JUST A LITTLE BIT DANGEROUS FEST III / 07.09.2013 - Kiel, Hansastr. 48

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Diese feine Veranstaltungsreihe hat sich mittlerweile in Kiel einen kleinen Kultstatus erarbeitet. Veganes BBQ für eine Spende in freiwilliger Höhe, mehrere stilistisch unterschiedliche Bands, die man eher selten sieht, diverse Specials (wie heute den Film „There's Something More“ über Hardcore/Punk in Serbien) und natürlich das eh bereits geniale Ambiente in der Hansastr. mit Kneipenraum, „Biergarten“ und Konzertsaal. Das schlägt für mich definitiv die Alternative, mir OHL anzugucken. Schade natürlich die Überschneidung mit Tag II des „40 Jahre T-Stuben-Festes“, aber ich bin vorgestern bereits in der Meierei gewesen und gestern in der T-Stube – da kommt mir ein kurzer Abend gleich um die Ecke doch sehr gelegen.

 

 

Und wie erfreulich – kaum angekommen, treffe ich draußen vorm Hansaeingang Maruis und Nico, früher beide bei KURHAUS und heute sehr spontan mit ihrer Band SOLEMN LEAGUE für die erkrankten MAJAK eingesprungen. Freue mich immer, die beiden zu sehen, kenne ich sie doch seit den ersten Tagen meines Referendariates (von der anderen Seite des Pultes, hehe). Die anderen Menschen bei SOLEMN LEAGUE sind ebenfalls sehr nett und wir albern kurz durch in der lauen Spätsommernacht herum. Bis ein Hundebesitzer einen Dogfight brutal und derart heftig brüllend unterbricht, dass an wirklich ALLEN Tischen das Besteck ruht, sämtliche Gespräche verstummen und alle zu dem Kerl starren.

Drinnen treffe ich die OBEY!-Jungs, welche heute (erstmals?) mit einem Stand präsent sind. Whoa, guckt da beim nächsten Konzert unbedingt mal rein! Nicht nur ist der bisher erste OBEY!-Release ein Hammer, nämlich die Doppel-LP der Brasilianer QUESTIONS - , nein, auch 'ne richtige gute Distro haben die Jungs bereits am Start, welche feine (aber wirklich!) Tonträger aus den Bereichen Punk und Metal beeinhaltet. Ich ernte z.B. Scheiben von RATOS DE PORAO, WOLF DOWN, PSYCHISCH INSTABIL und UNDERGANG ab und belasse es auch nur aus Vernunftgründen dabei.

Das Buffet ist grandios lecker. Da es Kerstin nicht so gut geht, ist sie leider heute nicht mit, hat mir aber eine Tupperschüssel und die Order mitgegeben, dort möglichst viel reinzuschaufeln. Mir ist das dann irgendwie peinlich, einen Teller UND die Tupperdose vollzumachen... Sieht doch gierig aus und ich meine, verurteilende Blicke zu spüren und ein geflüstertes „Guck mal den Asi da, der bekommt den Hals nicht voll und hat bestimmt nicht mal was gespendet“. (Letzteres stimmt natürlich nicht.)

Plötzlich werden wir in der Kneipe informiert, dass nun die „There's Something More“-Doku beginne. Der Regisseur leitet das erklärend ein. Er sei auf keinen Fall ein Profi und habe diese Doku eher spontan gedreht. Letztendlich gehe es ihm darum, dass Grenzen häufig nur im eigenen Kopf existieren. Der ca. einstündige Film ist vor allem von Konzerteindrücken geprägt, deren Klang oft überraschend gut ist. Die Interviews sind zum Teil akustisch nur schwer zu verstehen, hier wären zum Teil Unterzeilen in Deutsch oder Englisch hilfreich, wobei bereits im Vorfeld darauf hingewiesen wurde, dass man sich dagegen entschieden habe, weil diese eher ablenken. Nun gut, nachvollziehbar, allerdings sind nun mal bei vielen Interviews Geräuschquellen wie zockende Bands vorhanden und das extrem laut. Die Werte scheinen dieselben, insofern trifft das einleitende Statement die Sache schon gut. Musikalisch ist offenbar Youth Crew-Style in Serbien (oder zumindest in dieser Region) DAS Ding. Auf den Konzerten geht es gut ab, erinnert an YOUTH OF TODAY in Deutschland um 1989/1990. Ziemlich interessant, leider scheint mit der Mob vor der Bühne zum Teil etwas Testosteron-geschwängert zu sein, so wie überhaupt der Männeranteil bei 99% liegt (zumindest in dem Film, der natürlich nur ein Ausschnitt der Wirklichkeit sein KANN). Aber die Szene ist dort jünger und so sehr anders war es hier früher auch nicht, insofern hat der Kollege recht: ONE WORLD. Respekt an den Regisseur für dieses Engagement und diese Arbeit.

Eine Band will ich aber noch sehen und zum Glück fangen SOLEMN LEAGUE an. Richtig geil! Mit KURHAUS erst mal nicht zu vergleichen, da doch wesentlich melodischer und mehr im Punk verwurzelt. Das ist ja eine nicht untypische Entwicklung vieler Leute, die erst in Hardcore-Bands spielen und später eher den Roots dieser Musik frönen (und wenn man weiterdenkt, ist das doch die Entwicklung eines jeden wirklichen Musikfreaks – nur so Gelegenheitshörer bleiben in dem Jahr stehen, in welchem sie „ihre“ Musik für sich entdeckt haben. Wer aber ein tieferes Interesse entwickelt, gräbt sich tiefer in die Ursprünge seiner jeweiligen Genres). Marius und Nico singen beide richtig gut und haben diverse Melodien am Start, welche den Ohren schmeicheln. Dazu so richtig fluffig gespielte Sachen auf den Gitarren, ach,eigentlich auf allen Instrumenten. Der Vortrag hat was positiv Nerdiges, wie alle auf x Tretminen spielen und es auch vorzüglich schimmelt und bimmelt. Hanftis Ansagen gefallen, so weist er darauf hin, dass der nächste Titel übers „Kaputtgehen und trotzdem damit klarkommen“ handele. Im Publikum spendet man reichlich Applaus, diverse Kieler Bands sind vertreten, der Raum angenehm gefüllt.

Tja, die anderen Bands habe ich dann leider nicht mehr gesehen – vielleicht mag jemand ergänzen?

Nächstes Jahr hoffentlich wieder von Anfang bis TROTTELBRÜDER!      

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