WILWARIN IX / 27.05.2006 - Ellerdorf, Tach 2

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Irgendwie geht es mir heute Morgen nicht wirklich gut. erst zwei Käffchen und eine amtliche Entschlackung aufm Dixi lassen den Kreislauf wieder in Gang kommen…


SCHMOOVE ist schon mal mein Lieblingsbandname des Festivals und außerdem stehen die Typen auf dem Bandfoto mit ’nem Kontrabass im Wald, was ja schon mal schwer kultig ist und irgendwie an FINNTROLL erinnert. Die Musik ist dann aber natürlich wat völlig Anderes und fällt verdammt ruhig aus. Für so einen Stromgitarren-Junkie wie den Chronisten hier schon ein Kulturschock, aber der angenehmen Stimme des Sangesbarden lausche ich dennoch ein paar Songs.

Völlig meine Welt sind da wieder CHAOS CONTROL und erfreulicherweise geht es mir rechtzeitig zu deren Gig wieder richtig gut, also darf das Tanzbein geschwungen werden. Nett von Moderator Oli eingeleitet, legen Moe und die Bande los wie die Feuerwehr. Moe scheint zwar des Öfteren fast die Birne zu platzen, aber aufgeben gilt nicht! Es gibt neue Songs im Gepäck, die noch nicht alle mit Texten versehen sind, was einen „Songtitel“ wie „Das neue Brett“ erklärt. Ansonsten volle Kanne geliebte CC-Smasher wie „Hangover“, „Piece Of Shit“ oder „Just A Tool“ sowie natürlich die Covers von DISCHARGE und BODY COUNT. Für „Police Brutality“ kommt Klangknecht Bocki auffe Bühne und zockt Moes Gitarre, der also mal als purer Sänger agieren kann. Da Achim ’ne Basssaite reißt, kommt es sogar zur CHAOS CONTROL-Sänger-Invasion und mehrere Pogo-Nasen aus dem Pit grölen auch noch gerne in die Mikros.

Was war dann? Ah ja, LONESOME GEORGE, die ich länger nicht gesehen habe. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, hatten die den Contest inner Schaubude für gute Pogo-Nachwuchsbands gewonnen. Man kann schon verstehen, warum. Denn die hauen sehr enthusiastisch rein und haben offensichtlich viel Spaß am eigenen Treiben. Man muss zwar anmerken, dass die Stücke viel zu lang sind und einerseits dafür zu wenig in den Songs passiert, andererseits auch ganz schön rumgegniedelt wird, aber die Freaks sind ja frisch am Start und die Arrangements werden sicher noch flüssiger. Immerhin überzeugen sie die Leute, sodass Rufe aus dem Publikum nach CDs und Shirts laut werden, die auch prompt beantwortet werden: „T-Shirts – hamwa nich! CD’s - hamwa auch nicht! Buttons – gibt’s auch nich!“

Nach einem kurzen Blick auf DAS GOLDENE HANDWERK wird mein Bier schal und ich lande irgendwie im Camp der N.O.M-Leute. Nett hier, Dinge fliegen durch die Gegend, Dutzende von Leuten schreien durcheinander, mittenmang ein tauber Hund (nee, nicht ich, Witzbolde). Da die Zeit mal wieder viel zu schnell vergeht, verpasse ich ARMSTRONG, die laut Augenzeugen ziemlich geil gewesen sein sollen. Und ärgern.

Aber bei ALIAS CAYLON bin ich vor der Bühne – und werde wie viele andere auch sofort von dem Auftritt mitgerissen. Mann, Mann, da stimmt einfach alles, ohne dass die Band jetzt vor lauter Perfektionismus steril zu werden droht. Nix da, hier kommen emotionale Wellen rüber, die berühren und man kann richtig in die geilen Melodien eintauchen. Hach, schwärm, ein richtig schöner Gig, getragen von flirrenden Gitarren, treibenden Grooves und Thays’ Stimme, die genial von Backgroundgesang unterstützt wird. Respekt auch an die Knöppedreher am Mischpult (Bocki?)!

RANDY’S RIPCORD werden ihren Vorschusslorbeeren keineswegs gerecht. Laaangweilig! Also ab zum Zeltplatz, es gibt immer was zu tun auf so ’nem netten Festival.

Auf KUMPELBASIS bin ich sehr gespannt, gehöre ich doch zu den Leuten, die mit PSYCHOPUNCH eh nicht viel anfangen können und KUMPELBASIS als willkommenen „Ersatz“ empfinden. Endlich mal wieder eine Punkband, die zwar Reggae- und Ska-Einflüsse hat, mir aber trotzdem gefällt! Denn hier sind die Songs dennoch voller Schmackes und es gibt auch viele reine Punksongs. Scheiß auf Namedropping, die Band überzeugt einfach, der Sänger macht geile Ansagen mit Berliner Schnauze und es wird nicht rumgeschwallert, sondern Klartext geredet: „Ausgewachsene Neurosen / Vollgepisste Jogginghosen / Den rechten Arm weit hochgebogen / Nach Eberswalde raus zum Toben“ („Meuchelmörder“) oder „Dasselbe Gesicht / Quatscht vom Krieg / Propaganda biste brichst / Gestank verbrannter Erde / 1000 tote Seelen / Verwesung live gesendet“ („Generalausstieg“). Sehr geil, erinnert mich im positivsten Sinne an SLIME, die auch nicht IMMER nur volle Kanne gebrettert haben und deren Texte ähnlich direkt waren.

Yeah, irgendwann die CREETINS, die einzige Band eigentlich, bei der man dann doch recht nass wird, da es fast den gesamten Gig über pisst. Das Faschowetter kann die gute Stimmung jedoch nicht trüben. Auch nicht die neue Kleiderordnung der Creetins, aber hochgezogene Augenbrauen und einige fiese Sprüche gibt es angesichts des Einheitslooks von weißen Hemden mit roten Streifen durchaus. Den Spruch meiner Nachbarin, dass diese Klamotten wohl mit dem Majordeal kämen, will ich mal überhört haben. Obwohl… die Farben kommen schon im Roadrunner-Logo vor, hi hi… Aber mal zur Band, verdammt: Die CREETINS ham dat Rocken natürlich nicht verlernt und Fanski am Bass passt gut rein. Trotz seines gebrochenen Fußes (Sport ist Mord, Alter) fegt der Bastard ordentlich über die Bühne. Die ganzen Hits der Band müssen ja nicht mehr erwähnt werden, aber schön, dass „Demon Dreams“ wieder im Programm ist, wo ein ganzer Mob von Leuten die Bühne stürmt und mitgrölt! So langsam steigt die Spannung, wie wohl die nächste Platte wird!

Boah, die Party danach will gar kein Ende nehmen, obwohl ich die Musik im Zelt eher wenig interessant finde und der DJ mit ständigem Gebrabbel nervt. Geschmackssache, jedenfalls kann auch das Tageslicht die BesucherInnen nicht vom Weiterfeiern abhalten, bis es irgendwann heißt „Wilwarin vorbei!“. Aber nich traurig sein, dat nächste Festival lugt schon um die Ecke!
- Beitrag von: Philipp

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