NEW MODEL ARMY / 11.10.2014 - Kiel, Max

0 Dislike0
Der Motor schnurrte, die Bahn war frei.
Obacht, wir kommen.
16 Jahre ist es nun her, dass ich New Model Army zuletzt gesehen habe. Damals im Astoria in London. Ich erinnere mich wie heute daran.
Erste Reihe, englisches Bier, lustige Leute und ein Haufen Songs, die mir die Tränen in die Augen getrieben hatten.

NEW MODEL ARMY



An diesem Abend sollte es das Max in Kiel sein.
Ein hübscher Laden, wie ich nach unserer Ankunft feststellte.
Meine Güte, wie sehr ich mich freute.
Man kennt das. Bands kommen und gehen. Manche verzaubern für einen kurzen Moment und manche bleiben ein Leben lang.
So wie die Scheiben von Justin Sullivan und seinen Jungs.
Dachte ich zumindest.

Aber anscheinend sind alle Alben nach 1994 an mir vorübergegangen.

Sie legten los.
Bei Song Nummer 2 hatten sie mich.
Sofort.
Und danach….

Ja, was passierte dann?

Ich befand mich plötzlich auf einer Veranstaltung, wo ich zum Zaungast wurde.
Alle freuten sich und ich konnte beim besten Willen nicht verstehen warum.
Wo war die Magie, die ich damals erlebt hatte?
Wie konnte es sein, dass ich bei einer meiner Lieblingsbands nicht vor Ehrfurcht erstarrte oder wenigstens gut gelaunt mit dem Zeh wippte?
Ich verstand die Welt nicht mehr.

NEW MODEL ARMY


Der Gesang war großartig wie immer.
Die Jungs hatten Spaß und ich keinen Bock mehr.
Es kam mir vor wie eine Aneinanderreihung unbekannter Balladen.
Als zwischendurch doch ein bisschen flotteres Tempo gespielt wurde, ließ der Bassist seine pink gefärbte Matte propellern, als wenn er bei Slayer spielen würde.

Unpassend.

Ich knipste gelangweilt mit meinem Handy in der Gegend rum und wartete.
Plötzlich hörte ich mir bekannte Klänge.
Mein Herz ging auf.
Für genau zwei Songs und dann trabten New Model Army von der Bühne.

Das einzige, was den Abend jetzt noch hätte retten können, wäre eine grandiose Zugabe.
Sie kamen zurück.
Aber...
Was zur Hölle passierte?
Eine Zugabe, ja.
Wieder mir unbekannt.

Dieser Abend war vergleichbar mit technisch einwandfreiem, emotionslosem Sex, ohne am Ende zu kommen.

Meine Hoffnung starb und ich schlich mich davon.
Oh Gott, ich war zu einem dieser Fans geworden.
Solche, die immer nur die alten Knaller hören möchten.
Aber die Scheiben waren es doch, die mich dabei begleitet haben, erwachsen zu werden.
Wo ich im Schulbus den Walkman auf den Ohren hatte und sich bei "Shot 18" oder "Better Than Them" meine Nacken- und auch sonstige Haare aufstellten.

Ich stand nicht als einzige vor der Tür.
Umso überraschender, als man von drinnen noch etwas hörte.
Grünes Licht ergoss sich plötzlich über die Bühne und da war der Moment gekommen, in dem ich innerlich explodierte.
Sie spielten "Green And Grey".
Und ich stand draußen?
Himmelarschundzwirn.

Da war er, der Höhepunkt und ich hatte Ihn auch noch verpasst.
Es war das wohl frustrierendste Konzert seit langem.
Und warum?

Weil ich Depp irgendwann aufgehört habe, die Jungs weiter zu verfolgen.
Weil ich die Songs nicht kannte.
Weil ich ein schlechter Fan bin.

Nur darum!
Hoffentlich bekomme ich noch eine Chance, es irgendwann besser zu machen.

NEW MODEL ARMY
Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv