GRAND MAGUS, ANGEL WITCH, ENFORCER / 07.02.2013 – Hamburg, Markthalle

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ANGEL WITCH. ENFORCER. GRAND MAGUS. Kann es Metalheads geben, denen sich allein bei der Erwähnung dieser Bandnamen nicht alle Bodyhärchen aufstellen, der Mund nicht trocken wird und die Finger nicht zu zittern beginnen? Und doch höre ich im Vorfeld aus der Markthalle, dass gerade mal 100 Tickets im VVK weggegangen seien. Unfasslich! Ganz so schlimm kommt es dann nicht – zwischen 300 und 400 Schüttelrüben finden sich schließlich in der Markthalle ein. Nahezu alle Anwesenden schließen zudem direkt zur Bühne auf und machen ordentlich Rabatz, sodass der Eindruck eines eher mittelmäßig besuchten Konzertes gar nicht entsteht. Trotzdem einfach seltsam, zumal ANGEL WITCH das letzte Mal vor über zehn Jahren in Norddeutschland waren (Wacken 2000 oder so – übrigens sehr guter Auftritt gewesen). [Korrektur: 2009 waren sie auch auf dem Headbanger's Open Air. Hab ich leider nicht gesehen. Anm. Philipp]

 

ENFORCER

 

Fotos von Thom Lux - besten Dank!

 

 

 

ENFORCER legen los. Und zwar wie immer als ob es um ihr Leben ginge. Vielleicht haben sie TENACIOUS D-mäßig ein Rock-Out mit dem Deibel auszuführen? Jedenfalls gibt es dermaßen einen auf die Mütze, dass wohl auch die Mundwinkel der „grumpy cat“ nach oben gegangen wären. Ich kenne kaum eine andere Band, deren Musik derart gute Laune vermittelt wie die von ENFORCER. Und das dargeboten mit purer, entfesselter Action. Okay, diverse Posen sind einstudiert, aber wenn sich die drei Saitenquäler immer wieder zum Synchronschlenkern zusammenfinden, muss auch das mit Grinsen goutiert werden. Respekt auch für das massive Headbanging – die vier Herren haben offenbar Nacken aus Stahl. In der Playlist befinden sich viele Songs von der aktuellen Scheibe „Death By Fire“, die ich insgesamt als etwas straighter und weniger verspielter als die „Diamonds“ empfinde. „Death Rides This Night“, „Mesmerized By Fire“ oder „Take Me Out Of This Nightmare” drücken mir die Puste aus den Lungen, herrlich ergänzt um gleich mehrere Titel des Debuts („Mistress From Hell“, „Scream Of The Savage“, “Into The Night”). So kommen heute recht wenige Stücke von der “Diamonds” („Katana“ bleibt natürlich in der Playlist), was einerseits schade ist, da ich dieses Biest LIEBE, andererseits auch mal ‘ne völlig andere Playlist ergibt und man die Band ja schon oft gesehen hat.  Olof Wikstrands Gesang klingt überdurchschnittlich gut heute, wird allerdings in den Refrains offensichtlich auch von Einspielern vom Band unterstützt. Das wäre auch mein einziger Kritikpunkt – dat muss ja wohl nicht sein.

 

ENFORCER

 

Auf dieses Action-Spektakel kann man als nachfolgende Band nur auf eine Art reagieren: Scheiß drauf, einstöpseln und einfach HITS spielen, die nach über 30 Jahren in die Gene qualitätsbewusster Metaller eingedrungen sind. Kevin Heybourne wirkt sympathisch verpeilt, bekommt die ganz hohen Töne zwar nicht mehr hin, überzeugt aber in den mittleren Stimmlagen absolut. Als Gitarrensidekick zockt seit ein paar Jahren Bill Steer (CARCASS, Ex-NAPALM DEATH) mit, der wie die gesamte Band wirkt, als sei er von Anfang an dabei gewesen (auch wenn er dann ein paar Falten mehr hätte…). Wie angedeutet gibt es vor allem Stücke vom legendären „Angel Witch“-Album (1980), etwa „Atlantis“, „Confused“, „White Witch“, „Gorgon“, „Angel Of Death“…  Da kann die neue Platte noch so gut sein, live müssen hauptsächlich die Klassiker ausgepackt werden. Dennoch ist es natürlich extrem erfreulich, dass der Band mit „As Above, So Below“ ein derartiger Kracher gelungen ist. Gespielt werden lediglich drei Songs davon, wenn ich mich recht entsinne („Dead Sea Scrolls“, „Geburah“, „Guillotine“), bevor natürlich DIE Bandhymne intoniert wird: Den Refrain „You’re an Angel Witch, you’re an Angel Witch“ singt jeder lauthals mit – ein perfekter Heavy-Metal-Song. Freu mich schon aufs KEEP IT TRUE, wo die Band auch spielen wird!

 

http://www.youtube.com/watch?v=QWrO_yUQsro

 

Bierchen, das Gesehene diskutieren und wieder rein, als das GRAND-MAGUS-Intro ertönt. Im Gegensatz zu ANGEL WITCH hab ich diese Band schon oft gesehen, ein Abnutzungseffekt stellt sich allerdings keineswegs ein. Der Sound ist kristallklar, jedes Instrument hervorragend im Mix positioniert. Sofort fällt auf, dass JB besser denn je singt. Wird der Kerl gar noch ein zweiter DIO? Übrigens hat er doch tatsächlich wieder Haare auf der Birne – da war die Glatze der letzten Jahre offenbar eine selbstgewählte Frisur und nicht äh biologisch bedingt. Mit „Kingslayer“ wählen GRAND MAGUS den perfekten Opener, später kehren sie mit „Wolf’s Return“ noch einmal zur gleichnamigen Platte zurück. Ansonsten stehen die drei letzten Alben im Fokus – mein Schmierzettel zeugt von „Sword Of The Ocean“, „I, The Jury“, „Ravens Guide Our Way“, „Silver Into Steel“ (MEGA!), „Starlight Slaughter“, „Like The Oar Strikes The Water“, „The Hunt“, „Valhalla Rising“, “Iron Will” und “Hammer Of The North”. Der Mob ist gut bei der Sache, versagt jedoch an der lyrischen  Komplexität des Refrains von “Valhalla Rising“ – was JB mit einem trockenen „the will is there, I can see“ kommentiert. Natürlich manifestiert sich dieser Wille auch noch in mitgebölkten Dezibeln – nämlich bei „Hammer Of The North“, dem zweiten ganz großen magischen Stück des Abends nach „Angel Witch“.

 

Wie erhofft also ein scheißepischer Abend, zu dem sich ruhig noch mehr Menschen hätten einfinden können. Aber wenn selbst zur Teilnahme am DreMu-Jahrespoll tägliche Appelle nötig sind, dann wundert mich gar nichts mehr…

ENFORCER

 

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