C3I, INNER CONFLICT, KAPUT KRAUTS / 23.08.2013 – Kiel, Schaubude

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So, DAS wurde aber auch mal Zeit. Vor nicht ganz drei Jahren hatten INNER CONFLICT ihr Kiel-Debut aufgrund von fiesesten Witterungsbedingungen (ich hatte am nächsten Tag gar schneefrei) abgesagt und gelobt, das Gastspiel irgendwann nachzuholen. Nu isses also soweit!

Dicki ist im Urlaub und falls er von da aus Berichte liest, um zu gucken, wen er danach feuern muss, so kann ich ihn beruhigen: Läuft alles super ohne dich, Dicki. War auch – ähem – alles total pünktlich und so.

Und da es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass Konzerte in der Schaubude wirklich früh beginnen, ist auch schon okay besucht, als KAPUT KRAUTS loslegen. Naja, voller könnte es ja immer irgendwie sein. Aber aus Besuchersicht isses heute angenehm lauschig, man kann gut gucken und wird nicht ständig von betrunkenen Pogopunx umgeschubst. Aber KAPUT KRAUTS! Geiler Name. Im Moment könnte man ja durchdrehen, wenn man die Zeitung aufschlägt und einem die hässliche Fratze des Scheiß Kartoffelmobs entgegenbleckt. Wo ist Bomber Harris, wenn man ihn braucht? „Bombing Your Kleinstadt“ heißt übrigens auch die einzige Scheibe, die ich von KAPUT KRAUTS habe (streng genommen eine Split-LP mit NEIN NEIN NEIN). JoyBoy hat ihre Mucke mal als „unplatte Version von Deutschpunk“ bezeichnet. Passt gut. Skalpell statt Baseballer. Lyrik statt Urschrei. Schreibstift statt Schwert. Na, ihr habt’s kapiert. Bis auf Pamela, welche im Zwischenruf verzweifelt äußert: „Ich versteh das alles nicht!“ Jedoch auch nur ein kaltes „Kauf dir die Platte“ erntet. Ziemlich gut.

INNER CONFLICT konnte ich zwar wie eingangs erwähnt bisher nicht in Kiel sehen, aber Ende letzten Jahres in der Flensburger Senffabrik. Das war ein toller und perfekter Abend. Heute soll es immerhin fast so gut werden. Zunächst gibt es erhebliche Soundprobleme, die gar nicht so leicht zu verorten sind. Scheint es zunächst ein übersteuertes Gesangsmikro zu sein (der arme Carlo wird völlig unverschuldet runtergepegelt), stellt sich später irgendwat am Drumset als die Ursache eines fiesen Brummtons heraus. Björn Hellhammer ist für den absenten Bocky ans Mischpult gesprungen und macht seine Sache super, muss aber zunächst erst die örtlichen Gegebenheiten in den Griff kriegen. Nach einigen Songs klingt dann auch alles so, wie es klingen soll. Gerade der Wechselgesang ist ein nicht unwesentliches Element bei INNER CONFLICT. Jennys Gesang ist natürlich zentral, aber die anderen bölken kongenial mit. Wahnsinn find ich bei INNER CONFLICT die oft rettungslos deprimierten Texte. „Wieder mal ein Tag, der morgens schon gelaufen ist. Batterie ist alle und einmal komplett vollgepisst. / Kein Ziel und ohne Hoffnung, bloß raus aus dieser Stadt. Ein leiser Verdacht, der sagt: ‚Alles falsch gemacht‘“ („Ab jetzt“). Wobei Musik und Auftreten der Band letztendlich positiver wirken, sodass man sich nicht gleich Sorgen machen muss, ob man die nicht zum letzten Mal gesehen habe. Meine Highlights im Set sind heute „Lauter als die Angst“, „Siebenmeilenstiefel“, „Freizeitsport“ und „Zehn zu drei“, aber auch viele von den neuen Dingern der „Schere Klebstoff Papier"-10“, bei denen ich jedoch noch nicht so mit den Titeln/Texten vertraut bin. Ich sag: Hammer!

Komischerweise sind einige Leute offenbar direkt nach INNER CONFLICT gegangen und lassen sich C3I (gern auch C³i geschrieben) komplett entgehen. Ich hatte den Eindruck, dass die Leute z.T. nicht wussten, dass noch eine dritte Band spielt. In der Regel spielen in der Schaubude ja zwei Bands und angekündigt waren länger auch nicht mehr. Sei et, wie es sei – wer gegangen ist, hat wirklich was verpasst! Ich will jetzt nicht bei jedem C3I-Review mit Namedropping nerven, zumal die Band auch ohne ihre Vergangenheit für sich stehen kann, aber sicher kennen noch einige Arne von TORPEDO MOSKAU und NOISE ANNOYS – der singt hier und spielt Bass. Und das Schlagzeug bearbeitet Phil von ANTIKÖRPER und RASTA KNAST… Hochmelodischer und völlig zeitloser Punkrock dröhnt durch die Schaubude, getragen von der abartig geilen Stimme von Arne. Leider etwas sehr laut, die Gitarre lässt sogar die Uvula in meinem Schlund vibrieren. Dafür entschädigt die Band optisch – das maritime Polo-Hemd, welches Arne „extra für Kiel“ spazieren führt, hätte aber doch nicht sein müssen… Knallerauftritt, den eine Version von TORPEDO MOSKAUs „Keine Zeit“ krönt!

Plötzlich gehen die Lichter an und eine Stimme aus dem Off ertönt: „Willkommen bei Matzes Plattenkiste!“. Voll mit so widerlicher Radio-Begeisterungs-Stimme. Mag ja gut sein, was auf dieser Party aufgelegt wird, aber wir flüchten auf den Schock lieber zu Murat, der uns heute Nacht übrigens noch seine Deeskalations-Strategien eindrucksvoll demonstriert. Aber das ist ja eine ganz andere Geschichte…

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