SAINT VITUS, THE GRAVIATORS, BURDEN / 20.12.2010 – Hamburg, Markthalle

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“Every time I'm on the street
People laugh and point at me
They talk about my length of hair
And the out of date clothes I wear

They say I look like the living dead
They say I can't have much in my head
They say my songs are much too slow
But they don't know the things I know

I know I don't belong
And there's nothing I can do
I was born too late
And I'll never be like you

In my life things never change
To everybody I seem strange
But in my world now something's died
So I just stare with these insane eyes

I know I don't belong
And there's nothing that I can do
I was born too late
And I'll never be like you”

SAINT VITUS!

 

 

Überraschenderweise begeben sich die Doom-Urviecher Saint Vitus nach ihrer Februar-Tour schon wieder in unsere Gefilde. Pflichttermin. Doch kurz vor Abfahrt erreicht mich über meinen heißen Direktdraht zur Markthalle die Meldung, dass das Konz auf der Kippe steht. Der neue Drummer ist aufgrund heftiger Asthma-Beschwerden im Krankenhaus. Wir fahren optimistischerweise dennoch los und tatsächlich folgt wenig später die Entwarnung, Vasquez habe wohl was in Richtung „Fuck it! I wanna do it!“ gesagt.

SAINT VITUS

Die Markthalle bebt bereits unter den Klängen von BURDEN, als wir eintreten. Eine Band, die auf Anhieb überzeugt und geschmackvoll als Begleitband gewählt worden ist! Der Sänger hat ein voluminöses Organ und stemmt wehmütige Gesangslinien in die schwer doomenden Stücke. Bei einem Song mache ich einen WHILE-HEAVEN-WEPT-Einfluss aus, sehr schön. Ansonsten kann man auch einen dreckigen Schoppen DOWN attestieren. Insgesamt überzeugt der Auftritt nicht zuletzt durch eine gewisse Bühnensouveränität.

Und was soll man sagen: Auch THE GRAVIATORS passen hervorragend zu SAINT VITUS! Ein Songtitel wie „Back To The Sabbath“ spricht Bände und steckt nicht nur textlich voller Zitate. Hatte der BURDEN-Sänger eher eine dunkle Stimmfärbung, muss man bei den GRAVIATORS an einen powervollen OZZY denken. Im Vergleich zu SAINT VITUS fehlt zwar der totale Aha-Effekt, aber unterhaltsam sind die Schweden mit ihrem 70ies-Doomrock allemal. Zwei völlig dichte Doomheads fallen in der ersten Reihe auf – wir sind uns sicher, dass die SAINT VITUS nicht mehr erleben werden…

SAINT VITUS

Kurz bevor SAINT VITUS loslegen, ist es wie durch ein Wunder plötzlich überraschend voll in der Markthalle. Wo hatten die Leute sich denn kurz vorher bloß versteckt? Einerseits freu ich mich für SAINT VITUS, andererseits ist es doch erstaunlich, wie sehr manche Menschen die ersten Bands als „Vorbands“ diffamieren und ignorieren.

SAINT VITUS! Kann es sein, dass die Band heute NOCH ein wenig enthusiastischer abgeht als im Februar? Meine Theorie: Durch das über ihnen schwebende Damokles-Schwert der Fast-Absage ist die Freude der Band umso größer, nun doch spielen zu können. Dave Chandler widmet das Konz dem kürzlich verstorbenen Ex-Drummer Armando Acosta (sowie einem weiteren Freund, R.I.P.), bevor überhaupt ein Ton gespielt wird. Aah, und dann „Living Backwards“, „I Bleed Black“, „White Magic/Black Magic“… Der Schratfaktor ist nicht nur dann im roten Bereich, wenn Chandler seine Flanger-Soli mit den Zähnen oder auf dem Rücken dudelt! Der Drummer Henry Vasquez wird immer wieder von der Band für seinen Einsatz gefeiert – zwischen den Stücken meint man förmlich seinen Brustkorb pfeifen hören zu können und nach dem dritten Song rotzt er einen schicken gelben Strahl nebens Schlagzeug… Die erwähnten trunkenen Doomheads sind doch noch senkrecht, sogar in der ersten Reihe und strecken Wino ständig Saint-Vitus-Kräuterlikör-Pullen entgegen. Der verdreht zwar die Augen (wahrscheinlich kommt irgendwer JEDEN Tag auf diese Idee), lässt sich das Zeug aber ungeniert in den Rachen träufeln. Und revanchiert sich noblerweise wenig später mit einer Pulle Jack Daniels (passend zum Alk-Missbrauch-Song „Dying Inside“…)

http://www.youtube.com/watch?v=Rg0J0hTA4zg

Die Stimmung ist… besonders! Ich kann mich jedenfalls wiederholten Gänsehaut-Anfällen nicht entziehen. Wino ist heute weniger distanziert, bei „Saint Vitus“ beugt er sich direkt in die Meute und lässt selbige den Refrain schmettern. Chandler steht immer wieder Songtexte brüllend am Bühnenrand und wirkt so unfasslich manisch… Es gibt übrigens einen neuen Song, der alle typischen Trademarks enthält, also heavy as fuck. Das lässt auf ein neues Album hoffen. Das Beste kommt aber zum Schluss: Erst „Dying Inside“ und dann – bei vollem Licht aufs Publikum, weil Chandler da Bock drauf hat – „Born Too Late“. Chandler springt geifernd direkt ins Publikum, reißt den Freaks an den Haaren, zieht anderen die Klampfe durch die Gesichter…

Wer weiß, wie oft man diese Legende (ich weiß – inflationär verwendetes Wort, aber sorry, hier passt es) noch sehen können wird – also geht bloß hin beim nächsten Mal!

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