GRAVEYARD, SPIDERS / 29.11.2012 – Hamburg, Markthalle

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GRAVEYARD erinnern nicht nur musikalisch an Größen der Sechziger/Siebziger wie BLACK SABBATH – es zeigt sich zunehmend, dass sie auch eine ähnliche Arbeitsweise an den Tag legen: In unfassbar kurzen Abständen wird ein hochwertiger Longplayer nach dem anderen abgeliefert, obwohl die Band konstant auf Tour ist. Ein Abnutzungseffekt ist dabei auch auf Seiten der Hörerschaft nicht feststellbar, im Gegenteil, ich persönlich war richtig heiß auf dieses Konzert und das ging offenbar derart vielen Menschen ähnlich, dass nach dem letzten Hamburger Gastspiel im Knust nun die große Markthalle angesteuert werden konnte, die dann auch knackevoll unter den Horden langhaariger Hippierocker ächzte.

Pöster



Erfreulicherweise ist es bereits zu den Göteborgern SPIDERS richtig voll. Die Band war mir schon auf dem Innersleeve des HORISONT-Debuts mit ihrer geilen Mofarocker/Suzi-Quatro-Optik positiv aufgefallen. Schön Fransenjacken, Mopeds und Schnauzbärte. Letzteres gilt zum Glück nicht für Sängerin Ann-Sofie, die auf der Bühne eine manische Präsenz besitzt. Die Gute schwingt ihren Pony und windet sich schlangengleich zu den herrlichen Retroriffs. Die Kompositionen kommen knackig, wenn auch nicht in jedem Fall spektakulär. Macht aber mächtig Laune und wird fast vom gesamten Publikum gefeiert. Der neue Longplayer „Flash Point“ geht nach der Show kartonweise am Merchstand weg, welcher heute den ganzen Abend über regelrecht belagert wird.


GRAVEYARD


Aber es geht enger, heißer und euphorischer! Ein perfektes Konzert entspinnt sich mit einer sich steigernden Spannungskurve. Zunächst erschallen Sirenen und rote „Suchscheinwerfer“ werfen ihre Lichtkegel ruhelos in das Meer von Händen. „Industry Of Murder“ ist mit seiner nervös-unheimlichen Atmosphäre ein genialer Einstieg. Hier zeigt sich gleich ein großer Teil der Palette GRAVEYARD'scher Fähigkeiten: der noch souveräner gewordene Gesang Joakim Nilssons, das extrem abwechslungsreiche Schlagzeugspiel Axel Sjöbergs sowie das dynamische Songwriting. Beim ruhigeren Mittelteil brandet Jubel auf, den vor allem Sjöberg grinsend zur Kenntnis nimmt. Der Typ hat überhaupt mal richtig Bock! Nicht umsonst positionieren sich GRAVEYARD so auf der Bühne, dass kein Bandmitglied den Blick auf den Schlagzeuger versperrt. Der steigert sich bei „Hisingen Blues“ in noch druckvolleres Spiel, der Text wird noch lauter mitgesungen. Ist eigentlich logisch, dass besonders die Stücke der ersten beiden Platten bei den Leuten fest sitzen wie der nächtliche Griff eines Karnivoren-Traumwandlers ins Wurstfach . Dennoch zocken GRAVEYARD fast das gesamte „Lights Out“-Album. Und das mit Recht! Wie viel Soul Nilsson bei „Slow Motion Countdown“ ins Mikro leidet, hebt die Band von jeder anderen Retrorockband ab. Und „Endless Night“ (eine der Zugaben) besitzt einen der besten Refrains, den ich seit langem gehört habe. Immer wieder fräsen sich die typischen GRAVEYARD-Gitarren („Buying Truth“!) ins Hirn und während zu den ruhigen Titeln („Hard Times Lovin'“, „Uncomfortably Numb“) psychedelisches Flair aufkommt (original samt Seifenblasen, welche von zwei Typen in der ersten Reihe in die Luft geblubbert werden...), geht zu „Ain't Fit To Live Here“ oder „Thin Line“ regelrecht Pogo ab...


GRAVEYARD


Ah, watt ein schöner Abend! Ich freu mich jetzt schon aufs nächste GRAVEYARD-Gastespiel! Hoffentlich nicht in einer bereits deutlich größeren Halle...

Kommentare   

+1 #4 toffi 2012-12-16 17:30
Hoffentlich bin ich nicht irgendwann mal so betrunken, dass ich auf einem Konzert versuche mit meiner Kamera zu telefonieren. :oops:
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0 #3 Philipp 2012-12-15 22:27
Schwummrige Bilder von Levke Gregersen addiert. Schuld an dem wenig klaren Bild sei die "Qualität meiner Handykamera", vielleicht aber auch "das ganze Bier".
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0 #2 Philipp 2012-11-30 21:40
Ja, schade, aber war natürlich auch sehr voll. Ich fand es übrigens dieses Mal besser. U. a. fand ich die Setlist gut aufgebaut.
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+1 #1 Jakob 2012-11-30 13:27
Und ich hab extra die Augen nach dir aufgesperrt, warste doch bisher auf jedem der Gigs in HH. Schade, hab dich nicht gesehen.

War super. Ich fand den Knust Gig Anfang des Jahres aber noch um einiges besser, weil der nicht so viele langsame Songs beinhaltete. Das sind fantastische Stücke, aber live sind die schnelleren Eskapaden doch schicker.
War ne Klasse Show mit immer mehr Routine, jedoch kein Stück weniger Spaß und Bock seitens Publikum und Band.
Und alleine schon wg. der Location besser als mit Motörhead. Jedoch bin ich dort erst auf die Kapelle aufmerksam geworden.

Japp, die dürfen wieder kommen.
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