VOIVOD / 14.10.12 – Hamburg, Hafenklang

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Was soll man zu so einer Band wie den kanadischen Cyberthrash-Göttern noch schreiben? Nach alleine 15 Studioalben kann man den Leuten, die diese bahnbrechende Band bis heute verpasst haben, auch nicht mehr helfen. Und so schreibe ich den Artikel für Eingeweihte, wie die Mitglieder unserer illustren Kieler Reisegruppe. Diese hatte mir kurz vor Abfahrt eine knifflige Aufgabe erteilt: „Mach doch nochmal ein Voivod Mix für die Fahrt“. Klingt einfach, ist es auch – wenn man mindestens 5 CDs Platz hat. Doch für die einstündige Fahrt nach Hamburg musste ich Song um Song weglassen und um jeden tat es mir weh. Und natürlich gab es gleich (freundliches) Murren in der Fahrgemeinschaft ob der Songs, die eben nicht mehr auf der CD waren. VOIVOD haben sich Album für Album neu erfunden und ich kenne keine Band, die eine solche Bandbreite abdeckt. Eigentlich erstaunlich, dass die Songs überhaupt auf einem Mix zusammenpassen.

Von daher war ich auch besonders gespannt, was für ein Set VOIVOD spielen würden. Eher Oldschool oder eher neuere Sachen? Alles ist offen. Für mich ist das zudem das erste Konzert der Band nach dem zu frühen Tod des Ausnahmegitarristen Piggy und dem Wiedereinstieg von „Ursänger“ Snake und „Urbasser“ Blacky.

Insbesondere für den Gitarristen Daniel Mongrain ist die Nachfolge von Piggy eine extrem undankbare Aufgabe, schliesslich prägte Piggys schräges Spiel und die ausgedachten Akkorde VOIVOD mehr als alles andere.

Am Hafenklang treffen wir weitere Kieler und bekommen bestätigt, dass die Vorband UNKIND heute nicht spielen. Was irgendwie heute niemanden stört. Dabei kennen wir UNKIND gar nicht. Und so geht es hinein in das Vergnügen und tatsächlich starten nach kurzer Wartezeit VOIVOD direkt. Vorher zieht sich Jan noch die Toursingle für fast geschenkte 15€, öhem.

        

VOIVOD starten gleich mit „Voivod“, sozusagen dem Bandtiteltrack. Mannoman, was für'n genialer Sound! Der Basssound ist granatenmäßig und man hört heute wirklich, wie geniale Sachen der Bass eigentlich spielt. Das Drumset klingt total sauber und druckvoll, die schräge Gitarre ist gut klar und massiv und der Gesang extrem druckvoll. Wenn man die Augen schließt, ist man gleich im VOIVOD Fieber vergangener Tage angekommen. OK, rein optisch sind die Jahre auch an den Kanadiern nicht vorbeigegangen, aber das kümmert heute nun wirklich niemanden. Auch Gitarrist Mongrain macht seine Sache extrem gut, die Band hat da wirklich einen würdigen Nachfolger für Piggy gefunden. Passt irgendwie zu der sympathischen Band, dass sie einen so genialen Gitarristen mit einem Kollegen aus der eigenen Szene ersetzen kann. Lediglich Kollege Pete moniert das Fehlen der siebten Gitarrenseite. Hab ich ehrlich gesagt nicht gehört, von daher hat's mich auch nicht gestört.

        

Mit „Ripping Headaches“ legt die Band gleich noch ein altes Stück nach – und die Stimmung ist gleich gut. Das Hafenklang ist übrigens gut gefüllt, aber wohl nicht ausverkauft.

Sollte sich also ein Oldschool Set anbahnen? Nö, denn als nächstes folgte mit „Target Earth“ ein Stück des neuen, 2013 erscheinenden VOIVOD Albums. Je länger das Konzert dauert, desto mehr steigert sich die Band, spielt sich geradezu in einen Rausch, Snake erweist sich als unterhaltsamer und sympathischer Frontmann, und zieht Fratzen als wäre er höchstpersönlich der Voivod. Und der Funke springt auf das Publikum über, die die Band mit jedem Song mehr abfeiert.

Die Songauswahl lässt aber auch nichts zu wünschen übrig. Aus allen Bandphasen wird geballert, so folgen alte („Psychic Vacuum“ auf spätere „The Prow“ und weitere ganz neue „Mechanical Mind“). Highlight ist aber der epischte aller VOIVOD Songs: Der 17 Minuten Krachen „Jack Luminous“, der ungekürzt gespielt wird. Wahnsinn.

Ihr erinnert Euch noch an mein Best-Of-Mix vom Anfang des Artikels? Der Witz ist: Bis zum Ende des regulären Sets haben VOIVOD nicht einen einzigen Song der Auswahl gespielt – und trotzdem nur Hits! Das kann sich auch nicht jede Band leisten. Das ändert sich allerdings bei der ersten Zugabe, als mit „Tribal Convictions“ und „The Unknown knows“ zwei Must-Haves gespielt werden.

Die Stimmung ist mittlerweile so am überkochen, dass die Meute in unglaublicher Lautstärke minutenlange Sprechchöre und „Standing Ovations“ bringt (natürlich standen sowieso alle, aber ihr wisst schon, was ich damit sagen will). So eine Stimmung habe ich bei einem Konzert dieser Größe wirklich noch nicht erlebt. Meine Mitreisenden mögen es bestätigen, damit ihr es auch wirklich glaubt! Noch einmal wird die Band auf die Bühne gezwungen und gießt mit dem besten aller PINK FLOYD Cover „Astronomy Domine“ weiteres Öl ins Feuer. Ergebnis: Weitere minutenlange Ovationen, die sich auch durch die bekannten Tricks seitens der Veranstalter (Licht anknipsen, Rausschmeißer Song spielen) nicht eindämmen lassen. Irgendwann ist aber klar, es geht nicht mehr weiter und alle trollen sich.

        

Später mischen sich Snake und Away noch ins Publikum und schnacken total natürlich mit den Fans, auch wenn Away leicht irritiert wirkt, als einer der Mitreisenden ihn darauf anspricht, ob er auch mit seinem Buch auf der Frankfurter Buchmesse ist, was ihm offenbar nix sagt...

Hammerabend, dieses Konzert hat sich wirklich gelohnt. Away kündigte die Rückkehr der Band für Anfang nächsten Jahres an, und wir werden sicher wieder dort sein...

Einziger Wermutstropfen des Abends: VOIVOD meiden leider die Songs der beiden genialen Alben mit Eric Forrest am Gesang, obwohl Snake diese sicher auch singen könnte. Naja, ich sach mal: Luxusproblem, nächstes Jahr mehr!

Playlist:
Voivod
Ripping Headaches
Target Earth
The Prow
Forgotten In Space
Mechanical Mind
Nothingface
Jack Luminous
Kluskap Okom
Psychic Vacuum

Tribal Convictions
The Unknown knows
Astonomy Domine


Weitere Fotos von Jan ML in der Galerie.

Hier schon einmal ein Eindruck von youtube:

http://www.youtube.com/watch?v=dVOqAkOD1ts

 

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