BLUES PILLS, THE VINTAGE CARAVAN / 15.10.2014 – Hamburg, Uebel & Gefährlich
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Donnerstag, 16. Oktober 2014 20:39
- Geschrieben von Philipp Wolter
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Im Nachhinein ist es schon verrückt, wenn man überlegt, dass dieses Konzert ursprünglich im Headcrash stattfinden sollte. Denn vor dem deutlich größeren UEBEL & GEFÄHRLICH steht eine schier endlose Schlange – der Laden ist mit ca. 900 Leuten ausverkauft. Trotzdem dauert es, bis ich eine überzählige Karte vertickern kann, da zunächst jede_r von mir Angesprochene ein Ticket besitzt. Nun, gegen 21.00 Uhr fahren wir eigentlich pünktlich mit dem Lift in die 4. Etage des Hochbunkers. Eigentlich. Dennoch hat der Opener THE ARKANES bereits seinen Auftritt beendet. Na ja, das können wir gerade noch verkraften, zumal jeder nur mit den Schultern zuckt, wenn wir fragen, wie die denn gewesen seien. Als echte Herausforderung erweist sich das Aufrechterhalten des Getränkenachschubs in Verbindung mit einem Platz in den vordersten Reihen. Boah, ist das scheiße voll! Aber mit der Kombi Höflichkeit & Gewalt geht alles und so aale ich mich über den Abend immer wieder durch den gesamten Saal hin und her und bin bestimmt ca. 200 Leuten auf die Hühneraugen getrampelt.
Fotos von Nico Krogmann
Zum ersten Mal in Hamburg: BLUES PILLS. Und da ich nicht wie geplant zum ROCK HARD FESTIVAL fahren konnte, ist es auch mein erstes Konzert der Band. Bei doch deutlich voluminöserem Sound geht es mit dem Opener des Albums los, der einen gleich in Mark und Bein erschüttert: „High Class Woman“! Elin Larsson ist mit einem Organ gesegnet, welches kräftemäßig keine Grenzen zu kennen scheint. Nur weil sie so ein netter Sonnenschein ist, singt sie das Ue&G nicht in Grund und Boden, denn rein von den sonorischen Fähigkeiten her könnte sie wie Black Bolt von den Inhumans bestimmt Gebäude zum Einstürzen bringen. Ziemlich schnell wird live noch mal bestätigt, was man beim Hören der Tonträger schon wusste: Der Gitarrist ist ebenfalls ein Genie. Dorian Sorriaux überlässt jegliche Interaktion mit dem Publikum seiner Band und versinkt vollständig in seinem Gitarrenspiel. Sein geschmackvoller Einsatz von Effekten sowie sein gefühlvolles Zocken erinnern an Rory Gallagher, Jimi Hendrix und/oder Peter Green. Warum immer gleich so große Namen, sagt ihr? Ja, aber die waren auch mal jung und hatten ihre Einflüsse! BLUES PILLS punkten in der Folge mit Songs wie „“Ain’t No Change“, „Dig In“, „No Hope Left For Me“, „The Time Is Now“, “Astralplane”, “Bliss” und “Little Sun”. Da die Band ja noch nicht noch viel Material hat, ist auch ein Cover von TONY JOE WHITE willkommen, nämlich “Elements And Things”. Zu DEM Knüller der Setlist gerät aber „Devil Man“, welches zu meiner Freude in der Version von der 10“, also nicht von der des Albums gespielt wird. Das heißt, dass es mit dem auf markerschütternde Weise gesungenen Intro beginnt, auf welches der Mob auch sofort einsteigt: Fast glaube ich, dass BLUES PILLS dieses vollständig mitreißende Intro auf der LP bewusst weggelassen haben, um die Leute damit live zu überraschen. Zur Zugabe „The River“ wird Óskar von THE VINTAGE CARAVAN auf die Bühne dazugeholt. Sehr nette Geste und das Gitarren-Zwiegespräch ist dann auch zauberhaft. „Black Smoke“ beendet den fulminanten Auftritt – einerseits hätte ich die Band gern noch viel länger genossen, andererseits ist es aufgrund der infernalischen Temperaturen und der Enge auch irgendwie schön, dass wir entlassen werden.
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