Wacken Road Show (Spellbound,Noise Forest,Orphaned Land,Ensiferum)/ 18.04.06 - Kiel, T2

0 Dislike0
Als ich gegen 20.50 Uhr im T2 ankomme, spielen Spellbound bereits und ich vermute, daß auch schon Noise Forest mit ihrem Set am Ende sind, denn der Beginn war schon für 20.00 Uhr angesetzt. Aber ich hatte Glück – Noise Forest sollten erst noch kommen. Gerade spielten Spellbound (aus Süddeutschland?) ihre letzten Songs. Thrashig tönte es aus der PA. Alte Schule, wie weiland Destruction. Der Sänger klang doch sehr „Schmier-ig“, hehe. Die Songs, die ich noch mitbekam, klangen gut. Schöner Headbangerstoff. War auch ein bisschen Morgana Lefay mit drin, würd’ ich sagen, besonders bei dem Midtempo-Stampf-Song. Sonst ging’s aber fixer zur Sache, aber immer ideal zum Matte kreisen lassen. Spellbound, den Namen kann man sich merken!
Erfreulich kurze Umbaupause - weil Zeitdruck – und dann kamen die lokalen Helden auf die Bühne. Hatte Noise Forest schon länger nicht mehr gesehen und wollte sehen, was sich in der Zwischenzeit so getan hat. Zumindest läßt die neue, gute Scheibe („Morbid Instincts“) einiges erhoffen. Das „Lärmgehölz“ ließ sich denn auch nicht lange bitten und groove-walzte amtlich durchs T2. Klingt reichlich „modern“, was die Jungs so darbieten; da blitzen mal Disbelief durch oder sogar sepulturistische bzw. ektomorfistische Rhytmen klingen an. Aus der Vergangenheit haben sich die deathigen Vocals und das ein oder andere Sludgetönchen erhalten. Alles in allem eine feine Sache und eine ambitionierte Show. Für meinen Geschmack hätte die Gitarrenfront aber noch wesentlich fetter rüber kommen können. Da fehlte einfach der nötige Druck. Ansonsten aber „Daumen hoch!“ für die Kieler!
Als nächstes steht den doch recht zahlreichen Anwesenden eine Überraschung ins Haus: Orphaned Land aus Israel. Metal aus dem Heiligen Land – ja, geht das denn, frage ich mich augenzwinkernd? Ich laß mich ja gerne überraschen … Tja, und kaum ertönt das Intro füllt sich der Platz vor der Bühne mit feiernden Fans. Zumindest unbekannt scheinen Orphaned Land hier nicht zu sein. Das hätte ich nun nicht unbedingt erwartet, muß ich zugeben. Anfangs ist der Sound zwar durchwachsen, wird aber nach und nach besser und lauter. Die Band wirkt äußerst sympathisch, freut sich `nen Ast und steckt das Publikum mit ihrer guten Laune an. Da kommen echt mal nette Vibes von der Bühne! Die Mucke von Orphaned Land kommt einfach nur geil! Das liegt vor allem an den folkloristischen Zitaten aus dem mittleren Osten. Wunderschöne Samples (auf die der Sänger extra hinweist), in hebräisch gesungene Textzeilen (das ist tatsächlich was Besonderes) und diese Rhytmik, die im Orient verwurzelt ist. Dazu fette Gitarrenriffs und das Tanzbein zuckt dem Zuhörer gewaltigst. Selbst kreisende Becken kommen mir in den Sinn und ich wundere mich, warum keine der anwesenden Damen einen netten Bauchtanz hinlegt. Naja, sind halt alles Headbanger, nicht wahr…!? Dem Publikum gefällts sehr gut und der Frontmann der Israelis hat leichtes Spiel mit ihm. Da fliegen plötzlich keine Fäuste mehr, sondern Hände wippen im Takt von links nach rechts und der Aufforderung zum Springen wird nur allzu gerne nachgekommen. Da mir die Songs nicht bekannt sind, wirkt das Songmaterial zum Ende hin etwas sperrig. Da ist dann die Luft ein bisschen raus. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn grandios war diese Darbietung trotzdem. Mehr davon!
Hatte ich’s mir doch gedacht: die meisten Leute sind nur wegen Ensiferum hier. Vor allem die jüngeren Metaller, die den Großteil des Publikums ausmachen, haben Bock auf die Partytaugliche Mucke der Finnen. Jubel ertönt, als die Band die Bühne betritt. Die geht gleich in die Vollen und haut den durchdrehenden Maniacs einen Hit nach dem anderen um die Ohren. Zum ersten mal heute Abend ist der Sound optimal und drückt sich vehement in die Lauscher. Bei Band und Publikum fliegen die Haare, es wird mitgegrölt und mitgesungen, gefeiert und gebangt. Es ertönen „Iron“, der unvermeidliche Hit „Token Of Time“, „Battlesong“ und auch ein Coversong, der zwar angesagt wird (hab ich akustisch nicht verstanden) und mir auch bekannt vorkommt, den ich aber trotzdem nicht zuordnen kann. Zu hören sind auch zwei neue Titel der aktuellen „Dragonhead“-EP, die deutlich getragener und hymnischer klingen als die bekannten Speedknaller. Die Meute vor der Bühne kann gar nicht genug davon bekommen und Ensiferum lassen sich nicht lumpen und schenken noch einen ein. Gefällt mir live sehr viel besser als auf CD, denn dort wirken die Songs zu glatt und zu vordergründig auf gute Laune getrimmt. Live ist die Metalkante wesentlich schartiger und wirkungsvoller! So macht es Spaß, so soll es sein! Ensiferum spielen nicht allzu lange, aber dafür zünden ihre Hits besser. Fast wie auf `nem Fließband rollen die Songs durch’s Tucholsky. Ensiferum spielen ihre Routine aus und lassen ein befriedigtes Publikum zurück.
Die Wacken Road Crew hat sich echt Mühe gegeben und ein abwechslungsreiches und wohlklingendes Packet geschnürt. Der Eintrittspreis von 15 ¤ war ok und die T-Shirt Preise sind mit 10 ¤ erfreulich niedrig. So sollte es öfter sein! Mehr davon!

Torsten

- Beitrag von: Torsten
Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv