KATAKLYSM, TRIPTYKON, MARDUK, et al / 14.12.11 – Hamburg, Markthalle

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TRIPTYKONJ

Fotos von Jan M-L

Konzert-Overkill! ZU ALLEN Konzerten, die ich in letzter Zeit in Hamburg besucht habe, hätte es quasi um die Ecke eine gute Alternative gegeben – während wir bei KVELERTAK schwitzen, hätte man ABOMINATION im Bambi sehen können, parallel zu VANDERBUYST bot das Hafenklang WOLVES IN THE THRONE ROOM, statt aufs Thrashfest zu gehen, hätte man Winos PREMONITION 13 huldigen können und heute heißt die quälende Frage: DEFEATER oder TRIPTYCON etc.? Wie man aus der Überschrift schließen kann, entscheiden wir uns für das auf Black/Death Metal ausgerichtete Hatefest, zumal DEFEATER eh kurz vorher ausverkauft waren.


Obwohl wir pünktlich um 16.50 Uhr (!) in Kiel losfahren, verpassen wir die erste Band komplett und AZARATH zocken bereits. Wer soll das eigentlich pünktlich schaffen?

AZARATH

AZARATH gehören popularitätsmäßig vielleicht noch nicht ganz zur polnischen Prügelelite, gefallen mir aber bereits auf Anhieb gut. Geboten wird bestialischer und schwer drückender Black Death, der stets mit dem Fuß auf dem Gaspedal rausgehauen, aber dennoch nie langweilig oder eintönig wird. Das mag an den unheilvollen Melodien liegen, welche das Gemörtel unterschwellig begleiten. Im Vergleich zu z.B. BEHEMOTH gehen AZARATH allerdings straighter vor, mir kommen während des Auftritts Assoziationen zu frühen Sachen von WATAIN oder auch DEATHSPELL OMEGA. Sympathiepunkte sammelt die Band bei mir schon rein optisch, da alle so heftig mit Ketten und Nieten behangen sind, dass die sicherlich einige Kilo mehr auf die Bühne wuchten und sich kaum noch bewegen können. Coolerweise hat man für 5,- Euro eine Kassettenversion ihrer aktuellen „Holy Possession“-EP dabei, gut aufgemacht mit acht Seiten Booklet voller blasphemischer Abbildungen und allen Texten, limitiert auf 150 Exemplare. Gleich mal abgeerntet und Appetit auf mehr bekommen…

MILKING THE GOATMACHINE

Von den Ziegenköppen MILKING THE GOATMACHINE hatte ich zwar schon Interviews gelesen, mir aber noch nie einen Song angehört. Hui, da bin ich hier aber heute eher die Ausnahme – der Mob feiert den Ziegenkäse gut ab und kennt zum Großteil bereits die Texte/Refrains auswendig. Wie zu erwarten passiert ordentlich viel Klimbim – ein zusätzlicher Typ mit Ziegenmaske auf der Rübe kommt bei jedem zweiten Stück auf die Bühne und wirft Accessoires wie Gummibälle, Gummikeulen etc. in die Menge oder macht einfach Faxen, um die Stimmung zusätzlich anzuheizen. Immerhin hat die Band keinen Extrasänger – weil nämlich hauptsächlich der Schlagzeuger für das Gebrüll/Gekreisch zuständig ist. Ich bin überrascht, dass es sich um eine deutsche Band handelt und dass doch einige schmissige Deathgrind-Hits im Programm sind. Insgesamt würde ich mir wohl keine Platte von denen kaufen, aber kurzweilig ist der Auftritt allemal.

MTGM

MARDUK

Ich plausche gerade entspannt mit Bekannten, als plötzlich der Boden zu vibrieren beginnt. Erdbeben? Nein, nur MARDUK… Direkt vor der Bühne spürt man den Effekt noch stärker – obwohl (oder weil?) MARDUK einen für Black-Metal-Verhältnisse recht differenzierten Sound haben, versetzen sie heute ALLES in Schwingung und scheinen Bühne und Hirne zerbröseln zu wollen. Manche haben die Band ja nach dem Abgang von Legion abgeschrieben. In meinen Augen ein großer Fehler! Denn auch wenn ich natürlich die ersten Werke der Band sehr mag, so sind doch auch „Wormwood“ oder „Rom 5:12“ sehr gelungen. So gibt es heute auch einen Streifzug durch alle Phasen der Band. Mit „The Black Tormentor Of Satan“ (geil!) geht es zurück zur „Heaven Shall Burn…“; mit „Materialized In Stone“ gar zur „Opus Nocturne“;“Baptism By Fire“ und „Panzer Division Marduk“ lassen die wohl knatterigste Platte Revue passieren, während „Womb Of Perishableness“ oder „Nowhere – No-One – Nothing“ (Tribut an Christa Wolf?) die neuen MARDUK repräsentieren. Dabei wird die ganze Markthalle so heftig mit Nebel vollgepustet und die Band dazu von hinten angeleuchtet, dass du kaum noch die Hand vor Augen siehst. MARDUK haben es verstanden, sich nicht in die Klamauk-Black-Metal-Ecke drängen zu lassen, wirken in meinen Augen immer noch authentisch, haben Ecken und Kanten UND mittlerweile einen Riesenkessel voller starker Songs vorzuweisen.

TRIPTYKON

Das gilt auch für Herrn Warrior und TRIPTYKON, die ich zum ersten Mal in einer Halle sehe. Wie gewohnt geht es mit einer lavalupigen Version von „Procreation Of The Wicked“ los, zu der es sich herrlich headbangen lässt. „Goetia“ setzt einen weiteren düsteren Höhepunkt – Teile des Gesangs werden hier übrigens vom zweiten Gitarristen übernommen. Ausstrahlung kann man übrigens nicht nur dem unumstrittenen Mittelpunkt der Band – Tom G. Warrior – attestieren, sondern auch der eiskalt dreinblickenden Bassistin. „Circle Of The Tyrants“ kommt dann wieder im Originaltempo – und natürlich unfasslich heavy. Mit „Descendant“ demonstiert die Band, dass es sich zwar einerseits um eine logische Fortsetzung von CELTIC FROSTs Schaffen handelt, andererseits aber doch die neuen Musiker_innen klar erkennbare Spuren im Songwriting hinterlassen. Zäh, düster und doch irgendwie „schön“ walzt das Biest aus den Boxen. Tom G. Warrior ist erfreut, zum vierten Mal in der Markthalle gastieren zu können und als Zeuge aller vier Gastspiele (2x frühe CELTIC FROST, 1x reformierte CF und jetzt TRIPTYKON) kann man gut vergleichen – und muss feststellen, dass Faszination, Anspruch & Heaviness keineswegs gelitten haben. Mit „Into The Crypts Of Rays“ wird der Bogen zur Vergangenheit noch einmal gezogen, bevor das hypnotische Mammutstück „The Prolonging“ den Auftritt beendet. Ja, sechs Songs waren es nur, aber ein Song wie „The Prolonging“ nimmt ja auch schon eine ganze LP-Seite ein. Dennoch: Beim nächsten Mal würde ich TRIPTYKON gern nicht auf einer Festivaltour sehen, sondern lediglich mit ‘nem Support und dann mit mehr CELTIC-FROST-Songs, endlich mal HELLHAMMER-Stücken und gern der ganzen „Eparistera Daimones“. Mehr von allem sozusagen, höhö.

TRIPTYKON

Puh, irgendwie bin ich jetzt befriedigt. Wie sangen JUDAS PRIEST einst? „We're gonna rock ya till your metal hunger's fed“. Ja, man glaubt es kaum, aber diese „Heavy Duty“ scheint erfüllt – ähnlich wie bei SEPULTURA auf dem Thrashfest können mich KATAKLYSM nicht mehr so richtig begeistern. Obwohl ihr Auftritt keinesfalls schlecht ist! Auch wieder erstaunlich, wie voll es bleibt und wie sehr die Leute die Band abfeiern. KATAKLYSM blenden die letzten beiden Platten fast vollständig aus und bieten ein „Hits-only“-Programm. „Manipulator Of Souls“, „As I Slither“, „Illuminati“, „Crippled And Broken“, „The Ambassador Of Pain“ oder „Where The Enemy Sleeps…“ sind mir immerhin jetzt noch spontan in Erinnerung, was für den einprägsamen Charakter dieser Stücke spricht. Maurizio kündigt eine längere Pause an, welche die Band einlegen wolle, um dann aber „stronger than ever“ wiederzukehren. Guter Plan, gerade die letzte Platte schien doch etwas hastig komponiert worden zu sein. So, irgendwann geht das Hallenlicht an und das war es mit dem Hatefest 2011.

KATAKLYSM

Fazit: Wieder mal zu viele Bands, andererseits entdeckt man so auch Neues, hätte z.B. AZARATH sonst nicht live gesehen. Auf TRIPTYKON als beste Band können wir uns übrigens in der vollbesetzten Karre alle einigen.

Kommentare   

0 #1 Philipp 2011-12-22 19:42
Feist Fotos von Jan ergänzt.
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