WILWARIN Open-Air 15, Tag 2, 2.6.2012 – Ellerground

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Nachdem der erste Wilwarintag bereits wieder Geschichte war, stürzt sich unser todesverachtendes RediTeam direkt in den zweiten Tag! Von Menschen als lebenden Büchern, sympathischen Punkrockern, Bontempiorgelattacken, lebenden Legenden und darüber, was Wodka mit Wasser und Zitrone mit der Skaterampbühne zu tun hat, berichten Necro Nicola, Florian „Bocky“ Bock, Philipp Wolter und Matt Kötter.

Augenschmaus in Form von schicken Actionfotos steuern wie gewohnt Jan ML und Toffi bei!

 

Nicola: Der nächste Tag! Ich konnte super schlafen und ein reichhaltiges Frühstück mit Dosenbier, Kaffee und Grillgut stimmte mich ein. Ich überspringe nun mal das ganze Rumgelaufe, dass Skateboard-Gegaffe und Gemampfe und komme gleich zum Abend, als „Turbostaat“ loslegten.

 

Bocky: Der Samstag begann für mich mit einem äußerst üppigem „Frühstück“, als Secret Headliner sollten auf der neuen Bühne an der Skateboardrampe ja SCHEISSE MINNELLI spielen und die kann ich ja schließlich nüchtern nicht ertragen. Oder die mich nicht? Keine Ahnung, egal.

Frühstückenderweise zogen wir also los in Richtung Rampe, an der auch die Lebendige Bibliothek der AWO ihr Zelt hatte, der Plan, uns den Wolter auszuleihen und abzufüllen, scheiterte an der Tatsache, dass Leihsachen im Ausgangszustand zurückgegeben werden müssen.

 

LEBENDIGE BIBLIOTHEK

Philipp: Erst mal bin ich heute ein Buch. Hä? Das Jugendwerk der AWO bietet eine Art „lebendige Bibliothek“ an, das heißt, Festivalbesucher_innen können für jeweils 20 Minuten verschiedene Bücher = Menschen ausleihen, welche im Katalog mit je drei Eigenschaften gelistet werden, z.B. „Spießer, Atomkraftbefürworter, CDU-Wähler“. Ziel ist es bei dieser Aktion, Vorurteile abzubauen (jaja, das obige Beispiel gibt es heute natürlich nicht). Bei dem Wetter läuft das nicht soo rasend, zumal sich auf dem Wilwarin ja fast jeder irgendwie kennt. Aber der Ansatz ist gut und wird prinzipiell angenommen, ich werde z.B. zwei mal geliehen und dabei entstehen interessante Gespräche.

 

HENRY PARKER

Bocky: Das Programm auf der Bühne an der Skateboardrampe wurde am Samstag von HENRY PARKER eröffnet, der dabei von Kris (PYRONEER) mit dem Banjo unterstützt wurde, war als Auftakt `ne sehr schöne Sache, das Wetter passte, es waren eine Menge nette Menschen anwesend, an den nahe liegenden Fressbuden konnte auch feste Nahrung gefrühstückt werden und nebenbei konnte man den Skatern zuschauen, die das zum Großteil auch echt drauf hatten (einen Skateboardmove als „geiles Manöver“ zu bezeichnen, war für mich der linguistische Höhepunkt des Tages, nur mal so nebenbei).

 

 

BLOODSTAINS

Philipp: Eine klare Bereicherung ist die Skatebühne. Windschief zusammengezimmert steht sie direkt neben der ebenfalls neuen Skaterampe. Ob letztere angesichts vieler berauschter Menschen keine Knochenbrüche zur Folge hat, entzieht sich übrigens meiner Kenntnis. Nun, die Leute müssen selbst entscheiden, ob sie besoffen skaten wollen... Zum Sound von BLOODSTAINS geht das jedenfalls prinzipiell sicher gut. Schön schnelle und kurze Songs, Wechselgesang – voll auf die Omme. Gut!

 

Bocky: Die mir bis dahin unbekannte Band BLOODSTAINS war dann der zweite Act an der Miniramp und wussten zu gefallen, zu hören gab es schnörkellosen HC-Punk im 80er Gewand, besonders in Erinnerung blieb mir der geile Wechselgesang des Bassisten und des Gitarristen, passte mit den Skatern zusammen wie Wodka mit Wasser und Zitrone.

 

SCHEISSE MINNELLI

Bocky: Es gibt wohl allerdings keine Band in Deutschland die so gut zur Skateboardramp passt wie SCHEISSE MINNELLI und Wodka mit Wasser und Zitrone passt auch zu SCHEISSE MINNELLI, die nicht anfangen wollten, bevor genug Alkohol auf der Bühne war.

Der Auftritt der Band wurde im Vorfeld so gut geheim gehalten, dass nicht mal Freunde der Band wussten, dass die Jungs spielen werden.

Der Gig war dann einer der besten, den ich von den Minnellis gesehen habe, es stimmte einfach alles, das Ambiente mit der Ramp, die Setlist (endlich mal wieder „Don`t drink the Viper“), im Mob ging der Ratz ab, Dicki wurde beschimpft und am Schluss wurde „Bite It“ mithilfe eines Fremdbassisten (der übrigens nicht mal halb so gut spielen kann wie der Minnelli-Basser) und dem Mob auf der doch eher kleinen Bühne gecovert.

 

Philipp: Überraschung gelungen! Außer Dicki (Schaubude) und der Orga hat wohl niemand, nicht mal engere Freunde der Band, gewusst, dass SCHEISSE MINNELLI einen Auftritt auf der Skatebühne hinlegen. Und dann liest man es bei der Ankunft irgendwann im offiziellen Festivalprogrammheft! Einer der wenigen Eingeweihten ist wie gesagt Dicki, der kurz vor der SCHEISSEbereibung eintrifft und natürlich in der Folge diverse Begrüßungsrituale und Klönschnacks absolvieren muss. Dieses Verhalten entgeht Sänger Sam nicht, der das dann auch auf der Bühne zum Anlass für diverse Dicki-Diss-Attacken nutzt: „Da ruft er an und sagt: 'Ich freu mich so auf euch' – und was is? Der guckt uns gar nicht an! Der schnackt hier nur! You better come up with some good drugs after this one!“ Das natürlich alles in Sams unnachahmlichem Deutsch/Ami-Englisch-Kauderwelsch... Der Zeitpunkt, an dem endgültig alle Dämme brechen, kommt aber mit Sams Reaktion auf eine geschleuderte Bierdose, die ihn voll Karacho mitten im Gesicht trifft: „Mann, geil! Da wichst er mir das Ding mitten in die Fresse, du! Ich bin voll bei dir, das hätte ich auch gemacht! Komm her, high five!“ Ab jetzt nur noch Brachialpogo, fliegende Dosen, Menschen, Rasenstücke – HERRLICH! SCHEISSE MINNELLI gelingt es doch immer wieder, völlig anarchische Punkenergie freizusetzen!

 

HELLSONGS

Philipp: Die für mich nächste interessante Band sind erst die Schwed_innen HELLSONGS. Ich mag deren Swing/Lounge-Versionen von Metal-Klassikern schon auf Platte, live kommt das aber ungleich charmanter! Ganz entspannt dudelt das Three-Piece lässige Versionen von „The Evil That Men Do“ (IRON MAIDEN), „Skeletons Of Society“ (SLAYER) oder “Symphony Of Destruction” (MEGADETH). Alle sehr geil gesungen und so interessant arrangiert, dass man manchmal schon kurz überlegt, welcher Song das gerade ist, die Songstrukturen der Originale aber mir Respekt und Stil behandelt werden. Der Hit sind die Ansagen des Gitarristen, der die Titel mit libertären Inhalten in Verbindung bringt. So ist klar, dass „We’re Not Gonna Take It“ (TWISTED SISTER) gegen homophobe Spießer gerichtet sei. Das Schöne am Leben sei doch gerade, dass man sich aussuchen könne, wer nun mit wem und ob Mann & Mann und Frau & Frau oder wie auch immer, sei doch wumpe. Alle Idioten, die dies nicht so sähen, könnten sich gern auf ‘ne einsame Insel verpissen „and there they could be as homophob and conservative as they wanna be.“ Right on!

 

Bocky: Zu HELLSONGS ging es das erste mal aufs Gelände, Heavy-Metal Cover in Hippiestil, kann man sich mal antun, aber mehr wegen dem Witz bei der Sache, die Songs erkennt man eigentlich nur an den Texten, ist irgendwie aber trotzdem ganz witzig.

Lustig war auch der Metalkuttenträger, dem mittels Edding der Burzum-Aufnäher verschönert wurde, während er weiterhin zu Hippiemusik mit Metaltexten mit einer Frau, die vor ihm stand, kuschelte.

 

 

MAJOR PARKISON

Matt: Bei Major Parkinson treffe ich unter anderem auf Doc Doom, der fusswippender- und eisschlabbernderweise den Sounds der Norweger lauscht. „Alter, das ist ja voll FAITH NO MORE-Richtung“, klärt mich Herr Doom auf. Hmmm... da lohnt sich dann ja vielleicht ein zweiter Blick. Na gut, gewisse Ähnlichkeiten sind da, komplexe Songstrukturen im Alternativebereich, guter und variabler Gesang und ein gewisser Anteil Wahnsinn. Interessant, aber bei weiten kein Klon meiner Lieblingsrentnerband. Wir wippen also fleißig mit, bis wir BOB MOSHs Pete treffen und dieser mich umgehend zu CONMOTO entführt.

 

 

CONMOTO

Matt: Und das ist auch gut so! Habe ich am ersten Tag ja schon geschrieben, dass dick auf dem Zettel für mich vor dem Wilwarin nur BOB MOSH und NAPALM DEATH standen, einfach, weil mir viele der anderen Bands nichts sagten, so hole ich nun den Edding wieder raus und kritzele noch CONMOTO dazu. Die Band zieht mich von der ersten Sekunde an in Ihren Bann und schnell finde ich mich ganz vorne vor der Tresenbühne wieder. Sängerin Sarah ist aber auch schon von der Ausstrahlung her faszinierend, so ist sie von der Statur her eher „klein und niedlich“, so schreit, grunzt und ballert sie sich durch das Set, dass es eine wahre Freude ist. Dabei steht nicht nur Ihr die Freude am Gig ins Gesicht geschrieben, die entsprechenden Ansagen bestätigen diesen Eindruck. Optimal, wenn Publikum und Band soviel Spaß haben – und das war hier definitiv der Fall. Ihre Mitstreiter unterstützen das Ganze perfekt und bringen Ihren Hardcore-Punk absolut tight und mit unglaublicher Power an den Mann / die Frau. Hammerauftritt und die positive Überraschung dieses Wilwarins.

 

Bocky: Von CONMOTO bekam ich leider auch nicht so viel mit, viele Leute werden mich jetzt dafür verteufeln, aber ich mag TURBOSTAAT und wollte das Konzert gerne komplett erleben.Die paar Songs, die ich von CONMOTO sehen konnte, fand ich allerdings schon geil.

 

Philipp: So gern ich BUBONIX mit ihrem Sänger Thorsten Polomski auch mochte – mit nur noch vier Leuten (immerhin drei waren bei BUBONIX, nämlich Sarah, Markus und Oliver) wirkt die Musik wieder wesentlich fokussierter. Besonders Sarah (g, v) zeigt erst jetzt so richtig, was in ihr steckt. Und zwar ein Frontbiest, welches legendären Kollegen wie Lee Hollis in kaum etwas nachsteht! Dabei ist es reizvoll, wie sie manchmal fast schüchtern wirkt, um dann wieder völlig durchzudrehen scheint, den Menschen direkt ins Gesicht brüllt oder über die Menge surft. Und ihr Gesang ist noch abwechslungsreicher als auf Platte – da wird nicht nur „richtig gesungen“, sondern auch bis zum Adernplatzen gebrüllt oder gegrowlt. Die Stücke der „Cut Cut Cut“-Platte (geil: „Cutting Off“, „Golden Dawn“ oder „Borders & Flights“) werden noch um ein TREND-Cover von „Wir haben einen Auftrag“ ergänzt. Geile Idee, nach dem Festival krame ich gleich die TREND-Scheibe „Das Produkt“ raus, die ich viel zu lange nicht gehört hatte. Für nicht wenige der beste Auftritt vom Wilwarin 2012.

 

TURBOSTAAT

Nicola: Punkrock ist eigentlich nicht so mein Milieu, aber dennoch konnte ich den sympathischen Kerlen aus Flensburg etwas abgewinnen. Coole Texte und melodische Gitarren herrschten während des Gigs und ließen die Massen aufhorchen. Ja „Turbostaat“ überzeugten mich eindeutig und ich werde mir in naher Zukunft sicher mal das Eine oder Andere Album zur Gemüte führen.

 

Bocky: Bei TURBOSTAAT stimmte meiner Meinung nach alles, der Sound, den Hauke aus der Totec-Anlage holte, war definitiv der beste, den ich auf dem diesjährigen Wilwarin gehört habe, die Band schien Bock zu haben und das Publikum... ja, geht so.

Stimmung hätte dieses Jahr generell mehr aufkommen können, vielleicht lag das aber auch daran, dass es später Abends echt ziemlich kalt war

TURBOSTAAT machten meiner Meinung nach allerdings alles richtig (naja, Letten hat ja gesagt, die sind Scheiße...), Sänger Jan kam ursympathisch rüber, die Band schien Bock zu haben, irgendwie lief da alles rund und die Musik schaffte es, mich mitzunehmen.

 

Philipp: Die Jungs gucke ich mir eher nebenbei von hinten an. Ich weiß auch nicht – oft mag ich es ja, wenn mich ein Sänger an irgendeinen anderen (bekannten) Schreihals erinnert. Aber bei TURBOSTAAT finde ich halt immer noch, dass ZU offensichtlich Jensen kopiert wird, allerdings mit deutlich schwächeren Texten. Auf der anderen Seite ist das ein durchaus engagierter Auftritt, der mit ‘ner Menge Power absolviert wird. Die Band ist mir durchaus sympathisch, ihre Songs überzeugen mich eher selten.

Danach warten wir gespannt auf NAPALM DEATH. Der traurige Olli macht ja generell super Ansagen, wenn er durchs Programm führt. Doch heute ist ihm eine Laus über die Leber gelaufen und er meckert uns an: „Ich fand euch dieses Jahr mau.“ Hm, irgendwie etwas strange, denn erst mal stehen ja nicht bei jeder Band dieselben Menschen vor der Bühne und zweitens ist trotz Arschkälte doch sehr gute Stimmung? Besonders vor der Skatebühne und am Second Ground ging gut der Ratz ab! Und vor der Hauptbühne mindestens auch bei NAPALM DEATH.

 

Matt: Auch auf die Gefahr hin, dass ihr mich mit virtuellen Tomaten bewerft: TURBOSTAAT haben einen guten, vielleicht perfekten Gig hingelegt, die Stimmung war grandios! Nur leider berührt mich die Musik überhaupt nicht. Wie schon auf dem Deichperle-Festival, wo ich die Band das letzte Mal sah, kann ich die Leistung musikalisch anerkennen, aber ein Fan der Band werde ich vermutlich nicht mehr.

 

TESTSIEGER

Matt: Als letzte Band waren TESTSIEGER in das Billing gerutscht. Da es mit Elektrogedudel ja am Vortag bei TRANSMITTER ganz gut geklappt hat, hätte es ja auch hier passen können. Als ich anfing Musik zu machen, hatten wir noch keine Stromgitarren, nur ein ötteliges Bontempi-Keyboard und das Klavier, was im Proberaum (=Wohnzimmer der Eltern) rumstand. Was das mit TESTSIEGER zu tun hat? An dieses Bontempi Kinderkeyboard fühlte ich mich spontan erinnert, denn ein ganz ähnlicher (schrottiger) Sound waberte durch das Tresenzelt. Auch die Mucke erinnerte mich stark an Kindermusik, zumal mit dem dargebotenen Sound. Dann die lustigen Verkleidungen... Zitat auf der Wilwarin-Homepage: „In ihrem unschlagbaren Golf-, bzw. Tennis-Outfit machen die Jungens auch noch die denkbar beste Figur auf den Bühnen dieser Welt.“ Och nöö... Ok, das Trashige hat bei TESTSIEGER natürlich Methode, sowohl was Outfit als auch was die Musik angeht, aber mal ehrlich: Was hat so eine Band am Samstag abend zwischen TURBOSTAAT und NAPALM DEATH verloren????

 

NAPALM DEATH

Philipp: Wie oft in mehreren Jahrzehnten hab ich sie wohl schon gesehen? Auf x Festivals, unzähligen Einzelkonzerten in verschiedenen Städten und Ländern. Immer war es geil! So auch heute! Und dazu mit dem Flair des Besonderen, denn ähnlich wie 2005 mit SICK OF IT ALL ist es einfach spannend, wie eine so derbe Band hier ankommt, wie andererseits NAPALM DEATH auf das Wilwarinflair reagieren. Und so isses dann: Intensiv wie immer, mit einem Mördersound versehen (zumindest vorne), dabei durchgängig so sympathisch, dass man Barney & Co am liebsten mit nach Hause nehmen würde. Ich liebe ja schon diesen Birmingham-Slang und wenn Barney dann die Keule gegen Faschisten, konservative Shitheads, Kapitalisten etc. auspackt, sich gleichzeitig gentlemanlike fürs zahlreiche Erscheinen bedankt, um beim nächsten Trümmersong wieder hospitalistisch zuckend über die Bühne zu dackeln, gibt’s bei mir einfach kein Halten mehr. Totale musikalische Zerstörung, diese Band ruht sich nicht auf ihrem Legendenstatus aus, sondern fordert sich weiterhin selbst heraus und klingt einfach immer noch hungrig und willens, neue Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Was der Schlagzeuger veranstaltet, ist allein schon den Konzertbesuch wert – unfassbar tightes Geprügel! Beim neuen Stück „Everyday Pox“ versuche ich es selbst mal mit dem hospitalistisch anmutenden Hin- und Herzucken des Kopfes – geil, da verschwimmt alles um einen herum, passt voll gut zu der Musik! Weitere Höhepunkte sind für mich „Can’t Play, Won’t Pay“, „Silence Is Deafening“, „Suffer The Children“, „Scum“ und “Instinct Of Survival”, aber im Grunde gibt es nicht einen langweiligen Moment im Set. Interessant auch, dass deutlich weniger Menschen das Areal verlassen, als ich gedacht hatte, denn Grindcore ist natürlich nicht jedermanns Sache!

 

Matt: Ich hatte tatsächlich mehr auf die thrashigeren Stücke NAPALM DEATHs gesetzt, aber ging mit einer ordentlichen Grindcore-Blastung zur Sache (ein paar thrashigere Stücke kamen ja später noch à la „When all is said and done“). Zumindest wurden sowohl die Songs „Uaargghhhh“ und „Uoorghhhh“ gespielt, wie wir sie früher immer aufgrund der gut zu verstehenden Texte (4 Zeilen Text in 0,4 Sekunden) nannten. Trotzdem – NAPALM DEATH sind einfach eine Legende und ich habe noch nie jemanden in dieser Art und Weise abzappeln und abspacken sehen wie den guten alten Barney - zumindest niemanden, der nicht gerade auf eine Hochspannungsleitung pinkelt...

 

Nicola: Einen musikalischen Bruch stellten nun die englischen Urgesteine von „Napalm Death“ dar. Obwohl ich die Band schon wirklich lange kenne und vor etlichen Jahren rauf und runter gehört habe, sah ich sie zum ersten Mal live. Außerdem habe die Band mit den letzten Alben ein wenig aus den Augen verloren, darum ging ich mit wenigen Erwartungen an die Sache heran.

Hach, aber erfreulicherweise hörte ich nun endlich ein Inferno am Schlagzeug. Double-Bass und Blastbeats standen auf dem Programm! Sie haben mir schon ein wenig gefehlt und als „Napalm Death“ dann loslegten staunte ich nicht schlecht. Nachdem ich einen Freund davon abhielt, seine Nachbarn gnadenlos zu nerven schaute ich mir das Grindcore-Massaker der Engländer an. Mein lieber Scholli, so schnell hatte ich die Band gar nicht mehr in Erinnerung. Frontgrunzer Barney grunzte was das Zeug hält und zappelte wild umher. Mochte ich ihn auf den letzten Platten eher weniger, so überzeugten mich gerade seine Bühnenpräsenz und das Können des Drummers. Gut 30 Jahre unterwegs und noch immer voller Energie und Aggression. Ein superber Gig meine Herren. Wenn ich das nächste Mal mit Freunden über Metal-Urgesteine und ihre heutige Daseinsberechtigung debattiere, werde ich „Napalm Death“ sicher nicht mehr so schlecht wegkommen lassen, wie ich es ehrlich gesagt durchaus mal tat.

 

Bocky: Der Augenblick, auf den ich schon seit mindestens einem Jahrzehnt (eigentlich länger) wartete, sollte nun da sein, NAPALM DEATH live und das dann nicht irgendwo, sondern auf der Bühne des Festivals, auf dem ich mich seit Jahren Zuhause fühle.

Die neue Scheibe „Utilitarian“ lief bei mir seit Erscheinungsdatum rauf und runter und genau mit dem Intro eben dieser und dem darauf folgendem Song „Errors in the Signals“ begann das Konzert. Was für eine Wand, ich stand da und dachte, ich will, dass das nie wieder aufhört, einzig den Gitarrensound fand ich ein wenig schrammellig.

Leider kann eine Band wie NAPALM DEATH nicht all ihre Hits in einer Show spielen, obwohl meinetwegen hätten sie das ruhig tun können, aber z.B. mit „When all is said and done“, „The Wolf i feed“ (plus vom Band eingespielte Saxophonquietscher) und noch einigen Leckerbissen war ich voll bedient.Hätte gerne noch „Greed Killing“ gehört, oder haben die den sogar gespielt? War betrunken, egal, war geil.

 

ZUM SCHLUSS

Nicola: Naja soviel zu meinen Highlights des Wilwarin 2012! Der Preis war happig für recht wenig bekannte Kapellen, doch es war lustig und einen Besuch im nächsten Jahr würde ich durchaus in Erwägung ziehen.

 

Philipp: Fast hätte ich geschrieben, dass das Festival dann für alle mit einem nicht enden wollenden Partyrausch weitergeht, aber leider gibt es eine Ausnahme: Dudel (SCHEISSE-MINNELLI-Drummer), den man noch fast den ganzen NAPALM-DEATH-Auftritt hinten auf der Bühne hatte stehen sehen, bricht sich beim Diven zwei Rippen und muss ins Krankenhaus. Das Ganze ist so ernst, dass SM alle Auftritte bis Juli absagen muss. GET WELL SOON!

 

Ansonsten perfektes Fest, macht weiter so und behaltet die Skatebühne bei. Reggae- und Electro-Stage sind mir wumpe, können bleiben, können wech, egal. ONWARD TO WILWARIN 2013!

 

Matt: Am Lustigsten fand ich es, als ich hörte, dass die Wilwarin Crew alle Hotels in der Umgebung für die Bands gebucht hatten und musste mir dann vorstellen, wie NAPALM DEATH wohl die Nacht in Nortorf im beschaulichen Gasthof „Ritzebüttel“ (der heißt echt so!!) verbrachten... Aber das nur so am Rande.

Ich hoffe, dass das schlechte Wetter am Freitag und die damit verbundenen Zuschauerzahlen den Organisatoren keine schlaflosen Nächte bereiten, denn diese Liebe, die in dem Festival steckt, gehört einfach honoriert und belohnt!!!!

 

Bocky: Die Nacht wurde bei mir dann verhältnismäßig kurz, irgendwie war ich fertig, dann kam noch die Nachricht, dass ein Kumpel ins Krankenhaus gefahren wurde und... ach, ich konnte einfach nicht mehr und lag schon um halb Vier im Zelt.

 

Auch wenn mir nur wenig Bands gefallen haben, bzw. ich nur wenige sehen wollte, die sich dann zum Teil auch noch überschnitten haben und mich das mit der Zeitplanung schon ein wenig genervt hat, bleibt das Wilwarin eines der geilsten Festivals, es gibt eben Punkte, die ich anders machen würde, aber das ist vielleicht auch Ansichtssache.

 

p.s. Und Ihr kommt mal alle schön zum RD-Rock, sonst gibt es `ne Rute zu Weihnachten.

 

Kommentare   

+1 #3 thomas123 2012-06-27 16:04
man, wo gibts das t-shirt von dem hellsongs gitarristen? das ist verdammt geil!

Testsieger war neben napalm death jawohl DIE band des festivals! geile show, auch wenn ich sonst überhaupt nicht auf sin gedüdel stehe.

hahaha, napalm death im ritzebüttel. da wurden alle hochzeits- und geburtstage meiner großeltern gefeiert...stell ich mir grad recht witzig vor wie die da morgens neben 20 rentnern am frühstücken sind :)
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+1 #2 Philipp 2012-06-25 09:43
Astrein, hab mich vor allem bei Bockys Passagen mehrfach weggeschmissen.
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+1 #1 DoctorJoyBoyLove 2012-06-25 08:59
Fast alles gesagt. Interessanter Start in der lebendigen Bibliothek, der phänomenale Scheisse Minnelli-Gig wurde in meiner Hitliste am Ende noch knapp von Napalm Death geschlagen, Conmoto waren auch saugut, nur eins hab ich etwas anders erlebt: So sehr mir der Mitmach-Tanzpop von Audiolith-Bands wie Supershirt auf die Nerven geht - Testsieger fand ich erneut famos! Wie schrieb Philipp noch? No Drummer = No Satisfaction. Im Fall von Testsieger möchte ich fast den Umkehrschluss anbringen. Für mich reißt es der durchgeknallte Drummer tatsächlich raus, auch wenn ich mir das wohl nicht auf Platte reintun würde.
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