MOMO, DEATHBEARER, S.M.D. CREW / 02.04.2015 – Kiel, Medusa

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Chaos im Medusa: Irgendwie haben mehrere Fraktionen der Medusa-Orga (also die zwei Menschen, die den Laden schmeißen) ein Double-Date im eigenen Klub gebucht. Ohne dass der eine vom Plan der anderen wusste, ist für heute sowohl ein DJ bestellt worden als auch drei Bands. Als besagte Bands eintrudeln, ist lediglich eine der beiden Fraktionen vor Ort und offenbar eher erstaunt: „Wie, ihr wollt hier spielen? Eigentlich baut grad schon der DJ seine Turntables auf der Bühne auf…“ Tscha, kleine Kommunikationslücke. Aber so chaotisch es im Medusa auch mal läuft, so kreativ wird auch ‘ne Lösung gefunden: „Nu, dann stellt ihr eben euren Kram vor die Bühne und wir ziehen beide Veranstaltungen nacheinander durch.“ Eintrittsgelder werden per Hutspende gesammelt.

Der Soundcheck ist dann auch um halb neun Uhr durch. Bis zehn hat man Zeit. Zwei Leute der ersten Band überlegen laut, ob man denn gleich beginnen solle. „Och, nö, viertel vor neun reicht doch auch“. Ist ja sportlich, denk ich mir – drei Bands in 75 Minuten plus Umbaupausen?

Tatsächlich reißen alle drei Bands ultrakurze Auftritte zwischen 15 und 20 Minuten ab. Ich versuch mal, mich dann hier auch kurz zu fassen:

DMS CREW: Zunächst täuschen die Jungs mit einem Gastsänger ‘ne Art Deutschpunknummer an, bevor es volle Kanne Youth Crew Hardcore auf die Ohren gibt. Als Sänger fungiert Niels Evert (Ex-REAPER’S PATH) und der legt vom Fleck weg eine kesse Sohle aufs Parkett. Sein Geröhre ist richtig schön animalisch derb, dazu steht der Kerl keinen Moment still und versprüht ohne Ende Energie. Da rührt sich dann auch schon einiges im bereits gut gefüllten Medusa. Die erste Youth-Crew-Welle der späten Achtziger / frühen Neunziger war ja voll mein Ding, vor allem live. Und man kann durchaus sagen, dass die Power von DMS an die Originale erinnert, auch wenn YOUTH OF TODAY etc. noch mehr HASS versprüht haben, haha.


DEATHBEARER: Auch hier ist Niels beteiligt – und obwohl er am Schlagzeug sitzt, befindet er sich doch irgendwie wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit. Denn er singt auch bei dieser Band. DEATHBEARER zelebrieren laut eigener Aussage Metal. Dieser wird nahezu ausschließlich im moshigen Midtempo gezockt, was ziemlich an HATEBREED erinnert. Schon mit Vehemenz dargeboten, aber dafür ohne Dynamik. Insofern ist hier die kurze Spielzeit berechtigt, denn auf Dauer droht dieser SLAYER-auf-Valium-Stil natürlich langweilig zu werden.



MOMO: Bei dem Bandnamen denkt man gleich an den Roman von Michael Ende und tatsächlich gibt’s auch eine Single von ihnen mit den Zeitdieben, den grauen Herren, auf dem Cover. Die Saalfelder beenden mit Vegan Straight Edge HC den Konzertteil des Abends. Musikalisch sind sie heute die abwechslungsreichste Band: Heiserer Gesang im INTEGRITY-Stil, groovige Drums, Gitarrenriffs zwischen klassischen Stop-And-Go-Powerchords und düsteren Obertönen, obendruff noch gelegentliche Gangshouts. Der Sänger ist bei seinen Ansagen kaum zu verstehen, tigert unruhig hin und her, um während der Stücke wieder voll loszubölken. Tatsächlich ist pünktlich um 22.00 Uhr alles vorbei.


Ich finde es zwar gut, dass das Konzert so stattfinden konnte, hätte aber auch mal wieder Lust auf ein Liveereignis, welches erst um halb zwölf beginnt und die ganze Nacht durchgeht. Die letzten Bands verpasst du dann, weil du um 06.00 Uhr völlig zerstört den Schuppen verlässt. Aber zum Glück gibt’s heute noch den Punktresen, den heute Herb beschallt. Also rüber zum Rosi, wo es bereits jetzt knüppelvoll ist. Es gibt keine Sitzplätze mehr, die Stimmung steigt. Nicht mal Herbs Black Metal-Attacken können den Punkern die Laune vermiesen und auch MANOWAR-Songs (!) werden mit Gleichmut abgenickt. Es entspinnt sich ein herrlicher Abend, der auch seine angespannten Momente hat, aber Verzicht muss man sich leisten können und so.

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