THE MOVEMENT, SUSHI BOY / 23.03.2013 – Rendsburg, T-Stube

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Philipp: Obwohl heute viele Festivitäten locken – zum Beispiel in Hamburg die sechste Northern Thrash Attack und in Kiel das dritte Spiral Of Noise -, kennt unsere sechsköpfige Reisegruppe nur ein Ziel: Die T-Stube in Rendsburg, in welche mit unwiderstehlicher Verführungskraft THE MOVEMENT locken. Deren letzter Auftritt in der Schaubude ist zwar erst vier Monate her, aber wer kann schon genug von den Dänen haben? Auch dass die Deutsche Bahn auf der Strecke Kiel – Rendsburg irgendwelche Gleisarbeiten durchführt, kann uns nicht stoppen. Der Schienenersatzverkehr braucht zwar ca. ‘ne Stunde, aber in guter Gesellschaft, mit Vorfreude im Hirn und ausreichend Bier im Rucksack ist das kein Ding.


Pan: Für mich stand an diesem Samstag ebenfalls fest, dass weder Kosten, Mühen noch Anreise gescheut werden dürfen, um THE MOVEMENT mal wieder live zu erleben. Mir fällt auf, dass ich diese zum ersten Mal vor 9 Jahren in der T-Stube gesehen habe und seitdem praktisch ununterbrochen einfach gern höre. Dem Dezemberauftritt in der Schaubude konnte ich aber im letzten Jahr nicht beiwohnen und auch auf dem RD-Rock habe ich die Jungs leider nur am Rande mitbekommen können. Also wird im Vorfeld gar nicht erst geguckt, was die „Eventstadt Hamburg“ alternativ anbietet und die Entscheidung, nach Rendsburg zu THE MOVEMENT zu fahren, wird nicht in Frage gestellt. Yay!

Doppelbericht von Pan & Philipp


Philipp: Wir beweisen sogar astreines Timing, denn die T-Stube ist zwar bereits gut gefüllt, begonnen hat aber noch keine Band. Von früher erschienenen Besucher_innen wird mir übrigens mehrfach gesagt, dass sie ziemlich lange vor verschlossenen Türen hätten warten müssen. Und es sei scheißkalt gewesen… Möglicherweise waren THE MOVEMENT spät dran und wollten keine Zuschauer_innen beim Soundcheck?


Pan: Zu den früher erschienenen Besucher_innen zählen unter anderem auch wir. Dabei waren wir gar nicht übertrieben früh da, sondern gegen 21:20 Uhr oder so. Und ja, von drinnen konnte man tatsächlich noch den Soundcheck hören ;) Irgendwann haben die T-Stuben-Leute immerhin Erbarmen und lassen uns schon mal in den Vorraum, wo wir uns dann mit 20 Leuten kuschelig rumdrücken. Wir fliehen auf die Damentoilette, welche angesichts der Situation im Vorraum vergleichsweise viel Platz bietet.


Philipp: SUSHI BOY eröffnen. Die hatten beim letzten Mal, als ich sie gesehen hatte, noch ein relativ kurzes Set gespielt. Mittlerweile scheinen mehr Stücke kreiert worden zu sein. Fleißig, fleißig. Und gut sind die Biester auch noch geworden – Punkrock heißt die Devise. Ja, einfach mal Punkrock ohne irgendwelche Einflüsse von oben, unten oder seitwärts. Witzig find ich, dass in der T-Stube immer wieder frische Nachswuchspunker_innen vor Ort sind. Die neueste Generation zeigt sich besonders tanzwütig und legt wirklich beim ersten Ton mit Pogo los, obwohl sie mit ziemlich großer Sicherheit noch keinen Ton der Band kennt. Der Vertrauensvorschuss ist aber berechtigt, SUSHI BOY rotzen ohne Schlenker nach vorne. Sänger Chris klingt besonders dann überzeugend, wenn er von Hayos tieferer Stimme begleitet wird. Pan ist sich sicher, dass der Sänger stockbesoffen ist. Ich glaub ja, dass der etwas irre Blick einfach so gehört bei dem Kerl. Und von Boonekamp zu erzählen, heißt ja nicht, dass man dieses Getränk vorher literweise genossen hat. Kockys Spiel – da bin ich sicher – könnte ich übrigens mittlerweile mit geschlossenen Augen identifizieren, dat hat mit seinem typischen Punch schon so einen angenehmen Trademark-Effekt. Ein etwas ruhigerer Song kommt beim Mob durchaus ebenfalls gut an. Hayo: „Bei dem Stück hatten wir jetzt gar keinen Applaus erwartet.“ Guter Einstieg in den Abend, bin gespannt auf erste Aufnahmen von der Band.


Pan: SUSHI BOY sehe ich heute zum ersten Mal. „This joke was brought to you by Boonekamp“ und die etwas desorientierte wirkende Performance des Sängers lassen mich wirklich denken, dass der Typ nur voll sein kann. Da Philipp das Gegenteil behauptet, sehe ich mich gezwungen, meinen Eindruck zu überdenken und muss mir zudem eingestehen, dass meine Urteilsfähigkeit selten die Beste ist (ähem). Ich bleibe also ob dieser ungelösten Frage verwirrt, wobei der Sänger mir komischerweise im Verlauf des Abends auch immer zurechnungsfähiger erscheint. Tja.

Musikalisch haut mich das Ganze übrigens auch nicht aus den Socken. Also, ich mag das schon ganz gern hören und wippe auch mit einem Bein mit, aber der endgültige Funken springt einfach nicht über. Vielleicht beim nächsten Mal.


Philipp: Ich hatte schon im Vorfeld Bock, aber der Auftritt von THE MOVEMENT ist dann einfach nur noch atemberaubend. Lukas Scherfig und seine beiden Genossen betreten bestens gelaunt die Bühne und zocken dermaßen mitreißend, dass ich beim Rumhüpfen mein ganzes Bier verspritze. Bands in Dreierbesetzung sind irgendwie oft geil, da könnte man jetzt viele Beispiele aus verschiedensten Bereichen nennen. Bei THE MOVEMENT wird so tight gezockt – ich bin ganz sicher, dass ich mehrfach Funken aus den Instrumenten sprühen sehe. Einige Asis im Mob merken dagegen wirklich gar nichts mehr. Immer wieder stürzen Leute auf die Bühne, was ja an sich okay ist. Aber da Scherfig nun mal auch Gitarre spielt, kann er kaum reagieren, wenn ihm einer dieser Idioten gegen den Mikroständer stürzt. Mehrfach bekommt er das Mikro sehr unsanft zwischen die Zähne gerammt. Etwas besser kann man bei allem Enthusiasmus ja wohl schon aufpassen! Umso mehr Respekt nötigt es mir ab, wie wenig sich die gesamte Band davon beeindrucken lässt. Sofern es geht, wird den heranpurzelnden Körpern galant ausgewichen, das Rock’n’Roll-Dauerfeuer gerät nicht für eine Nanosekunde ins Stottern. Nur in einer Ansage weist Scherfig den größten Proll-Arsch sanft zurecht: „Alright, let’s get wasted! Okay, you over there, you are TOO drunk!“ Ein Hit jagt den anderen, „Truth Is…“, “One Way Culture“, “We Got Marx”, „Control Your Temper“, „How Come?“ „Losing You“… Ich wollte mir eigentlich heute mal den aktuellen Tonträger mitnehmen, aber offenbar haben THE MOVEMENT heute gar keinen Merchstand aufgebaut. Wo auch, könnte man fragen, denn die T-Stube ist wirklich gut gefüllt. Leider müssen wir mitten in den Zugaben losrollen, um den letzten Bus zu schnappen, aber auch ohne die letzten Songs erlebt zu haben, würde ich sagen, dass dies das beste Konzert der Dänen war, welches ich bisher erleben durfte. 


Pan: Der Funke, der bei SUSHI BOY bei mir nicht so richtig überspringen mag, zeigt sich bei THE MOVEMENT quasi in Form eines Flächenbrandes. Ab  dem ersten Ton wird in der T-Stube gehüpft und getanzt, Herr Wolter schmeißt seine Haare derartig um sich, dass die Ladies hinter ihm pikiert gucken und irgendwie erinnert mich der Abriss, der da stattfindet, in seinen Grundzügen (ein eskalierender Mob) an das ABFUKK-Konzert Anfang des Monats im Skorbut. Obwohl die Musik ja doch eher komplett anders ist. Die gut gelaunten Dänen lassen sich von den mehrfach umfallenden Mikrophonständern und den auf die Bühne purzelnden Menschen weder Laune noch Spiellust verderben und zocken sich munter durch ihr Set. Mir geht vor lauter Begeisterung mal wieder jegliche Selbstbeherrschung flöten und als „A Little Rain“ angekündigt wird, breche ich – als Einzige  –  vorab in Spontanapplaus aus, was von der Band mit fröhlichem Grinsen zur Kenntnis genommen wird. Auch nach Ende des Sets wird Zugabe um Zugabe gefordert, welche die Jungs gern spielen. Überhaupt scheinen die sich richtig darüber so freuen, dass sie beim Publikum so gut ankommen. Erstaunlich. Schließlich ist das bei so einem Auftritt doch wirklich kein Wunder.

Merch gab es übrigens nach dem Auftritt direkt im von-der-Bühne-Abverkauf.

http://www.youtube.com/watch?v=rnM5XQKO-Mw


Kommentare   

+5 #1 Brian 2013-05-25 01:16
Actually, Sushi Boy is probably the best band in Germany right now. You can't beat thier hooks! And thier singer is so punk that you can't hang, that's why you can't handle it.
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