SCHALL UND RAUSCH 2010/ 6.-7.8. Norderstedt, Tag 2

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Der zweite Tag Schall und Rausch begann für mich und meine Zeltmitbewohnerin mit einem altbekanntem Festivalproblem, die Sonne ballerte wie Sau und bereits morgens um acht war das letzte Sauerstoffmolekül im Zelt verbraucht, also aufgestanden und den Morgen im Schatten mit Blödsinn sülzen verbracht.

 

 


 

 

Gegen Mittag traf dann Verstärkung in Form von Möhre ein, also waren wir jetzt ein Mischer mehr und konnten erstmal ganz in Ruhe die Anlage optimieren bzw. ordentlich aufbauen, während es beim Chillout-Zelt mit dem Liedermacherprogramm losging.


Dort spielten die Unsichtbaren, Teds n Grog und Schall und Rauch.


Gegen 15 Uhr sollte es auch auf der Livebühne mit Musik losgehen, wenn da nicht noch ein Problem gewesen wäre, die erste Band IN A RIOT aus Kiel sollten nämlich braunen Dreck am Stecken haben und das galt es erstmal zu klären.

Fakt ist, dass der Sänger auf seinem Mein VZ-Profil einschlägige Dinge verzeichnet hatte, ein Problem bei der Sache war, wie die Veranstalter darauf hingewiesen wurden, nämlich eigentlich gar nicht, eher wurde von einer Gruppe das Festival und die Band im Internet angeklagt, ohne dass sich wer beim Schall und Rausch-Orgateam gemeldet hatte.

Naja, Schwamm drüber, jetzt war die Band vor Ort und es wurde erstmal drüber diskutiert, was Sache ist.

Natürlich wollte hier keiner einen Fascho spielen lassen aber laut Aussage des Sängers waren das auf seiner Seite Jugendsünden und dann ist es schwer darüber zu urteilen, es wurde auf jeden Fall lange mit der Band diskutiert und dann nochmal fast genau solange untereinander, am Ende kam dabei raus, dass man der Band die Chance geben wollte, etwas gut zu machen und sie unter der Auflage, zu dem Thema eine klare Ansage zu machen, spielen durften.

Ich bekam dann auch nicht soviel von der Band mit, da wir nochmal den See, der sich direkt hinterm Technofloor befand, auschecken wollten, mir war er jedenfalls zu schlammig und das, was ich nebenbei von der Mucke von IN A RIOT mitbekam, zu langweilig, war halt so Prollcore mit Todmetal-Stimme und wie ich mir noch sagen lassen habe, ist das geforderte Statement auch ein wenig halbgar ausgefallen.

Chance zur Rehabilitation verpasst? Ich weiß es nicht.


Die zweite Band am Samstag zogen da schon eine deutlich klare Linie, INSIDE JOB, ich glaube aus Hamburg, spielen richtig geiles Skategerotze, das einzige, was falsch lief, war, dass diese Band für meinen Geschmack so cirka fünf Stunden zu früh gespielt hat, die Mucke bewegte sich größtenteils im Stile der schnelleren SPERMBIRDS-Sachen und beim Gespräch darüber, an wen uns die Stimme des Sängers erinnert, kamen Chrisch und ich auf den CASUALTIES-Sänger, Henry Rollins und noch irgendwen, den ich vergessen habe, vielleicht aber auch wirklich hier und da ein bisschen Lee Hollis, zum Schluss wurde noch „Copkiller“ von BODYCOUNT gecovert, extrem geiles Konzert.


Bei DENMANTAU sollte ich diesen Tag meinen ersten Einsatz an den Knöpfen haben, die Gruppe spielt irgendwie so was Rock-Pop mäßiges und das können die auch ganz gut, die Gitarren höchstens angezerrt, aber meistens clean, der Sänger spielte nebenbei Trompete, die aber nicht allzu inflationär eingesetzt wurde und kam in seinem Stageacting (Oh Gott, habe ich dieses Wort gerade benutzt?) ziemlich abgeklärt rüber, aber das abgesprochene Bühnenoutfit hätten die sich sparen können finde ich eher peinlich sowas.

 


 

Seichte Mucke am Nachmittag, gar nicht meine Sache, aber hat irgendwie Spaß gemacht, denen beim Daddeln zuzugucken, die wissen schon, was sie da machen.


Einer der Höhepunkte für mich sollten dann natürlich auch ROBINSON KRAUSE sein, hier bin ich in meinem Urteilsvermögen leider ein wenig befangen, da die drei gute Freunde von mir sind.

Ich kann aber soviel sagen, sie waren musikalisch besser als beim Gig auf dem Rd-Rock (was nach der Leistung, die die Band dort abgeliefert hatte, auch keine Kunst ist).

Für Leute, die noch nie in den Genuss eines ROBINSON-KRAUSE-Konzertes gekommen sind, es wird deutschsprachiger Punkrock, vielleicht ein wenig im Stil früherer ÄRZTE-Sachen, gespielt und auch ähnlich viel Quatsch gelabert.


Damit war für mich die Arbeit an den Knöpfen erstmal wieder getan und es sollten die BEATPOETEN spielen.

„Igitt, Elektro, wieso denn bloß?“, war einer meiner ersten Gedanken, als die beiden mit ihren Geräuschen anfingen, aber dann wurde es doch ganz unterhaltsam, man konnte den Sänger bepöbeln, er nahm es mit Humor und pöbelte zurück und die Texte teilweise Quatsch, teilweise auch politisch machten auch irgendwie schon Spaß.

 

 

GHOSTS OF DAWN hieß die nächste Gruppe in klassischer Dreierbesetzung wurde recht düsterer Rock gespielt, erstmal wurde aber 'ne gefühlte Ewigkeit am Effekt für die Stimme rumgepuhlt, die Musik war mir dann eher zu träge konnte, mich also nicht so begeistern.


Einen Arschtritt sollte es dann nochmal von MASCHINENFEST geben, Crustcore war die Devise und auf diesem Sektor war die Band auch echt gut, es war so gut wie unmöglich rauszuhören, wann ein Song aufhörte und wann der nächste anfing, Sänger und Sängerin keiften sich die Seele aus dem Leib und ich wurde wieder wach, bin ja nicht so der Crust-Fan, aber in dem Moment kam das schon ganz gut, einziger Punktabzug war, als ich der Sängerin kurz vor Ablauf der Spielzeit sagte, dass sie nur noch zwei Songs spielen sollen und der Sänger daraufhin sagte :“Nö, wir spielen unser Set jetzt zu ende“, wie asozial bitte? Auch Möhres Einwand, dass das, was die mehr spielen, die andern Bands weniger spielen können, schien die Truppe auf der Bühne nicht zu interessieren.


MASCHINENFEST war dann aber auch die letzte Band gewesen, die ich gemischt habe und so konnte ich mich wieder meinem Freund Grasovka widmen und mir NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN trinkenderweise reinziehen.

NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN spielen Deutschpunk, der mich streckenweise an CHEFDENKER erinnerte, aber dann auch wieder sehr rotzig rüberkam, sympathisch waren die Jungs auch, passte schon alles.

Langsam verwässert (vielleicht sollte ich sagen verwodkat) meine Erinnerung dann aber auch.


Nun zur letzten Band:


Bei dem Namen MELE KALIKIMAKA (bedeutet angeblich frohe Weinachten auf Hawaiianisch) und dem Saxophon, was angekündigt war, bekam ich schon Angst, dass wir es jetzt mit Offbeatgehopse zu tun bekommen und dass dann zum Abschluss wäre mal richtig schlimm gewesen, aber da sollte ich schnell eines Besseren belehrt werden: Aus den Boxen ballerte fieses Doublebassgerömmer und drückende Metalriffs, diese Combo schafft den Spagat zwischen Metalcore, TACKLEBERRY und Skaparts und brachte mich dazu, eine neue Turnübung zu erfinden, ich kann jetzt `ne Rolle rückwärts machen und dabei Bier trinken.


Der Zeitplan hing schon wieder derbst hinterher und so war es gar nicht so schlecht, dass die letzte Band „THE PUSHUPS“ abgesagt hatte, war für mich nicht so schlimm war, ich steh halt eh nicht so auf die Mucke, aber einige waren schon enttäuscht. Der Grund, warum die Band absagen musste, machte schon den ganzen Tag die Runde und sorgte für Belustigung, ist aber vielleicht auch zu privat, um das hier jetzt auszuplaudern, kann vielleicht wer anders (z.B. Tanja) tun, ich mache es nicht.


Nach der letzten Band wurde sich dann wieder mit dem üblichen Gelage beschäftigt und das, bis ungefähr fünf Uhr morgens einer der Veranstalter bei uns ankam und die Hiobsbotschafft überbrachte, die Mucke wurde überall abgestellt und am Tresen ab sofort nur noch Wasser verkauft, eine Frau wurde vergewaltigt und der Täter konnte flüchten, die Party ist zu ende.

Was soll man da sagen, unter diesen Umständen weiterzufeiern, geht natürlich einfach nicht, außerdem hatte es wohl schon wieder mehrere Schlägereien am Goafloor gegeben, die Sache schien aus dem Ruder zu laufen und da stellt sich natürlich auch die Frage, wie man in Zukunft so eine Party noch stattfinden lassen kann.


Ich persönlich hatte ausser freitags bei meinem einzigen Ausflug ins Technoland keinen Stress mitbekommen und ein super Wochenende gehabt, aber es scheint wohl immer wieder einige Volldeppen zu geben, die nicht checken, wie viel Arbeit und Liebe das Orgateam in dieses Festival steckt und das Ganze mit Füßen treten und ganz am Schluss setzt so ein erbärmliches Stück Scheiße dem ganzen noch die Krone auf und macht so ziemlich das Übelste, was man einem Menschen antun kann.


Wie oder ob es mit dem Schall und Rausch weitergeht?


Diese Frage werden die Leute, die das Ganze auf die Beine stellen, wohl in den nächsten Wochen klären, am Sonntagmorgen war natürlich schon der Frust zu spüren.



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