Fliehende Stürme, Substance of Dreams / 16.03.2006 - HH, Fundbureau

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Die Zeit floß dahin wie das Wasser im rauschenden Bach. Das einzige was nicht
klapperte war die Mühle und diesem leisen Zustand mußte abgeholfen werden. Eben war es noch Dezember und jetzt schreiben wir schon wieder März. Und zwar den 16ten.Vor einigen Monden wurde ich von der Frau von Lilienschwert zu Killerblau elektronisch informiert das eine Punklegende aus alten deutschen Tagen im Hamburger Fundbureau zum Tanze aufspielt. Und diese Gelegenheit darf man sich doch nicht entgehenlassen ... Nun ja.Gepflegt zuckte es in den Fingern und ich kramte die alten Vinylscheiben heraus um mich schon mal musikalisch einzustimmen.Wer kennt den alten Klassiker CHAOS Z-Ohne Gnade (die Scheibe mit dem ULTRA-Hardcoresiegel)nicht?
Der möge bitte schweigen.Diese Deutschpunkband trieb Anfang der Achtziger
Jahre ihr Unwesen mit einfachen Ufta-Ufta Schlagzeugsound, eingängigen Schrammelmelodien und deutschen Protesttexten.Nach und nach fand sich auch
eine stetig wachsende Fangemeinde an die diese Punx hochleben ließen.
Aber nach einiger Zeit ist eben auch jeder Drops gelutscht und man macht sich auf die Suche nach etwas neuem oder anderem. Eben auch diese Band. Sie
wurde mit der Zeit melancholischer und die drei Herren besagter Band benannten sich in die FLIEHENDEN STÜRME um. Der Sound wurde ziemlich einfach und leise gehalten und die Texte wurden tiefgründiger, was eigentlich positiv zu vermerken ist,wie zum Beispiel wenn ich sinngemäß zitieren darf:
Nach dem Ende kommt ein Anfang weil das Ende angefangen hat und man steht
mit abgewetzten Klamotten und durchgelaufenen Schuhen in einer Zeit herum, die falsch für mich ist in einem Lande was ich nicht verstehe... oder so
ähnlich.
Also weiter im Text.Die Siebenmeilenstiefel wurden über die Füßchen gestreift und schon ging es los zu der Mrs.,um sich weiter musikalisch einzustimmen und um auf den Fahrer Harry aus Flensburg zu warten.Er trudelte dann auch irgendwann mal ein und und die Pferde vor der Kutsche
liefen ein akkurat schnelles Tempo so das wir im Schanzenviertel mehr als rechtzeitig ankamen.Vor Ort trafen wir dann auf die Freundin der Mrs. um erstmal einen Plausch abzuhalten.Es verging noch einige Zeit und vor der Bühne stand nur eine einsame Leiter unterm Scheinwerferlicht.
Nachdem auch diese weggeräumt wurde gab die Vorgruppe SUBSTANCE OF DREAMS
ihren Einstand.Der Sound erinnerte an wavigen Punk mit elektronischen
Einsprenkslern und der Sänger suchte Kontakt zum Publikum,das im abwartenden
Halbkreis sehr verhalten vor der Bühne stand.
Nach dem dritten oder auch vierten Song fuchtelte er mit einem Scheinwerfer herum und bestrahlte sich selbst und auch das Publikum.Er stand auch dann und wann wieder auf der Bühne wie eine Diva herum die mitten im Lied auch noch Zeit hatte sich eine Zigarette zu drehen.Ein Publikumsgast war sehr freundlich und hielt ihm eine Flamme hin um die Zigarette zu anzuzünden.
Der Gittarist überzeugte mit einer doch eher etwas sparsamen Soundwand und der Schlagzeuger,der sich später als Trommler der FLIEHENDEN STÜRME entpuppte, gab auf seiner elektronischen Schießbude einige Wirbel und interessante Beats zum Besten.Das ganze glich einem Wellenritt zwischen furioser Langeweile und netten Livemomenten.Der letzte Song war dem Publikum wohl etwas mehr bekannt,der den Refrain "ich glaube dir nicht ... ich spuck dir ins Gesicht" enthielt und die Menschenmasse zum pogen brachte. Nachdem dieser Spuk vorbei war ging es nach einer kurzen Umbaupause weiter.
Wer glaubte mit sachten und ruhigen Tönen beschalllt zu werden wurde positiv
enttäuscht,denn die FLIEHENDEN STÜRME drehten alle Lautstärkeregler vollends
auf und zauberten eine richtig vernünftige Lärmwand aus dem Zylinder,was sie
eigentlich auf ihren Scheiben in der Regel nicht tun.
Etliche Nummern aus einem langjährigen Resummee wurden vorgestellt.Etwas von
der neuen Scheibe,was aus mittelfristigen Zeiten sowie auch aus ihren zweiten Anfangstagen,so das man ein sehr guten Einblick über das Gesamtkunstwerk abgreifen konnte.Das Publikum ließ sich auch nicht lange lumpen und der Moshpit tobte gleich zum ersten Gittarrenanschlag mit, der sehr schnell rüberkam und auch fleißig vom Bass sowie auch dem Schlagzeug unterstützt wurde.Die Meute empfing das vollste Brett und etliche Texte wurden eifrig mitgegröhlt während ein Gast liegend über die Leute hinweggetragen wurde.Das Lied "Killerblau" löste bei der Mrs. ein fettes Grinsen im Gesicht aus und ich glaubte zu meinen,die Kapelle hat den Song extra nur für sie geschrieben.Ja-sogar auch ich kam ordentlich in Wallung
und die Rettungsringe um meinem Rumpf begannen zu hüpfen.Dreimal rissen die
Gitarrensaiten und es wurden auch flugs gleich neue von der Vorband aufgezogen,um den Konzertfluß nicht abreißen zu lassen,was man doch als hilfsbereit und sehr nobel gelten lassen kann.Aber irgendwann ist auch mal das schönste Konzert vorbei und die Lounge der Chilloutzone öffnete ihre Pforten,wo der eine oder andere noch mit den Mitgliedern der Kapelle am Bartresen einen gemütlichen Smalltalk abhalten konnte.So gegen Ende des Geschehens fiel einer betrunken vom Tresenhocker.Zum Glück hat er sich nicht weiter verletzt und er stand auch ziemlich schnell wieder mit seinen Füßen auf dem Boden der Realität,als der Barkeeper das grellweiße Neonlicht anschaltete und die letzten Konzertgäste in die kalte Nacht entließ...


gez. Steve Steel
- Beitrag von: Steve Steel
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