RHONDA, MEMORIEZ / 26.09.2014 – Kiel, Schaubude

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“Du überraschst mich immer wieder!”, ist Dicki erstaunt, als ich ihm ein paar Tage vor diesem wundervollen Abend mein Erscheinen ankündige. Auf den ersten Blick mag ein Soul-Konzert von meinem sonstigen Geschmack in der Tat abweichen. Aber wer Musik liebt, guckt auch mal übern Tellerrand und wer dabei dann Milos Stimme vernimmt, landet unter Umständen schneller auf ‘nem RHONDA-Konz als gedacht. Ist halt „richtig süße Sonntagmittagmusik“, wie die Ansagertante aus dem ZDF-Fernsehgarten verrät…




Vor der Schaubude versammelt sich bereits früh eine bunt zusammengesetzte Menschenmenge. Später wird’s dann auch voll, ich schätz mal ausverkauft oder knapp davor.


Als „abgefuckten Soul Trash“ definieren sich MEMORIEZ selbst. Ein ziemliches Understatement… Funkig-souliger Rock trifft es vielleicht eher. Offenbar gerade erst 2011 gegründet haben die Hamburger bereits u.a. auf dem diesjährigen Wilwarin und mit THE MOVEMENT in Rendsburg so einige Leute begeistern können. Erstaunlich, wie selbstverständlich die Band angesichts dieser kurzen Zeit ihrer Existenz bereits agiert und wie ausgereift ihre Songs klingen. Dabei klingt es mal auf leichtfüßige Weise verspielt, mal durchaus rotzig. Zusätzlich zum regulären Drumset gibt’s noch eine Art Standschlagzeug, zwei Keyboards orgeln unsere Ohren ordentlich durch, einige Stücke werden durch einen Trompeteneinsatz veredelt – interessante Instrumentierung also, und was mir besonders gut gefällt, ist die raue und soulige Stimme von Joachim Zunke. Insgesamt wird das alles angenehm entspannt präsentiert, sodass sich in der Schaubude eine wohlig-positive Atmosphäre ausbreitet.


Bei RHONDA muss man sich dann anstrengen und sich aalgleich durch den Mob schlängeln, wenn man zum Tresen und wieder zurück zur Bühne will. Hinter mir raunt es allerorts – „Ooh, ist sie schwanger?“ In der Tat befindet sich Milo bereits im siebten Monat – ein guter Schwangerschaftsverlauf sei an dieser Stelle gewünscht. Es macht einen riesigen Spaß, der Band zuzuschauen. Getreu dem Motto von THE MOVEMENT „Clean living under difficult circumstances“ sind alle Bandmitglieder sauber in Sepia-Anzügen gewandet. Bei Gitarrist Ben Schadow wirkt der Retrosoul-Look vielleicht am natürlichsten, und man könnte sich ihn mit seinen Motown-Riffs auch musikalisch locker in den Sechzigern musizierend vorstellen. Zu den Stücken der 7“ („Here We Go Again“!) haben sich mittlerweile diverse neue Titel gesellt, logisch – schließlich liegt am Merch das Debutalbum „Raw Love“. „Camera“ geht gleich gut ins Ohr – herrliches Riff, rauchige Stimme, überhaupt tolle Melodien. Milo ist stimmlich extrem wandlungsfähig und spannt den Bogen von melancholisch-traurigen bis hin zu lasziv gurrenden Gesangslinien. Sehr groovig kommt „Terrible Lie“, während „Take It Back“ funkig sprüht. Irgendwie klingen die Stücke bisweilen auch sehr cineastisch – zum Teil wie in einem alten Bond-Thriller, dann wieder eher Teil eines Spaghetti-Western-Scores („I Need No Help“). Da verweile ich doch die gesamte Darbietung über vor der Bühne und das nicht nur, weil ich im Siff der vor Begeisterung verkleckerten Drinks eh festklebe. RAW LOVE!

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