Daniel Suarez - „Freedom“

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Nachdem der Vorgänger „Daemon“ mich ziemlich aus den Puschen gehauen hatte, (siehe Rezi) wartete ich sehnsüchtig auf die Lieferung des Nachfolgers „Freedom“. Kaum angekommen, war er auch schon in der Heavy Read Rotation.

 

Worum geht’s? Hey, wenn Ihr „Daemon“ noch lesen und Euch den Spaß nicht verderben wollt, dann überspringt diesen Abschnitt besser! „Freedom“ setzt einige Zeit nach „Daemon“ an. Neben dem offiziellen Gesellschaftssystem hat sich eine virtuelle Gemeinschaft etabliert, welche auf der Online-Rollenspiel-Engine des verstorbenen Spieleentwicklers Sobol basiert, genannt das „Darknet“.

 

Das Darknet verfügt über eine eigene Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die im Kern darauf beruht, dass die Darknet-Mitglieder sich laufend gegenseitig bewerten. Dabei entwickelt sich das Darknet vor allem technisch rasant. In vielen wirtschaftlich ruinierten Gegenden der USA bauen Darknet-Communities autonome Versorgungscluster auf, die unabhängig operieren sollen. Die Community wird schnell größer und findet weltweit Sympathisanten. Das Darknet ist aber keine plüschige Kommune, es verfügt über modernste, schwerst bewaffnete und äußerst skrupellose paramilitärische Einheiten. Die braucht sie auch, denn der „militärisch-industrielle Komplex“, welcher sich durch das Darknet bedroht fühlt, jagt dessen Mitglieder und versucht die Gemeinschaft zu zerschlagen. Das Darknet verfügt aber noch über eine weitere Waffe – selbst auf Informationstechnologie basierend, nimmt es die Datenbestände großer Firmen als „Geiseln“ und droht mit deren Auslöschung. Die gesamte Komplexität der Handlung hier darstellen zu wollen, ist vergebliche Liebesmüh... Sei nur noch erwähnt, dass eine Figur aus dem ersten Teil überraschend wieder auftaucht und von dem toten Sobol auf eine „Hero Quest“ wie im Fantasy-Rollenspiel geschickt wird.

 

 

Das unglaublich komplexe Gedankengebide, welches Suarez in dem zweiten Teil ausbreitet, ist wahnsinnig faszinierend. Nicht nur für Techniknerds – denn es geht hier auch um handfeste Sozialkritik – die Entfremdung der Herschenden von Ihrem Souverän, die Verflechtung von Wirtschafts- und Politikinteressen und auch Bereiche wie die Industrialisierung der Lebensmittelproduktion (Stichwort: Patentierung von Organismen) geraten hier unter massiven Beschuss.

Dennoch reicht „Freedom“ nicht an die Qualität des Vorgängers „Daemon“ heran. Die Nachvollziehbarkeit der technischen und sozialen Entwicklung, auch der Handlungsmotive der beteiligten Personen war in „Daemon“ eine große Stärke. In „Freedom“ passieren große Technologiesprünge, die kaum erklärbar sind, die Motivation der Darknet-Mitglieder und deren Herkunft ist oftmals unklar, und das ist sehr schade. Dazu kommt das partielle Gemetzel, welches man aus dem ersten Teil schon kennt, und einige einfach unnötig überrissene Szenen (so werden zwei der Hauptfiguren gefangengenommen, an Fesselballons gebunden in die Atmosphäre geschickt und dort von einem Flugzeug wieder aufgelesen – naja.)

 

Alles in allem immer noch ein gutes und spannendes Buch, ein bisschen weniger dick aufgetragen hätte ihm aber gut getan.

 

Daher gibt es diesmal nur 7 von 10 Punkten.

PS: Vielleicht ist DreMu ja das wahre Darknet?

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