Wacken Open Air 2005 / 4.- 6.8.2005 - Wacken TAG 1

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Nun also der erste Tag des Wacken-Open-Air-Berichts - aus der Feder von Philipp und Matt. Vielen Dank für die moralische und geistige Unterstützung auch an Krischan (Fotos), Clemens (Promotion der Begriffs "deutsche Bay Area") und Flo (der trotz beklebten Busses durch den Zoll kam).

 

Philipp:

Und schon wieder ein Jahr rum! Waren wir nicht erst gestern in Wacken?

Ich muss sagen, dass ich mir diesmal das genauere Billing erst kurz vor dem W:O:A-Wochenende angesehen habe und zunächst etwas enttäuscht darüber war, dass mich dieses Jahr doch nur wenige Bands interessieren. Aber im Nachhinein war das Festival dann doch ein vollständiger und hemmungsloser Spaß, und dadurch, dass ich mir weniger Bands angesehen habe, reduzierte sich der Freizeitstress, es war deutlich mehr Raum für Party und die Bands, DIE ich gesehen habe, erwiesen sich z.T. als umso größere Knaller. Da am Donnerstag eigentlich nur CANDLEMASS und HATESPHERE von Interesse waren, handeln wir Do. und Fr. gemeinsam im bewährten Wechsel der redaktionellen Doppelspitze ab:

 

Über die Organisation lässt sich wie im letzten Jahr nicht viel meckern, man hatte alles so beibehalten wie 2005, der Sound war insgesamt recht gut (Ausnahmen gab es leider), man hatte zwischen den beiden Hauptbühnen die Videoleinwand installiert und die meisten Stände ausgelagert. Nur erreichten uns dieses Jahr kaum Informationen über Änderungen im Plan, so sollten z.B. drei „Surprise Acts“ auftreten, von denen echt kein Arsch etwas mitbekommen hat, den wir fragten.

Recht stressfrei verlief das Umtauschgedöns (wie im letzten Jahr stand WIEDER eine Gruppe von Leuten über zwei Stunden vor uns in der Schlange, die weder zu Presse noch Bands gehörten und so auf die Container des eigentlichen Geländes verwiesen wurden), dann konnten auch wir unsere Zelte samt Pavillon aufbauen und den Grill anwerfen. Sturm und Regen konnten die gute Laune nicht trüben, zurrten wir den Pavillon doch kurzerhand an einem Zaun fest (gut, an solche Zäune wird gern mal uriniert, aber wir befanden uns hier im zivilisierten Backstagegelände, wo die Besucher erst nach Tagen in den festivaltypischen Primatenzustand zu rückverdummen beginnen und daher noch nicht sofort überall ihre Körperflüssigkeiten verteilen... ab und zu wird dort sogar GESCHLAFEN). Wir trafen auch bald auf Recken, die bereits seit Mittwoch, Dienstag oder gar MONTAG auf dem Gelände weilten und uns somit einiges voraus hatten in Sachen Eingewöhnung. Da galt es den Versuch des Aufholens zu wagen und ich darf konstatieren, dass das ganz erfolgreich gelang.

 

Matt:

Organisation. Ich hör immer Organisation. Bullshit. Über zwei Stunden am Pressecontainer anzustehen schockt natürlich gar nicht, vermittelt es doch eine vage Ahnung, wie es am Nicht-Presse-Container ausgesehen haben mag. Zudem damit der ganze Ärger erst anfing. Als wir nämlich zum Campngplatz wollten, wurde wir von den diversen Ordnern erstmal in alle vier Himmelsrichtungen geschickt, erst nacheinander, dann alle auf einmal, schließlich nochmal in anderer Reihenfolge.

Als wir zum ungefähr zehnten Mal unsere Runde im Slalom durch die bezechte Menschenmasse drehten fanden wir endlich unseren Engel in Form einer freundlichen UND kompetenten (freundlich waren eigentlich alle...) Wacken-Stewardess, die tatsächlich uns in neue und richtige Wege einwies. Auf dem Weg zum Pressecampingplatz stoplere uns noch ein Typ vor's Auto, der es aber auch nicht mehr merkte, dass wir ihm über die Hacken fuhren... Leider hat diese Ganze umherkurverei uns soviel Zeit gekostet, dass CANDLEMASS mittlerweile schon begonnen hatten, wie wir im Vorbeifahren an der Bühne sehen konnten. Begrüssungsbier und Zeltaufbau gehören nicht in die Kategorie „Hochspannung“, also übergebe ich an Philipp:

 

Philipp:

Erste Station war 19.15 Uhr CANDLEMASS auf der „True Metal Stage“, die wie gewohnt genial losdonnerten. Messiah war gut drauf und stampfte in seinem typischen Doomdance über die Bühne, dabei kraftvoll wie voluminös schmetternd. Die Schweden spielten die besten Songs der neuen Platte – „Black Dwarf“, „Seven Silver Keys“, „Born In a Tank“ und das von den Massen unheilvoll durch „Oho“-Chöre unterstützte „Copernicus“. Ansonsten war Klassikeralarm angesagt, Höhepunkte für mich „Under The Oak“, „At The Gallows End“ (Gänsehaut!) und zum Abschluss das über achtminütige „A Sorcerer’s Pledge“, welches wiederum von amtlichen Fanchören getragen wurde. Sehr gut!

 

Nun interessierten mich weder OOMPH! noch NIGHTWISH besonders und ich dachte, ich spaziere mal gemütlich übers gesamte W:O:A-Gelände um mir einen Überblick zu verschaffen. Boah, das Festival ist mittlerweile zu einem unüberschaubaren Moloch geworden. Von unzähligen Eindrücken verwirrt stolperte ich durch Massen von Kuttenträgern, an Bierständen und Wassergräben vorbei, fiel auch hier und da in den Schlamm, wobei ich einiger Utensilien verlustig ging und fand mich schließlich irgendwie im Kieler Kielowatt-Camp wieder. Dort wurden geistige Getränke kredenzt und der Abend wurde NOCH bunter. Ich schaffte es jedoch, Svenja aus dem Lager der Kieler zu einer Stippvisite ins Zelt zu überreden, wo nun HATESPHERE zum Tanze aufspielen sollten. Dort herrschte ausgelassene Stimmung und als die Dänen losbretterten, brach die Hölle los. Heftiger Sound und ein knackvolles Zelt – man kann sich vorstellen, dass da kein Auge trocken blieb. Eine Welle von umstürzenden Körpern erfasste mich alsbald und ich wurde in den Schlamm niedergemangelt. Voller Sorge, ob meine fragile Begleiterin auch dieses Schicksal ereilt hatte, suchte ich vergeblich nach ihr, nach Stunden tauchte sie jedoch wohlbehalten und gutgelaunt wieder im Camp auf. War meine hektische Suche also völlig umsonst gewesen und ich hatte HATESPHERES kleine Cover-Ecke von OZZY („Bark At The Moon“ in angeblich 12-facher Geschwindigkeit), ANTHRAX („Caught In A Mosh“) und SUICIDAL TENDENCIES („Trip At The Brain“) dabei verpasst. Macht nichts, die Dänen spielen eh öfter als ich Bier trinke und einen schönen Eindruck hatte ich ja bekommen.

 

Während auf den Zeltplätzen ein gnadenloser und aussichtsloser Kampf gegen alle Alkoholreserven der BesucherInnen geführt wurde, schienen NIGHTWISH ewig zu spielen. Da sie verdammt laut waren, konnte man die allgegenwärtige Präsenz der Gruppe einfach nicht ausblenden. Überall und immer NIGHTWISH, egal, was man tat. Als ich schon dachte, Zeit und Raum wären von dieser Horde Finnen endgültig in Beschlag genommen worden, verstummten die Boxen der Hauptbühne dann doch noch und entließen uns in die gnädige „Stille“ der Campingplatz-Ghettoblaster, grölenden Metallköppe und des auf Autodächer sowie Zelte prasselnden Regens...

 

Matt: Der Situationsbeschreibung kann ich mich nur anpassen. OOMPH bewiesen sich als relativ harmloser RAMMSTEIN Klon, der mittlerweile auch nicht mehr ganz neu ist, und NIGHTWISH?

Jodelmetal, heulheul, mit Hardrockgitarren – und ssowas kommt im Jahre 2005 immer noch so gut an? Na dann wundert mich auch nix mehr, wie sagte ein berühmter Landmann doch kürzlich: „Die Lämmer, die Ihre Metzger selbst wählen“.

Aber wollen wir nicht pathetisch werden, der Regen war schliesslich schön und zwang uns zum Konsum von Flüssigkeiten und Aufbau von Planen auf unserem Zeltplatz, was sich, wie wir feststellten, prima kombinieren ließ.

- Beitrag von: Matt

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