METAL ASSAULT V / 31.01.2015 – Würzburg, Posthalle

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Philipp: Was für ein barbarisch gutes Festival! Unsere vierköpfige Reisegruppe ist sich danach einig: Nicht eine Band hat abgestunken! Es entsteht keine eher langweiligere Phase, während der man die Halle (zum Beispiel für ‘nen Fresstrip oder so) verlässt. Dazu stimmen nahezu alle äußeren Umstände: Top Sound, schön drückend und klar, feierwütiger Mob und eine gierige Vinyl-/Tonträgerbörse. Zu den wenigen marginalen Kritikpunkten kommen wir später. Erst mal: die Hinfahrt.



Night Demon

Bericht von Ralf Lottmann, HOA-Rick und Philipp. Fotos von Florian Hille




Morgens um 05.00 Uhr geht es mit dem Regio nach Hamburg, von dort aus weiter mit dem ICE nach Würzburg. Geplant war eigentlich ein kleines Schläfchen, doch tatsächlich vergehen die sechs Stunden bei Bier und Heavy-Metal-Smalltalk wie im Fluge. No sleep til Würzburch! Nun lecker bis 0:30 Uhr elf Bands vor den Latz. Und dann noch feiern, bis der Zug um 07.30 Uhr zurückfährt. Kann man mal machen...


Rick: 4 Uhr aufstehen, Kleinigkeit futtern, die gepackten Klamotten ins Auto werfen und die Hälfte der Reisegruppe einsammeln und zum Bahnhof karren, anschließend im Zug den unterbrochenen Schönheitsschlaf fortsetzen… (diesmal ist sogar das Kuschelhörnchen an Bord), aber Vorfreude und Gespräche über Geschichte, Metal, Gott, Ernährung und die Welt lassen den Plan scheitern, so dass man nach einer gefühlten Stunde schon in Würzburg ist.
Vor der Halle wird noch die Bildung unterstützt (Fragen für eine Abschlussarbeit beantwortet) und mit Bekannten ein bisserl gefachsimpelt.


SPACE CHASER


SPACE CHASERSPACE CHASER


Philipp: Wenn THIS CHARMING MAN-Records, die „Entdecker“ von KADAVAR, eine lupenreine Metalband unter Vertrag nehmen, dann muss die wohl was Besonderes sein. Das dachte ich mir jedenfalls, als ich deren Debut „Watch The Skies“ in die Griffel bekam. Seitdem hat diese Granate bei mir unzählige Runden auffem Dreher verbracht und zählt zu meinen Highlights 2014. Mit ihrer Version des Speed/Thrash Metal zwischen AGENT STEEL, OVERKILL und ANTHRAX hinterlassen die Berliner dann auch in Würzburg eine Schneise der Verwüstung. „Würzburg, 12.00 Uhr: ZEIT ZU SAUFEN!“, fordert Sänger Siegfried, der übrigens eine unverwechselbare Frisur spazieren trägt. Straight Edger gibt es offenbar in der Tat wenige in der Halle, aber noch sind alle Maniacs fit und aktiv. Abrissbirnen wie „Loaded To The Top“, „Stellar Overlords“, das gelungene ANTHRAX-Cover „Caught In A Mosh“ oder das neue „Skate Metal Punks“ werden sofort mitgebölkt und erste Pits entstehen. Die pressfrische 7“ und das „Decapitron“-Tape werden natürlich auch gleich eingesackt. Ich freu mich jetzt schon auf weitere SPACE-CHASER-Shows dieses Jahr, u.a. auffem Detze, Wilwarin und dem Rock Hard Festival. WATCH THE SKIES!


Ralf: Flotter Thrash Metal US amerikanischer Prägung, der mir nebst einer Ladung Kaffee den Kopp nach der langen Fahrt wieder freiprügelt. Die Jungs sind mit Spaß und Energie dabei, die Lieder hauen auf die Zwölf, sind dabei aber abwechslungsreich. Feine Band, klasse Einstieg ins Festival.


SPACE CHASERSPACE CHASER


Rick: Normalerweise reagiere ich bei solchen Aufforderungen wie „Zeit zu saufen!“ oder ähnlichem etwas misstrauisch (zumal dem anscheinend viele folgten, dass es gegen Ende erstaunlich viele Bierleichen zu be- dauern, -lächeln oder –mitleiden gab). Also verschaffe ich mir erst mal einen Überblick über die Angebote des Metalmarktes (Oh weh, das kann teuer werden), aber ich kann mich der Energie dieser jungen Band nicht entziehen und lande doch vor der Bühne. Klasse! Die sollte man auf jeden Fall im Auge behalten, zumal die Jungs beim Meet & Greet wesentlich sympathischer rüberkommen als die Aufforderung zunächst vermuten ließ. Ideale Kandidaten für das Meltdown-Festival!


Setlist:

  • Loaded To The Top
  • Thrashold
  • Watch The Skies
  • Stellar Overlords
  • Predator
  • Decapitron
  • Space Chaser
  • Caught In A Mosh
  • Skate Metal Punks



LORD FIST


LORD FISTLORD FIST


Philipp: LORD FIST zählen zu den zwei Bands, von denen ich im Vorfeld des Festivals noch nichts gehört hatte. Na gut, wenige Tage vor dem Metal Assault gebe ich mir dann doch auf Empfehlung per YouTube das Stück „Green Eyeleen“. Und bin vom Fleck weg von der frischen und zeitlosen Heavy-Metal-Energie der Finnen überzeugt. Die jungen Finnen entfalten auf der Bühne zwar noch nicht das Potenzial, was ich in ihnen vermute, Spaß macht das ganze aber definitiv. Ich attestiere LORD FIST einen sehr genehmen ANGEL-WITCH-Einschlag. Ansonsten herrschen Speed, eingängige Melodien, geiler Gesang und ein leicht kauziges Flair vor. Übrigens hat ollen Fenriz LORD FIST gerade zur „Band of the week“ gekürt. Man darf sich auf das demnächst erscheinende Debutalbum freuen! Als Ohrwurm bleibt mir ein Stück im Brägen kleben, welches der Sänger/Gitarrist Perttu Koivonen mit der Frage „Who wants to live forever?“ einleitet.


Ralf: Die zweite Band des Festivals fährt mehr die klassische Heavy Metal Schiene, geht aber nicht vom Gas runter. Die Gitarrenarbeit ist beeindruckend und die Lieder werden mit Leidenschaft gerockt. Mir persönlich fehlt beim Songwriting etwas die Abwechslung, es geht nur Volldampf voraus. Es lohnt sich aber auf alle Fälle LORD FIST im Auge zu behalten. Der Mob vor der Bühne feiert sie verdientermaßen ab.


Rick: Mir gefällt die Band ausgesprochen gut, und ich werde mir das Debutalbum bestimmt holen. Allerdings bin ich gespannt, ob diese Band sich in der Bandflut halten kann. Denn im Nachhinein beim Schreiben dieses Reviews fällt mir auf, dass prägnante Erinnerungen fehlen, aber das Gesamtkonzept stimmt.


DEAD LORD


DEAD LORDDEAD LORD


Philipp: Nach den mitreißenden Auftritten von DEAD LORD auf dem HELL OVER HAMMABURG und auffem DETZE bin ich jetzt superheiß auf die Schweden. Bei denen stimmt mal einfach ALLES: Erst mal sind die Typen derart sympathisch (Bärte, Kutten und so, ne), dass man bereits wohlwollend grinsen muss, bevor die überhaupt anfangen zu zocken. Dann gehen die auch noch ab wie altgediente Rocksäue mit jahrzehntelanger Erfahrung. Und schließlich: DIESE SONGS! Man kommt einfach nicht umhin, in jedem Review die genialen Twin-Gitarren zu erwähnen, die so herrlich an THIN LIZZY erinnern. Dazu der mit seiner melancholischen Grundfärbung an Phil Lynott gemahnende Gesang, der Killer-Refrains wie bei „Onkalo“, „Hank“, „Hammer To The Heart“ oder „Because Of Spite“ so richtig veredelt. Drei neue Stücke werden gespielt, von denen ich entweder nicht alle Titel verstehe oder schlicht nicht mehr auf meinem Schmierzettel entziffern kann (meine Setlists sind mit zunehmender Festivaldauer übrigens eh mit Vorsicht zu genießen). Aber dass sie Bock auf den „Goodbye Repentance“-Nachfolger machen, ist mal langhin klar!


Ralf: Die zweiten Lords im Billing lassen mir erst einmal die Kinnlade runterklappen und pflastern mir dann ein Dauergrinsen ins Gesicht. THIN LIZZY lassen grüßen, was in meinen Augen nicht die schlechteste Referenz ist, zumal wenn es so überzeugend lässig und sympathisch rüberkommt wie bei den Schweden auf der Bühne. Zeit das erste Bier zu verhaften und zu den coolen Songs vor der Bühne abzurocken.


Rick: Hier ist das perfekte Beispiel zu meinem letzten Satz LORD FIST- Bericht. Insgesamt bleibt dieser starke Auftritt der Schweden mir minimal schlechter in Erinnerung als der der Finnen zuvor. Aber hier habe ich das Gefühl, mehr Erinnerungen von der Band mitgenommen zu haben. (Und ertappe mich beim Verfassen dieser Zeilen dabei, wie ich „Hammer To The Heart“ vor mich hin summe).

DEAD LORD



Setlist:

  • Because Of Spite
  • No Prayer Can Help You Now
  • Onkalo
  • Straight Fool
  • Wat Neues
  • Hank
  • When History Repeats Itself
  • Hammer To The Heart
  • Ghost Town


NIGHT DEMON


NIGHT DEMONNIGHT DEMON


Philipp: Auch die vierte Band hat gerade mal ihr Debutalbum am Start – um die Zukunft des Old School Heavy Metal muss man sich also keine Sorgen machen… NIGHT DEMON haben ja bereits auf dem letztjährigen KIT und auf ihrer EP für Begeisterung gesorgt, weswegen sie heute schon beim Intro mit Sprechchören begrüßt werden. Die drei Metalheads aus Ventura/Kalifornien nennen UFO, DIAMOND HEAD und RIOT als ihre Einflüsse. Besser geht’s ja eigentlich schon mal gar nicht. Aber NIGHT DEMON bündeln diese Inspirationen in derart schmissigen Songs und mit der typischen Unbeschwertheit der NWoBHM, dass man nur begeistert sein kann. Und live bringen sie das mit enormer Power und Frische. Bereits die ersten Stücke „Screams In The Night“, „Full Speed Ahead“ und „Curse Of The Damned“ machen richtig Bock und lassen Hunderte von Fäusten Löcher in die Luft hauen. Sänger/Bassist Jarvis Leatherby könnte von der Ausstrahlung und Erscheinung auch gut in einer Punkband zocken. Übrigens haben NIGHT DEMON gerade ein Shirt am Start, dessen Verkaufserlöse komplett der YMCA gespendet werden. Mit „Axe Crazy“ covern sie den ollen JAGUAR-Klassiker in einer formidablen Version mit genau der richtigen Mischung aus Speed ohne Ende und den geilen Melodien. Insgesamt muss man einfach sagen, dass NIGHT DEMON beim Metal-Assault-Mob exakt den Nerv getroffen haben und einer der Gewinner des Tages sind. Als wir auf der Rückfahrt unsere Einkäufe aus den Tüten zerren, stellen wir nicht umsonst fest, dass drei von vier die NIGHT-DEMON-LP abgeerntet haben!


NIGHT DEMONNIGHT DEMON


Ralf: Die Debüt LP von Night Demon wird allerorts gepriesen und der Auftritt des Trios zeigt: zu Recht!!! Klassischer abwechslungsreicher Heavy Metal mit Dampf auf dem Kessel vorgetragen. Hier stimmt einfach alles! Die Menge ist aus dem Häuschen und mein Nacken schwer beansprucht. So kann es gerne weiter gehen.


NIGHT DEMONNIGHT DEMON


Rick: Die überragenden Kritiken des Debüts loben vor allem den NWoBHM-Stil dieser Amis. Live kommt das ganze doch noch mit einer gehörigen Portion Thrash dazu. Hammergeil, erstmals erwartet die Nackenmuskulatur die Belastungsgrenze. Selbstverständlich wird das Debut besorgt, und wird die folgenden 10 Tage auch nicht mehr den Player meines Autoradios verlassen. Ein früher Anwärter für das Album 2015!

NIGHT DEMON



Setlist:

  • Screams In The Night
  • Full Speed Ahead
  • Curse Of The Damned
  • Ritual
  • The Howling Man
  • Axe Crazy
  • Satan
  • The Chalice
  • Night Demon


TYRANT


TYRANTTYRANT


Philipp: Es erstaunt mich immer wieder, wie viele unentdeckte Perlen das Genre NWoBHM zu bieten hat. Jedes Jahr bekommt man auf Undergroundfestivals wie HOA, KIT und eben METAL ASSAULT mindestens eine Band dieser Stilistik zu sehen, die sich vor 30 Jahren oder so gegründet, aber noch nie zuvor in Deutschland gespielt hat. Und meistens sind diese Bands auch noch richtig gut! TYRANT bilden da keine Ausnahme. Unprätentiös rocken sich die fünf Engländer (Gloucester) durch ihr Set und bringen mit klassischen Riffs unsere Ohren zum Glühen. Besonders typisch für alte NWoBHM-Veteranen: Der Sänger ist einfach klasse! Mark Kelser singt wie viele seiner Kollegen mit angenehm melodiösem Timbre und kann Stücke wie „Hold Back The Lightning“ oder „Eyes Of A Stranger“ (beide von 1983) mühelos schmettern. Hoffentlich plant irgendein Label einen erneuten TYRANT-Rerelease, denn sowohl die 7“ (logisch) als auch die Anthologie-LPs/CDs von 2006 und 2009 sind vergriffen. So, die amerikanischen TYRANT haben wir 2009 auf dem KIT sehen können, TYRANT UK jetzt auf dem Metal Assault – fehlen noch die deutschen TYRANT! Making Noise And Drinking Beer! (Tatsächlich listen Metal Archives übrigens 19 Bands mit dem Namen TYRANT…)


Ralf: Typische Situation, die ich vom Headbangers nur zu gut kenne: Alte Recken der NWOBH, von denen ich vorher nie was gehört habe, stiefeln auf die Bühne, stöpseln die Gitarren ein und hauen unsereins harten, aber melodischen Stoff mit super Gesang auf die Lauscher. TYRANT erspielen sich ihr Publikum mit Spielfreude, guten Liedern und britischen Charme. Die möchte ich gern mal zusammen mit SOLDIER auf Tour erleben.


Rick: Nur minimal ruhiger geht es bei TYRANT (UK) zu, die mir bis dato überhaupt nichts sagten. Eine kurze Recherche bei musik-sammler.de vom Vortag hatte ergeben, dass diese Briten 1983 eine 7er Single veröffentlicht haben, ansonsten erschienen noch 2005 bzw. 2009 zwei Compilations. Warum??? Speediges Riffing mit ordentlichen Melodien und einem klasse Sänger lassen unsere Augen strahlen! Besonders vom Sound punkten Tyrant bei mir, weil sie im Vergleich zu manchen ihrer Genre-Kollegen, das „rumpelige“ ausgemerzt haben und erstaunlich frisch und modern klingen (ähnlich wie NIGHT DEMON). Die Jagd auf die TYRANT (UK)-Werke hat für mich begonnen!

TYRANT



Philipp: Mittlerweile fällt wohl nicht nur mir auf, dass in JEDER Umbaupause dieselbe Musik läuft! Es beginnt mit CARNIVORE, irgendwann folgen DREAM THEATER und SAVATAGE und so weiter. Argh, das geht dann wirklich den ganzen Tag so. Kann doch nicht so schwer sein, mal was Anderes anzumachen?


WOLF


WOLFWOLF


Philipp: WOLF haben das Problem, zu früh dran gewesen sein, um vom Retro-Boom zu profitieren, andererseits aber auch nicht zu den alten Legenden zu gehören (das Debut erschien 2000). Meiner Meinung nach nicht nachvollziehbar, warum dieser Band nicht mehr Liebe entgegengebracht wird! Denn alle sieben Alben sind Wundertüten mit z.T. regelrecht magischen Stücken wie „Evil Star“ oder „Shark Attack“. Diese beiden Songs markieren heute Beginn und Schluss des Sets. Niklas Stålvind (v/g) singt hervorragend – ich steh total auf seine markante Stimme und die charismatischen Gesangslinien. Die Stimmung in der Halle kocht allerdings nicht in dem Maße über, wie WOLF es verdient hätten. Bei NIGHT DEMON, SDI oder WHIPLASH ist da doch deutlich mehr los. An der Präsenz der Schweden liegt das nicht – die haben Bock, treten ordentlich aufs Gaspedal und sind ständig in Bewegung. Ich find’s geil und auch besser als den Auftritt beim HOA 2007!


Ralf: Hmm… hätte gedacht, dass die Meute bei WOLF ähnlich steil geht wie z. B. bei NIGHT DEMON, die Band hängt sich jedenfalls richtig rein und gute Stücke sind in Massen vorhanden. Der Funke will aber seltsamerweise nicht richtig überspringen, so dass der Punch, den WOLF definitiv haben, hier ins Leere geht.


Rick: Irgendwie sind WOLF immer etwas an mir vorbeigegangen. Eigentlich unverständlich: Live haben sie mich immer überzeugt, und danach wollte ich mir auch jedes Mal die Scheiben besorgen, aber es ist dann nie dazugekommen. Unverständlich! Auch jetzt überzeugen mich Band und Songs dermaßen, dass die alten Vorsätze wieder aufgegriffen werden. Merkwürdig ist allerdings, dass ein Großteil des Publikums die Schweden deutlich reservierter abfeiert. (Hehe, „reserviertes Abfeiern“ ist auch mal nett formuliert. Anm. Philipp)


WOLFWOLF


Setlist:


  • Shark Attack
  • The Bite
  • Skeleton Woman
  • My Demon
  • Voodoo
  • Skull Crusher
  • Venom
  • Speed On
  • Evil Star


SDI


SDISDI


Philipp: Als einer DER Höhepunkte des Tages erweist sich der erste Auftritt von SDI seit 25 Jahren. Solche Momente sind einer der Gründe, weswegen ich auf Festivals wie das METAL ASSAULT gehe. Denn wohl kaum jemand der Anwesenden hatte früher die Chance, SDI mal live zu sehen. Ich jedenfalls nicht, obwohl ich „Sign Of The Wicked“ schon damals mit den wenigen Metalheads, die es auf meiner Schule gab, im Schulbus abgefeiert hab. Mit enormer Power und Spielfreude rotzen SDI los – und erzeugen ein Knäuel aus tobenden Leibern. Bierbecher fliegen den ganzen Auftritt über durch die Luft, sodass man danach wie auf Krepppapier geht. Geilerweise haben sich SDI ihre ungestüme punkige Energie erhalten und klingen herrlich ungehobelt. Manche verwechseln diese Spielweise mit schlechtem Zusammenspiel und behaupten danach, SDI hätten „rumpelig“ geklungen. Das stimmt nicht, zumindest nicht, wenn rumpelig im Sinne von untight gemeint sein sollte. Der Drummer Ralf Maunert spielt seine Doublebass durchgehend so geil schnell, dass ich vom Dauergrinsen irgendwann Kieferschmerzen bekomme. Ein Auftritt, bei dem man ständig das Gefühl hat, dass Band und/oder Publikum jeden Moment explodieren. Mein Highlight ist das Doppel „Coming Again“/“Sign Of The Wicked“, welches sogar samt gezupftem Gitarrenintro gespielt wird. Der Anti-Fascho-Text hätte übrigens gern ‘ne entsprechende Ansage verdient gehabt – es gibt heute einige Honks in der Posthalle, die (voll mutig) auf Klo Landser-Songs singen. SDI – MEGAMOSH!


Ralf: SDI waren für mich schon damals ein Witz, der beim ersten Erzählen lustig ist, in der Wiederholung aber schnell anfängt zu nerven. Mit der Zeit sind die Jungs meiner Meinung nach auch nicht besser geworden. Das Trio ist mit Begeisterung bei der Sache und das Publikum feiert sie ordentlich ab. Für mich aber fehlt bei dem Gerödel jeglicher Biss, als Hintergrundsmucke beim Plattenstöbern im Metalmarkt ist es aber OK.


Rick: Erster Eindruck ein punkiger Kontrast im Billing, der am Anfang gute Laune macht, aber allmählich anfängt zu nerven. Ich weiß auch nicht genau, aber im Moment bin ich für diese erhöhte Asi-Dosis nicht wirklich zu haben. Und mein Bock auf Bierdusche tendiert gegen 0, so dass ich der Pizza den Vorzug gebe.


SDISDI


Setlist

  • I Don’t Care
  • Panic In Wehrmacht
  • Absolute Banger
  • Violence
  • Alcohol
  • You’re Wrong
  • Coming Again
  • Sign Of The Wicked
  • Megamosh
  • I Wanna Fuck You
  • Quasimodo


STORMWITCH


STORMWITCHSTORMWITCH


Philipp: Haters gonna hate! STORMWITCH bieten mit Rüschenoptik und den zum Teil etwas kitschigen Songs eine Steilvorlage für hämische Kommentare. Ich liebe die Band dennoch und genieße den Auftritt. Obwohl ich Hörer der ersten Stunde bin, ist es erst mein zweiter STORMWITCH-Auftritt (erster war der in Wacken, als Andy Mück legendär die Hose geplatzt ist). Gleich bei „Call Of The Wicked“ und „Stronger Than Heaven“ bekomme ich ‘ne fette Gänsehaut und suche mit passenden Moves die Tanzfläche zu dominieren. Herr Mück hat es stimmlich noch voll drauf und klingt sowohl bei seiner Voll- als auch bei seiner Kopfstimme wie vor 30 Jahren. Der Rest gehört natürlich nicht zur Originalbesetzung, macht seine Sache aber kompetent. Ein Teil des Publikums verlässt die Halle, der Rest feiert umso enthemmter. Der Auftritt gefällt mir besser als der in Wacken, hätte aber NOCH grandioser sein können! Inwiefern? Nu, einmal hätte man die Leder-und-Nieten-Optik der ersten Platten samt Show mit Reaper, Hexen, Grabsteinen und Kapuzenmännern reaktivieren können. Und – noch wichtiger – einige Titel hätte man durch flottere Kracher ersetzen können. „King In The Ring“, „Russia’s On Fire“ und „Tears By The Firelight“ – das sind alles gute Stücke, aber in der Ballung etwas viel Plüsch. Dafür überzeugen mich wiederum die gespielten Songs der neuen Platte, „Last Warrior“ und „Season Of The Witch“. Tolle Melodien, flott und schnörkellos – so mag ich meine Hexe. Und zum Ausgleich für die Balladen gibt’s ja „Rats In The Attic“, „Priest Of Evil“ und das finale „Walpurgis Night“.


Ralf: Ich habe die Band einst zur „Tales of Terror“ Tour Live erleben dürfen, wo sie das volle Leder, Nieten, Sword & Sorcery, Klischee Bühnenshow Programm abgezogen hatten. Verglichen damit ist der heutige Auftritt ernüchternd. Die Band ist durchaus mit Spaß dabei und gesanglich gibt es auch nichts zu meckern. Ein paar flottere Nummern hätten aber echt nicht geschadet, alles in allen ein eher durchwachsener Auftritt.


Rick: Durch HAMMER FALL habe ich seinerzeit zu STORMWITCH gefunden, und ich liebe die ersten vier Alben. Beim dritten KIT 2004, standen die Chancen für die Hexe aus dem Schwabenländle kaum besser: Ein neues Album (Witchcraft), superbe ReReleases der ersten fünf Alben über Battle Cry –Records und ein Hammerauftritt, mit einer Setlist, die für Dauergrinsen sorgte auf dem KIT. ABER: Anscheinend kriselte es innerhalb der Band so dermaßen, dass nach dem Auftritt die Sache in der KIT-Umkleide eskalierte und die Bandmitglieder sich innerhalb der folgenden drei Tage über das Gästebuch auf der Bandseite eine Schlammschlacht lieferten, die jede der damals modernen „Daily-Talk-Shows“ vom Niveau her noch weit unterbot. Seitdem war es still um die Hexe geworden.

Doch sie ist wieder da mit einem neuen Album und die beiden präsentierten Songs wissen auch zu gefallen… doch insgesamt ist die Setlist im Vergleich zum KIT – Auftritt eher schwach. (Hätte Oliver Weinsheimer da nicht etwas eingreifen können?), so dass die Sturmhexe leider nur den Eindruck einer Windhexe hinterließ. Aber es war schön die Klassiker wieder aus voller Kehle mitzuschmettern. Doch wo ist das “Sword Of Sagon” geblieben oder “Point Of No Return” oder “Cave Of Steenfall”….?


STORMWITCH



Setlist:

  • Call Of The Wicked
  • Stronger Than Heaven
  • Ravenlord
  • Eye Of The Storm
  • King In The Ring
  • Rats In The Attic
  • Last Warrior
  • Season Of The Witch
  • Russia’s On Fire
  • Priest Of Evil
  • Tears By The Firelight
  • Walpurgis Night


Philipp: Ein weiterer Umstand fällt beim diesjährigen Metal Assault mit zunehmender Dauer immer stärker auf: Es liegen unfassbar viele Alkleichen in der Gegend herum. Das hab ich so schon echt länger nicht mehr gesehen. Manche hängen schlafend auf den wenigen Sitzmöglichkeiten, andere verbringen ihren Rausch in der Horizontalen – gern auch mitten in feisten Bierlachen. Liegt vielleicht daran, dass das Metal Assault ein Ein-Tages-Festival ist, viele ein längere Anfahrt haben, sich aber kein Hotel nehmen und durchpflastern. Haben wir ja auch ähnlich durchgezogen, weshalb ich langsam unbedingt was essen muss. Hier sind wir bei einem weiteren kleinen Kritikpunkt: Das Fressangebot ist gar nicht mal so gut, schon gar nicht für Vegetarier/Veganer. Da gibt's im Grunde nur das, was Fleischfresser vor 20 Jahren für die bevorzugte Veggie-Mahlzeit hielten: Beilagen...


WHIPLASH


WHIPLASHWHIPLASH


Philipp: ALTER! Ich hatte nach dem schwächeren WHIPLASH-Auftritt auf dem letztjährigen HOA keine großen Erwartungen an die Band. Doch heute überraschen die Haudegen mit Power ohne Ende, einem deutlich besseren Zusammenspiel und ungeahnter Brutalität. Liegt es am superben Sound oder einfach daran, dass die Band mehr live gespielt hat? Auf jeden Fall spalten die Riffs heute Schädel und auch Tony Portaros Stimme kommt so richtig fies. Ich bin begeistert! Auch die Setlist stimmt, denn mit “Stage Dive”, “The Burning Of Atlanta”, “Power Thrashing Death”, “Walk The Plank” (samt Anspielung auf die 70.000-Tons-Of-Metal-Kreuzfahrt) und natürlich “Spit On Your Grave” sind die stärksten Nummern der Band vertreten. Lange Zeit konnten WHIPLASH für mich nicht an die Glanztaten der 80er (insbesondere der Supportshow für SODOM) anknüpfen – heute überzeugen sie aber wieder so richtig. Das eigenständige Riffing zählt zum besten, was der Thrash Metal je hervorgebracht hat und heute knattert und schreddert das aus den Boxen, dass man einfach nur bangen und/oder slammen kann. So geht dann auch einiges im Pit – nach SDI fahren WHIPLASH die heftigste Bewegung im Mob ein.


Ralf: WHIPLASH hauen all das raus, was ich bei SDI vermisst habe. Geiler Thrash Metal voll auf die Zwölf gezimmert. Als Olle von DEAD LORD die Gitarrenfront für ein kurzes Gastspiel verstärkt, ballert die Chose noch um einiges druckvoller. Genau der richtige Wachmacher zum Festivalendspurt hin.


Rick: WHIPLASH habe ich mal mit AGENT STEEL im Osloer Smuget gesehen und dort waren sie Oberhammer. Aber da ich die Sturmhexen mieten, grüßen und wegen der schwachen Setlist ein wenig annörgeln möchte, verfolge ich WHIPLASH nur am Rande, kann mich aber dem geballten Auftritt nicht entziehen, und der Kopf bangt immer wieder los, während Andy, Stoney und die restlichen Hexen sich ordentlich Zeit lassen.
Das ist beim diesjährigen METAL ASSAULT deutlich schlechter organisiert als beim Vorjahr:
Da gab es eine Stelle und geregelte Zeiten, wann jede Band da war zum Begrüßen. Diesmal gab es nur ab und zu die Ankündigung zu einem Treffen nach dem Auftritt. Ok, vielleicht ist das für die Bands auch ein blödes Gefühl hinter ‘nem Zaun zu stehen und wie im Zoo Fotos machen zu lassen, Hände zu schütteln und Autogramme zu geben. Aber mich freut es eigentlich immer, wenn man die eine oder andere LP signiert bekommt und man auch mal mit den Idolen schnacken kann.


WHIPLASHWHIPLASH


Setlist:

  • Last Man Alive
  • Killing On Monroe Street
  • Stage Dive
  • Insult To Injury
  • The Burning Of Atlanta
  • Power Thrashing Death
  • Sword Meet Skull, Skull Meet Sword
  • Walk The Plank
  • Red Bomb
  • Spit On Your Grave
  • War Monger


EXXPLORER


EXXPLOREREXXPLORER


Philipp: EXXPLORER waren bereits auf dem KIT 2009 ein Ohrenschmaus (ganz davon abgesehen, dass deren “Symphonies Of Steel”-Alben zu meinen persönlichen All-Time-Faves zählt), da kann es heute zum ersten Mal in kompletter Originalbesetzung und der Darbietung des gesamten Debuts doch nur NOCH BESSER werden? Leider nicht ganz. Zwar brilliert die Band instrumental bei allerbestem Sound – vor allem die Gitarristen zaubern herrliche Twin-Harmonien in die Hütte – doch irgendwie scheint Lenny Rizzo nicht mit der vollstmöglichen Energie zu singen. Die Stimme an sich klingt gut, doch immer wieder überlässt er ganze Zeilen den Fans und singt die Parts, bei denen er auf Platte in höchste Durchdreh-Regionen vorstößt, scheinbar unnötig zu laid back. Erst später erfahre ich von Eingeweihten, dass der Gute eine starke Erkältung hatte. Das ist dann natürlich ganz anders zu bewerten – dafür hat Rizzo sich gut geschlagen! Trotzdem hoffe ich auf ein weiteres Gastspiel in ein paar Jahren auf dem KIT oder so – unter denselben Vorzeichen, aber mit komplett gesunder Band. Die Setist ist der erwartete Hammer – halt wie versprochen die komplette “Symphonies...” and then some.


Ralf: Es gibt so Bands, deren Namen sind einen geläufig und man weiß, dass man ein bestimmtes Album von denen unbedingt gehört haben sollte, hat dies aber aus seltsamen Fügungen des Schicksals nie hinbekommen. EXXPLORER sind mit „Symphonies of Steel“ für mich so eine Band. Der Auftritt heute macht mir aber ganz deutlich klar, dieses Manko möglichst schleunigst zu beseitigen zu müssen. Die Musik überzeugt auf ganzer Linie und die Band wirkt auf angenehme Art und Weise souverän. Nach dem Konzert gab es die eine oder andere kritische Stimme zur Gesangsleistung, ich fand den Sänger sehr überzeugend, aber ich kenn das Original Material halt auch nicht. Wieder was für die Einkaufsliste…


EXXPLOREREXXPLORER


Setlist:

  • Going To Hell
  • City Streets
  • X-Termination
  • Metal Detectors
  • Objection Overruled: Guilty As Charged
  • Objection Overruled: Phantasmagoria
  • World War III
  • Exxplorer
  • Prelusion
  • Run For Tomorrow
  • Return Of The Cycle
  • Just A Dream
  • Smelling The Roses
  • Beg, Borrow And Steel


SATAN

SATAN



Ralf: Der Hallenboden klebt so dermaßen, dass ich nur mit Anstrengung die Füße hochbekomme, Das Männer-WC (und seine Insassen) ist in einem desolateren Zustand, als ich es von den meisten Punk Konzerten gewohnt bin und es läuft zum xten Mal „Male Supremacy“ von CARNIVORE als Pausenmucke. Der lange Festivaltag fordert so langsam seinen Tribut.

Die Wartezeit auf SATAN aka BLIND FURY aka PARIAH zieht sich zum Glück nicht ewig lange hin und das Publikum begrüßt die Legende mit Begeisterung. Sänger Brian Ross wirkt zunächst mit Sonnenbrille und Mantel abgehoben, aber der Krempel fliegt nach dem zweiten Stück in die Ecke und es regiert dann der typische britische Humor bei den Ansagen. Die Band zockt mit Spielfreude altes und neues Material, mir persönlich fehlt das eine oder andere Stück aus der Phase mit dem Sänger Michael Jackson, aber das ist Jammern auf hohen Niveau. SATAN bringen die Stimmung noch mal richtig hoch und nach der Zugabe torkelten alle zufrieden nach Haus bzw. ins Hotel oder tummelten sich bis vier Uhr morgens auf der anschließenden Metalparty rum.


SATANSATAN


Rick: Brian Ross oder Michael Jackson, das ist wohl die Frage, über die ich heute schon mit vielen diskutiert habe. Ich tendiere eher zum letzteren (auch wenn ich ihn noch nicht live erleben durfte), wie ungefähr die Hälfte all derer, mit denen ich darüber gesprochen habe. Es mag wohl daran liegen, dass Brian Ross für mich BLITZKRIEG ist und zusätzlich dass ich das SATAN Debut und „Aushängeschild“ „Court In The Act“ erst kürzlich erworben habe.

Aber Brian Ross ist ein klasse Fronter und auch seine Mitstreiter sind gut eingespielt, dass es wirklich ein gelungener Auftritt ist, allerding mit recht wenig Material aus der Jackson Ära, mit der ich eher vertraut bin. Axo, wo sind eigentlich „Inferno“ und „Pull The Trigger“ geblieben? Ach, so äh, sorry, falsche Band.


SATANSATAN


Setlist:

  • Trial By Fire
  • Blades Of Steel
  • Time To Die
  • 2025
  • Break Free
  • Cenotaph
  • Life Sentence
  • The Ritual
  • Siege Mentality
  • Oppression
  • Incantations
  • Testimony
  • Alone In The Docks
  • Heads Will Roll
  • No Turning Back
  • Kiss Of Death
SATAN



Rick: Jetzt müssen noch ca.sieben Stunden bis zum Zug überbrückt werden. Die ersten vier Stunden lassen sich einfach in der Metal-Disko zu Klassikern von Led Zep über Priest, Maiden und AC/DC bis hin zu Overkill einfach wegtanzen… Auffallend ist, dass die drei DJs wirklich auf Nummer sicher gehen, dadurch wiederholen sich Bands schon nach drei Songs, was ich ein wenig unglücklich finde und auch bei den Übergängen zeigte man manchmal kurze Ermüdungserscheinungen. So kann man auch erklären, dass Sabbaths „Sympthon Of The Universe“ zweimal gespielt wurde. Viel zu schnell geht unter den Klängen von Venoms „In League With Satan“ gegen 4.30 Uhr das Licht an.
Glücklich taumeln wir gen Bahnhof.


Philipp: Das Fazit hab ich ja bereits eingangs vorgeschossen. Es war ein hemmungsloser Spaß, ein metallisches Glücksrauschen bimmelt jetzt noch durch mein kleines Vogelhirn. IT'S HEAVY METAL LOVE!

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