Wacken Open Air 2005 / 4.-6.8.2005 - Wacken TAG 3

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Philipp:
Ein Gutes hatte das Scheißwetter ja: Man konnte endlich mal auf einem Open-Air auspennen und wachte NICHT schweißgebadet nach wenigen Stunden Schlaf in sengender Hitze auf. Heute wurde das Wetter auch erträglicher, ab und zu wurde es gar richtig warm, allerdings blieb es unberechenbar und morgens hatte es sogar noch gehagelt!

Philipp:So amtlich ich sie auch finde – SUFFOCATION hatten keine Chance gegen COUNT RAVEN anzustinken. Doom geht vor! Vor der Party Stage fand sich eine illustre Schar williger Doom-Jünger ein und wurde nicht enttäuscht. COUNT RAVEN entführten uns in eine Welt, in der die Uhren langsamer laufen, ja unnötig werden. Ein schweres Riff nach dem anderen rollte aus den Boxen, Drummer Renfield Pettersson spielte ein schön sperriges Brett a la Bill Ward und dann war da noch der OZZY-mäßige Gesang von Dan Fodelius. Man versank förmlich im Lavastrom des Doom-Rausches und schüttelte in totaler slow motion die Rübe. Schwermütig und heavy zugleich kamen „Leaving The Warzone“, „Until Death Do Us Part“ und „Masters Of All Evil“ (allen „evil politicians“ gewidmet, hi hi), was war dat schön. Ein echter „Hippies Triumph“...

 

Nach nur wenigen Minuten gleich ein weiteres Highlight: OVERKILL zeigten wie immer, wo der Hammer hängt und bretterten gleich mit „Rotten To The Core“ und „Wrecking Crew“ los, worauf der Old School orientierte Mob natürlich völlig abdrehte. Die neueren Songs konnten wie immer leider nicht als Material der Anfangstage heranreichen (Ausnahme ist das punkige „Old School“ von der aktuellen Scheibe, was endlich mal wieder ein richtiger Smasher ist: „They said that this would never last / We never gave a fuck“), aber das Energielevel der Band ist seit der ersten Tour unverändert hoch. Blitz peitschte die Band durchs Set, kreischte und turnte herum, dass sich so mancher fragte, wie zum Teufel man in dem Alter noch so fit sein kann. Dat ist echt ein drahtiges Kerlchen, den weder Schlaganfall noch Nasenkrebs stoppen konnten! Mit „Hello From The Gutter“, „Elimination“ und „Fuck You“ gab es noch einige weitere Classics, die wie immer punktgenau und sehr heavy gezockt wurden. Wellwellwelllwell!

 

Matt:

Tja, warum haben wir eigentlich erst am zweiten Tag festgestellt, das wir direkt nebeneinander campen? Gleiche Bands gesehen, gleiche Meinungm gleiches Wetter.

Bleibt nur hinzuzufügen, dass Krischan, der heute nach Hause fuhr es sich seit dem WILWARIN zur Angewohnheit gemacht hat, freiwillig vor der Abfahrt zu pusten. Nun ja, das hat er mittags dann auch gemacht. Das Ergebnis: 0,0 Promille! Nachdem ich am Abend zuvor dabei warm, wie wir im Backstagezeit noch gewütet haben und lange mit den NOISE FOREST Jungs gesessen und Bieris verhaftet haben, ist dieser Mann echt ein Wunder für mich. Oder wollten die Bullen sich nur einen Spass erlauben und lauerten ihm vor der Ausfahrt auf?

 

Sabina Claasen rief und die Frau mit der unglaublichsten Grunz-Stimme wollten wir nicht verpassen, zudem HOLY MOSES mit „New Machine of Liechtenstein“ immer noch eine Scheibe in meine All-Time-Top 50 haben. Irrsinnig was vor der Party Stage los war, aber die Band spielt ja auch schon seit 25 Jahren zusammen (!) und lieferten auch diesmal einen soliden krachigen Gig ab.

 

Philipp:

Hm, sollte man DISSECTION überhaupt ansehen und damit einem rechtskräftig verurteilten Totschläger beim Spiel zusehen? Klar, wer seine Strafe abgesessen hat, verdient eine zweite Chance, sofern er Reue zeigt, aber kokettieren DISSECTION nicht mit diesem nun „gefährlichem“ Image? Werden sie damit noch für junge BM-Kids interessanter, die sich denken mögen, wie unglaublich „echt“ und „true“ die doch sind? Was Magnus allerdings feststellte, ist vllt. noch wichtiger: Er habe gesehen, dass mindestens zwei Bandmitglieder incl. Nödtveit auf den Rücken ihrer Lederjacken das Emblem der MLO (Misantropiska Lucifer Orden) trugen, einer Black-Metal-Organisation mit mindestens elitären Inhalten und illegalen Initiationsriten (Neumitglieder müssten z.B. beweisen, dass das Leben von „Schafen“ nichts wert sei...), die laut Magnus auch öffentlich sagen, dass DISSECTION ihre Propaganda-Aushängeschilder seien. Da kann die Mucke dann noch so gut sein – hau wech den Mist! NSBM verhindern!

Ach ja, ein Päusken schien angebracht, also ließen wir AXEL RUDI PELL sausen (obwohl ich den sehr verehre. Ja! Lach nich, do!).

 

Matt:

Wir hatten noch Bock auf eine Runde NWOBHM und da die finnischen (!) MACHINE MEN als Vertreter dieses Genres angepriesen waren, zogen wir wieder ins Zelt. Schön mit Ledermantel und allen Klischees bewaffnet, klangen Sie wie eine abgespeckte MAIDEN Variante, mit echt geilem Sänger. Auf dauer aber etwas lahm, und so ging es erstmal ab zum Grillen.

Dabei perfektionierten wir die Kunst, alle Sachen innerhalb von Sekunden unter den Bus zu verstauen (wenn ein Regenschauer kam) und sie eine Minute später genauso blitzartig wieder aufzubauen (als es wieder trocken war). Dieses Speilchen zog sich dann ne ganze Weile hin.

 

Philipp:

Zu FINNTROLL ging es dann zurück, schön wat Humppa-Polka-Black-Metal hören. Nur leider waren wir nicht gerade früh dran – die Veranstalter hatten den Ansturm offenbar unterschätzt, den die Band auslösen würde und hatten die Band auf die Party Stage gepackt. Die Folge: Der Platz vor dieser Bühne war hoffnungslos überfüllt. Unglaublich, wir gingen ganz zum äußersten Ende des Geländes, aber die Massen standen dicht gedrängt bis hinten. Selbst am absoluten Randbereich wurde noch gebangt, mitgebrüllt und gefeiert. Einige Leute stiegen auf die Dixis, um besser sehen zu können. Andere kletterten gar in die Bäume an der Seite und moschten in den Ästen rum – kein Scheiß! Ein echter Triumphzug für die Finnen, die einen Hit nach dem anderen spielten und mit „Trollhammaren“ den Platz erbeben ließen.

 

Kurz vor Ende des FINNTROLL-Gigs machten wir uns aus dem Staub, denn es galt, eine Kieler Band abzufeiern: NOISE FOREST! Nun isses ja bekannt, dass NOISE FOREST gewiefte Soundtüftler sind und zudem exakt spielen (Drummer mit Klick und so, ne), aber trotz dieses Vorwissens haute einen dieser brachiale Sound dann ganz schön um. Mann, haben die Druck gemacht! Besonders Boris schien heute richtig Dampf ablassen zu wollen (wie man später hörte, war er mit seiner Karre im Schlamm stecken geblieben, was kurzfristig sogar den Auftritt in Gefahr gebracht hatte), bangte amtlich rum und schrie sich fast die Stimmbänder raus. Vor der Bühne war’s fast wie zu Hause, denn natürlich bevölkerten zahlreiche Kieler den Mob. Richtig schönet Dingen!

 

Matt:

Besonders gut kam die Beschreibung im Wacken-Heft an, wo sowohl NOISE FOREST als auch ENDSTILLE als Vertreter der „Deutschen Bay Area“ (gemeint ist Kiel!) gefeiert wurde. Geil. Ab jetzt ist Dremufuestias das offizielle Organ der deutschen Bay Area! Geielleell!

 

Philipp:

Irgendwie verloren wir uns dann alle aus den Augen, aber ich traf auf Alex Beh (vonner Rockstation) und gemeinsam schlenderten wir zu KREATOR. Was soll man zu den ollen Thrashern noch sagen? Die letzte Tour haben wir hier ja begeistert Revue passieren lassen und natürlich war auch dieser Gig brillant. Sound wirklich hervorragend, Songauswahl bot Knaller von der „Endless Pain“ bis zur „Enemy Of God“, Publikum war richtig in Fahrt = alles gut. Mille widmete dem verstorbenen Wacken-Besucher (wir berichteten) eine Schweigeminute, bevor er dann zu „Extreme Aggression“ aufrief...

 

Matt:

Die Ansage Milles waren mal wieder groß: „Stört es Euch, wenn ich englische Ansagen mache?“ „This is for all the people from the World that came here: From Peru, Australia and fucking Hamburg, ... Essen“, „Against all the fucking governments of the fucking world“ - so isset.

Musikalisch kann man bei KREATOR sowieso nichts verkehrt machen, diese Band hat mich in ungefähr 1000 Gigs in all den Jahren noch NIE enttäuscht!

 

Philipp:

Nun war Spannung pur angesagt: Wie gut würden sich ACCEPT präsentieren? Ich fand mich plötzlich in der ersten Reihe wieder, wurde mir noch der Tatsache bewusst, dass ACCEPT vor über 20 Jahren zu meinen ersten Konzerterfahrungen gehört hatten und dann ging es auch schon los. Die Soundverhältnisse waren richtig amtlich, man hatte offenbar viel Zeit in ausgedehnte Soundchecks investiert, denn alles kam kristallklar ausse P.A. Udo ist sowieso voll in Form, hat stimmlich kein Jota Power eingebüßt, das wusste man vorher. Und gleich wurde klar: Auch der Rest der Band (statt Jörg Fischer war Hermann Frank dabei) hat die Instrumente nicht verstauben lassen! Vor allem Wolf Hoffmann überzeugte mit klasse Soli und Spielfreude – einfach ganz weit vorne der Mann. Allein schon die Tatsache, dass er mehrere Minuten lang allein im Rampenlicht stand und dabei NICHT mit Gegniedel nervte, sondern mit coolen Interpretationen klassischer Stücke überzeugte, spricht Bände. Es gab ein Best Of-Programm von „Starlight“ über „Breaker“, „Restless And Wild“, „Princess Of The Dawn“, “TV War”, “Fast As A Shark”, “Son Of A Bitch”, „London Leatherboys“, “Neon Nights” bis zu “Balls To The Wall”, “Metal Heart” und “I’m A Rebel” (und so weiter). Einziger Kritikpunkt ist somit, dass es eigentlich keine wirklichen Überraschungen gab, man konzentrierte sich auf die absolut beliebtesten Songs und ließ z.B. die Reunion-Phase der Neunziger völlig außen vor. Nun ja, bei so einer Farewell-Show wollte man auf Nummer Sicher gehen und die brodelnde Stimmung gab ihnen ja auch Recht. Es wurde wohl allen Anwesenden noch mal klar, was für unglaublich geile Songs diese Band geschrieben hat. Es ist schön, dass Udo weitermacht, aber die Klasse von ACCEPT haben seine Solo-Platten nicht, da fehlt dann doch die geniale Gitarrenarbeit und das zündende Songwriting.

 

Exakt mit dem Ende des ACCEPT-Auftritts ging dann ein richtig brutaler Regenschauer auf uns nieder – sehr zum Vorteil von ENDSTILLE, die in diesem Moment die Bühne betraten. Hunderte von Leuten strömten ins Zelt, das somit voller war als bei allen anderen Bands, zumindest denen, die ich da gesehen habe. Es lag aber nicht nur am Regen, die ganzen Tage über waren schon unheimlich viele Freaks mit ENDSTILLE-Shirts zu sehen gewesen. Der Provo-Kurs der Kieler geht somit voll auf, Motive wie „It’s time to load the flak of hate“ oder „Eiserne Kreuzritter“ gehen in Verbindung mit dem erbarmungslosen Black Metal offenbar ab wie geschnitten Brot. Leider, leider konnten ENDSTILLE mit diesem Auftritt aber nicht ihren Ruf als Live-Abräumer bestätigen, denn der Sound war geradezu katastrophal. Eigentlich war sogar olle Jens Krabbenhöft an den Reglern, der die Platten der Band aufnimmt und somit weiß, wie sie klingen soll, aber vllt war er nicht gut genug mit der Anlage vertraut. Auf jeden Fall war NICHTS aus dem Klangbrei herauszuhören, es war ein einziges Wabern und Rauschen, dass weder brutal noch irgendwie interessant klang. Ärgerlich, der Gig im Kieler Bunker war Hammer gewesen (siehe Bericht) – wäre der Auftritt heute von der Quali gewesen, hätte die Wacken-Crew sich den Zeltabbau sparen können. So verließ ich nach sechs Songs den Ort des Geschehens und weiß nicht, ob sich die Verhältnisse vllt noch gebessert haben. Ich war aber eh im Eimer, also ab aufn Campingplatz, ein – zwei letzte Biere und dat war W:O:A 2005!

 

Matt:

Wie sachte Philipp so schön: „Nicht lachen do“ aber Flo und ich konnten es nicht lassen, das Wacken musikalisch mit Friesenmetal ausklingen zu lassen. Und so brüllten wir zu TORFROCK uns die heiseren Kehlen zu Ende und stellten fest, dass wir zumindest nicht alleine waren – Das Gelände vor der Party stage war brechend voll, die Leute standen auf den Zäunen, Bäumen usw. Was soll man zu TORFROCK schon groß sagen . „Die Bagalutenband fällt wieder ein“ Und nach kurzem ENDBIER endete auch dann rgendwann unser W:O:A 2005!

- Beitrag von: Matt

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