THE BAD DAYS, BEISCHLAFTUCH / 14.06.05 - Kiel, Schaubude

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Im aktuellen TRUST (#112) schreibt der Interviewer von ESCPADAPO: “In jungen Jahren – wenn man noch Elan und Pfeffer im Arsch hat, wenn noch alles neu und unverbraucht scheint, wenn es noch Spannendes von Bröckel bis Brooklyn zu entdecken gibt – mag man die Qualität des eigenen Tuns vielleicht noch vornehmlich am überbordenden persönlichen Enthusiasmus messen. Im Alter von fast 34 Jahren allerdings wird der altbekannte Enthusiasmus zunehmend zu einem sprichwörtlichen Fremdwort. Die Kicks werden weniger, die Überraschungen bleiben aus. Man ergibt sich einer lethargischen Routine, die ihre ganze Hoffnung bestenfalls noch in ein nostalgisch geprägtes Aufflackern vergangener Energie setzt.“ Bin ich froh, dass es mir nicht so geht! Und ich hoffe, dass mir ein geiles Konz weiterhin die Kicks gibt. Kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, das Interesse an Musik zu verlieren. Ich finde, dass es immer noch Neues zu entdecken gibt – die Möglichkeiten sind endlos, ein Leben noch viel zu kurz.
Ein Titel der neuen BAD DAYS-Platte heißt „Rock’n’Roll Addict“ und hey, das passt zu den Jungs, denn sie sind echte Musikverrückte, die ihrer Leidenschaft frönen MÜSSEN, wenn sie nicht wahnsinnig werden wollen: „I am addicted with all my heart and soul / I am addicted to Rock’n’Roll”! Deshalb gefallen mir THE BAD DAYS auch besser als die meisten anderen Rotzrock-Kapellen. Hier ist das Feuer drin, welches oben zitierter Kollege offenbar vermisst!

Die Schaubude war gut gefüllt und gleich zu den ersten Songs, die bei ohrenbetäubender Lautstärke dargeboten wurden, fanden sich Tanzwillige. Von Anfang an – noch unter den Namen THE FLAMES - hat sich die Band weiterentwickelt, es ist schön zu sehen, wie gut die jetzt zusammenspielen! Und einige richtig gute Songs haben die mittlerweile geschrieben, von punkigen Abgehnummern wie „Everybody’s Gotta Pay“ über schick melodische Biester (z.B. erwähntes „Rock’n’Roll Addict“) bis hin zu melancholischen Tönen („Big Nights“) reicht da die Palette. Und immer schön rotzig und dreckig, ganz im Gegensatz zu vielen zahm gewordenen ähnlichen Bands aus Schweden. Moe am Schlagzeug seh ich sowieso immer gerne zu, der haut schön rein, bis er völlig klatschnass ist und man merkt ihm einfach an, wie sehr er in seinem Element ist. Engine/Leif hat seinen Gesang extrem verbessert und überzeugte neben Schmettern und Gitarrespielen auch noch auf seiner Bluesharp, die er zu „Behind The Times“ rausholte. Und um zum Anfang zurückzukommen: Obwohl keine wirklichen Überraschungen auftraten und ich sicher schon einige ähnliche Konzis gesehen habe, fühlte ich mich doch einfach sauwohl und bestens unterhalten. Ganz bewusst spürte ich das Gefühl, genau hier und heute am richtigen Platz zu sein und den Moment zu genießen!

Ach ja, vorher spielte noch die Coverband BEISCHLAFTUCH. Hab ich verpasst und nun werde ich auch keine Chance mehr bekommen, denn das war wohl der letzte Auftritt.

http://thebaddays.de/
- Beitrag von: Philipp
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