ARCH ENEMY, TRIVIUM, WORLD DOWNFALL / 10.10.05 - Hamburg, Markthalle

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Mensch, im Moment gondele ich für Konzis fast häufiger nach Hamburg als in Kiel gemütlich mit dem Rad zum Ort des Geschehens zu fahren. Wäre schön, wenn wieder mehr interessante Sachen in Kiel abgingen, aber wenn der Berg nicht zum Propheten kommt... Zumindest in Sachen Metal ist in Hamburg momentan definitiv mehr los, man könnte dort fast täglich irgendwo die Rübe kreisen lassen. Dem stehen nur leider die krassen Preise gegenüber – MOTÖRHEAD für über 40,- Euro z.B.! Da geh ich aus Protest nicht hin, irgendwann ist Schluss mit dem Wahnsinn. Im Vergleich dazu verlangten ARCH ENEMY zusammen mit zwei weiteren Bands etwa die Hälfte (21,- Euro anner Abendkasse), was natürlich immer noch verrückt ist, aber offenbar noch innerhalb eines Rahmens, den immerhin so 600 Leute vertreten konnten. Es war also nicht ganz so voll wie bei NEVERMORE (schätzungsweise 800 Leute, ist schwer zu sagen) oder gar SAXON (ausverkauft, also über 1000 Leute), aber angenehm gefüllt.

Wir hatten schon mitbekommen, dass DARK TANQUILLITY ausfallen würden und zumindest ich war über den Ersatz erfreut: WORLD DOWNFALL aus Köln. Ich war dann aber einer der wenigen, der den Auftritt der Grinder genoss. Offensichtlich konnten 95% der Anwesenden nichts mit Grindcore anfangen... Nun, ich auch nicht immer, vor allem nicht mit diesem Porno/Sexismus-Mist (anne Wand und Feuer...), aber WORLD DOWNFALL orientieren sich wie der Name schon sagt an den kultigen TERRORIZER und zelebrierten ein geil gespieltes Hackfest. Zufällig bin ich auch im Besitz der Platte “Last stop before the fall“ und konnte mich daher noch stärker an Titeln wie „Forced Into Shape“ oder „Placed On A Siding“ erfreuen, als wenn ich sie wie die meisten Anwesenden zum ersten Mal gehört hätte. Die durchweg systemkritischen Texte machen die Band noch interessanter und für das Statement auf der Scheibe „Feel free and encouraged to copy this recording for everyone who asks for it. Spread the virus. No copyright” könnte ich glatt ‘nen feuchten Knutscher verteilen. Cool!

Von TRIVIUM kannte ich bisher nur den Namen, aber nach mehreren Europa-Touren waren die Amis hier schon bei vielen Leuten bekannt, welche die Band begeistert empfingen. Es kam sofort zu einem ordentlichen Moshpit, in dem die Körper nur so herumwirbelten. TRIVIUM traten sehr selbstbewusst auf und versprühten ordentlich Energie. Die Mucke liegt so zwischen New Wave Of American Heavy Metal und Metalcore, Vergleiche mit SOILWORK sind aber sicherlich auch nicht unangebracht. Mich nervten nur die ständigen melodischen Gesangspassagen – MÜSSEN denn alle Bands dieser Stilrichtung ständig zu singen versuchen? Sakrament, brüllt doch mal anständig einen Song durch! Und die Soli hätte sich der Klampfer meist auch sparen können. So blieb die Band für mich zwiespältig, auch wenn sie ordentlich Bewegung und ständiges Headbanging bot und etliche mitreißende Passagen in den Songs hatte. Dem Großteil der Leute gefiel es gut, zumindest kam die Meute bereitwillig den Aufforderungen der Band nach Circle Pits zu bilden und hüpfte zum Titelsong der letzten Platte „Ascendancy“ nahezu unisono auf und ab.

So, in der Pause traf ich doch glatt unabhängig voneinander zwei Ex-Leute der legendären Kieler Metaltruppe METAL FORCE, was doch ein großes Hallo gab und einige Geschichten aufgewärmt wurden. Eine Reunion können wir aber wohl ausschließen, allein schon deshalb, weil der gute Mark demnächst in Afghanistan journalistisch tätig sein wird...

Nun aber ARCH ENEMY! Wie schon bei NEVERMORE neulich wurde es erst jetzt richtig voll in der Markthalle, die Leute drängelten sich vor die Bühne und röhrten zum Empfang wie ein Rudel brunftiger Hirsche. Ich war auch gespannt, hatte ich ARCH ENEMY mit Angela Gossow bisher „nur“ auf Open Airs gesehen. Mit dem alten Sänger konnten sie in der Markthalle damals nicht überzeugen, der Typ hatte irgendwie gar keine Bühnenpräsenz. Die deutsche Sängerin dafür aber umso mehr! Mit zackigen, martialischen Bewegungen dominierte sie das Bühnengeschehen, obwohl ihre Mitmusiker sie teilweise um mehrere Köpfe überragten. Der Sound war anfangs gar nicht gut, aber zum Glück gab sich der Mixer Mühe und ab dem dritten Song sägten die Klampfen und auch Angelas Geschrei setzte sich durch. Übrigens hatte man wie bei ANTI-FLAG Zettel aufgehängt, während der ARCH ENEMY-Show bitte nicht zu rauchen. Die Stimmbänder der Frontfrau scheinen anfällig zu sein, aber erfreulicherweise hielten sich fast alle Leute an diese Bitte und die Luft war angenehm rauchfrei. Leider ist ja Christopher Amott ausgestiegen, aber stattdessen zockte ein Typ namens Fredrick, der seinen Vorgänger würdig vertrat. Michael Amott ist ja eh der musikalische Kopf der Band und auch heute zockte der Ex-CARCASS-Gitarrist wirklich geniale Soli und fräste ein Killer-Riff nach dem anderen durch die Boxen. Die Band konzentrierte sich vor allem auf die letzten beiden Platten, von denen es die stärksten Songs wie „Nemesis“, „We Will Rise“, „Dead Eyes See No Future“, „“Taking Back My Soul“, „My Apocalypse“, „I am Legend“ oder „Skeleton Dance“ gab. Aber man griff auch vereinzelt auf ältere Songs zurück, so wurde „Diva Satanica“ der anwesenden Sabina Classen gewidmet und ganz besonders freute ich mich über den „Black Earth“-Opener „Bury Me An Angel“ Einige kurze Solo-Einlagen sollten wohl die Stimme von Angela Gossow entlasten, die hätten ansonsten nicht sein müssen (obwohl die Typen natürlich alle fit sind). Insgesamt ein klasse Konz von einer beeindruckend tight aufspielenden Band. Bis auf die erwähnten Einlagen gab es konstant auf die Mütze UND das ohne nerviges Gejaule in den Refrains, sondern konstant mit aggressivem Geschrei.
Hier noch die Playlist, wie ich sie erinnere:

Nemesis
Heart Of Darkness
Dead Eyes See No Future
My Apocalypse
Burning Angel
Drum-Solo
Taking Back My Soul
Diva Satanica
Solo Michael Amott
I Am Legend
Bury Me An Angel
Solo Fredrik
Ravenous
Skeleton Dance
Dead Bury Their Dead
We Will Rise
Fields Of Desolation

- Beitrag von: Philipp
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