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Wilwarin Open-Air 2010 / 4.&5.06.2010 – Ellerdorf - Tag 2

Details

Kategorie: Berichte aus dem Pit

Veröffentlicht: Mittwoch, 16. Juni 2010 00:00

Geschrieben von Ingo K., Katja S., Philipp und Matt. Fotos von Jan M-L

Zugriffe: 5090

Hier des zwote Teil des Patchwork-Berichts vom Wilwarin Open-Air 2010. 

SAMSTACH:

Matt: Da wir ja nur 6 km vom Ellerground entfernt wohnen, gönnten wir uns den Luxus des (seltenen) Standortvorteils und pennten in unseren eigenen vier Wänden, dem „Steinzelt“. Als wir am nächsten Nachmittag zum Ort des Geschehens zurückkehrten, stellten wir fest, dass es noch mehr Menschen geworden waren, mittlerweile war ein weiterer Campingplatz geöffnet, da der ursprüngliche aus allen Nähten platzte. Die Stimmung nach wie vor gut, das Wetter auch, also beste Voraussetzungen für die zweite Runde Wilwarin 2010.

PUNKROCK KARAOKE MIT BULLENSACK:

Ingo: Samstag beginnt die Kassenschicht dann später als geplant und somit kann ich dann noch ein paar Blicke auf die Punkrock-Karaoke mit BULLENSACK werfen. BITE IT, YOU SCUM!!!

Philipp: Der zweite Tag begann mit ‘ner kleenen Enttäuschung: Die angekündigte Duschmöglichkeit war irgendwie doch nicht verfügbar oder kaputt. Ich dusch ja gern ma auf Festivals, auch wenn die meisten das offenbar als abweichendes Verhalten empfinden. Und ich verrat euch eins: Manchmal, da putz ich mir sogar die Zähne!

Matt: Übers Zähneputzen kann man debattieren, aber Alter, duschen auf Festivals geht GAR NICHT! Aber da rede ich mir ja seit mindestens 10 Festivaljahren den Mund fusselig und hatte es eigentlich schon aufgegeben.

Philipp: Aber dieser Wermutstropfen war schnell vergessen, als BULLENSACK zur Karaoke aufriefen! Dremu-LeserInnen wissen Bescheid: Die Gaardener Allstar-Punkermischpoke hatte GastsängerInnen aufgefordert, Wunschsongs zu nennen, welche man denn auch brav üben wollte.

Das Ergebnis laut JoyBoys Dremu-Kommentar:

Bro Hymn (Pennywise)
Asozial, Pöbel und Gesocks (Beck’s Pistols)
Der Countdown läuft (Daily Terror)
Don’t drag me down (Social Distortion)
Attitude (Misfits)
Religion, Deutschland, Karlsquell (Schleim)
Bite it you scum (Mariah Carey)
If the Kids are united (Sham 69)
Greif ein (Dritte Wahl)
ICH SAUF ALLEIN!! (Hammerkopp)
Blitzkrieg Bop (3 tote Typen aus Amerika)
Staatsfeind (Canalterror)
Wie sieht der den aus? (Cotzbrocken)
Teenage Kicks (The Undertones)

BULLENSACK parkten einfach einen Hänger aufm Campingplatz, ließen Schlagwunder Gunnar darauf zocken, der Rest positionierte sich davor auffem Boden. Sofort wurde ein riesiger verfilzter (siehe oben) Mob magnetengleich zum Ort des Geschehens gezogen.  Was dann abging, war einfach nur geil, nur Punk, nur gelebte D.I.Y.-Herrlichkeit. Alle möglichen Asis schnappten sich ein Mike, manchmal eher widerwillig, manchmal als natürliche Selbstdarsteller, manche wurden auch vergeblich in Richtung Mikro geschubst (Streckers Name wurde regelrecht skandiert, doch der Hund zierte sich). Es war völlig egal, ob der jeweilige Sänger einfach 5 x die erste Strophe sang oder nicht wirklich „singen“ konnte, das war einfach eine so ausgelassene Stimmung – bald zischten Bierfontänen, wurde frenetisch „Deutschland muss sterben!“ mitgegrölt usw. Ein irritierender Moment trat ein, als Gunnar urplötzlich zu spielen aufhörte, mit finsterer Miene und ausgestrecktem Zeigefinger auf einen Typen wies. Die Band musste aufhören, guckte sich den vermeintlichen Delinquenten an. Ein Fascho aufm Wilwarin? Da lachte Bocky: „Gunnar, setz ma deine Brille auf!“ Des Rätsels Lösung: Gemeinter Typ hatte ein THOR-STEINAR-Verarsche-Shirt an („THORTEN SCHNEIDER“ mit abgewandeltemSymbol). Sehr schön.

EILTANK

Philipp: Leider zu früh und auf der Hauptbühne konnte man wenig später EILTANK begucken. Die Kölner hatten zum Glück vor kurzem hier bei Dremu eine sehr gutes Review vom ollen El Tofu bekommen (http://mosh.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&task=view&id=2594&Itemid=124), sonst hätten einige wohl diesen Hammer verpasst. Grooviger Crust mit WOLFBRIGADE-Einschlag donnerte da ins Ellerground. Der Sänger war doch sehr agil und rannte so viel hin und her, dass er bald jeden Millimeter vom Bühnenboden berührt hatte. El Tofu hat übrigens Recht, die Platte ist geil und enthält mit „Barricades“, „Inferno“ oder „Aushängeschild“ diverse Knaller, die sowohl live als auch auf Konserve überzeugen. Die Kollegen von ASIFLASH (der Tonträger ist ja ‘ne Split-LP) waren übrigens mitgereist, was ich merkte, als ich mit der frisch abgeernteten Platte in der Hand deren Aussehen lobte (in etwa so: „Geil, ASIFLASH machen ihrem Namen alle Ehre“) und sich ein paar bärtige Typen neben mir empört räusperten…. 

KING PUNISH & THE TRASHCANS

Philipp: Kurzer Blick auf Streckers Ex-Band KING PUNISH & THE TRASHCANS: Launiger Psychobilly/Rockabilly mit Standschlagzeug und einem nicht uncharismatischen Sänger. Besonders letzterer legte sich gut ins Zeug und zog in Sachen Gestik und Mimik alle Register. Keine Ahnung, warum ich die noch nie gesehen hatte, laut Dicki warense bereits mehrfach in der  Bude. Sänger King Punish warf sich auffen Boden, kokettierte mit unschuldigem Augenaufschlag bei kleinen Dramen wie „Bad Bad Boy“ oder „Devil On High Heels“, ja, er kroch gar durch über den staubigen Wilwarinboden…

POWER

Philipp: Nach einer netten Quellung war es irgendwann Zeit für POWER. So geil uneinheitlich kann ‘ne Band gar nicht aussehen. „Normal soll das noch richtig schön!“, hatte sich wohl JoyBoy gedacht und sich in sein kleines Rotes gezwängt, während die Shirts der anderen in allen verfügbaren Komplementärfarben leuchteten.  Und dann… KRACHBUMMPENGZACK! Ja, was war das? POWER haben NOCH einen Zacken draufgelegt und gingen ab, als wär ein liebeskranker Hafenarbeiter hinter ihnen her, dem jemand weisgemacht hatte, die Jungs hätten seine Perle mit auf Tour genommen. Besonders Schreigräte Flexi wirkte noch souveräner als bisher und schrie, schrie, schrie. Scheiße, ich überlege gerade, ob ich das Review verhaltener umformuliere, damit die Jungs nicht wissen, wie geil sie sind und sich weiter verbessern…

FINDUS

Ingo: POWER und SMALL TOWN RIOT fallen dann leider den müden Beinen zum Opfer (Mann bin ich alt!) aber FINDUS können mich für das Verpasste entschädigen: Nichts erwartet, voll überzeugt. Sehr sympathische junge Menschen mit IndiePostPunkWasauchimmer…

P.O.BOX

MAD MONKS

Ingo: P.O. BOX langweilen mit einfallslosem Ska-Punk und da die MAD MONKS in die gleiche Ska-Kerbe hauen also endlich mal Zeit zum rumsitzen und sabbeln, zumindest bis ORANGE GOBLIN anfangen.

ORANGE GOBLIN

Ingo: Die können mit speckigem Heavy Rock überzeugen (Doom ist das irgendwie schon nicht mehr, oder?) und Sänger Ben Ward kommt genauso sympathisch rüber wie er groß ist. Sehr.

Philipp:  Nach einer weiteren netten Quellung gab es Stoner Metal auf die Ohren. Irgendwie hatte ich es geschafft, von der Band lediglich den Namen zu kennen. Bei Stoner weiß man ja nie: Isses so langweiliger Radio-Indie-Scheiß wie QUEENS OF THE STEINDINGENS oder haut der Kram zwischen die Augen? ORANGE GOBLIN brauchte man lediglich zu sehen und alles war gut: So einen Front-Asi –Hünen präsentiert keine Studentenrockcombo: „Are you ready for some Metaaaaal?“ Das wurde ja immer sympathischer! Und der Mob ging drauf ein, drängte sich in Scharen vor die Bühne und wackelte mit den Köppen. Geil! Schön schwer, nicht zu eingängig, manchmal doomig, immer dreckig.

Matt: ORANGE GOBLIN fuhren sowohl soundmäßig als auch optisch (Sänger!) eine echte Wand auf, der unbändigen Energie konnte man sich nicht entziehen. Gesprächsversuche seitens diverser Festivalmitbesucher musste ich leider ein um's andere Mal an mir abperlen lassen (sorry Folks), aber diese Show konnte ich mir nicht entgehen lassen. Ob's nun Metal war oder nicht, sei mal dahingestellt, aber die Briten kamen sehr professionell und schwer daher, ohne den Zwang, das Gaspedal durchdrücken zu müssen. Mächtig!

BERRI TXARRAK

Ingo: Basken stecke ich ja auch gerne in die Tralala-Hopsassa-Ecke (aaah, Vorurteile!!) aber BERRI TXARRAK spielen sehr schönen straighten PunkRock/PostPunk der ordentlich nach vorne los geht. Druck und Melodie geben sich die Klinke in die Hand. Musik die glücklich macht. Schade, dass ich die vor zwei Jahren in der Pumpe verpasst habe.

GROSSSTADTGEFLÜSTER

Ingo: GROSSSTADTGEFLÜSTER machen danach auf der großen Bühne überdrehte Kinder-Musik. Bum Bum aus dem Synthie, Bum Bum vom Schlagzeug und Texte in denen „ficken“ und „Scheiße“ vorkommen. Macht trotzdem sehr viel Spaß, aber ich habe mir ja auch früher Blümchen „Live“ angesehen. Ja, ja, guilty pleasures…

Matt: Ich muss gestehen, ich fand's irgendwie geil. Irgendwo zwischen NDW und Elektrokrams wie DEICHKIND operierend, versprühte die Band (denn das waren sie trotz Elektrogedöns) einfach eine fantastische Spielfreude, und nicht wenigen Besuchern zuckten offenbar die Beine heftigst. Das Ganze war sehr mitreißend. Albern? Na klar, aber wenn man sich selbst nicht so ernst nimmt, geht das schon in Ordnung. Die Sängerin, im Hauptberuf offenbar Flummi tat ihr übriges um die Wilwarin-Meute zur Bewegung zu motivieren und wer sich drauf einlassen konnte, hatte auch Spass. Ist ja irgendwie keine DreMu sagt ihr? Ich zitiere mal flugs SACRED REICH dazu „There's so much beauty for you to chose, so don't just be a metal dude, it's cool, fool!“. (Um Missverständnissen vorzubeugen, noch ein METALLUCIFER Zitat hinterher: „Forever! and never ending in the hell, Heavy Metal is my way!“. Verbietet keinen Blick über den Tellerrand ;).

SCHEISSE MINNELLI

Ingo: SCHEISSE MINELLI sind ja in letzter Zeit ein wenig überpräsent, deshalb nur ein paar Songs aus dem hinteren Bereich gelauscht. So weit ich das überblicken konnte ist nichts kaputt gegangen dieses Mal.

Philipp: Hm, war noch was? Jaaa, scheiße, Mann, UND WIE! Natürlich noch SCHEISSE MINELLI mit dem durchgeknallten Sam. Es brachen alle Dämme und es gab einen Hardcorepit, wie er im Buche steht (z.B.  in Helge Schreibers kommenden „Network OfFriends“… shameless plug…).  DON’T DRINK THE VIPER! Und knall dir die Bierpulle nie nich auffen Schädel. Das machte Sam dieses Mal auch nicht, aber dafür, dass ER heute heil blieb, zerstörte der mit Schaum vorm Mund tobende Mob jegliche Sitzmöglichkeit des Second Ground. Menschen und Sofas wirbelten durch die Luft, Dreck gesellte sich dazu, während SM einen Kracher nach dem anderen rauspumpten (sehr guter Sound, war nicht bei allen Bands so). Ich würd mal ganz nüchtern sagen, dass es derzeit (in Deutschland) keine bessere Live-Hardcoreband gibt, verdammt noch mal. 

SCHEISSE MINELLI feierten diesen Auftritt zu Recht noch ordentlich, und so war es kein Wunder, dass ich Sam beim Morgenkaffee ohne Schlaf und ma richtig fertig aussehend, aber immer noch mit breitem Grinsen antraf…

MOVITS!

Ingo: Die MOVITS! waren ja im aktuellen WILWARIN-Trailer schon für die Titelmelodie verantwortlich. Schöne Swing-Musik mit schwedischem Sprechgesang. Beides passt meiner Meinung nach vom Rhythmus überhaupt nicht zueinander. Wer den abgehackten „Tanzstil“ eines Ian Curtis pflegt kann sich dazu vielleicht bewegen. Der Versuch mit dem Fuß mitzuwippen treibt mich allerdings schon in den Wahnsinn.

Also Feierabend und die Erkenntnis das 6-7stündige Helferschichten + 6-7 Stunden Musik danach mich jedes Jahr ein wenig früher ins Bett treiben. In dem ich übrigens, auch dank Ohrstöpseln, wirklich hervorragend geschlafen habe. Die Nähe zum Familiencamping hat wohl auch dafür gesorgt, von dem viel verschrienen Wacken-Truck war dort jedenfalls nichts zu hören. Bin nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei.

Katja: Insgesamt war die Stimmung auf dem Festival einfach unglaublich! Es ging sehr schnell, einfach nette Leute kennenzulernen und so hatte ich einfach Spaß, obwohl ich allein da war. Wenn es wieder so toll wird, würde ich sofort wieder allein hinfahren und es jedem empfehlen, einfach hinzufahren, auch wenn man alleine hinmuss.

Der Klowagen war eine definitive Bereicherung dieses Jahr, auch wenn es schade war, dass Samstag früh das Duschen leider nicht möglich war. Vorallem weil die Dixies Samstag morgen schon unappetitlich waren und teilweise nicht mehr zu benutzen, warum kann sich sicher jeder selbst vorstellen.

Eine Sache war nur leider nicht so gut wie letztes Jahr. Die schönen, bunten Fäden die extra überall aufgespannt waren, um hübsch auszusehen, waren letztes jahr allesamt beleuchtet mit Schwarzlicht und sahen einfach unglaublich aus. Aber dieses Jahr waren leider nur sehr wenige von den vielen dekorativen Fadengebilden beleuchtet und sahen somit bei Nacht relativ langweilig aus.

Aber alles in allem ein sehr geiles Festival mit super Stimmung.

Matt: Wie jedes Jahr ist das Wilwarin eine Bereicherung des Festivalsommers gewesen und wer sich aus unseren Leserkreisen noch nicht dahin aufgemacht hat, dem ist sowieso nicht zu helfen. Bleibt also nichts zu schreiben als Wilwarin XIV – kommt und guckt – wir werden da sein!

Special Thanks to Jan M-L for se beautiful Pfotos!!

Tag 1 gibt's hier: http://mosh.dremufuestias.de/index.php?option=com_content&task=view&id=2620&Itemid=116

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