern, dass Philipp seine bessere Hälfte diesmal zu Hause gelassen hat, denn nix geht über einen Wolter/Wolter –Bericht mit den Details über Mode und Hosen (vom weiblichen Teil dieses Schreib-Duos; an dieser Stelle sei der In Solitude-, Beastmilk-Bericht noch mal erwähnt). Daher gibt es jetzt nur die kurzen Eindrücke eines True-Metallers, der wenig Ahnung von Punk, fast keine von Psychobilly und überhaupt keine von Mode hat: Anscheinend ist Leopardenmuster wieder sehr in (Tops, Kleider, Jacken – und Kutten (!) -besatz), viel Skelettoptik (Shirts, Patches, Haarspangen) und recht aufwendige Frisuren bei den Mädels ähnlich wie bei Gothics, nur im Gesamtpaket viel fröhlicher.


Philipp: Mir geht es ähnlich – ich kenne die Band gar nicht, aber sie wurde mir empfohlen. Und da dieses Jahr noch die METEORS in Hamburg locken, kann man sich heute schon mal perfekt vorweg einstimmen. Ganz vergleichbar sind die Bands natürlich nicht, aber wenn die METEORS als Begründer des Psychobilly gelten, so können BZFOS sicher als von ihnen beeinflusst bezeichnet werden, ergänzt um einige Elemente des Horrorpunk und generell durchaus auch einigen Metal-Einflüssen.


Rick: Doch nun zum Auftritt der BZFOS: Was denkt man, wenn in einem Satz Exciter, die Ärzte, Talbot und Samael erwähnt? – Richtig: Singende Drummer! Letztere sind wohl am ehesten zutreffend, da „Dead Richy Gein“ hinter seinem Kit steht. Optisch sieht der Dresscode der Band folgendermaßen aus: Ein Shirt mit Knochenoptik (Misfits lassen grüßen, ebenso beim Make-Up) und Nuclear-Symbol in Herzgegend. Dazu gibt es noch ein paar individuelle Erweiterungen: So ist das Gesicht unter Dem Hut von „The Rev. Bloodbath“ (Git,keys) anfangs noch mit einem Schalverhüllt, der ihm eine Totenkopfoptik verleiht. Die Kopfbedeckung des Bassers „Dr. Hermann Schreck“ enthält u.a. eine Gasmaske und wird, nach der Apokalypse, da bin ich mir ziemlich sicher, nicht nur modisch, sondern auch so unersetzlich sein! Beeindruckend auch, dass er auf der Bühne mit einer „Hundehütte“ arbeitet. Oder war das die Kopfbedeckung vom zweiten Gitarristen „Mr. Jim Evilize“? Egal, als BZFO Smit Atomic-Radiation in ihren Gig einsteigen, beginnt die mehr als gut gefüllte Schaubude zu wippen und zu brodeln, so dass auch die Band sich bald Schal, Kopfbedeckung und Jacken befreit. Geboten wird schöner Punk mit zum Teil deutschen Texten und vereinzelten leichten Country Einflüssen (bei einem Stück orgelte es beispielsweise ein bisserl so wie bei m „Walk Of Life“ der Dire Straits). Dazu trumpft „Dead Richy Gein“, dessen „Theaterbrandnarbe“ sich bei der Wärme langsam löst, immer wieder durch witzige Ansagen auf: So wurden sie auf der österreichischen Echo-Verleihung, bei der sie den Preis als beste „Hard & Heavy Band national“ abgeräumt hatten, ob dieses Make Up den notwendig sei? Antwort: „Shut your Big Mouth!“ Der obligatorischer Mitgröhlpart kommt bei „Kids Of The Apocalypse“ zum Tragen, ehe es gegen Ende mit einem Wiener „Schunkellied“ eine kleine Erholungspause gibt, auch für Richy, der für diesen Song die Drums Angelo Sasso überlässt. Und da bis zur Funk-Disko noch ein wenig Zeit übrig ist, gibt es zum Schluss noch mal ein geballertes Medley, aus unter anderem „Poison“ und „Detroit Rock City“, ehe die Ösis, deren Make-up mittlerweile ordentlich verlaufen ist, sich beim verschwitzten Publikum bedanken. Danke für diese Neuentdeckung, und ein wenig Neid an die Freundin, die mir diesen Tipp gegeben hat, und die BZFOS bald auch noch ein Mal in Bremen sieht!


Philipp: Es ist von Anfang an richtig heiß in der Schaubude, sodass ich mich schon frage, ob das relativ neue Kühlsystem bereits kaputtgefeiert wurde. Und es soll heute noch so einiges an Schweiß fließen. Gleich bei „Radio Active“ merke ich, dass ein offenes Getränkeglas nicht die optimale Wahl ist. Dabei hatte mich unlängst ein Bekannter über den rüden Tanzstil auf Psychobilly-Konzerten aufgeklärt, dem sogenannten Wrecking. Entschuldigung, aber ich MUSS hier einfach den Wikipedia-Text übers Wrecken zitieren: „Das Wrecking verbindet die Aggressivität des Pogo mit den Bewegungen des Tanzens des 1950er-Rockabilly, häufig bewegen sich die Wrecker dabei in einer Reihe vorwärts und rückwärts und fassen andere Wrecker, die sie mit ganzer Kraft von sich schleudern. Häufig stellen sich die Wrecker auch in Reihen auf und schlagen stehend um sich. Kleinere Verletzungen sind beim Wrecken im „Wrecking-Pit“ (z.B. bei METEORS-Konzerten) oft vorbestimmt; diese werden später (z.B. an der Bar) oft wie Kriegstrophäen gefeiert.“ Köstlich. Ganz so schlimm wird es heute nicht, ich nehme auch keine „Kriegstrophäe“ mit nach Hause. Alle haben einen Heidenspaß bei der charmant auftretenden Band. Da gibt es musikalisch einfach einiges zu entdecken, immer wieder schweben leicht nach Surfrock klingende Gitarrenharmonien durch den Raum, der Standschlagzeuger kloppt durchweg tanzbare Beats, der Keyboarder Rev. Bloodbath (und zweiter Gitarrist) sorgt für Horror-Soundtrack-Klänge und Dead Richy Geins Stinne schmeichelt den Ohren im Stile zeitlosen Rock’n’Rolls. Die Optik mit den langsam abblätternden Leichenteilen hat Rick ja schon super beschrieben, sehr amüsant und natürlich ansprechend sexy. Herrlich auch die Ansagen. Ich steh ja eh auf Ösi-Dialekt und dieser Wiener Schmäh hat mir schon bei PUNGENT STENCH gefallen („Habe die Ehre…“ – schepper, brüll, grunz). So wird die später stattfindende Funk-Disco gedisst und sich über das gesellschaftliche Unverständnis der Horror-Ästhetik amüsiert. In einigen angespielten Covers wird die Bandbreite der Einflüsse deutlich: Sowohl FALCO („Vienna Calling“), ALICE COOPER („Poison“), KISS („Detroit Rock City“), IRON MAIDEN („The Trooper“) als auch W.A.S.P. („I Wanna Be Somebody“) werden angespielt bzw. gar zur Gänze gezockt. Ihr merkt: Wir hatten Spaß.


Setlist:

1. Radio Active
2. After the Storm
3. Giant Spider
4. Vienna Calling
5. Teenage Universal Creature
6. Buried in Barrels
7. Trick or Treat
8. G.H.O.U.L.
9. Mondo Video
10. Linda Blair
11. A Deeper Shade of Red
12. Dr. Freudstein
13. Kids of the Apocalypse
14. A schöne Leich
15. Oasch &Leiwand
16. Monster Mutant Boogie
17. Werewolf in a Girls' Dormitory
18. Moonlight Sonata
19. Poison

Kommentare   

+2 #2 AndyFies 2015-04-14 07:55
Das, was ich immer Faust-Pogo nannte, heißt also Wrecking :lol: Danke Philip/Wikipedia
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+2 #1 Philipp 2015-04-13 21:00
Danke an Swantje für die Setlist! :-)
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