FORCE ATTACK X / 29.06.06 - Behnkenhagen bei Rostock, Tag 3

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Dann mach ich an dieser Stelle doch mal weiter. Zwar wurde der Autor von Teil 1 und 2 Sonntag Nachmittag noch bei STRONGBOW gesichtet, hat aber anscheinend noch während des Auftritts seine sieben Sachen gepackt und sich aus dem wortwörtlichen Staub gemacht, der von diversen Gestalten fröhlich mit Plastikschalen vom benachbarten Fressstand gen Himmel befördert wurde.
Leider war das auch schon alles an Aktivität im Pit, die Band rockte eigentlich ganz gut los aber anscheinend war es noch zu früh oder sie waren eher unbekannt, jedenfalls wollte es nicht wirklich voll werden. Naja, mir hat´s musikalisch verdammt gut gefallen, nur schade, daß das Akkordeon erst zum Schluß ausgepackt wurde, bei dem Bandnamen hatte ich mir doch ein wenig mehr folk-Einfluß gewünscht.

Danach ging es dann auch schon wieder Richtung Campingplatz, von wo aus ich mich auch erst abends wieder aufraffen konnte.
SUPERNICHTS waren mir noch als Vorband von DISTEMPER damals im lübecker Treibsand in schlechtester Erinnerung geblieben, der Name der band war damals Programm und der Rest motivierte auch nicht unbedingt dazu seine Rübe in der prallen Sonne schmoren zu lassen, dann doch lieber gemütlich unterm Pavillion sitzen und den Nachbarn - einem Dänen und einem Schweden - dabei zugucken, wie sie sich in mühseliger und stundenlanger Arbeit zerhäckselte Kopfschmerztabletten ins Riechorgan zogen, was nach eigener Aussage eigentlich keine große Wirkung erzielte und nebenbei über die Röntgenblickfunktion ihrer Pornobrillen schwärmten. Alles in allem aber die liebsten und lustigsten Nachbarn der letzten Festivals, da half man doch gern, das deutsche Vokabular auf "pisswarm" aufzustocken. (O-Ton:"I speak a little bit german.. Siebenundzwanzig!! BLITZKRIEG! Zwei! Ab heute gelten hier andere Regeln..."

Am frühen Abend ging es dann hochmotiviert zu CUT MY SKIN ins Zelt, zwar nie gehört aber die Sachen aus alten SCATTERGUN-Zeiten gefielen mir immer verdammt gut, weshalb ich mir auf jeden Fall mal anhören wollte, was Frau Pattex nun so fabriziert. Sollte leider für mich persönlich recht enttäuschend ausfallen, so gab es auch fürs Zelt noch recht mauen Sound mit viel zu wenig Druck hinter, die band stolperte recht unmotiviert über die Bühne und von den vereinzelten Ansagen des Bassisten verstand man gleich mal absolut gar nix mehr. Das Rumgenuschel ließ irgendwie auf ein Pelztier im Mund bzw. den Versuch dieses mit diversen Flaschen Hartalk zu entfernen schließen. Schade eigentlich aber so ging es nach der Hälfte des Auftritts wieder zum Zelt - NORMAHL wurden gerne verpasst und bei THE BRIGGS siegte dann wieder die Faulheit, obwohl ich sie eigentlich mal angucken wollte.

So ging es dann wenigstens entspannt und energiegeladen zu den TOASTERS, die bei mir, als bekennendem SKA-Liebhaber natürlich ganz oben auf der diesjährigen toDo-Liste standen. Und was soll man dazu noch groß sagen? Es war voll, es war laut, es war scheißtreibend, es war genial! Band und Publikum feierten sich gegenseitig bis zum Gehtnichtmehr, von "Weekend in L.A." über "Dub56" bis zu "Don´t Let The Bastards Grind You Down" wurde wirklich alles ausgepackt, was man sich in einer playlist wünschen kann und es wurde erst Schluß gemacht, als sich bei mir mal wieder dieses altbekannte "nach dem nächsten Lied stirbst du an nem Kreislaufkollaps"-Gefühl einstellte- WUNDERSCHÖN!

Direkt im Anschluß sollten dann LOS FASTIDIOS aus Italien das Zelt rocken, die schon im Vorjahr im wahrsten Sinne des Wortes mit wehenden Fahnen die Herzen des Publikums erobert hatten, und wo besonders der charismatische Sänger und die noch 20 Minuten nach Auftrittsende weiter schallenden "Antifa Hooligan"-Chöre für bleibende Erinnerungen gesorgt hatten. So wurde dann auch mal kurz am Zelt vorbei geschaut, das auch wieder vollkommen überzulaufen schien aber der Körper sehnte sich dann doch nach Ruhe, weshalb ich mir den Auftritt nicht mehr bis zum Ende gab und glücklich und zufrieden zum Zelt zurückwackelte.

Auch wenns kaum einer verstehen mag, TOXOPLASMA kratzten mich nicht die Bohne - ob nu in Originalbesetzung oder mit dem Babysitter von TOKYO HOTEL an der Drehorgel, auch Millionen verkaufter Aufnäher können sich noch irren und lockten mich nicht vor die Bühne.

THE REAL MCKENNZIES hab ich letztes Jahr auf der großen Bühne leider verpasst, da ich grad erst angekommen war. Hab sie mir dann vom Campingplatz aus beim Zeltaufbau angehört und nachdem ich dann mal die DVD gesehen hatte, ärgerte ich mich damals doch ein wenig, sie verpasst zu haben. Dieses Jahr fingen sie grad an zu zocken, als ich meine Freundin auf nächtliche Shoppingtour begleitete aber so im Dunkeln und im Zelt konnten sie mich nicht so recht begeistern... eine der wenigen bands, die für mich auf ne große Festivalbühne mit schön staubigem Pit gehören - ich glaub da würd mich auch n Clubgig nicht in Wallung bringen.

DEMENTED ARE GO sorgten dann für Gewissensbisse... ich kannte keinen einzigen Song der Band und hatte auch nicht mehr wirklich Bock mich zur Bühne zu bewegen - Beschreibungen im Stil von "manchmal dauert n Auftritt nur n paar Minuten bis Sparky nen Kollaps bekommt, ins Publikum kotzt und die Bandmitglieder anfangen sich zu prügeln" weckten dann aber doch mein Interesse - ich war also hin- und hergerissen. Letztendlich entschied ich mich für die Vernichtung meiner Metreserven auf dem Zeltplatz, die ohne Unterbrechung anhaltende Beschallung aus Richtung der Hauptbühne versicherte mir, die richtige Entscheidung getroffen und nichts verpasst zu haben.

Nach gemütlicher Saufrunde bis ca. 4Uhr wurde es für mich dann langsam Zeit ins Zelt zu kriechen, aus dem ich am nächsten Morgen zum Glück relativ unverkatert das Licht der Welt wiedererblickte. Dann die üblichen zerknautschten Gesichter, diverse Müllfeuer mit Gaskartuschenexplosionen, Pfandsammler die sich ne goldenen Nase verdienten (n Lieferwagen mit der halben Ladefläche voll Kisten und noch kein Ende in Sicht!), dann der übliche Stau bis zum Pennymarkt und denn endlich auf die Autobahn ab Richtung Heimat - man sieht sich dann 2007 Behnkenhagen!

Leider an dieser Stelle kein durchweg positives Schlußwort, was den Streß auf dem Festival angeht... ein Kieler wurde wohl von irgendwelchen Spackos bis auf die Unterhose geplündert und als ob das nicht reichen würde, wurd ihm noch das Band abgeschnitten und einer aus meinem Camp wurde schon Donnerstag Nacht ins Krankenhaus gebracht und bekommt jetzt Titan ins Gesicht, weil irgendein Spinner im Kokswahn oder was auch immer wegen NIX auf ihn losgegangen ist.
Immerhin sind die Kollegen von dem Wichser gleich dazwischen und haben sich für ihn entschuldigt und geholfen die Brille zu suchen. Gewisser Zusammenhalt in der Szene ist also weiter existent - der Bruch im Gesicht aber leider auch noch. - Beitrag von: oris

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