WACKEN OPEN AIR XXI / 06.08.2010 – Wacken, Tag 2

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Nur Spacken fahren nach Wacken? Na, dann hin da!

Der Freitag bot:

  • - Cowboys ohne Saft
  • - Lugubrems Lappen (blutig...)
  • - Strecker und Philipp in luftigen Höhen
  • - den Metal-Marathon RAVEN-SLAYER-ANVIL
  • - Strecker, Becks und Magensäfte...

WACKEN OPEN AIR XXI / 06.08.10 – Wacken, Tag 2

Torsten: Nachdem sich unsereiner erfrischt und entschlackt hatte (an den Sanicontainern haben sich vormittags noch keine kilometerlangen Schlangen gebildet), galt es, dem Wackinger-Dorf einen Besuch abzustatten. Dort herrschte um diese Zeit (es ist so gg. 10 Uhr) eine ruhige, entspannte Atmosphäre. Die ersten (mittelalterlichen) Händler bereiteten ihre Auslagen vor, andere saßen, bewaffnet mit Espressokochern beim Frühstück. Netter Anblick. Wir schlenderten an den vielen Ständen vorbei und merkten uns vor allem einige kulinarische Sachen für’s spätere Ausprobieren vor. Das Angebot hatte ja doch mehr zu bieten als Pizza und Pommes. Frischgebackene Fladenbrote oder Käsespätzle mit Rahmsoße waren mitnichten zu verachten. Alles in allem ein tolles Areal mit einem abwechslungsreichem Angebot. Auch eine kleine Bühne gab es hier. TORFROCK oder auch EQUILIBRIUM hatten hier ihre Auftritte. Gesehen hab ich nichts davon, aber die Stimmung hier war sicher angenehm und durchaus familiär. Auf dem Rückweg zum eigentlichen Bühnengelände fiel uns noch das große Zelt auf. Da gab‘s anscheinend was Deftiges zu sehen. Grölende und sabbernde Gestalten standen zu Hauf vorm Eingang, um sich wrestlende Männer und nackte Mädels anzugucken. Wer’s braucht….

Wusste bisher auch nicht, dass sich auf dem Gelände Geldautomaten befinden. So bleibt einem der Weg in den Ort erspart, wenn’s Geld alle ist – top!
Gleich daneben war übrigens der Eingang zu den Sanitätern und Seelsorgern. Hoffe, die hatten nicht soooo viel zu tun …

DEW-SCENTED

Philipp: Bereits um 11.00 Uhr lockten DEW-SCENTED, sodass die Morgentoilette schnell erledigt werden musste. Nur hatte die Backstagecrew den Eingang kurz vor elf immer noch nicht geöffnet. Kurioserweise standen sogar die DEW-SCENTED-Gitarristen kurz in der wartenden und murrenden Menge, konnten aber den „Steward“ überzeugen, dass sie dringlich passieren müssen! Nun gut, man ließ uns dann durch, während der erste Song ertönte und nach kurzer Entschlackung genossen wir dann auch die Thrash-Keule. Sehr laut und voluminös klang das bereits am frühen Morgen! Die Band war motiviert, Riffs, Drumming (bester Hoglan-Stil) und Gebrüll kamen knackig auf den Punkt. Leif feuerte das erfreulich zahlreich erschiene Publikum gut an, sodass sich bereits zahlreiche Fäuste, Pommesgabeln und gefüllte Bierbecher erhoben. Apropos Bier: Geil sind ja diese Nachfüllheinis mit den gekühlten Fässern aufm Rücken – „da muss man seinen Arsch nicht mal mehr zum Tresen bewegen“, wie Kollege Magnus treffend bemerkte.   

Torsten: Nun wurd’s aber Zeit für die erste Band des Tages: SLAYER! Ähhh, ach nee, hihihi – das sind die Thrasher von DEW-SCENTED, die da ein geiles Thrash-Brett auf der Black Stage sägten! Schön auf die Zwölf, ideal zum Wachwerden! Die Band tauscht zwar dauernd ihre Musiker aus, aber ihrem qualitativ hochwertigen Thrash nimmt das nicht die Kraft. Geil! (und’n prima Vorgeschmack auf Slayer…)

 

 

END OF GREEN

Torsten: Nebenan zelebrierten END OF GREEN im Sonnenschein ihren düstereren Sound. War mir grad noch zu hell draußen …

 

AMORPHIS

Philipp: Hm, AMORPHIS hatte ich lange, lange nicht mehr auf dem Radar, nun wurde mir die aktuelle Besetzung in letzter Zeit wiederholt ans Herz gelegt. Der neue Sänger war tatsächlich gut, er schwang nicht nur wirkungsvoll seine arschlangen Dreads hin und her, sondern beherrschte alle nötigen Gesangstechniken. Neben Cleangesang ist das bei AMORPHIS mittlerweile auch bei neuen Stücken wieder Gegrowle. Bei den Growls klang der Mann wie eine Mischung aus Derrick Green und  Jan-Chris de Koeyer, gefiel mir gut. Aber die Musik plätscherte insgesamt dann doch zu unspektakulär an mir vorbei – war okay, aber auch nicht sonderlich aufregend.

Torsten: AMORPHIS rockten amtlich auf der True Metal Stage. Teils recht rau (die älteren Stücke) und teils recht romantisch (oder doch eher folkig ;-) wurden die vielen Fans beglückt.

Stefan: Bei den ersten Bands stimme ich bis hin zu Voivod mit Philipp eigentlich überein (zu Orphaned Land kann ich nicht viel sagen, war shoppen:-)) Amorphis fand ich vielleicht noch etwas überzeugender, da bin aber auch eher Fan. 1A Best-of-Programm, sehr gut dargeboten, bei einem guten Sound.

 

ORPHANED LAND

Philipp: Gänsehaut dagegen bei ORPHANED LAND! Die israelische Band brachte ihren progressiven Stilmix aus Metal und orientalischem Folk überzeugend auf die große Bühne. Ihr Ansatz, Judentum, Christentum und Islam zu einer friedlichen Koexistenz zu bringen, wird gerne als naiv bezeichnet – aber wie soll man sich je einem Zustand des Friedens nähern, wenn nicht jemand seine visionären Ideen davon verbreitet? Barfuß und in weißem Gewand erweckte Sänger Kobi Farhi gewisse Assoziationen, die jedoch durch Death-Metal-Growls hinreichend relativiert wurden. Bei zwei Songs kam eine Bauchtänzerin auf die Bühne, die sich im positiven Sinne erotisch, eben nicht „billig“ zu den Stücken wand. Ein weiterer Gast aus einer anderen israelischen Metalband steuerte Gebrüll bei – gefiel mir. Bei „Norra el Norra“ geriet der Mob bis zum Horizont ins Hüpfen.  Da bereute ich es doch in keinem Moment, die zeitgleich zockenden JOB FOR A COWBOY nicht gesehen zu haben.

Die Veranstalter appellierten übrigens ans Publikum, Circle Pits und Wall Of Death zu unterlassen, man habe in den letzten Jahren Knochenbrüche und duchgeknackste Halswirbel zu verzeichnen gehabt.  Der Band JOB FOR A COWBOY soll sogar der Saft abgedreht worden sein, weil sie dennoch zu ‘ner WOD aufgerufen hatte.

 

IL NINO

Torsten: Überraschend gut zogen sich die Latino-Metaller IL NINO aus der Affäre. Kannte die Band kaum und vermutete sie eher in der Nu-Metal-Ecke, doch ihr beinharter, grooviger, mit Percussions unterlegter Sound klang ausgesprochen gut und bot eine gelungene Abwechslung im Traditions-Metal-Programm. Der IL NINO – Frontmann zeigte sich sehr gerührt vom warmherzigen Empfang und bedankte sich oft und ergriffen. Dass IL NINO seit zwei Jahren nicht mehr gespielt hatten, merkte man ihnen nicht an, die Jungs überrollten Wacken mal eben so.

 

VOIVOD

Strecker: Der Freitag begann für mich mit einigen Startschwierigkeiten, so dass ich die ersten Konzerte ausfallen lassen musste und mich erst zu Voivod wieder aufs Gelände schleppen konnte. Der Aufwand hat sich aber gelohnt. Voivod finde ich seit Jahren großartig, nur habe ich es bisher leider noch nicht geschafft, die mal live zu sehen. Nun sollte es endlich so weit sein und ich wurde nicht enttäuscht.  Die Setlist bot einen guten Querschnitt durch das bisherige Schaffen der Band und der neue Gitarrist konnte die teilweise recht frickeligen Songs super spielen. Mit dem Gitarristen wurde ein würdiger Ersatz für den viel zu früh verstorbenen Piggy gefunden. Ich hoffe mal, dass die Band in der Besetzung zusammenbleibt und es mal eine neue Platte zu hören gibt. Mich würde es freuen.

Philipp: Nach einer BBQ-Pause stand wieder eine fiese Wahl an: VOIVOD oder DIE APOKALYPTISCHEN REITER? Meine Entscheidung fiel zugunsten von VOIVOD aus, und das war verdammt gut so! Der neue Gitarrist Daniel Mongrain zollte Piggy (R.I.P.) gelungen Tribut, indem er die typisch dissonanten Tritoni-Akkorde originalgetreu zockte. Wie man hörte, ist der Typ mit VOIVOD-Mucke aufgewachsen und  spielt selbst bei MARTYR. Was ich noch gar nicht mitbekommen hatte: Originalbassist Jean-Yves „Blacky“ Theriault ist wieder dabei, geil! Der hatte seine Punk-Attitüde nicht verloren und erzählte zwischendurch, dass man auf der Bühne die Pissrinnen riechen könne… Los ging es gleich mit „Voivod“ und es folgten viele Kracher aus allen Phasen der bewegten Bandgeschichte, meiner Erinnerung nach waren „Ripping Headaches“, „Tribal Convictions“, „Overreaction“ und „Nuclear War“ dabei, nur leider nicht mein Favorit „Killing Technology“. Mit dem Pink-Floyd-Cover „Astronomy Domine“ fand man aber einen gelungenen Abschluss. Insgesamt viel stärker als erwartet!

Torsten: Cool! Auf VOIVOD freute ich mich schon den ganzen Tag! Hatte die Franko-Kanadier noch nie live gesehen. Und jetzt kamen sie sogar mit Ur-Sänger Denis Belanger. Dessen Stimme klang zwar anfangs etwas überzogen rau, doch das besserte sich im Verlauf der Setlist. Ein Klassiker nach dem anderen wurde intoniert, u.a. „The Unknown Knows“ und „Ripping Headaches“. Grade bei den alten Gassenhauern fühlte ich mich richtig wohl! Der Sound war prima, die Band freute sich über den hohen Zuspruch und meiner einer kriegte beim Klang des Gitarrensounds `ne schicke Gänsehaut! Klang original wie Piggys Sound. Der neue Mann an den sechs Saiten hat’s echt drauf! Das klang alles sooo vertraut – dat war `ne wahre Pracht! Klasse auch, dass Ur-Bassist Blacky mit an Bord war. Hach, wie schön! Will ich nochmal sehen! Eines der Highlights!

 

THE OTHER

Philipp: Zu THE OTHER waren wir dann nicht ganz pünktlich, aber der Horrorpunk (mit starkem Metaleinschlag)  der Kölner braucht keine Aufwärmphase und konnte auf Anhieb gefeiert werden. Positiv fiel auf, dass die Band mittlerweile wesentlich sicherer agiert. Metaller und (tatsächlich gar nicht wenige anwesende) Punks  gingen gleichsam mit.

Torsten: Schnell rüber zur W.E.T.-Stage. Da tobten sich THE OTHER aus. Keine Band  schafft es wie diese den Sound der Misfits so für sich einzuvernehmen, dass dabei am Ende noch was Eigenes rüberkommt. Die typischen Mitsing-Refrains der Ami-Punks trafen hier auf metallischere Gitarren und auch deutsche Texte. Das war zwar etwas gewöhnungsbedürftig, ging aber trotzdem. Eine weitere Abwechslung mit Klasse und erschreckendem Charme.

Strecker: Eigentlich sollte es jetzt schnell ins Zelt zu The Other gehen, aber einige bekannte Nasen wollten noch begrüßt werden und so verzögerte sich unser Weitergehen. An dieser Stelle noch eine kurze Entschuldigung an El Fupa und Anhang. Normalerweise kotze ich Leuten nicht vor die Füße, nachdem ich die begrüßt habe. Das Becks wollte aber dringend raus. Außerdem schmeckt Becks scheiße. Von The Other haben wir dann nur noch den Rest mitbekommen. Ich mag so einen Horror-Punk-Kram und der Liveeindruck war gut. Bei nächster Gelegenheit werde ich mir The Other dann in voller Länge angucken.

Aus zuvor genanntem Grund hatte ich einen komischen Geschmack im Mund, so dass ich mal zurück ins Camp ging um mit einem Schluck Lütje Minze für einen angenehmen Geschmack und frischen Atem zu sorgen.

 

ENDSTILLE

Strecker: Mit frischem Atem ging es dann wieder vor die Bühne zu Endstille. Hier gab es dann ganz ordentlichen Black Metal. Fand ich in Ordnung, aber Fan der Band werde ich wohl nie werden. Da gefallen mir andere Bands aus diesem Bereich deutlich besser. Ich finde die Songs zu gleichförmig und habe immer das Gefühl, dass noch was fehlt. Im Gedächtnis blieb eigentlich nur der mexikanische Gastsänger, der sich mehrfach in die Zunge geschnitten hat. War mir schon ein bisschen zu doll.

Philipp: Kurze Pause und zurück zu ENDSTILLE, die man gerade als Kieler natürlich nicht verpassen wollte. Hui, vor der Bühne versammelten sich wahre Massen – die Trennung von Iblis scheint der Band keinen Einbruch in den Zuschauerzahlen beschert zu haben. Mit Zingultus hat man auf jeden Fall einen charismatischen Krächzer gefunden, der sich bereits mit NAGELFAR  in einer der intelligenteren Black-Metal-Bands ein eigenes Profil erarbeitet hat. Wie immer knatterte die Band hemmungslos drauflos, Songtitel zu nennen, erscheint fast unmöglich, aber es geht hier auch eher um Stimmung/Atmosphäre als um gelungene Hooklines… Auf der Bühne stand ein Rednerpult – ob Zingultus eine kleine Einführungsrede gehalten hat, weiß ich leider nicht, da ich die ersten Minuten verpasst habe. Außerdem hatte man selbstgebastelte Panzersperren (Holzelemente mit Stacheldraht) aufgestellt – wie schick. Sehr cool die Aktion, den ollen Björn von KILT wieder auf die Bühne zu holen! Zingultus und Björn sprangen dann auch beide in den Fotograben und brüllten den Freaks in der ersten Reihe in die Fratzen. Am Ende kam dann noch ein Sänger auf die Bühne – der verrückte Mexikaner Lugubrem (…), welcher Endstille auf ihrer letzten Tour unterstützt hatte. Der krächzte natürlich auch charmant ins Mikro, beließ es jedoch nicht dabei, sondern ritzte sich mit einem kapitablen Messer in der Zunge herum, bis ihm Blut aus dem Maul lief. Das Ganze konnte man über die großen Leinwände sehen, lecker. Ich fragte Herrn Wachtfels später, wie bloß die Zunge von dem Typen aussehe, wenn der das ständig mache, worauf mir erklärt wurde, dass dies sehr praktische Begleiterscheinungen habe – man könne auf dem Lappen bequem Zigaretten ausdrücken.  

 

LIZZY BORDEN

Philipp: Bei LIZZY BORDEN gab es dagegen gar kein Blut, nicht einmal Kunstblut wie auf früheren Shows der Band. Macht aber nix, ich stehe eh nicht auf Blut… Dafür knallte die Band in hervorragender Spiellaune ihren zeitlosen Heavy Metal ins Zelt. Lizzy himself sang Dickinson-gleich mit beeindruckendem Stimmvolumen.  Mit „Long Live Rock’n’Roll“ gab es weitere Huldigung an Dio, derartige Gesten KANN es gar nicht oft genug geben! That’s the way I like my Heavy Metal.

Strecker: Weiter ging es dann mit Lizzy Borden. Ich war nie großer Fan der Band und habe auch nichts in meiner Plattensammlung, aber ich konnte hier zumindest die zuvor geäußerte Kritik an Mötley Crüe verstehen. Stimme und Spielfreude waren da und es war ein unterhaltsames Konzert. Im Vergleich zu Mötley Crüe finde ich aber, dass die Songs zwar durchweg gut sind, aber richtige Hits fehlen. Ist dann wohl Geschmackssache.

 

ARCH ENEMY

Philipp: Es gab auf dem Gelände einen Stand der Zigarettenmarke „American Spirits“, welcher einen Balkon beaß. Das Ding war im Grunde für jeden zugänglich, was aber wohl wenige wussten. Jedenfalls fanden wir problemlos dort oben einen Platz und konnten ARCH ENEMY aus luftiger Höhe begucken. Beeindruckend waren aber eher die Menschenmassen und die wie Ameisenreihen hintereinander krabbelnden Crowdsurfer. Die Band selbst wirkte doch SEHR routiniert, die Show nach dem Motto  „bei dem Part bangst du, bei jenem ich, bei diesem gehst du nach vorne, ich nach hinten…“ vollkommen einstudiert. Musikalisch natürlich gewohnt gut.

Strecker: Nun wagten wir uns in luftige Höhe und es ging in die American Spirit Sky Lounge. Auf der Bühne spielten gerade Arch Enemy. Der Ausblick über die Menschenmassen war fast interessanter als das Geschehen auf der Bühne. Klar sind Arch Enemy allesamt herausragende Musiker, ich finde aber, dass ein bisschen mehr Spontanität gut wäre. Sowohl bei der Show wie auch bei den Songs. Die Show wirkte einstudiert und die Songs wurden nahezu 1 zu 1 von der jeweiligen CD-Aufnahme reproduziert. War mir ein bisschen zu perfekt.

Stefan: Den Freitagnachmittag und frühen Abend hab ich dann saufenderweise an mehreren Orten des Geländes verbracht, unter anderem im Wackinger-Dorf. Dat Ding braucht die Welt auch nicht wirklich. War ein lustiger Abend, allerdings kann ich nicht wirklich Konstruktives berichten:-).

Arch Enemy haben mich dann auch nicht so überzeugt. Vielleicht hab ich die Band zu oft gesehen. Wie die anderen schon geschrieben haben, sehr routiniert und mit keinen Überraschungselementen. Jedenfalls soweit ich mich erinnern kann, war etwas voll:-)

 

KAMELOT

Torsten: KAMELOT bringen in Bälde ihr neues Album raus und hauten in Wacken erst mal ordentlich auf die Kacke. Feuer und Rauch auf der Bühne, Bombast und Power inne Boxen.  Höre den Power Metal der amerikanisch–norwegischen Band ganz gerne mal, wobei mir auffällt, dass sich die Songs und Sounds von Platte zu Platte etwas gleichförmig anhören. Nichtsdestotrotz lieferten KAMELOT ein gelungenes Potpourri ihrer bisherigen Platten.

 

TARJA TRUTU

Torsten: Meine Freundin mag Nightwish. Und meine Freundin mag TARJA TURUNEN. Und ich mag meine Freundin. Deshalb tat ich ihr den Gefallen und ging mit ihr zur ehemaligen Nightwish–Frontfrau. Die musste zwar mit der kleinen Party Stage vorlieb nehmen, aber dafür gab’s hier das ausgefallenste Drumset zu begaffen, das ich je gesehen habe. Ganz in Weiß mit bronzenen Leisten, die Becken zum Teil dreifach übereinander – wer mag da wohl spielen? Ach, Mike Terrana – alles klar! Nein, das Ding wirkte überhaupt nicht überzogen …. Außerdem zog die Ex-Nightwish-Frontfrau ordentlich Volk vor die Bühne. Und das rastete förmlich aus, als die Diva nach fünfminütigem Intro auf die Bühne trat (über die jetzige Nightwish–Sängerin wurde im Publikum derbe gelästert). Da wurde förmlich um die besten Plätze gerangelt, als wenn sonst wer daherkommen würde – Zickenkrieg galore. Müßig zu erwähnen, dass bei den gespielten Nightwish-Nummern am meisten los war – ein Crowdsurfer nach dem anderen segelte über meine Rübe. Ansonsten machte TARJA einen sehr erfreuten und freundlichen Eindruck – irgendwie zuuu nett, aber ihre Ausstrahlung zog die Massen an. Die Songs ihrer neuen Scheibe klangen auf hart getrimmt und etwas aufgesetzt. Überrascht war ich, als TARJA „In the still of the night“ ankündigt. Der Withesnake – Song wurde hart und rifforientiert runtergezockt und verlor dadurch an Charme. Den konnte auch Fr. Turunen mit ihrer Stimme nicht ersetzen. Ganz ordentlich, aber eben nicht meins.

 

GRAVE DIGGER

Torsten: Erstmal was trinken und essen. Währenddessen beobachtete ich das Geschehen auf der True Metal Stage, wo kaum eine Band besser hinpasst als GRAVE DIGGER. Die spielten das ganze „Tunes Of War“-Album mitsamt Drums und Bagpipes – Orchester, Background – Chor sowie prominenten Gästen. Irgendwie klar, dass Doro und U.D.O. mit dabei waren – gääähn ….

 

RAVEN

Philipp: Nach einer kurzen Erholpause war es Zeit für den feisten Freitagsshowdown, RAVEN, SLAYER und ANVIL direkt hintereinander. Ich mein, wie geil ist das bitte? RAVEN hatten mich allein dieses Jahr zweimal vollständig elektrisiert (Rocktower und HOA), daher war die Vorfreude groß und ich ging bereits den ganzen Tag meinen Mitmenschen auf die Nerven, indem ich mit Kopfstimme John Gallagher zu imitieren suchte: „Waaaaalk Through Fiiiiiiiiiiiiiire!“ Und RAVEN enttäuschten natürlich wieder nicht, ganz im Gegenteil. Auf dem HOA konnten sie mehr Songs spielen, heute hatten sie lediglich 45 Minuten Zeit. Aber dafür kam das Ganze umso geballter und konzertierter. Pure Energie, Leidenschaft und Wahnsinn oder CRASH – BANG – WALLOP, um es mit einem RAVEN-Songtitel zu sagen.

Strecker: Bevor es mit den letzten Konzerten des Tages weitergehen sollte mussten erst mal neue Kräfte gesammelt werden.

Wieder halbwegs fit ging es dann mit Raven weiter. Raven habe ich dies Jahr schon zum dritten Mal gesehen und es war wie immer super. Ich finde es unglaublich, wie begeistert die Band noch immer von ihren eigenen Songs ist und die Begeisterung steckt richtig an. Spielfreude pur. Auch kann ich mich immer wieder über den Gitarristen amüsieren, der auf Grund seiner Mimik so wirkt, als ob er selbst davon überrascht sei, dass er so gut Gitarre spielen könne. Auch wenn man Raven auf Platte nicht mag (gibt es so jemanden überhaupt?) kann ich nur empfehlen, sich die Band mal live anzugucken. Ihr werdet nicht enttäuscht.

Torsten: Fix rüber zu RAVEN. Die haben ganz sicher auch `ne große Bühne verdient, gaben sich aber auch mit dem Zelt zufrieden und rockten selbiges in Grund und Boden! Ihre Klassiker versprühten immer noch Kraft und Charme und die hohen Schreie kommen abartig gut! „Rock `til you drop!“

Stefan: Raven überzeugten hingegen wie schon bei Rocktower und beim HOA. An der Spielfreude können sich einige Bands ein Beispiel nehmen. Songauswahl war wieder klasse. Hoffentlich sieht man die Band in den nächsten Jahren wieder öfter.

 

SLAYER

Philipp: Von SLAYER hatte ich nach Berichten über einen schwachen WFF-Auftritt wenig erwartet. Doch als wir uns vom Zelt aus bis nach vorne arbeiteten (das ging links an der Seite ganz gut), blies uns eine unerwartet intensive Version von „War Ensemble“ in brutalem Sound entgegen. Glück gehabt – Tom Araya war gesundheitlich offenbar wieder besser drauf, man sollte ihm die Daumen drücken, dass das so bleibt. Zwar kann er aufgrund seiner Rückenprobleme voraussichtlich nie wieder richtig headbangen, aber der Gesang kam ausdrucksstark und aggressiv, das Lautstärkedesaster von 2003 wurde nicht wiederholt und die Playlist war äußerst gelungen und nicht ohne Überraschungen. Es folgten „Expendable Youth“, „Dead Skin Mask“, „Seasons in the Abyss”, “Hell Awaits”, “Spirit in Black”, “Mandatory Suicide”, “Chemical Warfare”, “Raining Blood“, “South of Heaven” und natürlich “Angel Of Death”. Ein Bekannter sprach später vom “besten Festivalauftritt”, den er von SLAYER je hatte sehen können – das trifft es ganz gut.

Strecker: Slayer habe ich dies Jahr bereits auf dem With full force gesehen und fand den Auftritt dort ziemlich mies. Ich habe dann auch hier nichts Dolles erwartet und wollte auch nicht so recht zu dem Konzert gehen, aber Gruppenzwang und die Bestechung „ich hole Bier, nimmst auch eins“ überzeugten mich dann doch und ich habe mir das Konzert angeguckt. Zum Glück. Im Vergleich zum WFF-Konzert wirkten Slayer wie eine andere Band. Der Gesang war gut und die Band hat tight gespielt und so was wie Spielfreude war auch zu erkennen. Genau diese Punkte waren beim WFF nicht der Fall. Natürlich ist klar, dass die Herren bereits etwas älter sind und aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so gebangt wird wie früher, aber was solls. Wenn die Songs gut gespielt und nicht nur routiniert bis lustlos runtergerissen werden, ist für mich alles gut. Da ist es mir dann auch egal, ob die Rübe noch geschüttelt wird oder nicht.

Torsten: Und nu DEW- … ach nee; jetzt kamen SLAYER! Den ganzen Tach über hörte man schon wilde „SLAYER“ – Rufe über’s Gelände tönen. Nun wird die Black Stage in rotes Licht getaucht und der Tanz begann! Bei der neuen Scheibe wurde begonnen (vom Sound her noch nich‘ ganz optimal) und beendet wurd’s nicht nur mit „Reign In Blood“, sondern auch mit ‘nem Klassiker–Regen schlechthin! Alles, was man kennt und liebt, wurde geboten – die reine Thrashlehre sozusagen! Das Konz machte Spaß und Gänsehaut, es schlug den Maiden–Gig um einiges, allein weil die Durchschlagskraft solcher Perlen wie „Seasons In The Abyss“ oder „South Of Heaven“ oder „Angel Of Death“ einfach unschlagbar ist! Klasse!

Stefan: Slayer waren klasse, obwohl von der Lautstärke meiner Meinung nach leiser als manche Bands, die mittags oder nachmittags gespielt haben. Fand ich etwas merkwürdig, der Sound hätte etwas mehr drücken können. Musikalisch gab es aber nix auszusetzen. Es fehlt allerdings ein wirklicher Aktivposten auf der Bühne, nachdem Tom Araya jetzt deutlich in seinen Bewegungen eingeschränkt ist.

 

ANVIL

Philipp: Die Veranstalter haben offenbar auch den ANVIL-Film gesehen, sonst hätten die Kanadier wohl nicht an derart prominenter Position gespielt. Gerade wenn man im Kopf hatte, wie sich die Band seit Ewigkeiten abstrampelt, war es herrlich zu erleben, wie Lips den Auftritt unter Freudentränen genoss (man hätte ein derart großes Publikum allerdings auch anderen Bands, allen voran RAVEN, gegönnt). Es gab so ziemlich die Playlist der kürzlich absolvierten Tour, vom Instrumental „March Of The Crabs“ über die wichtigsten Karrierehighlights a la „666“, „Winged Assassins“, „Mothra“, „Forged In Fire“, „Metal On Metal“ - und „This Is Thirteen“ sowie „Thumb Hang“ müssen dazu mittlerweile auch gezählt werden. Wer tatsächlich noch nie gesehen hatte, was für Grimassen Lips auf der Bühne schneidet und wie er seine Klampfe mit ‘nem Dildo bearbeitet, guckte ungläubig… und lachte sich halbtot. Gute Werbung also für ANVIL!   

Strecker: Weiter ging es mit Anvil. Auf das Konzert hatte ich mich gefreut. Bisher habe ich Anvil noch nie live gesehen und hatte die Band auch ein bisschen aus den Augen verloren. Nach dem Film habe ich die alten Platten mal wieder rausgekramt und habe mich gefragt, warum ich die so lange nicht mehr gehört habe. Ähnlich wie bei Raven oder Jag Panzer finde ich es völlig unverständlich, dass diese Band nie groß geworden ist. Vielleicht war die Band ihrer Zeit einfach zu weit voraus, so dass andere Bands, die sich einige Jahre später die Ideen geklaut haben, reich und berühmt wurden. Das Konzert war auf jeden Fall ein Highlight des Festivals. Ich habe selten eine Band gesehen, die so viel „Spaß bei der Arbeit“ hat und war einfach nur begeistert. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen. Danach ging es dann mit einem kurzen Umweg über die Zeltbühne zurück ins Camp. Hier gab es dann noch diverse Getränke zum Ausklang.

Stefan: Bei Anvil war es dann merklich leerer geworden, aber immer noch gut gefüllt. Allerdings wurde mir dann ohne die dichtgedrängte Menschenmenge bewusst, dass ich bei der ganzen Sauferei vergessen hatte, mal 'nen Pulli oder 'ne Jacke vom Auto zu holen. War etwas frisch geworden um 1 Uhr nachts! Wie schon neulich in HH gab es eine schöne 80er Metalshow mit Gitarren- und Schlagzeugsolo. Daumen hoch. Mal schauen, ob das Interesse an der Band auch über den Film hinaus anhält.

Torsten: Leider spielten 1349 zeitgleich mit den Totschlägern, sodass ich nichts von deren Gig mitkriegte. Da ich schon nach Slayer glückselig zum Zelt wankte, blieben auch ANVIL auf der Strecke. Das ist zwar schade, aber man kann seinen Geburtstag ja auch anders feiern, nicht wahr …. (Anmerkung: Glückwunsch!)

 

SECTRETS OF THE MOON

Philipp: Danach schleppten wir uns noch auf ein paar Songs von SECRETS OF THE MOON ins Zelt. War gut, weil schleppend und düster, aber wir verspürten jetzt doch stark den Ruf der Minze, also gingen wir vorzeitig.

 

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