Andys Woche / 19.06. - 27.06.2010 - Kiel / Amsterdam // oder on tour with myself Teil 1
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- Kategorie: Berichte aus dem Pit
- Veröffentlicht: Dienstag, 06. Juli 2010 00:00
- Geschrieben von Andy
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So die Kieler Woche ist vorbei, Deutschland darf leider weiter Fußball spielen und der Urlaub in Amsterdam ist auch überlebt (aber nur knapp). Das nehme ich zum Anlass, darüber zu schreiben, was ich während dieser Ereignisse so erlebt habe. Euch erwartet also eine Mischung aus Live- und Platten-Reviews, einem Reisebericht, einer Kolumne und vielem mehr. Also los:
Samstag: Die Kieler Woche beginnt für mich am Samstag, da ich und Nina zur Meierei wollen, um dort die mächtigen DOWNFALL OF GAIA zu bestaunen. Da aber die Junge Bühne fast auf dem Weg liegt, machen wir noch einen kleinen Abstecher zu der wohl einzigen Straight-Edge-Bühne der Kieler Woche. Um achtzehn Uhr beginnen dort nämlich DESERT DAEMON aus Flensburg, die mir mit ihrem Stonerrock auf Myspace ganz gut gefielen und da ich den Namen schön öfter auf Flyern von Konzerten wahrgenommen habe, die ich nicht besuchen konnte oder wollte, aber noch nie etwas Positives oder Negatives über die Band hörte, dacht ich mir, dass es ne gute Gelegenheit wäre, mir mal selbst 'ne Meinung zu bilden. Es ging dann auch ganz okay los, obwohl ich beim Sänger sofort an Bret Michels von POISON denken musste. Nach Beendigung der ersten Songs wurde es dann zur Gewissheit, das ist nicht Stoner, sondern Kirmes Rock. Es wurde zum Näherkommen aufgefordert, aber auch zum Hüftenschwingen, 'nen Song für die Ladys gab’s natürlich auch noch. Mein Highlight war aber, wie der Sänger bei einem “echt rockigen” Song vom Publikum ein Deathdingsi forderte und dazu mit der Hand einen Kreis in die Luft malte. Geil! Wenn der Sänger zwischen den Songs nicht geredet hätte, wär’s ganz okay gewesen, so aber bin ich mit der Band nicht zufrieden. Ich habe auch einen Namen dafür, wenn Sänger die eigene Musik ganz schlecht machen durch ihre Ansagen. Ich nenne es das TED-NUGENT-Phänomen. Was bringt Sänger eigentlich dazu, ihre total bescheuerte Meinung herauszuposaunen oder das Publikum zu doofen Mitmachspielchen aufzufordern.
Dann machten wir uns auf den Weg zu einer der wenigen Einrichtungen, die einen noch vor den Mutanten schützen konnte. Vorher wollten wir aber noch das Verhalten der degenerierten Wesen analysieren und schlenderten für diese Studie über die Mutanten-Meile. Wo wir zwar als Fremdkörper von den Versuchsobjekten wahrgenommen wurden, aber durch unseren großen Erfahrungsschatz im Umgang mit Gehirngeschädigten konnten wir diese fast ganz unbeschadet wieder verlassen . Am schwersten war wohl die Stelle, an der wir an Louis aus Tirol vorbei wollten, der gerade von der “Unglaublich, was Leute alles gut finden können, wenn sie nur betrunken genug sind”-Bühne sirenengleich versuchte, uns ins Verderben zu locken, was wir aber durch laute “SLAYER!”-Rufe abwenden konnten.
Es ging weiter zu einer Filiale eines amerikanischen Discounters, wo die erste Probe meiner neuen Band THATS WHY I HATE YOU! (Grindcore mit Schweinchengesang, wer Lust hat, zu meinem Quieken Lärm zu machen, kann sich ja melden) stattfand. Es ging weiter Richtung Meierei und auf dem Weg hatte noch ein sehr fitter Trommler sein Schlagzeug aufgebaut und legte ordentlich los. Ein paar Meter weiter kam uns ein Mann mit einem Papagei auf der Schulter entgegen. Klares Ding, wenn wir die “Mecklenburg-Vorpommern” nach Somalia schicken und die da wegballern, kommen die Piraten her. Noch ein paar Meter weiter erkundigten sich zwei Herren aus Neumünster bei uns, wie sie zu Fuß wieder in ihre Heimat kommen könnten, da sie wohl so betrunken waren, dass der Schaffner sie aus dem Zug geworfen hatte.
Endlich in der Meierei angekommen hatten wir erstmal den nächsten Schrecken zu überwinden, da leider PYRAMIDO ausfallen mussten, weil einer der Musiker Rücken hat, schade. Dafür kostete der Eintritt dann aber auch nur 3€. Trotzdem war’s richtig voll an diesem Abend, was wohl daran liegt, dass die Band im Café gespielt hat.
Längere Zeit wurde noch viel Blödsinn erzählt, bis kurz vor Ende des Tages DOWNFALL OF GAIA aus Hannover die nicht vorhandene Bühne betraten. Die Jungs mussten jetzt zwar für zwei Bands spielen, (OPHIS wurden auch angefragt, mussten aber leider selber an diesem Abend in Stralsund spielen) waren also quasi 'ne schwangere Band, ließen sich davon aber nicht sonderlich einschüchtern. Der neue Drummer hat sich schon gut ins Bandgefüge eingefügt und trommelt schon ziemlich tight mit. Die Show hat mir sehr gefallen und gerade bei schleppenden Parts kann man DOWNFALL OF GAIA nichts vormachen. Auch gut gefallen haben mir die Black-Metal-Einflüsse der neuen Songs (und die Passagen, die nach den CRANBERRIES klangen :-) ). Interessante Entwicklung, dass so viele Hardcore- und Crust-Bands gerade den Black Metal für sich entdecken (und die CRANBERRIES). Nicht mehr lange, dann werden die NS Metaller von Metal Punks von jedem Konzi verjagt (natürlich auch von den CRANBERRIES-Konzerten). Ich freu mich drauf! Nach dem Konzert wurde noch ein bisschen Feuerchen gemacht und die letzten Verabredungen für die Fahrt nach Wien, wo PURPLE DEATH am Wochenende spielen sollten, getroffen.
Sonntag: Der Sonntag beginnt mit einem Haufen Horrorfilmen. “Feitag der 13.” Teil 8-10 plus das Remake. Erwähnungswert ist dann wohl noch Lloyd Kaufmanns “Poultrygeist - Night of the chicken dead”, der wie der Großteil der Troma-Filme ein übler Comedy-Splatter-Film ist, der manchmal sehr offensiv, aber meistens sehr subtil Kritik an den Megakonzernen und der Verwertungsideologie der Gesellschaft übt, natürlich immer mit einem sehr großen Herz für Freaks. Ach, und abgesehen davon ist es ein Musical mit unglaublich catchigen Songs, wer am Ende keinen Ohrwurm hat und nicht tagelang “Poultrygeist - we’re all gonna die tonight” singt, hat keinen Musikgeschmack. Am Ende bleibt nur die Frage: Waren die Menschen im Kaufhaus bei “Night of the living dead” nicht schon vor der Infizierung Zombies?
Abends dann ging’s wieder zur Jungen Bühne, wo das Berliner Duo BIONIC GHOST KIDS auftreten sollte, das schon vor einiger Zeit die Schaubude unsicher machte. Uns wurde eine eher kackige Mische aus Electro, Emo und Hardcore geboten, erinnerte ein wenig an MOVS, nur noch schlechter… Zu allem Überfluss tanzten die beiden (Sänger und Gitarrist, Drums kamen von Band genauso wie ein Haufen Samples und anderes nerviges Gebimmel) auch noch ganz albern, trugen Masken und waren arg peinlich. Ich korrigiere, BIONIC GHOSGT KIDS klingen wie die MOVS der Klingelton-Generation. Ich muss aber zugeben, dass das Ganze doch einen gewissen Unterhaltungswert hatte.
Ein paar Meter weiter zeigten uns brasilianische Trommler und Capoeiratänzer, was sie so können, was eine guter Zeitvertreib war, bis der Soundcheck der Kieler IN ROCK WE TRUST beendet war. Die spielten dann auch 'ne Handvoll ihrer AC/DCesken Rocksongs. War wie immer ganz unterhaltsam, besonders der eine Gitarrist ist ne echte Bühnensau. So ging dann auch der Sonntag zu Ende.
Montag: Am Montag haben wir nichts gemacht außer Filme zu schauen unter anderem “Halloween” 1-4 und “The invincible Iron Man” also den Cartoon und nicht den Spielfilm. Ansonsten wurde erfolgreich nichts getan.
Dienstag: Dienstag geht’s weiter mit “Helloween” 5-8, “Hellraiser I” und den “Ultimate Avengers II”, einem Cartoon zu den bei mir sehr beliebten Ultimate-Reihen des Marvel Universums, könnte ich jetzt 'ne Menge zu schreiben, interessiert aber die meisten wohl eher nicht, falls doch jemand Interesse daran hat, dass ich hier mal was über gute Comics schreibe, kann der- oder diejenige ja mal laut "Hier!" schreien.
Abends ging’s dann mal wieder zur Jungen Bühne. Da war nämlich der erste Kieler-Woche-Poetry-Slam überhaupt angesagt und mit Nico Semsrot, dem Lebensqualitäter (Gewinner des NDR-Comedy-Contests und Extra3-Praktikant), und Moritz Neumeier mit seinem Teampartner als Team & Struppi waren auch zwei meiner Top-Slammer dabei. Ein etwas komisches Gefühl hatte ich ja schon, als ich mich auf den Weg zur Bühne machte, Kultur auffer Kieler Woche? Das kann nur schief gehen! Aber als wir bei der Bühne ankamen, war es schon ziemlich voll. Zum Großteil Leute, die offensichtlich nur da waren, weil Poetry Slam scheinbar angesagt ist in so Studentenkreisen. Das machte sich dann auch bemerkbar, als ständig bei den dümmlichsten Stellen ganz laut gelacht wurde, nur um zu zeigen, dass man wenigstens diesen Gag verstanden hat. Nico und Moritz schieden leider schon im Halbfinale aus, obwohl sie, wie von mir erwarte, um einiges besser waren als die anderen. Die anderen Slammer waren aber auch nicht viel schlechter und insgesamt hatten die Texte ein echt hohes Niveau. Selbst die Lautstärke des Bayernzeltes konnte übertönt werden. Cool, dass auch mal etwas echt Cooles auf der Kieler Woche stattfinden konnte.
Danach ging’s weiter zur Pumpe (buh!). Ersma rein und gucken, wer da spielt, nur doof, wenn einem der Security sogar die leere Wasserplastikflasche abnimmt. Merke: Ein Idiot in Uniform ist immer noch ein Idiot. Scheißladen! Na ja, die leere Wasserflasche abgegeben und rein. Da spielten dann gerade ASSI Q, die ihre meganervige Version von Asipunk von der Bühne kotzten. Merke: Man kann auch asozial sein, ohne asozial zu sein. Asis mit Niveau, Asis here we go!
Darauf folgten FOLL FIES. Durchschnittlicher Deutschpunk, wie er durchschnittlicher nicht sein kann. Haben aber Gratisbier verteilt, nur Gott weiß, wie sie die Flaschen in die Pumpe bekommen haben.
Egal, darauf folgten die Deathcore-Kiddies von DOMAIN OF DECAY, hat mir ganz gut gefallen. Die Band hat sich seit dem letzten Mal, als ich sie gesehen habe, ordentlich weiterentwickelt. Vielleicht schaffen die Jungs es in der Zukunft ja, auch nicht zwanghaft jedes Klischee zu erfüllen. Was aber die Aktion beim letzten Song mit dem zweiten Sänger, der nicht sang, sondern immer nur sagte: “Kiel, was geht?” und in den letzten drei Sekunden ganz eklig ins Mikro jaulte, sollte, bleibt mir bis heute ein Rätsel. Danach ging’s wieder nach Hause, war ja auch schon spät.
Mittwoch: Natürlich begann auch der Mittwoch mit dem Anschauen von Horrorfilmen. Besondere Aufmerksamkeit sollten wohl “The Crazies” im Original und Remake bekommen.
Abends ging’s in die Pumpe (buh!), wo im roten Salon AFFENMESSERKAMPF spielen sollten. Das Konzert ging erst später los, weil anscheinend gerade irgend so ein Sportevent stattfindet. AFFENMESSERKAMPF legten dann auch gewohnt frisch los und konnten mal wieder überzeugen. Hannes kommentierte selbstkritisch die eigene Leistung mit Aussagen wie: “Das war ja ganz gut!” oder “das fetzt!”. Natürlich wurde auch öfter mal “Ein deutsches Herz hat aufgehört zu schlagen” gespielt und auch der neue zweite Teil dazu. Es gab auch ein Medley der “Top-Hits”. Nico spielte zwischen den Songs auch nur noch Metalriffs, was mich in meiner Annahme, dass Kiel bald 'ne Straight Edge Death Metal Band hat, noch bestärkt. Leider war der Salon ziemlich leer, was wohl an den in der Bude spielenden VALIENT THORR lag. Später erfuhr ich noch, dass die Verstärkung aus Gaarden von brandschatzenden Hooligans aufgehalten wurde.
Da AFFENMESSERKAMPF erst später beginnen konnten, hab ich den Anfang von MOSQUITO JACK verpasst. Doof! MOSQUITO JACK stonerrockten sich ordentlich einen ab. Die fiesen Stechmücken waren auch sehr gut in der Lage die große Pumpen- (buh!) Bühne auszufüllen, was bei soner großen Bühne ja nicht immer einfach ist.
Danach ging ich noch mal in den Keller, wo gerade HARMFUL spielten und zwar Radiorock der eher ordentlichen Sorte. Ganz okay, leider waren da nur noch 3-4 Leutchen anwesend. Schade für die Band.
Oben fingen gerade EXTINCT an, die ich echt um einiges schlechter in Erinnerung hatte. Sehr professionelle Thrash Metal Show. Schön Oldschool, gibbet nichts zu meckern.
Lustig waren auch zwei Hopper, die versuchten, irgendwas zu erreichen (ich kann nur nicht sagen, was, sie sahen nur sehr lächerlich aus, das hat genügt, um mich zu belustigen).
Darauf folgten TYSON, die seit ihrem Release-Gig anscheinend nur noch kostümiert spielen. Wie immer 'ne ordentliche und gut gespielte Show. “Knock Out” und “Social Timebomb” waren wie immer meine Highlights, bei “Anyway” war der klare Gesang irgendwie gar nicht klar, was den Song für mich kaputt gemacht hat, obwohl ich den eh nicht so dolle find.
Es sollten noch LA FRONTERA und die BRAINFUCKERS spielen. Erstere sehe ich mir aus Prinzip nicht an und zweiter nervten mich mit ihrer “Fotzen”-Scheiße mal wieder so derbe, dass ich nach einem Song auch schon wieder ging. Zu Hause wurde aber noch bis um 5 Uhr gerockt, was in Anbetracht der Vorhaben des nächsten Tages nicht unbedingt clever war.
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