THE DICTATORS NYC - THE RICKY C QUARTET / 24.07.2014 – Hamburg, Hafenklang

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Dictators? Die DICTATORS??!! Die sind noch aktiv?? Genauso ging’s mir durch den Kopp, als bekannt wurde, dass diese praktisch der Ursuppe des Punk entsprungene Legende tatsächlich im Hamburger Hafenklang aufspielt. Somit ist das Abendprogramm für den 24.07.14 schon mal gesichert. Endlich DIE Gelegenheit nun auch diese Lücke auf meiner „Bands, die man gesehen haben MUSS-Liste“ zu schließen.


Bericht von Alexander Beh
Fotos von JanML Photos


Vorm Hafenklang ist (noch) nicht viel los, als wir dort überpünktlich eintreffen. Also noch genug Zeit, die eine oder andere Hülse freudig die Kehle befeuchten zu lassen.
         
Als Support hat man sich die Engländer „The Ricky C Quartet“ an Bord geholt, die pünktlich im noch recht mau gefüllten Hafenklang den abendlichen Reigen eröffnen. Scheinbar hat die Band ’ne Ladung Fans aus der Heimat mitgebracht, da im Umkreis ungewöhnlich viel englisch zu hören ist. Musikalisch kredenzt man der Menge ’ne tanzbare Melange aus 50er Jahre Rock’n’Roll beeinflussten New Wave der Endsiebziger mit leichten Punkeinflüssen, welche gut ins Bein geht und bei vielen mehr als nur ein Fußwippen hervorruft. Das Ganze erinnert manchmal an Bands wie The Damned, usw. Auch vom Outfit würden die Jungs sehr gut in die damalige Zeit passen. Bis auf den Bassisten, der mit seinen Klamotten dann doch eher aus dem Rahmen fällt, nicht so wirklich in das Gesamtbild passen will (ein geblümter Albtraum, der übelsten Hawaii-Hemden-Sorte !! Im Vergleich zum deutlich besser passenden, typischen Szenenoutfit seiner Kollegen). Warum fallen Bassisten eigentlich grundsätzlich aus der Rolle?? Abgesehen davon lässt er in Sachen Spielfreude und Groove nichts anbrennen. Logischerweise kommen die Jungs besonders gut bei ihren mitgereisten Fans an. Dennoch ist der ca. 45-minütige Gig auch für alle anderen Anwesenden recht unterhaltsam. Hätte schlimmer kommen können…!!!
Draußen vorm Hafenklang isses nun deutlich voller geworden. Viel buntes Publikum aller Altersklassen treibt sich dort rum und begießt das gute Wetter gebührend mit Hopfen und Malz. Drinnen platzt der Laden nun aus allen Nähten, ist bis in die hinterste Reihe mit erwartungsvollen Fans gefüllt. Bevor’s dann endlich losgeht, hat die Temperatur locker Sauna-Niveau erreicht. Also beste Voraussetzungen für ’n verschwitztes, räudiges Club-Konzert.

Nach einer gefühlten Ewigkeit isses dann endlich soweit: Richard Manitoba (voc) und seine Mitstreiter entern die Bühne mit 'ner amtlich gebrüllten Ansage „The Party Starts Now“ und feuern den gleichnamigen Song als Opener in die Menge. Das lässt sich der Mob im vorderen Bereich nicht zweimal sagen und gerät in Bewegung. Es folgen „Next Big Thing“, „Avenue A“ und „The Savage Beat“, bevor’s dann zu „Who Will Save Rock’n’Roll” die erste von vielen kleinen Anekdoten zu hören gibt. Jedenfalls äußert sich Richard besorgt über die heutige Musikszene und erzählt, wie er sich früher jeden Sa. mit seinen Freunden in diverse Plattläden begab, um dem heißesten „Scheiß“ auf Vinyl zu ergattern. Das wäre wohl heute nicht mehr so! Tja, er sollte mal nach Kiel kommen, dann könnte ich ihm so einige Leute vorstellen, die genau das machen. Er wäre begeistert!
         
Der Sound ist okay, wenn auch nicht berauschend, die Lautstärke erträglich. Das Rund feiert die alten Helden jedenfalls ordentlich während des gesamten Gigs ab. Doch bei mir springt der Funke nicht wie erwartet vollends über. Das liegt wohl an der rumpeligen Art und Weise, wie das Material live präsentiert wird. JanML’s Kommentar: „Das gehört so“ nehme ich zur Kenntnis, dennoch wirkt das Ganze doch auf Dauer etwas arg blutleer, manchmal gar planlos und eben zu rumpelig. Selbst Ross The Boss, als ehemaliger Manowar-Gitarrist zu Metal-Ehren gekommen (da waren sie noch relevant und wirklich gut), zockt irgendwie unrund. Als ob man sich im Proberaum befindet und das Liveset probt. Abgesehen davon post er wie in besten Manowar-Zeiten, was bei mir für das eine oder andere schmunzeln sorgt.
Eine weitere, sehr kuriose Geschichte zu ihrer ersten D-Tour erzählt Richard dann breit grinsend. Bei einem Zwischenstopp an einer Raststätte hielt man allesamt für Terroristen. Jedenfalls kreisten nach kurzer Zeit angeblich Hubschrauber über dem Laden und später war sogar noch bewaffnete Polizei zur Stelle. Das war zur Hochzeit der RAF-Hysterie, wie er stolz von sich gibt. Außerdem wäre dies der erste Auftritt in Hamburg überhaupt, sowie die erste D-Tour seit den glorreichen 70ern!! Bei „Let’s Twist“ köchelt das Rund dann so richtig. Es wird mitgegrölt und mitgetanzt, was das Zeug hält.

Mein persönliches Highlight bildet die Zugabe „Kick Out The Jam“ von MC-5, was den Laden natürlich nochmal richtig zum Abfeiern bringt. Ansonsten ist noch die Vorstellung der Band zur ersten Zugabe besonders erwähnenswert. Unter anderem erfährt man, dass Gitarrist Daniel Rey sich früher mit irgendeinem Ramone (Joey??)’ne Bude geteilt hat (!!!). Dazu gab’s dann die ersten Akkorde von „Blitzkrieg Bob“, sowie das obligatorische „Hey Ho.Let’s Go“. Die danach folgende Anekdote, dass AC/DC mal als Vorgruppe der Dictators in New York gezockt haben und flugs danach „rüber“ ins CBGB’s gingen, um dort anschließend ’n Freikonzert zu geben, lässt mein AC/DC-Fanherz dann doch arg bluten. Verdammte Sauerei, da wäre ich gern dabei gewesen!!!
         

Fazit:

Alles in allem ein mich nicht vollends zufriedenstellendes Konzert, ob der doch arg rumpeligen Darbietung. Sicher hat so was seinen eigenen Charme, den ich den Dictators auch nicht im geringsten absprechen will Auch die authentische Art und Weise ist natürlich sehr sympathisch. Aber letztendlich habe ich mir etwas mehr Rotzigkeit und Härte, statt Rumpelei und scheinbar spielerischer Eingeschränktheit versprochen. Anyway, immerhin nun endlich live gesehen!! Auf der Rückfahrt gibt’s dann natürlich besonders mit JanML ’ne amtliche Diskussion zu meinem Standpunkt.

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