WITH FULL FORCE Open-Air 19 / Tag 3 (30.06) – Roitzschjora

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Tag 3 (30.06)

 

An dem Samstag stand für meinen Geschmack nicht viel auf dem Programm. Das „Hardbowl-Zelt“ konnte ich ein weiteres Mal außer Acht lassen. „Eskimo Callboy“, „All Shall Perish“ und „Stick To Your Guns“ mussten also ohne mich auskommen. Das Violent-Dancing-Gehopse hätte ich mir nur angesehen, um ordentlich was zum lachen zu haben, doch lachen konnten wir auch ohne endlose Breakdowns, riesigen Tellern (man sah teils die Ohrläppchen nicht mehr … grausig) und Schirm-Mützen. In dem sehr braunen Gebiet von Sachsen waren übrigens solche T-Shirts vom "Party-San" sehr erfrischend und bestätigten die sehr rechtsfreie Atmosphäre, die auf dem Force herrschte.

 

Noch später als am Freitag suchte ich mir meinen Weg aus dem Zelt. Verdammt es war heiß … meine Güte war es heiß. Ich bin meist kein Festival-Duscher, aber dieses Mal fühlte ich mich genötigt die örtlichen sanitären Anlagen aufzusuchen. Kurzerhand Kumpel unter den Arm geklemmt und los ging es. Verdammt die Schlange war lang … meine Güte war sie lang. Und da es um gottverrecke nicht voran gehen wollte, suchten wir das Weite und verschoben unsere Dusche auf den Zeitpunkt, an dem die heimische Spaß-Band „Elsterglanz“ auf der Bühne stand. Ja, nun war die Wartezeit bis auf ein Minimum reduziert und wir gönnten uns eine Erfrischung und wuschen uns den Staub aus den Ohren. Kurzerhand verpasste ich noch die „Excrementory Grindfuckers“, die ich mir aufgrund ein paar lustiger Hits, wie etwa „I’m Looking for Grindcore oder „Wann spielt ich endlich wieder Grindcore?“, durchaus angesehen hätte. Naja sei es drum, dass kühle Nass war an diesem Tag wichtiger. Zurück im Camp sollte ich genötigt werden, mir die Australier „I Killed The Prom Queen“ anzuschauen, doch ich ging dem gekonnt aus dem Weg und haute stattdessen den Grill an. Ich entdeckte an diesem Zeitpunkt außerdem meine Vorliebe für Back-Camenbert. Richtig lecker das Zeug! Und da lief sogar noch eine lustige Parade an uns vorbei.

 

Die Stunden vergingen und ich besuchte noch eine Bekannte, die sich jedoch am anderen Ende des Camping-Bereiches befand. Der Weg war weitaus länger als erwartet, doch nun war ich immerhin schon mal unterwegs und nach einer guten halben Stunde der Hitze trotzend, fand ich das erhoffte Lager. Kurz nach meiner Ankunft bekam ich sogar eisgekühltes Bier in die Hand gedrückt. Lustige Leute … und die wollten sogar mit zu „Meshuggah“.

 

MESHUGGAH

 

Ich sah mir die schwedischen Takt-Freaks schon einmal auf dem „Force“ an und schon damals war ich überrascht, wie gut ihre Musik bei einem Gig funktioniert. Auf Platte kann ich mir meist nur ein paar Songs anhören und das auch nicht von jedem Album der Burschen. Ihre Musik ist mir da mit all den merkwürdigen Stakkato-Betonungen zu hoch und fängt schnell an zu nerven. Live sieht das jedoch anders aus. Die Bühne war mit dem Artwork des neuesten Outputs „Koloss“ geschmückt und selbstbewusst betrat die Bande die Stage. Schon bewegte sich der aufgedrehte Sänger wild im Takt und unterstrich mit merkwürdigen Bewegungen den Rhythmus, für den die Band so bekannt ist. Ich achtete überwiegend auf Schlagzeug-Wunder Tomas Haake, der meiner Meinung nach einer der besten Metal-Drummer überhaupt ist. Der Kerl ist ein verdammtes Uhrwerk. Und so ungerade sich die Musik von „Meshuggah“ auch anhört, wenn man auf den Takt achtet, kann man durchgehend bangen. Ein interessanter Gig, den die sympathischen Schweden dort boten. Durchweg spannend und spielerisch auf höchstem Niveau. Nun sollten „Cannibal Corpse“ folgen, doch da ich die Amis, mit den lustigen Gore-Texten, erst vor ein paar Monaten mit „Behemoth“, der polnischen Abrissbirne, in der Markthalle gesehen habe, gönnte ich mir eine Erfrischung im Camp. Denn nun sollte es dunkel werden. So dunkel wie es halt in dem dunklen Königreich „Blashyrkh“ ist.

 

IMMORTAL

 

Es ist wohl kein Geheimnis, dass sich die Norweger von „Immortal“ schon seit Jahren nicht mehr ernst nehmen. Dies bestätigen diverse (äußerst amüsante) Interviews und, wie ich neuerdings heraus fand, auch ihre Konzerte. Groß erstreckte sich das stimmige Cover des Longplayers „All Shall Fall“ auf der Bühne und die 3 lustigen Gesellen stürmten auf ihre Plätze. Das Corpse-Paint und die Schulterpolster mit Stacheln sitzen … na denn kann es ja losgehen. Drummer Horgh (Hypocrisy) blastete was sein Drumkit hergab und „Abbath“ keifte gewohnt grantig los. Dabei wirkte er sichtlich vergnügt und ließ sich das eine oder andere Lächeln nicht nehmen. Als denn letztendlich der Gitarren-Amp ausfiel war alles zu spät! „Abbath“ mutierte zum Entertainer und machte und erzählte nicht nur reichlich Blödsinn, sondern alberte mit dem Stage-Manager herum, der das nicht so witzig fand und verzweifelt versuchte, den ausgefallenen Amp wieder zum laufen zu bekommen. „Abbath“ war auf den Geschmack gekommen und nun begann er, mit seinem Mikrokabel auf den Hintern seines Gitarristen zu hauen. Nach ein paar Minuten „Spiel und Spaß mit Abbath“ erklang die Gitarre abermals und das Konzert konnte mit Songs fortgesetzt werden. Mit der kultigen Zugabe „Call Of The Wintermoon“ wurde das Treiben beendet. Ich kann schon nachvollziehen, wieso die Band bei vielen Blackmetal-Puristen unten durch ist, doch ich hatte meinen Spaß.

 

 HEAVEN SHALL BURN

 

Die Saalfelder wollte ich mir eigentlich gar nicht anschauen. 1. spielen „Heaven Shall Burn“  einfach andauernd und überall und 2. finde ich ihre Musik, bis auf wenige Ausnahmen, schlichtweg zum gähnen. Ich blieb letztendlich doch, da unser komplettes Camp mal vereint vor der Bühne stand. Ironischerweise begann während der Show ein Unwetter mit immensen Ausmaßen. Kaum spielte die Band ihre Single „Endzeit“, begann nicht nur ein Brech-Regen, der sich gewaschen hat, sondern der Himmel wurde obendrein von einer handvoll Blitze erhellt

 

 

Interlude 2

 

Ich war zu diesem Zeitpunk recht gut gelaunt, denn ein Bekannter gab mir ein paar lustige Leuchten, die man sich an die Finger stecken konnte. Es machte verflucht Spaß mit diesen Dingern im Takt zu bangen und die Hörner zu zeigen. Der Regen wurde stärker und ich suchte einem Mädel aus unserem Camp zuflucht in einem Piercing-Shop. Der Besitzer fand die Massen, die nun seinen Laden zutropften, gar nicht witzig und scheuchte ein paar zurück in den Regen. Da mir der Kerl zunehmendst auf die Nerven ging, ging ich freiwillig in den Regen zurück und rannte Richtung Zelt. Nichts an meinem Körper war auch nur ansatzweise trocken und somit kam ich durchnässt bei den Anderen an. Wir bildeten den gewohnten Festival-Kreis mit unseren Camping-Stühlen und tranken darauf erstmal ein Bier. Fand ich es anfangs noch lustig, wie der Wind immer stärker wurde, so verging mir das Lachen, als wir unseren Pavillion an allen vier Ecken festhalten mussten, da er sonst einen gehörigen Abflug gemacht hätte. Überall flogen Gegenstände herum und schnell packten wir im Regen und Sturm unseren Pavillion zusammen, da er dies sonst sicher nicht überlebt hätte. Nachdem er in Sichherheit war, brachten wir uns vor den peitschenden Regentropfen und den garstigen Böen in Sichherheit. Zwei stabile Vorzelte boten uns Zuflucht. Draußen peitsche das Unwetter gegen unsere Wagen und Zelte, aber wir hatten es nun immerhin trocken. Nach einiger Zeit wollte ein Freund von mir aus dem anderen Zelt in unseres gelangen und machte somit einen Spalt auf. Er steckte seinen Kopf hindurch und wollte uns wohl erschrecken. Genau in diesem Augenblick hörten wir ein monströses Donnern und einen Knall, wie ich ihn bisher noch nicht erlebt habe. Ich hatte meine Hand an dem Vorzelt und spürte eine Vibration. Ob es nun von dem Krach kam, oder ob es sich um eine Packung Strom handelte konnte ich nicht sagen. Das Licht an dem nahe liegenden Strahler, der den Camping-Bereich markierte, ging plötzlich aus und wir wussten nicht wie uns geschah. War das ein verdammter Blitz? Wir blieben erstmal eine Weile in dem Zelt und debattierten, was zum Geier da gerade passiert ist. Darüber hinaus hatte ich reichlich einen im Tee und konnte den Ausmaß der Situation nicht so recht einschätzen. Nach einiger Zeit kamen eine handvoll Krankenwagen und Feuerwehr angerast. Wir öffneten unser Zelt und sahen das rege Treiben neben unserem Camp. Man beachte das Foto, welches mein orangenes Zelt und den Mast zeigt.

 

Dies ging eine ganze Weile so. Wir hielten die ganzen Schaulustigen, die im Weg standen, für ausreichend, darum blieben wir im Camp. Als der Trouble sich nach ein paar Stunden gelegt hatte verließen wir unsere Zuflucht. Ein verrückter Abend, den wir mit Bier und lustigen „Pudding-Bildern“ ausklingen ließen. Wer wissen will, was „Pudding-Bilder“ sind, der kann mich anschreiben. Da mein Zelt leider Wasser-Einbruch zu verzeichnen hatte, legte ich mich kurzerhand in das Vorzelt. Ja ein verrückter Abend.

Kommentare   

+1 #3 bockfred 2012-07-13 19:03
Da muss ich dem MetalSon zustimmen, liest sich echt prima.
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+3 #2 MetalSon 2012-07-13 17:55
Wie schon der erste Teil auch, super Bericht!
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0 #1 Oli 2012-07-13 02:52
Wir waren nicht bei Heaven Shall Burn! Wir hielten schon vorher unseren pavillion fest :-D

Aber war echt krass mit dem blitz...
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