DOOMRIDERS, COLISEUM, NOM / 20.11.2014 – Hamburg, Hafenklang

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Endlich haben die Konzertüberschneidungen auch mal einen positive Effekt: Da nämlich seltsamerweise sonst keine Kieler_innen zu den DOOMRIDERS rollen, schließe ich mich Kollegen an, die zu PRIMORDIAL, PORTRAIT und BÖLZER fahren. Anner Schanze spring ich raus, fahre ein paar Stationen mit der U-Bahn und zack steh ich auch schon vorm Hafenklang, wo die Bostoner Kultband heute ihr erstes Konzert im Norden spielt (das aus „unserer Sicht“ bisher am nahesten gelegene Konzert fand vor zwei Jahren in Berlin statt, Bocky berichtete).



Keine Kieler? Stimmt nicht ganz, denn die ollen Haudegen von NOM kommen ja zumindest teilweise von hier weg. Ich hab die Band länger nicht gesehen und kann einen gelungenen Auftritt attestieren. Ich empfinde ja die neuere Ausrichtung – mehr Hardcoreattacken, weniger Stoner – als positive Entwicklung. Nach einigen Stücken, die zu viert geballert werden, ziehen NOM den Joker: Captain Koch stampft auf die Bühne und brüllt engelsgleich mit (Ich denk mal, dass Engel brüllen würden, sofern es welche gäbe). Stimmlich ist das gar nicht unbedingt so nötig, da Wolle seinen Job tippitoppi erledigt. Aber wenn so’n Hüne von der Bühne springt und durch den Mob stampft, müssen selbst die zurückhaltenden Hamburger grinsen. Jo, es gibt den typischen NoM-Mix aus ENTOMBED, BLACK SABBATH und DANZIG auf die Rüben. Zwar bricht heute kein Pit los, aber den Leuten gefällt es ganz eindeutig und so können NOM diesen Supportgig als gelungenes Ding verbuchen.



Ich quatsch mich draußen fest und bekomme gar nicht mit, dass COLISEUM bereits einige Stücke gespielt haben. Erstaunlich, denn es ist saulaut. Da der Mix aber gut ist, stört das erst am Ende von DOOMRIDERS, als es der Mischer dann wirklich übertreibt. COLISEUM kenne ich nicht und bin zunächst gar nicht soo angetan. Aber der Band gelingt das seltene Kunststück, mich nach und nach doch zu überzeugen. Das liegt nicht zuletzt an der durchweg sympathischen Band und an den Ansagen von Gitarrist/Sänger Ryan Patterson. Der erzählt sinngemäß, dass er sein Leben lang nicht Anderes gewollt habe, als Gitarre zu zocken und mit einer Band um die Welt zu reisen. Und da er genau das mit COLISEUM seit über zehn Jahren tue, sei er mehr als glücklich und erfüllt. Find ich schön gesagt. Die Band ist auch auf Deathwish und das gibt ja schon ‘ne grobe Auskunft über den Sound: Schwer, drückend, treibend und sehr Groove-orientiert. Im Unterschied zu anderen Düsterbands auf dem Label streuen COLISEUM aber recht melodische Gitarrenparts ein, an denen Phil Lynott möglicherweise seine Freude gehabt hätte. Kann man also gut ma haben.


Dennoch: JETZT kommt die Band, auf die alle warten. Mit einem meiner Faves geht es gleich in die Vollen, nämlich „Heavy Lies The Crown“. Argh, ist das geil! Ich muss an Kellings Vergleich denken, den schon Bocky in seinem Bericht zitiert hat: „als wärst du mit den Füßen einbetoniert und es kommt eine Dampfwalze auf dich zugefahren!“ Ja, und ich gebe mich hin und möchte von der Walze plattgemacht werden. An DOOMRIDERS sind mehrere Dinge toll: Der Gesang von Nate Newton mit seinem hohen Wut- und Rotzfaktor, die unverwechselbaren Riffs und das Drumming. Letzteres ist von Uhrwerk-artiger Präzision, dabei enorm wuchtig. Und die Songs sind einfach verdammt effektiv komponiert, wobei ich „Darkness Come Alive“ schon geiler finde als das aktuelle Album „Grand Blood“. So ist dann auch das Titelstück des Vorgängers eins der Highlights im Set. Bei den melodiöseren Passagen unterstützen die anderen Bandmitglieder Newton am Gesang. Der Mob ist jetzt in Wallung gekommen und haut zu „Bear Witness“, „Jealous God“ (Hammer!) oder „Mercy“ Löcher in die Luft. Fist Banging Mania! Ach, live kommen die neueren Stücke auch gut rüber. Ich weiß die Titel nicht so gut, aber der Titelsong ist im Set, „New Pyramids“ und „We Live In The Shadows“ ebenso. Der Auftritt wirkt ebenso professionell wie leidenschaftlich, man merkt im positiven Sinn, dass DOOMRIDERS eine konstant tourende Band sind. Wie bereits erwähnt dreht der Mischer gegen Ende immer weiter auf, sodass es schließlich enorm in der Birne dengelt und ich doch noch Ohrstöpsel auspacke. Egal, totaler Genuss! DOOMRIDERS könnt ich mir jetzt gleich nochmal angucken.



Da PRIMORDIAL wohl ein episches Zwei-Stunden-Set spielen, passt auch alles mit der Rückfahrt und alle sind glücklich. Denn.

Kommentare   

+2 #2 Philipp 2014-11-23 19:52
Geht offenbar allen so. Die "Grand Blood" zündet nicht so recht.
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+2 #1 bockfred 2014-11-23 19:28
Besagtes Kelling-Zitat bezog sich allerdings präzise auf den Song Jealous God.

Die neue DOOMRIDERS-Scheibe war für mich jedoch DIE Enttäuschung des Jahres 2013, hatte mich so darauf gefreut, Erwartungen nach der Come Alive natürlich auch recht hoch, hat mich die gran blood dann einfach echt null gekickt, die Scheibe gibt mir echt nichts, schade.
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