AEBA, DRAUTRAN, GUM-HEN / 28.01.05 - Pumpe, Kiel

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Ausgerechnet Mrs. Fiend, die mit solcher Musik gar nicht so viel anfangen kann, machte mich kurzfristig auf dieses Konz aufmerksam. Ich hätte es doch glatt VERGESSEN, obwohl ich es vor einigen Wochen selber auf dieser Seite angekündigt und mich drauf gefreut hatte!! Da hat mich doch mein allwissender Kalender im Stich gelassen, auf dem ich sonst immer akribisch jedes relevante Ereignis festhalte. Was hätte ich mich geärgert, wenn ich das verpasst hätte, denn gerade bei DRAUTRAN weiß man nie so recht, ob’s vielleicht das letzte Mal ist, schockieren die Jungs ihre Anhänger doch ständig mit der am Horizont dräuenden Auflösung... Voll war es im Roten Salon, obwohl nicht viel Werbung mittels Flyer oder Plakaten stattgefunden hatte. Reicht es mittlerweile aus, sich auf das Internet zu verlassen? Egal, als Veranstalter würde ich trotzdem immer plakatieren gehen – macht doch Spaß! An dieser Stelle schnell ein Prosit an alle wilden Plakatierer und dann komme ich schon zu GUM-HEN:

Diese Band war mir bisher lediglich durch ihren etwas seltsamen Namen aufgefallen, konnte mich aber gleich mit knalligem Death/Thrash/Grindcore überzeugen. Schön fix alles, der Sänger röhrte und grunzte, was das Zeug hielt und vor allem merkte man, dass die Band verdammt viel Spaß an der Sache hatte. Da saß nicht jeder Ton, an Bewegung auffer Bühne mangelte es auch noch, aber wat nicht ist, kann ja noch werden. Außerdem schafften die Jungs es, während des Gigs ein Snarefell, eine Basssaite UND eine Gitarrensaite zu zerholzen und das ist auch schon ein Show-Element für sich gewesen... Trotzdem ließen sie sich nicht den Spaß vermiesen, selbst nicht, als sich noch das Backdrop und die Monitor-Boxen verabschiedeten! Grind ist, wenn man trotzdem moscht! Später am Tresen eröffneten mir die sympathischen Holsteiner, dass sie eigentlich eine Hardcore-Band seien und unterstrichen ihre Aussage mit einem spontan gegrölten „Gotta Go!“ (Agnostic Front)...

Nun waren DRAUTRAN an der Reihe und waren meine Erwartungen aufgrund der bisherigen ausnahmslos geilen Gigs bereits hoch, so wurden sie heute dennoch übertroffen. Es stimmte einfach alles! Der Sound war schädelspaltend (hätte mich vielleicht aber auch nicht direkt vor die linke P.A.-Box stellen sollen) und die Songs boten eine Atmosphäre, für die viele Bands dieses Genres töten würden. Da fühlte ich mich doch geistig glatt auf einen zerklüfteten Bergkamm versetzt, vor mir die stürmisch brandende See, in der einen Hand dat Schwert, in der anderen – wichtig – den dicken Humpen Met. Und dann das Erscheinungsbild der siebenköpfigen Truppe (heute übrigens am Keyboard durch Magnus von EUSOPHOBIA verstärkt)! Da hat das Glück oder das Schicksal mal ein paar bärtige/langhaarige Bastarde zusammengewürfelt, die geradezu dazu geboren sind, unter dem Banner Viking Black Metal zusammen zu musizieren. Egal, ob sie bereits bekannte Songs wie „Die Walstatt Svolder“ oder brandneue Dinger von der kommenden Scheibe (bereits fast fertig aufgenommen – jubel!) zockten – alles wurde tight auf den Punkt geballert und von massivem Headbanging auf und vor der Bühne begleitet. Nicht hoch genug kann man den Jungs die Aufforderung anrechnen, es am nächsten Tag den Nazis zu zeigen: „Es kann keine Toleranz für Nazis geben! Zeigt den Ratten, was ihr von ihnen haltet!“.

Hatten DRAUTRAN bereits erwähnt, um was es ihnen heute hauptsächlich gehe – nämlich Spaß – hatten AEBA offenbar erst Recht vor, diese Maxime zu erfüllen. Bewaffnet mit Bier und Leidenschaft knallten die vier Reiter der Apokalypse ihre Songs den Horden in extrem rauen Versionen um die wackligen Rüben. Sänger/Gitarrist Isegrim hatte keinen Bock irgendein Image zu vertreten: „Ihr kennt mich eh alle, da brauch ich gar nicht erst einen auf böse machen, wa?“ Gut so, denn auch wenn es möglicherweise irgendwelche mit runtergezogenen Mundwinkeln in den Ecken rumlungernden Vertreter der Kein-Spaß-im-Black-Metal-Fraktion anders gesehen haben mögen, so war das Gros der Anwesenden doch ebenso auf Lärm, Bier und Lebensfreude fixiert. Verstärker aufgerissen, die Äxte geschwungen und die Stimmbänder wund gekreischt – that’s the spirit! Geboten wurde vor allem Stoff der letzten beiden Platten „Shemhamforash – das Hasses Antlitz“ und „Rebellion – Edens Asche“, aber ältere Songs wurden gewürdigt, wie z.B. „Gottesmord“ vom Debut. Ich hatte mich gegen Ende der Show gerade in ein Gespräch vertieft und bekam daher den Anfang des folgenden Dramas nicht mit, wurde aber plötzlich einer Pause auf der Bühne gewahr. War der Bass defekt oder hatte sich die Band alkoholbedingt verspielt? Jedenfalls verließ Basser Exul sichtlich genervt die Bühne und Kollege Schattensturm verkündete schon das Ende des Gigs. Da war jedoch Isegrim ganz anderer Meinung: „He, ICH bin hier der SCHEFF! Rülps. Wir spielen weiter, ey! Ja, was guckt ihr so? Glaubt ihr MIR oder diesem Halunken hier?“. Ich krieg den O-Ton nicht mehr hin, aber das Wortgefecht zwischen Isegrim und Schattensturm war Black Metal-Comedy pur. Nicht böse gemeint – ich glaub, alle fühlten sich prächtig unterhalten – nur Drummer Infernal Desaster nicht, der packte seine Sticks und stampfte schnaubend aus der Halle. Tscha, so war der Gig dann doch zu Ende, aber es wurde noch zur Party geladen, ordentlich Metal vom Plattenteller, Klönschnack und es durfte sogar getanzt werden. Gelungener Abend!
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www.aeba.de - Beitrag von: Philipp
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