DISTURBERS, MOSHROOM, TACKLEBERRY, WASABICORE / 10.02.05 - Vinyl, Kiel

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Tscha, das Vinyl ist zwar nicht gerade das, was ich unter einem angenehmen Laden verstehe, aber auf dieses Konz hatte ich mich dann doch sehr gefreut. Bereits der Flyer verkündete unter dem Slogan „Stoner meets Hardcore“ einen bunten Abend an, der dann aber noch wesentlich krassere Stilunterschiede aufbot, als hier und da erwartet. Warum nich? Lustig war allein schon, was für unterschiedliche Gruppierungen sich da vereinigten – die üblichen Gaardener Punx, die Asis von den Rockin’ Nightmares, irgendwelche Stoner-Zottels, vom Schicksal hineingespülte Zufallsgäste und auch viele Gesichter, die zumindest ich noch nie auf ’nem Konzi gesehen hatte. Ganz klar, dass letztere Gruppe zum großen Teil zum Freundeskreis der ersten Band gehörten – WASABICORE. Die hatten nämlich heute ihren zweiten Gig und da sind natürlich alle Kumpels mit enthusiastischer Unterstützung am Start. Wieder mal eine junge Band, die verdammt fit auf ihren Instrumenten war! Stilistisch haben die sich allerdings noch nicht so richtig gefunden, ich würde jedenfalls meinen Arsch darauf verwetten, dass in der Band JEDER seine LIFE OF AGONY-Scheiben rauf- und runtergedudelt hat. Der Sänger hatte diesen Gesangsstil auch recht gut drauf und schmetterte diverse nette Melodien ins Rund. War ansonsten auch ein lustiger Vogel, der in Jackett und mit Hut Geschichten aus dem Dschungel erzählte, seine Mitstreiter gleich dreimal vorstellte und sich über die insgesamt guten Resonanzen freute.

Nun aber TACKLEBERRY! Scheiße, was ein Brett! Sind die etwa noch kompromissloser geworden oder haben die schon letztes Mal so dermaßen geil losgeprügelt? Das kam so locker aus dem Bauch, wirkte so im positivsten Sinne „true“, dass man den Jungs eigentlich gar nicht sagen darf, wie klasse sie sind... Nachher werden dat noch eingebildete Spacken, die sich in sich selbst verlieben, he he. Nee, aber was mir echt so gut gefällt an TACKLEBERRY ist u.A. ihre Weigerung, so metalcoremäßige Gesangsmelodien einzubauen, obwohl rein instrumental schon mal „ruhigere“ Passagen gespielt werden! Stattdessen schreit Hannes lieber doppelt so heftig, und wenn er nich schreit, grunzt oder kreischt er... Nicht zu vergessen die Bonmots zwischen den Songs, halt „amtliche Ansagen und sinnloses Gebrüll!“ (Gitarrist Olli)... Die vier Schergen schredderten, was das Zeug hielt, ein Gastsänger brüllte einen Song mit Hannes im Duett, wieder fiel das sehr tighte Drumming auf, Gitarre hätte gern noch LAUTER sein können, trotzdem grandios, grandios. „Unchained“ wurde von Basser Max mit dem Singsang „Ich seh es klar und deutlich – dat is nu all in Mors – ich schmeiß die Schlüssel wech – ich fahr mein’ eigenen Kurs“ (oder so ähnlich) eingeläutet, der programmatisch für den Weg der eigenen Band stehen möge! ...AND THE LOSERS WIN IT ALL SOMEDAY...
Kleine Anekdote am Rande: Wenn man die URL tackleberry.de eingibt, erscheint irgend so ein EDV-Unternehmen, weswegen TACKLEBERRY sich wohl die URL www.tacklebeTTy.de geschnappt haben...
UND sie hatten übrigens ein Demo am Start, welches man anner Garderobe gleich zusammen mit einem DISTURBERS-Demo UND einer Soli-CD für antifaschistische Aktionen für insgesamt 7,- Euro oder so einsacken konnte! Auf der Homepage kann mich sich die vier Songs des Demos auch runtersaugen (zusätzlich mit den schön betitelten „Albert Schweitzers Paradise“ und „The Problem Is An Egoist)“, aber für so was bin ich viiiiel zu faul.

Mit Stonerrrock kann ich generell nicht so bannig viel anfangen, aber MOSHROOM verfielen zum Glück nicht in so einschläfernde Endlosriffs. War insgesamt schön flott und mit recht viel Bewegung, besonders der Sänger sprang motivierend durch die Gegend und schüttelte seine Dreads (die oben erwähnte Gruppe der Zottels erklärte sich allein schon durch die Anwesenheit dieser Band, sind doch gleich DREI der vier mit derartiger Frisur gesegnet...). Da stieg auch der Bewegungsfaktor im Publikum, das trotz der vorgerückten Uhrzeit immer noch recht zahlreich vertreten war. MOSHROOM erinnerten hier und da an BLACK SABBATH, was nie verkehrt sein kann, streuten auch mal härtere Passagen ein, der Sänger schmetterte meist in dunklem Jim Morrison/Danzig-Timbre, unterbrochen aber auch mal durch Geschrei. Jo, und wenn ich jetzt nicht mehr dazu schreibe, dann nur, weil mir nicht mehr dazu einfällt...

Mit den DISTURBERS gingen natürlich wieder alte Bekannte auf die nicht vorhandene Bühne, dat soll hier gar nicht verschwiegen werden. Ich liebe diese speckigen, dreckigen Typen, also erwartet gar nicht erst ein objektives Review... Die DISTURBERS sind offenbar gerade auf intensiver Kiel-Tour und dabei CHAOS-CONTROL das Wasser als häufigst in Kiel spielende Kieler Punk-Band abzulaufen, was aber der Begeisterung keinen Abbruch tat. Drummer Kelling (O-Ton eines Besuchers neben mir: „Der Typ is dat geilste an der Band“) holzte ordentlich los und peitschte die ganze Bande durch ein ungehobelt-punkiges Set. Sir G.B. „ich trage lieber enge T-Shirts, da fällt die Plautze nicht so auf“ Glace kloppte sich elegant das Mikro vor die Stirn, pöbelte gegen Stonerrock und SANG auch noch! Da ließen Bierspritzer und Pogo nicht auf sich warten, wär sicherlich auch noch mehr abgegangen, wenn man nicht als letztes gezockt hätte, aber nu, irgendwer muss ja nu mal zum Schluss spielen. Da ich jetzt das Demo habe, kann ich sogar mit Titeln prahlen, gespielt wurden u.a. „Real Liar“, „Media Got Paid“, „I Don’t Agree“ sowie diverse Cover, z.B. mal wieder GANG GREENs „Alcohol“ und STIFF LITTLE FINGERS’, letzteres völlig geil von Kelling gegrölt! Nachdem der letzte Ton verklungen war, verweilte die Begeisterung, doch die heimische Matratze rief, schließlich blieben nur noch wenige Stunden Schlaf, also AB und gute Nacht.

http://wasabicore.de/
www.tacklebetty.de
http://www.mo-shroom.com/
http://www.disturbers.de/
- Beitrag von: Philipp
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