DER DETZE ROCKT IV / 22. & 23.08.2014 – Daun / Rengen, Sportplatz

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Neiiiin, die Festivalsaison DARF noch nicht vorbei sein! Und was nicht sein darf, das KANN auch nicht sein. Schließlich hat doch Kalle Marx gesagt, dass das Sein das Bewusstsein bestimme. Und Recht hat er! Denn da existiert noch ein kleines Old School Heavy Metal-Festival namens DER DETZE ROCKT – schlappe sieben Stunden Autofahrt entfernt. Irgendwie bringen wir das Kunststück zustande, zu dritt hin- und gar zu viert zurückzufahren – in einem mit dem üblichen Gedöns vollgestopften PKW. Muss man eben mal auf feste Nahrung, Grill und ‘nen Pavillon verzichten. Wozu auch? We got Marx!

NOCTURNAL



Nach einer gut gelaunten Fahrt erreichen wir Daun in der Eifel. Das Gelände befindet sich auf dem Detzenberg, der zwar nicht megahoch ist, aber doch einen verfickt malerischen Ausblick auf die umliegende Vulkaneifel bietet. Schön schnuckelig klein ist das Festivalgelände, gelegen an einem Sportheim, in welchem man – das erinnert uns sehr ans RD-Rock – auch duschen kann (= total Metal). Ca. 500 – 600 Schüttelrüben werden sich einfinden, wobei der Campingground und auch das eigentliche Zockgelände Platz für deutlich mehr Menschen böten. Also alles geil – verwiesen seien noch auf die Preise: Ein Humpen Bier 1,50 Euro, Eintritt für zwei Tage 22,- Euro. Noch Fragen?


SECUTOR

SECUTOR


Die ersten beiden Bands sind zwar bereits durch (BLIZZEN sollen super gewesen sein und erweisen sich im Verlauf des Festivals als nette Typen, die nicht nur die geilen polnischen HEADBANGER kennen, sondern auch bereits mit den Kollegen von REZET getourt haben), aber nach den üblichen Ritualen des Zeltaufbaus und ‘ner kleinen Verminzung geht es zu SECUTOR. Die kommen aus Koblenz, klingen denn auch automatisch sehr räudig, direkt und schnell. Der Gesang ist kraftvoll, der Gitarrist punktet mit einem PILEDRIVER-Shirt. Wer muss da nicht automatisch a typische Koblenzer Schule a la DESASTER denken? Mit „Deaf Forever“ gibt es eine sehr coole MOTÖRHEAD-Coverversion (ob die Wahl gerade dieses Titels Zufall ist…?) – mich stört im Moment eigentlich nur, dass es am Getränkestand keinen Glühwein gibt. Denn: Es ist wirklich verflucht kalt, brr.


SECUTORSECUTOR


VORTEX


VORTEXVORTEX


Jaaa, nach zehn Jahren (HOA 2004) sehe ich endlich mal wieder ‘ne Show der durchgeknallten Niederländer! Gut gefeiert hatten die Recken offenbar im Vorfeld und während des Gigs pflastern vor allem Sänger Jurjen 'Thunderfox' Tichelaar und der blonde Klampfer Martjo 'Whirlewolf' Brongers mit fies aussehenden Mischen weiter. Aber Respekt – es gibt keinerlei suffbedingte Ausfallerscheinungen. Ich könnte das ja nicht. 35 Jahre Bandgeschichte darf man indes definitiv angemessen zelebrieren. Thunderfox hat zunächst wieder seine Vogelnest-artige Perücke auf der s/w-Corpsepaint bemalten Rübe, lupft diese aber bald und präsentiert uns seine Glatze. Dazu passend kündigt er alte Granaten wie „Metal Bats“ mit den Worten „This next song is 30 years old. I’m even older! You don’t wanna know….“ an. Natürlich lassen sich VORTEX nicht lumpen und bieten uns was fürs Auge: Ein Kerl mit Koboldmaske reicht Stäbe mit bengalischem Feuerwerk ins Publikum und alle Gitarrenhälse werden ebenfalls entsprechend in Szene gesetzt. Kurios: Der Song „Open The Gate“ wird doppelt gespielt, obwohl die Band bei über zehn Veröffentlichungen aus dem Vollen schöpfen könnte. Aber es ist ja auch ein schöner Song…


VORTEXVORTEX

VORTEXVORTEX


Die Nacht endet irgendwann und wir beamen mal gleich zum nächsten Morgen weiter:

Zunächst ist das Wetter super, Nebel steigt aus den Tälern auf – ein herrlicher Ausblick. Im Sportheim wird erst mal ‘ne Duschung absolviert sowie Käffchen verhaftet.

Nebel überm DetzeDetze


Ruckzuck vergeht in guter Gesellschaft die Zeit und schon geht es los mit der ersten Band des Samstags:

BLOODSPOT


BLOODSPOTBLOODSPOT


Wir schaffen es sogar, noch je eins der begehrten Freibiere zu ergattern (50 Liter werden ausgeschenkt – gute Idee, um die noch verkaterten Schüttelrüben und Langschläfer_innen aufs Gelände zu locken). BLOODSPOT bieten groovigen Death Metal, der in Sachen Originalität jetzt nicht die Welt aus den Angeln hebt. Aber die Band zeigt Spielfreude und hat einen guten, aggressiven Sänger, der barfüßig herumturnt. Die Limburger markieren somit unterm Strich einen guten Start in den Tag.


SPEEDBREAKER

SPEEEDBREAKERSPEEDBREAKER

Auf SPEEDBREAKER freuen wir uns schon, denn die Band campiert direkt neben uns. Eine sympathische Chaotentruppe, mit denen wir viel Spaß haben – eigentlich hätten die ein Hotelzimmer zur Verfügung, was sie aber „zu spießig“ finden und lieber auffem Gelände zelten und feiern. Dabei erweisen sie sich auch noch als äußerst geschmackssicher – Gitarrist Simon erkennt auf Annas Samplern wirklich jede noch so obskure Band und verziert seine Kutte ausschließlich mit kultigen Patches von u.a. CRUCIFIXION, VIRTUE oder SORTILÈGE. Leider setzt mit dem Auftritt der Düsseldorfer richtig fieser und kalter Regen ein. Wir drängeln uns ganz in die erste Reihe, da wir hier noch ein Stück Bühnenüberdachung über den Köpfen haben. Wir denken aber nur, hier trocken bleiben zu können, denn plötzlich dreht der Wind und der Rotz kommt von der Seite. Trotzdem verharren wir bangenderweise, denn SPEEDBREAKER machen richtig Laune! Gezockt wird schneller Heavy Metal/Speed Metal mit rauen Vocals. Sehr schöne melodische Leads und Soli und überhaupt schmissige Songs mit geilen Refrains (als Bonus gibt's noch "Axe Crazy" von JAGUAR). Die LP „Built For Speed“, veröffentlicht von DYING VICTIMS, ist total zu empfehlen und läuft auf der Rückfahrt gleich dreimal (Vinyl ist mittlerweile auch raus).

SPEEDBREAKER


NOCTUM


NOCTUMNOCTUM


Leider verpassen wir DEATHFIST, da wir uns nach SPEEDBREAKER erst mal aufwärmen müssen. Klingt von weitem nicht schlecht – Thrash mit röhrender Sängerin.

Zu NOCTUM, welche ja gerade mit DEAD LORD auf Tour sind, ist Erscheinen aber wieder Pflicht. Zum Glück ist das Wetter zunächst wieder etwas besser und wir genießen die schwedische Doom Heavy Metal-Darbietung mit ganzem Herzen. Sofort fällt der extrem gute Sound auf – sehr transparent und cremig. Ich liebe das „Final Sacrifice“-Album und mache auch live Einflüsse von MERCYFUL FATE, PENTAGRAM, GHOST oder WITCHCRAFT aus, wobei zudem Classic-Rock-Vibes sehr stark spürbar sind. Die Band ist sehr tight eingespielt und zählt zu den Highlights des Wochenendes. Leider beginnt es im Verlauf des Auftritts wieder zu pissen und man ist schnell wieder nass und durchgefroren.

Schweren Herzens lassen wir daher IRON CURTAIN sausen. Naja, die Stimmung ist trotzdem super und schnell sind wir für spätere Action wieder fit und aufgewärmt. Natürlich hören wir später, dass IRON CURTAIN super waren, aber ich hab sie eh schon im April auf dem KEEP IT TRUE gesehen und abgefeiert.


REZET


REZETREZET


Ursprünglich war dieser Auftritt als weitere „VIOLENT FORCE and Friends“-Show geplant, doch Stachel von VIOLENT FORCE musste aus familiären Gründen kurzfristig absagen. Nun ist nur Originaldrummer Hille auffem Detze vor Ort, der aber offenbar gar kein Schlagzeug mehr spielt. Ich frag mich ja, wie er das denn gemacht hätte, wenn Stachel Zeit gehabt hätte, denn heute verkündet er lediglich ein paar warme Worte und wirft einige Shirts ins Publikum… So wird es also im Grunde ein reguläres REZET-Konzert, denn „Dead City“ spielen sie ja immer. Nur triggert Hilles Präsenz ein wenig mehr Emotionen und bei „Dead City“ stürmen Dutzende Headbanger die Bühne und drehen durch. Auch ansonsten ist es ein gelungener Auftritt, schon der vierte für uns allein in diesem Jahr. Mit am stärksten finde ich heute „Altar Of Satan“. Ricky übrigens schön im G.B.H.-Shirt und Frank trägt SEX PISTOLS. Gut so, mehr Punk im Metal!


Rezet und HilleREZET und Hille


NOCTURNAL


NOCTURNALNOCTURNAL


Die Mainzer sind vielleicht die Band, bei der am meisten los ist. Und NOCTURNAL rechtfertigen den Andrang, ebnen den Detze fast ein. Ein gnadenloses Gewitter, bei dem ich vor Dauergrinsen fast Maulsperre bekomme. Nieten, Ketten und Leder bestimmen das Erscheinungsbild, was irgendwie schon zum kultigen Gesamteindruck beiträgt. Ebenso der fiese Gesang von Tyrannizer, die mich wieder voll überzeugt. Für geschmackvoll gewählte Coverversionen hatten NOCTURNAL schon immer ein Händchen. Als die Worte „Hear what's written on the wind. / We come to kill and kill again. / Our arrows fall like hail /Trample on the dead. - Ride through the Gate of clouds - stand on the open step.” ertönen, gibt’s kein Halten mehr. Eine bessere Coverversion von MANOWARs “Kill With Power” hab ich noch nie gehört, glaub ich. Was mir übrigens auch positiv auffällt, ist die gelungene Lightshow auffem Detze. Für die auf so einem kleinen Festival zwangsläufig begrenzten Möglichkeiten wird das Licht passend und abwechslungsreich auf jede Band abgestimmt und eine schöne Atmosphäre erzeugt.


NOCTURNALNOCTURNAL


BATTLEAXE


BATTLEAXEBATTLEAXE


Zum dritten Mal sehe ich heute bereits die NWoBHM-Recken von BATTEAXE, was ohne Festivals wie HOA (da waren sie 2010) und KIT (dieses Jahr gerade erst) nicht möglich wäre. Und ohne den Detze natürlich! Zwar brauchen BATTLEAXE ewig für ihren Soundcheck und sind wohl auch ansonsten recht pingelig in ihren Vorbereitungen, das Resultat rechtfertigt das dann aber auch. Ich hab das „Burn This Town“ kürzlich gerade in der französischen Pressung abgeerntet (das Cover ist tatsächlich NOCH hässlicher als das reguläre…) und höre die Scheibe seit Wochen wieder rauf und runter. Daher freue ich mich besonders über „Ready To Deliver“, „Hands Off“, „Dirty Rocker“ und „Burn This Town“, aber Stücke wie „Power From The Universe“ regeln selbstverständlich auch. Kein Regen mehr, alle am Mitsingen, das Bier fließt in Strömen – eine perfekte Heavy Metal-Party, zumal Dave King gewohnt klasse singt und die Band zielstrebig ihre Songs runtersägt.

BATTLEAXE


DEAD LORD


DEAD LORDDEAD LORD


Als gute Idee erweist es sich, DEAD LORD ans Ende des Billings zu setzen. Die sind zwar nicht so bekannt wie BATTLEAXE, bringen den Detze aber nochmal RICHTIG in Schwung! Verdammt, ich würde soweit gehen und DEAD LORD als eine der BESTEN neuen Bands im Classic Rock/Metal-Bereich bezeichnen. Besseres THIN-LIZZY-Worshipping geht einfach nicht, dazu eine perfekte und vor Spielfreude brennende Rockshow inkl. Gitarrensolo-Rock Off. Grandiose Twin-Gitarren! Ich fand sie auf dem HELL OVER HAMMABURG schon grandios, heute versetzen mich die Schweden aber geradezu in Euphorie. „Hank“, „No Prayers Can Help You Now“, „Goodbye Repentance“, „Hammer To The Heart“, “Because Of Spite” oder “Onkalo” sind alles schwer rockende zukünftige Klassiker mit unwiderstehlichen Refrains. Am Ende gibt es noch eine coole Version von BLUE ÖYSTER CULTs „Burnin‘ For You“. Sensationell!


DEAD LORDDEAD LORD


Das Fazit kann also nur positiv ausfallen. DER DETZE ROCKT ist ein sehr liebevoll gestaltetes Festival. Pech war dieses Jahr natürlich das miese Wetter, welches viele potentielle Zuschauer_innen abgeschreckt haben dürfte. Ende August ist eben leider schon gewagt, andererseits ist der Hochsommer auch schon mit Festivals vollgeklatscht, da ist ein früherer Termin schwierig. Egal, DETZE 2015? Bock auf!



Hier noch einige Anekdoten am Rand, die uns ein Vögelchen aus der Detze-Orga zugezwitschert hat:

1. Ein Typ hat sich auf dem Dixi eingeschissen und seine Freunde losgeschickt, ‘ne neue Hose zu holen, Problem: Seine Freunde wussten nicht, wo sein Zelt steht... Eine halbe Stunde später war er das Warten leid und kam ohne Hose und ohne Unterhose aus dem Dixi, nur mit Jacke um die Lenden gebunden.... Die Überreste des Malheurs fanden wir dann sonntags beim Aufräumen und der Kackepanzer-Pilot konstatierte, sowas habe er noch nie gesehen!

2. Als samstags das Gelände geschlossen war, gingen zwei unserer Helfer den Weg runter Richtung Dorf. Da wollten sie sich einen Spaß erlauben und einem vorbeifahrenden Auto ihr entblößtes Hinterteil präsentieren. Das Auto hielt jedoch direkt neben den zwei verlängerten Rückrädern an und es ertönte eine weibliche Stimme: "Packt den Arsch ein, sonst gibt's Pfefferspray". Sichtlich unirritiert machten die beiden natürlich weiter wie gehabt, bis sich ein nass-brennender Schmerz im Rektalbereich einstellte... Zu allem Übel stiegen die Schmerzverursacher noch aus dem Auto und gaben sich als in zivil fahrende Vollstrecker der Staatsgewalt zu erkennen. Nachdem die Personalien aufgenommen waren durften die beiden Schwerverbrecher dann ihre brennenden Hintern an der taufeuchten Wiese versuchen abzukühlen... Leider fühlten sie sich auch am nächsten Tag noch wie wirkliche Schwerstverbrecher, die leider letzte Nacht die schwächsten in der Knastdusche gewesen zu sein scheinen. Und die Moral von der Geschicht: A.C.A.B.

3. Unser guter Freund und treuer Detze-Besucher Andy war in der Nacht von Sarah auf Sonntag gerade dabei, in seinem Wohnwagen sein Schlafgemach aufzusuchen, als es an seiner Tür klopfte. Als Andy die Tür öffnete, stand ihm ein junger Mann gegenüber, der von ihm einen Saitenschneider geborgt haben wollte. Nun, dass man sich auf dem Campingplatz ab und an gegenseitig Werkzeug borgt, ist ja nichts Unübliches, dachte sich Andy. Die Uhrzeit irritierte ihn jedoch etwas und so fragte er, was man denn um diese Uhrzeit damit vorhabe. Der junge Bittsteller erklärte ausgiebig, es handele sich hier um eine Art Notfall. Es gelte nun schnellstmöglich, ein Zungenpiercing von einem Intimpiercing zu trennen! Muss man da noch mehr sagen?!...
 


Detze am Morgen

http://www.derdetzerockt.de/

Kommentare   

#1 Guest 2015-08-29 05:18
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