HEADBANGERS OPEN AIR XIV / 30.07.11 – Brande-Hörnerkirchen, Tach 3

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Dritter Tag in Brande-Hörnerkirchen – nicht allen Mitgliedern unserer Reisegruppe geht es wirklich gut. Einige pennen nach den nächtlichen Eskapaden gar so lange, dass sie die ersten Bands verpassen! Dabei lohnt sich das Aufstehen – das Wetter ist herrlich und heute stehen so einige hammergute Bands auf dem Programm. Mein Bericht erhält übrigens unverhofft Verstärkung… wundert euch nicht, wenn sich urplötzlich Ausdruck und Zeichensetzung ändern…

 

Bandpics von Magnus, Spinne von Siggi (zumindest mit seiner Kamera)

 

SPARTAN WARRIOR können sich in die Reihe der NWoBHM-Bands einfügen, die man bereits auf dem HOA gesehen hat. Immer wieder überraschend, wie gut und zeitlos sich viele dieser Urviecher heute anhören.  Auch SPARTAN WARRIOR haben einen Sänger, der immer noch Puste in den Lungen hat. Insgesamt kann die Band nicht mit dem sensationellen Auftritt von JAMESON RAID im letzten Jahr mithalten, da hier einfach die ganz zündenden Riffs und entscheidenden Hits fehlen. Gut und sympathisch sind sie aber allemal. Dass gegen Ende ein Stück versemmelt wird, sorgt eher für noch mehr Applaus – kann passieren, wir wollen schließlich keine Maschinen auf der Bühne sehen, sondern Menschen.

In der Pause werden wir von Bielefelder Freunden auf einen White Russian geladen, der nicht nur kühl, sondern auch perfekt gemixt serviert wird. Chapeau!

SYRON VANES werden lediglich kurz observiert, weil sie uns unisono als zu bieder erscheinen. Old School ist eine Sache, aufregend gezockte Mucke aber in diesem Fall eine andere.

Zu ASTRAL DOORS sind wir natürlich rechtzeitig wieder vor Ort. Mir gefällt bei dieser Band vor allem der Sänger, der an Dio und frühen Coverdale erinnert. Von letzterem hat er jedenfalls auch dieses „Maul-voll-Popcorn“-Feeling. Insgesamt kommen mir die Songs jedoch etwas zu lahm, ab und zu etwas Uptempo täte der Band wirklich gut. Nicht schlecht, aber kein Hammer.

Mist, der Hunger ist zu groß, um noch eine weitere Band am Stück durchzustehen. Im Nachhinein hätte ich mir mal lieber irgendeinen Fraß an einem der Stände kaufen sollen, denn die Franzosen von VULCAIN machen einen Höllenlärm zwischen TANK und MOTÖRHEAD. Selbst aus der Distanz noch eine recht amtliche Dröhnung!

Über SLOUGH FEG hört man recht oft, dass sich an ihnen die Geister schieden. Und witzigerweise ist das in unserem Camp exakt der Fall. Während alle anderen keinen Zugang zu der Musik und zum Auftritt finden, bin ich völlig hin und weg! In den vorderen Reihen geht der Ratz ab – SLOGH FEG gehören wirklich zu den Bands, die absolut polarisieren. Bereits die Präsenz des Sängers/Gitarristen fesselt mich. Der Typ macht derart zynische Ansagen, dass ich mich an Jello Biafra erinnert fühle. Zunächst trägt er ein Hamd samt Schlips und macht uns weis, dass er gehört habe, dies würde das HOA-Publikum erwarten, später wechselt er jedoch noch zu leichterer Kleidung und zeigt eine mit Kohle beschmierte Brust… Für einige sei die Musik zu „dudelig“, höre ich später, aber für mich klingt jede Note völlig logisch, selbst bei den vielen Songs, die ich nicht kenne. Wie hört sich eigentlich keltische Folklore an? Die solle in der Musik enthalten sein, wird mir gesagt. Zumindest klingen SLOUGH FEG durch verschiedene Einflüsse und eine irgendwie fließende und gleichzeitig kraftvolle Spielweise einzigartig. Mit „The Tell-Tale Heart“ ist auch ein abgefahrenes Alan-Parsons-Project-Cover dabei. Durch den Mob zieht sich schließlich eine Heavy-Metal-Polonaise und feiert SLOUGH FEG. Danach bildet sich eine riesige Schlange am Merchstand, weil die Platten offenbar nicht so leicht bekommen sind. Ich reihe mich ein und greife zum Vinyl von „The Animal Spirits“ (und soll es nicht bereuen). Totales Kauz-Metal-Highlight!

 

ExMORE haben mehrere bekannte Gesichter in ihren Reihen – es singt der Kollege von PRAYING MANTIS, an der Gitarre rechts steht Chris Tsangarides (ihr wisst schon, der legendäre Produzent). Letzterer hat mit grauer Schlabberjogginghose und Nobelhobel-Uhr eine …äh… interessante Optik. Die Band ist natürlich gut, hat aber einen ähnlichen Effekt auf mich wie TANK ohne Algy Ward: Es fehlt einfach das gewisse Etwas. Ich stehe sehr auf die Stimme von Paul Mario Day und es ist nicht einfach, bei den Klassikern den Unterschied zu ignorieren. Natürlich ist aber dennoch schön, „We Are The Band“, „Warhead“ und „Blood And Thunder“ endlich live zu hören. Etwas seltsam allerdings, dass MORE statt weiteren möglichen Klassikern („Way Of The World“ hätte ich gerne noch gehört) gleich zwei Coverversionen zocken (JUDAS PRIESTs „Touch Of Evil“ sowie LED ZEPPELINs „Whole Lotta Love“).

Was dann aber BEEHLER abziehen, zählt zu den fettesten Höhepunkten des Festivals. Beim letzten Mal hatte ich die Band verpasst, dafür ist heute das Ausrufezeichen in meiner Birne umso größer. Es ist ein Flashback ins Jahr 1985: Klein-Philipp steht vor der Bühne und EXCITER blasen ihn komplett weg. Der verrückte singende (nein: schreiende, brüllende, kotzende) Drummer Dan Beehler gibt auch 2011 ALLES. Und hat eine engagierte Begleitband dabei, die entweder wie Gestörte headbangt, über die Bühne rennt oder ihre Instrumente durch die Gegend schleudert. Mit infernalischer Lautstärke prasseln die ollen EXCITER-Kracher über uns hinweg und ich fühle es ganz klar: I’M A HEAVY METAL MANIAC!

Das sagt auch Siggi Sick, der sich urplötzlich über die Dremu-Hotline meldet und mir Folgendes über den Hörer zubrüllt:

als guter alter heavy metal fan,ist Beehler pflicht,massig leute die EXCITER,HEAVY METAL MANIAC merch tragen,ist auch das total geilste,so rau und ungeschlifen,das es sogar bands gibt ,die diesen sound in die heutige zeit kopieren,,.,,die band IRON JAWS,,sehr geile combo,, OK der puls steigt an als es losgeht,aus dem nebel erscheint der drummer  Dan Beehler,und haut uns einen nach dem anderen klassiker um die ohren,,,lecker ,,und dann der song,,under attack,,hatte ich gar nicht mehr auf der liste gefälllllt,er schreit wie am spieß--so wollen wir das haben---ist auch gut so,weil nacher wohl einer der fähigsten,High pitcher im biz spielt...,..,,S.E.T.I---da lässt Beehler sich nicht lumpen,und performt was geht,,,,10 mal geilo das ganze ,ja auch neue songs werden geklopft,das bier/mische oder was man gerade in der hand hat läuft die durstigen kehlen hinunter,wie vor 2 jahren,sind Beehler top,,,,sind auch weiterhin am anglühen,so das wir bis S.E.T.I voll sind,und Extraterestische erscheinungen mitkriegen,,,yeah ,,mit 50 ziger Minze,natürlich als shot in den hals--das bringt dich nach vorne,auch die reise übern den zeltplatz mit Phil,und ein drink hier und da ,und smaltalk überall ,ist wie immer geilste HOA vergnügen-bei uns  auf der ecke wird mit Tarantula als Festival Haustier jeden tag angestoßen ,das rockt…

 

Yeah, in der Setlist sind u.a. „Stand Up And Fight“, “Iron Dogs”, “Black With”, “Rising Of The Dead”, “Pounding Metal” (YES!), “Violence And Force”, “Long Live The Loud”, neue Songs (gut!) und das tausendste “Iron Fist”-Cover. Überflüssig zu erwähnen, dass die Leute komplett durchdrehen und die entsprechenden Refrains mit Schaum vorm Mund mitbrüllen! Herrlich!

 

Kann diese Stimmung gehalten werden? Natürlich! Solange METAL INQUISITOR auf dem Festival vertreten sind… Diese Band ist wie immer ein Garant für beste Unterhaltung. El Rojo gesteht uns, dass er jetzt verstehe, „warum alle anderen Bands sich ein Hotel nehmen“ – drei durchgefeierte Tage auf dem Zeltplatz fordern offenbar ihren Tribut. So wird dann auch ein Song zu langsam begonnen, gestoppt, nochmal schneller neu gespielt oder El Rojo vergisst ‘ne Strophe. Völlig egal, denn ansonsten flutscht das runter wie Öl, schließlich lässt sich zu allen Stücken der drei Platten vorzüglich headbangen, fistbangen und wer will, schmettert die Texte mit oder tut zumindest so. Zu allem Überfluss hat El Rojo auch noch Geburtstag und wird von der HOA-Crew sowie anderen Musikern auf der Bühne mit Ständchen und mega Luftschlangengebimsel gefeiert, sodass der Sänger danach dasteht wie ein Weihnachtsbaum in vollem Schmuck und sogar ganz kurz sprachlos ist… „Das HOA ist die absolute Macht im Universum!“ – ihr auch, El Rojo, ihr auch…

Nun wird’s verrückt: Hatte John Cyriis die reformierten AGENT STEEL auf dieser Metal-Kreuzfahrt offenbar im Stich gelassen (weiß jetzt nicht, wie er das sieht), besorgten sich die Speed Metaller bekanntlich in Form von Rick Mythiasin einen Ersatz und traten unter dem Namen MASTERS OF METAL (u.a.) auf dem KIT auf. Zwischendurch soll sich Cyriis dann für den Auftritt auf dem Sweden Rock wieder in die Band hineingeklagt haben, indem er auf Vertragserfüllung bestanden habe (der Auftritt muss eine wahre Freude für alle Beteiligten gewesen sein…). Und nun die kurzfristige Ankündigung, dass John Cyriis mit völlig neuer Backingband unter dem Banner S.E.T.I auf dem HOA AS.-Stücke spielt. Die Skepsis war im Vorfeld groß – wie soll der Typ so schnell Leute gefunden haben, die den Kram spielen können? Eins ist klar: Der Mann muss ganz schwierig sein und echte Probleme haben. Aber was soll ich sagen, es folgt jetzt die „Sceptics Apocalypse“, denn S.E.T.I sind tatsächlich richtig gut und spielen den Kram souverän. Es gibt nur ein- oder zweimal leichte Verunsicherungen auf der Bühne, ansonsten könnte ich nicht entscheiden, ob die Stücke von MASTERS OF METAL oder S.E.T.I besser gebracht werden bzw. worden sind. Zumal John Cyriis es gesanglich noch voll drauf hat und highpitchmäßig abgeht wie weiland auf der ersten Eurotour. Er sieht zwar in seinem zugezogenen Regenmantel eher panne aus und erzählt zwischen den Songs wirres Zeug über außerirdische Präsenzen auf der Erde, aber das hatte man ja auch irgendwie erwartet… Neben den Klassikern der ersten beiden Platten kramt man sogar zwei uralte Demosongs hervor!

Und da ihr mir nicht glaubt, geigt euch Dr. Sick nochmal die Meinung:

S.E.T.I--der nahme ist program--heute wird zum ersten mal seit langer zeit contakt aufgenommen!!!Skeptics Apocalypse,die erste Agent Steele platte war eine botschaft,John Cyriis,weiß mehr '**`?==)%$§"!,,er besitzt den COMMUNICATIVE CHANNEL was heist er wird jetzt mit seinen _HIGH PITCH_screams ,uns den Aliens Näherbringen,aber das haben wir schon !!-nach 10 stunden vorglühen!!!!=?? waren wir bereit ,mit dem Meister contakt aufzunehmen -----,einer von uns hat ein Raumschiff hinter der bühne landen sehen,was zu wilder spekulation führte--,geil geil ,der haut schnell wieder ab, noch nicht mal ne zugabe--,das ist auch nicht nötig weil er immer noch so dermaßen mit der stimme hochkommt ,das wir uns fast die drinks gegenseitig ins gesicht spucken,---aber heute hier und jetzt,haben sich gläubige eingefunden,die eindringen wollen in diese 6 dimension-- im vollen umfang, in tiefer demut ----aus vollem halse wurden die songs mitgeschmettert--,,Agents of Steel,,-,,Taken by Force, ,mit einer gewissen lässigkeit bewegte sich J C über die bretter,seine band bestand aus jungen willigen die das volle brett abzogen,J C erreichte immer wieder abartige höhen mit seinen gesangsorgan,wir sind uns sicher !!da kann nichts menschlich sein ,Der Hammer ---

Exakt, Mann!

Wir brauchen danach wirklich alle ein paar Drinks, um die zitternden Nervenbahnen wieder in Ordnung zu bekommen. Aber dann fällt unsere Gruppe irgendwie auseinander und da nichts Besseres zu tun ist, watscheln Stefan und ich ein letztes Mal zur Bühne zurück.

Aber es stellt sich doch die Frage, ob STORMWARRIOR ein würdiger Tagesheadliner sein können. Nicht umsonst soll die Show durch einen Gastauftritt von Kai Hansen und alte HELLOWEEN-Songs aufgewertet werden….

Ich will jetzt nicht zu fies werden, aber der Anfang mit dem eigenen Material ist ganz schön langweilig und die Band sieht in ihren Uniformen der Marke Rock’n’Rolfs abgelegte Garderobe unfreiwillig ungeil aus. Die Stücke ähneln sich zu sehr, finde ich, können mit den Darbietungen von S.E.T.I, METAL INQUISITOR oder BEEHLER auf keinen Fall mithalten. Dann kommt irgendwann Kai Hansen und singt souverän die alten HELLOWEEN-Klopfer, die von STORMWARRIOR auch sehr authentisch gespielt werden. All diese geilen „Balls - äh - Walls Of Jericho“-Stücke wie „Phantoms Of Death“, „Heavy Metal Is The Law“ (indeed!), “Ride The Sky”, dazu Biester von der Mini (“Murderer”, ich glaub, auch “Victim Of Faith”), sogar “Judas” und mit “I Want Out” noch ein Titel aus der Kiske-Phase. So gerät auch dieser Auftritt zumindest kurzweilig.

Tja, so geht das HOA 2011 schon wieder zu ende – wir klammern uns noch verzweifelt an den Bänken hinter dem Festivalgelände fest, müssen irgendwann aber die Waffen strecken.

Fürs nächste Jahr kündigen sich bereits diverse Knaller an, seht selbst und checkt http://www.headbangers-open-air.de. Dremu will be there!

Kommentare   

0 #10 Philipp 2011-08-26 15:43
Fotos von Magnus ergänzt.
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0 #9 siggi sick 2011-08-11 20:00
Genau,Scheiß auf die Leserschaft,yeah
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0 #8 Philipp 2011-08-10 10:31
Die Leserschaft wird offensichtlich zusehends penibler...

Freut mich!
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0 #7 Bielelder 2011-08-09 20:48
Und die Bielelder sind natürlich Bielefelder, die mittlerweile Ex-Bielefelder sind, Ostwestfalen sogar.

Tolle Berichte, gehe fast immer mit.

Volker
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+1 #6 siggi sick 2011-08-09 16:37
das macht bestimmt die 50 ziger Minze
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0 #5 Philipp 2011-08-09 15:34
Danke :-)
Scheiße, stimmt natürlich! Jetzt erinnere ich mich auch, wie ich mitgesungen habe. Muss ich mal verbessern...
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0 #4 detlef s. 2011-08-09 15:13
geiler bericht....
Headbangers war wie immer spitzenmäßig....
S.E.T.I. und Beehler waren echt der wahnsinn.
Ach ja Beehler haben "iron fist" und nicht "ace of spades" gecovert....(schäm dich):):):)
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+1 #3 siggi sick 2011-08-09 12:58
H.O.A Rockt--super bericht
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+1 #2 Philipp 2011-08-09 11:10
Yeah, Campkonstellation bleibt!
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+2 #1 Metal_Zebra 2011-08-09 01:28
Ach, es war soo großartig! Danke hierbei auch noch an Siggi für die leckeren Whiskymischen ;).

Nächstes Jahr auf jeden Fall in derselben Campkonstellation!! Lecker Minze :D.

Für mich definitv das drittbeste Festival hinter KIT und Hell's Pleasure!!
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