LOIKAEMIE, CHERRY BOMB / 30.12.11 - Stuttgart, Landespavillon

0 Dislike0

Der Wecker läutet, kurz vor halb eins Nachmittag!

Schnell die wichtigsten Utensilien zusammenpacken und nochmal das Wetter gecheckt. Die Wetterprognose lautet Schnee, Schnee und Richtung Stuttgart Schneeregen.

Die Anfahrt über München gestaltet sich als Geniestreich.

Lediglich eine Stunde Stau musste ich in Kauf nehmen. 450 km und 5 Stunden Autofahrt später – Land in Sicht.


Das Auto schnell in der Tiefgarage verstaut und dann ging es Richtung Landespavillon. Bewaffnet mit zwei kühlen Corona schaffte ich es dann doch noch, mich auf einer Strecke von gerade mal 400 Meter zu verlaufen. Ein betrunkener Ortskundiger konnte / wollte mir auch nicht weiterhelfen, also fragte ich mich weiter durch und als ich dem Klang von klirrenden Glas folgte, erreichte ich das Ziel – den Landespavillon.

Bereits vor der Konzertlokalität herrschte eine gute Stimmung, der Pöbel trank, warf selbstgezimmerte Feuerwerkssprengsätze durch die Gegend und erfreute sich an der revolutionären Stimmung der vergangenen Tage im Schlosspark ... Stuttgart 21 lag in der Luft und war in aller Munde.

Die schwermütigen Erzählungen von besseren Tagen in der Röhre und dem Landespavillon erstreckte sich über die Gesichter und es gab die ein oder andere Schweigeminute für besagte Lokalitäten, denen in näher Zukunft der Garaus gemacht wird, damit der kapitalistischen Fratze einmal mehr Genugtuung bereitet wird.

Nach dem Leeren der beiden mitgebrachten Biere und neuer Bekanntschaften aus und um Stuttgart ging es dann direkt in die heiligen Hallen des Landespavillons.

Bewaffnet mit gut 200 Flyern hatte ich meine Beschäftigung für den noch jungen Abend bereits geplant - Leute mit der dezenten Note von Bier und Jägermeister anzuquatschen tat sein übriges und siehe da, nach gerade einmal einer guten Stunde Flyern kannte mich jeder und jede.

Eingeläutet wurde der Abend von der Band Loaded, die sich als live besonders skalastig dem tanzwütigen Publikum präsentierte. Nichts Besonderes für meinen Geschmack, doch die Leute hatten Spaß und ich suchte den Barmann meines Vertrauens auf, um neues Bier zu ordern.

Danach machten sich die Jungs von Cherry Bomb aus Potsdam auf der Bühne breit. Die Band orientiert sich stark an dem US – amerikanischen Punkrock a la Social Distortion und wie sie alle heißen. Musikalisch aalglatt, doch der Pöbel fand es ganz ok und so wurde auch geklatscht.

Der Abend galt jedoch der Band, die es seit nun mehr fast zwei Jahrzehnten vormacht, was antifaschistischer Oi bedeutet – Spaß, klare Ansagen, was man hier von Nazis und rechtoffenen Skins hält, nämlich überhaupt nichts.

Kompromisslos, ehrlich und einfach so denken, wie man es mal gelernt hat.

Das Publikum war gut gemischt. Vom ambitionierten Jungpunker, der schon um 22 Uhr in einer Ecke zusammengekauert gepennt hat, über den einen oder anderen Psychobilly und natürlich nicht zu vergessen die Horden von volltrunkenen Skins, fand sich alles unter dem Banner Loikaemie zusammen.

Als dann endlich das kurze Intro ertönte, wurde es um einen plötzlich ganz still. Thomas machte irgendeine Ansage, die von dem Pöbel mit ekstatischen „Loikaemie“ Rufen um Längen übertönt wurde.

Musikalisch gab es einen Rundumschlag. Von allen Veröffentlichungen gab es ordentlich um die Ohren. Die Klassiker kamen alle dicht an dicht gereiht („Wir sind die Skins“, „Unsere Freunde“, „Good Night White Pride“, „Mädchen“,...) wie aus einer gut geölten Ak – 47, denn Thomas und seine Droogs hatten keine Ladehemmungen!

Das Publikum war betrunken, leicht aggressiv, doch jede/r passte auf den andere/n auf, was mich persönlich besonders gefreut hat.

Die Leute sangen bei jedem Lied den kompletten Text mit und es gab wirklich keinen Song, den Loikaemie alleine performten. Vor ihnen lag ein ganzer Pulk von Leuten, die sich die Seele aus dem Leib brüllten, so dass auch der ambitionierte Junpunker sich aus seiner Embryostellung erhob und sich der Meute vor der Bühne anschloss.

Die Veranstalter verteilten Freibier unter der Hand, damit nicht gleich die Bühne gestürmt wurde. Der Pöbel feierte noch zu Recht die Band ab und vier Zugaben später endete ein schönes Konzert.

Stuttgart meinte es gut mit mir, ich durfte viele liebe Leute kennenlernen und den Rest behalt ich für mich.

See you in hell!

Euer Hammerheadphil

Kommentar schreiben


Sicherheitscode
Aktualisieren

Stern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktivStern inaktiv