DEVIN TOWNSEND PROJECT, PERIPHERY, SHINING / 17.03.2015 – Hamburg, Grünspan

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Beim letzten Mal habe man "hier oder irgendwo in der Nähe" gespielt – vor zwölf Gästen, welche die Band nur verwirrt angeguckt hätten. „And now look at you!“, zeigt sich DEVIN TOWNSEND angesichts des proppevollen Grünspans begeistert. Das stimmt zwar so nicht - 2011 war das Grünspan immerhin gut gefüllt, aber es ist schon erfreulich, dass das DEVIN TOWNSEND PROJECT in den letzten Jahren einen enormen Popularitätsschub erfahren hat. Denn wer hätte das mehr verdient als der ungebrochen kreative Kanadier und seine Band, die schließlich mittlerweile diverse unfassbar grandiose Alben veröffentlicht hat (und ein paar schwächere auch)?

DEVIN TOWNSEND



Puh, bevor man in den Genuss von Heavy Devy kommt, muss man aber erst zwei saulangweilige Opener überstehen. Auf die norwegischen SHINING bin ich schon mal reingefallen – wir freuten uns vor einigen Jahren in Wacken auf die schwedischen SHINING, also Herrn Kvarforth und seine Suizidgefährdeten, als plötzlich fies frickeliger Jazz-Metal-Terror ertönte. Heute bin ich vorgewarnt, besser wird’s dadurch aber nicht. Man muss sich SHINING so vorstellen, als wenn zwei LKW ineinanderkrachten, von der der eine 'ne Ladung Saxofone transportiert und der andere mit verstimmten Klavieren vollgestopft ist. Und an der Ecke der Staßenkreuzung steht noch 'ne Metalband, die diese Menge an GERÄUSCH um Riffgeschrammel ergänzt. „Black Jazz“, soso. Respektabel ist es, dass diese Band offenbar 'ne Vision hat und diese auch in die Realität umsetzt: Und zwar die Vision, den potentiellen Hörer maximal zu nerven! Immerhin.


PERIPHERYPERIPHERY


Hatte man bei SHINING noch einen gewissen Respekt vor dem Grad ihrer Gestörtheit, so sind PERIPHERY (Washington D.C.) einfach nur hart langweilig. Die Band kann mich persönlich jedenfalls in keinem Bereich überzeugen: Weder ist die Musik in irgendeiner Form aggressiv, noch bietet sie mitreißende Melodien oder so. Selbst die bei dieser Band immer wieder gelobte technische Perfektion kann nicht wirklich begeistern: Dieses Rhythmusgeschiebe haben MESHUGGAH doch vor über 20 Jahren schon spannender dargeboten. Konnten die Schweden allerdings immer durch eine beklemmende Atmosphäre punkten, empfinde ich PERIPHERY als steril und emotionslos. Nur wenige Momente, z.B. einige originelle Gitarrensoli, lassen aufhorchen. Fairerweise muss ich anfügen, dass der Großteil der Besucher_innen das komplett anders sieht und PERIPHERY ziemlich abfeiert.


DEVIN TOWNSENDDEVIN TOWNSEND


Aber bei DEVIN TOWNSEND sind wir (also der Rest des Publikums und ich...) wieder d'accord: Scheiße noch mal, ist das geil! Vom ersten Song an wird man förmlich in eine andere Welt hineingesogen. Eine Welt voller seltsamer Farben und Formen, erfüllt von unendlicher Liebe, dekonstruierten Cheeseburgern und einem kaffeesüchtigen Alien. Einfach alles andere vergessen und sich völlig dem Pulsieren der Musik hingeben. Der erste Song ist gleich 'ne perfekte Wahl - „Truth“ von dem 98er Album „Infinity“ -, denn er baut auf faszinierende Weise über Breitwandriffs, flirrende Keys und rollende Drums eine Spannung auf, bis man dieses typische Townsend-Gefühl bekommt, sich in einer Seifenblase zu befinden und schwerelos durch den Raum zu schweben. Überhaupt ist die Setlist für meinen Geschmack dieses Mal toll zusammengestellt, denn es sind 'ne Menge Songs der frühen DTP-Alben vertreten, die ich am stärksten finde. So folgen später mit „Christeen“, „Life“, „Night“, „Namaste“, „Kingdom“, „Storm“ und „Hyperdrive“ viele Highlights aus dem mittlerweile schier unüberschaubaren Schaffen von Mr. Townsend. Viele Stücke eben auch, die weniger die völlig abgepfiffene Seite seiner Musik repräsentieren, sondern die auch gerade im Gesangsbereich relativ eingängig sind. Aber letztendlich will ich den Auftritt gar nicht zu sehr sezieren hinsichtlich der Frage, welches Stück nun von welcher Platte gespielt wird. Es ist eine Gesamtabfahrt, die dem analytischen Verstand 'ne wohlverdiente Pause gönnt. Vollständiger und vollendeter Genuss, noch verstärkt durch eine intensive Lichtshow und psychedelische Leinwandprojektionen/Videos. Natürlich wird Ziltoid salutiert, und natürlich ist ein ganz zentraler Aspekt des Auftritts die Präsenz von Devin Townsend himself. Unnachahmliche Grimassen, selbstironische Ansagen, eine gigantische Spielfreude und immer wieder ein Ausbrechen aus konventionellen Strukturen, welche (Metal-) Konzerte häufig prägen. So verwandelt DT den Mob in einen Meer aus flossenschwenkenden „lucky animals“ statt uns zu Circle Pits oder Wall Of Death (gähn...) animieren zu wollen. Und was ich zudem schlicht faszinierend finde: Ich habe Devin Townsend noch nie mittelmäßig oder gar schwach bei Stimme erlebt! Der ruft immer die volle Breite seiner gesanglichen Palette ab, klingt live auch noch beeindruckender als auf Platte. Fazit: gigantisch.


DEVIN TOWNSENDDEVIN TOWNSEND


Setlist:
  • Truth
  • Death Ray
  • Fallout
  • Namaste
  • Night
  • Storm
  • Hyperdrive
  • Rejoice
  • Addicted
  • March Of The Poozers
  • A New Reign
  • Lucky Animals
  • Life
  • Christeen
  • Ih-Ah!
  • Kingdom
DEVIN TOWNSEND

Kommentare   

#4 Guest 2015-09-24 09:14
Kommentar wurde vom Administrator gelöscht
+3 #3 Ayhan Maiden 2015-03-19 18:08
Exakt so habe ich das Konzert auch erlebt. Nervige Shinimg, langweilige Periphery ( zum Glück haben die kein Saxophon) und feine Devin Maus. IH AH und Händchen hoch sorgten für äußerstes Amüsemang.
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+2 #2 Philipp 2015-03-19 16:32
Dirk, genau diese SHINING waren es gerade NICHT. Also nicht Kvarforth & Co aus Schweden, sondern die Black Jazzer aus Norwegen! Na, ist auch verwirrend.
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0 #1 Dirk Sackers 2015-03-19 16:03
Hm....Shining. Früher hat der Typ immer die Bühne vollgeblutet bei Live-Experimenten mit nem Rasiermesser. Hab deren Mukke aber noch nie geil gefunden. Warum sich Heavy Devy sonne Band als Support nimmt- ich weiss es nicht.
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