TROUBLE, CHÄIRWALK, MANTAR / 17.10.13 - Hamburg, Hafenklang

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Spät ist es, als ich im Hafenklang reinschneie, trotzdem bin ich aus unserer - aus allen Himmelrichtungen anreisenden - Reisegruppe der erste, der den schicken Laden entert. Und somit auch der einzige Augenzeuge der bereits aufspielenden MANTAR aus Hamburg.

Eine Wall of Sound schallt mir entgegen, so dass ich ziemlich überrascht bin, auf der Bühne nur zwei Personen zu finden. Können zwei Leute, bewaffnet mit Gitarre und Schlagzeug, wirklich einen so infernalischen Krach hinbekommen? MANTAR kann.

Und so komme ich den Genuss der brachialen und meist langsam-noisigen Stücke der beiden, die - unterstützt von einem Sequencer, der bestimmte Phasen mit sphärischen Samples unterlegt - ein fettes Stück SloMoCore hinlegen. Der Gitarrist bedient zudem die Stimme, welche sporadisch eingesetzt im MANTAR-Gesamtsound eher rezessiv ist und die Mucke wie instrumental wirken lässt. Dazu blinken non-stop die auf der Bühne verteilten Stoboskope. Wirklich interessant, extrem hart und nach einigen Stücken auch hart an der Nervengrenze.

 Nach dem Eintrudeln des Rests der Reisetruppe und Begrüßungspilsken beginnen dann CHÄIRWALK mit ihrer Darbietung. Jungfüchse in Kriegsbemalung, die mit Ihrem rockigen Punkrock-Rock schon einige Kieler begeistern konnten. Heute springt der Funke aber nicht so richtig über, trotz aller Animationsversuche wirkt es ein bisschen so, als müssen CHÄIRWALK heute etwas für sich selbst spielen. Respekt, wenn man das kann!

   

TROUBLE!!! Ja, echt scheiße. Scheiße, das der Auftritt so kurz war. Aber der Reihe nach: TROUBLE sind mittlerweile seit 34 Jahren (!) aktiv, und seit dem letzten Konzert, was einige Jahre zurückliegt, haben sich die Herrschaften im Kern nicht verändert. OK, ein paar Falten hier, etwas graueres Haar dort, aber das göttlichste Gitarrenduo der Welt ist einfach zeitlos. Dazu Chong am Bass, herrlich. Aus dem Rahmen fällt allerdings der im Vergleich zu den Original-TROUBLEs jung wirkende Sänger Kyle Thomas, der Eric Wagner ersetzt (keine leichte Aufgabe, die interimsweise Corey Clark mehr schlecht als Recht zu lösen versuchte). Optisch fällt der Junge etwas aus dem Rahmen - ein stiernackiger Kahlgeschorener in einer christlich angehauchten Hippie-Doom Band? Mein erster Gedanke war: "Shit, so'n Redneck" (Was mir bei EXODUS schon regelmäßig den Spass verdirbt!)

    
Aber was soll man sagen: Der Junge hat seine Sache richtig gut gemacht! Er war sowohl bei den älteren Songs sehr präsent, hat außerdem bei den Songs der neuen Scheibe (die hier für fanfreundliche 10 € direkt zu erwerben war) schön an die Tradition der Band angeknüpft. Dabei wirkte er sehr sympathisch aufgeregt und etwas unsicher und war so ein Gegenpol zu den anderen Bandmitgliedern, die wahrscheinlich schon ALLES gesehen haben und die so schnell nichts aus dem Rhythmus bringt. Schließlich verziehen die Herren an der Gitarre sonst keine Miene und wenn man den Gitarristen mal ein leichtes Lächeln entlockt, ist das schon ein Adelstitel für das Publikum. Und das gelang an diesem Abend gleich mehrmals.

    


TROUBLE trugen mit Ihrer Songsauswahl ihren Teil dazu bei, obwohl ich mir natürlich noch viel mehr Songs gewünscht hätte. Uralt und megadoomig der Einstieg mit "The Tempter", bevor die rockigere mittelalte Seite mit "Sleeper" und natürlich dem Evergreen "At the End of my Daze" fortgeführt wurde. Es folgte eine bunte Mischung aus verschiedenen Songs, wobei die Schwerpunkt auf "Psalm 9" und dem neuen Album zu liegen schienen. Aber natürlich sind rund 75 Minuten viiieeell zu kurz, um 34 Jahre Schaffenswerk angemessen zu präsentieren. Wir wollen mehr. Und wir kriegen mehr, denn selbst der Roadie ist überrascht, als TROUBLE sich noch zu einer spontanen weiteren Zugabe hinreissen lassen, und die ist mit "R.I.P." so gut gewählt, dass wir fast alle den letzten Zug verpassen.

Weitere Fotos von JanML

 

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