Punk am Ring / 24.+25.06.05 - Albersdorf, Grünthalring

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Nach monatelanger Vorfreude war es endlich soweit.. Dicken Höhnie feiert seinen Geburtstag und lädt gleich mal pauschal jeden dazu ein der Bock hat.
Aber nix mit Kindergeburtstag, denn statt Topfschlagen stand hier Knüppel ausm Sack auf dem Programm: Zwei Tage Geballer vom feinsten – zwei Tage rumasseln in freier Wildbahn – zwei Tage Punk am Ring!!

Guter Dinge wurde also an einem sonnigen Freitag Nachmittag der örtliche Supermarkt gestürmt, das Auto mit Bier und Gepäck überladen, die letzten freien Zwischenräume mit fester Nahrung ausgestopft und ab gings Richtung Albersdorf.
Kurz vor dem Festival-Gelände dann noch ein außerplanmäßiger Zwischenstop durch grüne Männchen, die am Wegesrand herumirrten und auf der Suche nach Betäubungsmitteln waren.. Wir konnten ihnen aber leider nicht weiterhelfen und nachdem ihr Schnuffi kurz in unserem Auto rumgehaart hatte ging es dann auch gleich weiter.
Der letzte Kilometer war schnell geschafft, die etwas unscheinbare Einfahrt zum Grünthalring beim zweiten Anlauf erfolgreich getroffen und dann war man auch schon am Gelände, einer großen Wiese direkt an einer Motorrad-Cross-Strecke mit beschaulichem Blick auf die Grünthaler Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal im Hintergrund.
Ein paar Meter weiter fand im letzten Jahr übrigens schon das äußerst geniale Kuhle-OpenAir statt, welches dieses Jahr mit Macabre und den Excrementory Grindfuckers als Headlinern erfolgreich in die zweite Runde geht.. scheint also geweihter Boden für Underground-Festivals zu sein.

Da mich persönlich der Freitag musikalisch gesehen weniger bis überhaupt nicht interessiert hat und ich mich lieber mit meinem Biervorrat beschäftigt hab, an dieser Stelle ein paar Worte zum Festival allgemein.
Da man halt kein Riesen-Budget zum Verprassen hatte, wurde an einigen Stellen deutlich gespart, so gab es nur ein flatteriges, wenig pit-taugliches Papier-Bändchen, welches sich nach einer halben Stunde Schweiß dann auch weigerte zu kleben (am nächsten Morgen komischerweise aber wieder klebte wie ein Weltmeister).
Daß es so nicht geht, haben dann aber auch die Jungs am Eingang schnell gerafft und fortan wurde zusätzlich gestempelt. Zweiter Kritikpunk war das Fehlen eines Programms, welches dann leider auch nur in Form eines Running-Order DIN A4-Zettels an der Bühne auftauchte.
Aus dem überteuertem Bier- und Fresszelt als einziger Versorgungsquelle will ich den Jungs jetzt keinen Strick drehen – es war soweit ich es mitbekommen habe eine Vokü geplant, durfte dann aber aus irgendeinem Grund nicht verkaufen und am Ende hätten die Organisatoren das Zelt am liebsten selber abgebrannt.. Aber wie gesagt: ich hab nicht so ganz mitgeschnitten was da los war, vielleicht kann da ja jemand was zu sagen - jedenfalls lief nach Einbruch der Dunkelheit kostenlos ein Topf mit lecker veganem Chili übern Platz – Schöne Sache!
Alles in Allem überwogen dann auch die positiven Aspekte – so gab es ne schöne überdachte Bühne, kostenlose Shuttle-Busse in die Stadt und das verdammtnochmal sauberste Klo, was ich jemals auf nem Festival „besitzen“ durfte! (nieder mit dem Dixi – es lebe der Klowagen!!)

Nachdem der Suff des Vortages am späten Samstag Nachmittag verdaut war, konnte ich mich endlich der Musik widmen, was sich dann auch absolut lohnen sollte.
ANAL OHG und co. sollen allesamt gut gewesen sein, waren aber nicht so meine Welt, weshalb ich mich erst zu BONEHOUSE vor die Bühne aufraffte, zählen die Kieler doch zu meinen persönlichen Helden im Gewirr deutscher hc/punk-bands.
Der gig war dann auch wie gewohnt schön anzusehen, mit einem wild durch die Gegend zappelndem Philipp und den üblichen live-Krachern im Gepäck („the capitalists..“, „go bastards go“, „slaughter in the streets“ und wie sie alle heißen). Nach ein wenig „Meierei bleibt!“-Gebrülle kamen die Herren dann auch noch mal auf die Bühne um dem Publikum selbiges um die Ohren zu ballern, zusätzlich gab es noch den alten Hammer „Destroy the city“ und zum Abschluss das geliebte „Sex and violence“-Cover. Fand den sound stellenweise ein bisschen scheiße aber sonst war es mal wieder schön!
Dann wurde es Zeit für OHL, welche mir ein wenig zu perfekt und posig rüberkamen aber der Großteil des Publikums fands wohl gut – na ja, jedem das seine!
Danach kamen dann LENIWIEC auf die Bühne. Die Jungs aus Polen spielten wunderbar tanzbaren Skapunk und erinnerten mich ein wenig an Distemper aus Russland.
Der Frontmann spielte abwechselnd Posaune und Akkordeon und man konnte den Jungs die Spielfreude deutlich ansehen – gern mal wieder!
Alles was danach kam, lässt sich schwer in Worte fassen, da auch das Sprachzentrum durch fortlaufenden Alkoholkonsum langsam wieder seinen Geist aufgab..
Definitiv fest steht aber, dass die Herren Höhnie und Paul hier ein paar fette Fische an Land gezogen hatten!
APPENDIX aus Finnland lieferten einen klasse Auftritt ab, den ich leider nur halb mitbekam, die polnischen KLINIKA spielten vom sound her ein sehr sauberes Brett, was durch die Geige sehr viel Atmosphäre aber auf der anderen Seite auch extrem Druck bekam – wusste Hölle zu gefallen!
Kurz nach Mitternacht wurde es dann Zeit für ein Rudel Schotten, mal wieder zu beweisen, dass sie ein nicht so ganz normales Völkchen sind.. OI POLLOI enterten die Bühne, wie gewohnt mit behasskaptem Sänger und jeder Menge Hass auf Politik, Intoleranz, Faschismus, Sexismus und ähnlichem unterwegs. Anders als viele bands mit ähnlicher Aussage, gingen sie die Geschichte zwischen den Liedern aber eher mit Frohsinn an, weshalb der Autritt mit den deutschsprachigen (!!) Ansagen des Sängers für mich eindeutig der lustigste des Festivals wurde.
So wurde alles was der band so gegen den Strich geht kurzerhand in Form von Zeitungsausschnitten und Bildchen dem Publikum präsentiert und danach verbrannt. (ungefährer Wortlaut: „Das ist ein Golfball.. ich sage euch.. Golf ist TOTALE SCHEISSE!! ..deshalb werden wir ihn jetzt verbrennen! Yeah.. punks gegen Golf! – Das ist GEIL!!“)
Bedingt durch das etwas eingeschränkte deutsche Vokabular des Sängers war sowieso alles entweder „totale Scheiße“ oder im anderen Fall „seeehr Geil“, die band nach eigener Aussage durch vier Stunden im Stau bereits „total beschwipst“ und die Queen eine „Wichserin“ die dann auch gleich verbrannt wurde – die band war mir super sympathisch, wurde von Anfang bis Ende total abgefeiert, bei den Liedern brach teilweise echt die Hölle im pit aus – GANZ großes Kino!
Als letzte (richtige) band kamen dann LA FRACTION aus Frankreich, musikalisch auch sehr schön und mit einer sehr charismatischen Sängerin am Start, leider war ich total übermüdet und fertig und deshalb nicht mehr so ganz bewegungsfähig.
Zum Abschluß gab es dann noch gemütliches Liedchen singen mit BODO und seiner Akustik-Klampfe – bin dann aber doch lieber dem Ruf meines Schlafsacks gefolgt.

Abschließend bleibt nur zu sagen, dass es ein wirklich geniales Festival geworden ist, bleibt zu hoffen, dass wir auch 2006 wieder Richtung Grünthalring pilgern dürfen, dass die Veranstalter es schaffen ihr diesjähriges LineUp zu toppen ohne den Eintrittspreis hochzuschrauben, und dass alles wieder so friedlich und familiär über die Bühne geht wie dieses Mal. LineUp, Preis und Stimmung.. – eine gute Alternative zum Force Attack!
- Beitrag von: oris
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